Peter Engler, CEO Lenzerheide Bergbahnen AG, im Interview
Interview von Robert Jakob
Moneycab: Herr Engler, Sommer hui, Winter pfui. Der letzte war jedenfalls der zweitschlechteste in der Geschichte der Lenzerheide Bergbahnen wegen Schneemangels. Reichen die zusätzlichen Wasserquellen für die Beschneiungsanlagen?
Peter Engler: Ja, wir konnten bereits mit der technischen Beschneiung beginnen und stellen fest, dass wir zurzeit genügend Überlaufwasser erhalten und die kalten Stunden nutzen, um Schnee zu produzieren.
Der Schneefall Mitte November stimmt jedenfalls optimistisch. Der dürfte ja auch schon mal die Reservoirs füllen, oder?
Wir konnten in der ersten Novemberwoche täglich gegen 20 Stunden schneien, wobei wir pro Sekunde etwa 650 Liter Wasser verarbeiteten. Da nun der jährliche Föhneinbruch eingetroffen ist, sind wir optimistisch, dass nach der Föhnphase der grosse Schneefall einsetzen wird.
Das Co-Marketing Arosa-Lenzerheide ist in vollem Gange. Was sind denn die grössten Herausforderungen, wenn es darum geht, so eigenständige Charakterdestinationen wie Arosa und die Heide unter einen Hut zu bringen?
Die Zusammenarbeit sei es im touristischen wie auch Bergbahnen-Bereich funktioniert einwandfrei; die grössten Hemmnisse kommen von aussen, wo man noch nicht überall die gleiche Denkhaltung aufweist und so Ängste auftauchen, dass die eine oder andere Destination nicht gleich behandelt wird.
Werden denn die Budgets genau 1 zu 1 geteilt?
Ja, der gemeinsame Marketingpool wird von allen vier Gesellschaften, sprich Bergbahnen und Tourismusorganisationen gleich getragen.
«Die ganz grossen Investitionen wurden ja in den letzten Jahren erfolgreich abgearbeitet. Jetzt geht es ein wenig ruhiger an.»
Peter Engler, CEO Lenzerheide Bergbahnen AG
Der Neubau der Motta-Hütte auf 2‘325 m ü.M. erfolgt neu erst im Sommer 2017. So dringend kann es also nicht sein?
Doch, die Mottahütte hätte von Seiten der kantonalen Behörden bereits vor drei Jahren umgebaut werden müssen. Auf Grund des schlechten Geschäftsverlaufes im Winter 15/16 haben wir, nach Rücksprache mit dem Kanton, den Bau um ein Jahr verschieben können. Das neue Baugesuch ist nun in Bearbeitung, und die Bauarbeiten beginnen am Osterdienstag, 18. April 2017, direkt nach der Schliessung des Winterbetriebes.
Das Eigenkapital ist letztes Jahr unter 35 Prozent gefallen. Ist das der Grund?
Ja, auf Grund der grossen Investitionen in den letzten Jahren, alles in allem circa 80 Millionen Franken, ist die Eigenkapitalquote gesunken, und wir haben in diesem Sommer die technische Beschneiung nach Churwalden – das sind Kosten von 5 Millionen – vorgezogen. Die ganz grossen Investitionen wurden ja in den letzten Jahren erfolgreich abgearbeitet. Jetzt geht es ein wenig ruhiger an.
Was wird denn aus langfristiger Optik das nächste Grossprojekt werden?
Nach dem Neubau der Mottahütte werden wir uns auf die Konsolidierung des Geschäftes konzentrieren. Grössere Investitionen sind im Mittelfristplan frühestens auf das Geschäftsjahr 2020/21 vorgesehen. Hier geht es dann um die Ersatzanlagen für die Skilifte Valbella und Proschieri.
Welche Ersatzinvestitionen in der Infrastruktur sind neben dem Ersatz der Zubringerlifte Valbella sowie Proschieri mittelfristig unausweichlich, und wie teuer wird das?
Diese beiden Anlagen sind die wichtigsten. Zusätzlich prüfen wir die Möglichkeit die Skilifte Scharmoin und Crapa Grossa durch eine kompakte Sesselbahn zu ersetzen, dies aber frühestens in sechs bis sieben Jahren. Die Investitionen belaufen sich je nach Anlagesystem auf 6 bis 8 Millionen Franken.
«Wir wollen den Sommeranteil weiter steigern, die Pläne für den Ausbau der Wander- und Bikewege sind bereits in den Bewilligungsabläufen»
Die langfristigen Finanzverpflichtungen machen konstant 20 Millionen Franken aus. Gäbe es nicht die Möglichkeit, jetzt noch schnell eine Anleihe zu emittieren, um sich die günstigen Zinssätze zu sichern, oder ist die Lenzerheide Bergbahnen AG dafür doch etwas zu klein?
Wir haben in unserem Finanzplan die Eckpunkte abgesteckt und von Seiten des Verwaltungsrates entschieden, dass wir keine zusätzlichen Aktienkapital-Erhöhungen oder Finanzanleihen angehen.
Eine Erhöhung Ihres Cashflows wäre aber wichtig, um die Investitionskraft zu stärken. Welche Ideen liegen in der Schublade?
Hier wollen wir den Sommeranteil weiter steigern, die Pläne für den Ausbau der Wander- und Bikewege sind bereits in den Bewilligungsabläufen. Im Winterbereich setzen wir vor allem auf die weichen Faktoren, sprich neue Zahlungsformen, Zutrittsmöglichkeiten und Gäste-Convenience.
Die Mountainbiker haben ja im letzten Sommer ordentlich für Umsatz gesorgt. Wieviel von den etwa 7 Prozent, die der Sommerverkehrsertrag insgesamt ausmacht, entfällt denn auf diese?
Wir haben dies in den letzten Jahren überprüft und kommen heute auf einen Anteil von circa 50 Prozent Bike-Gäste. Dies hilft uns das Sommergeschäft mit total 10 Anlagen in der Region Arosa/Lenzerheide aufrecht zu erhalten.
Erstmals seit 2005 schrieben Sie letztes Jahr rote Zahlen, und zum ersten Mal gab es auch keine Dividende. Wagen Sie schon eine Prognose für das Jahr 2016/2017?
Nein, obwohl wir wiederum einen neuen Sommerrekord erzielten und der Vorverkauf gleich wie im Vorjahr aufgefallen ist, sind die Winterumsätze der Lebensnerv, und so sehen wir frühestens nach den Feiertagen wohin die Tendenz läuft.
Zur Person:
Peter Engler, geboren am 11. April 1962, ist verheiratet und hat vier Kinder und zwei Enkelkinder. Zuerst absolvierte er eine Lehre als Mechaniker und besuchte anschliessend die Abendhandelsschule in St. Gallen. Nach Fernstudium in Betriebsökonomie ist er seit über 27 Jahren im Tourismus tätig, zunächst 10 Jahre bei Davos Tourismus als Betriebsleiter des Sportzentrums Davos anschliessend wechselte er zu den damaligen Parsenn- und Pischabahnen als Leiter Administration. Nach der Fusion der Bergbahnen in Davos wurde er Leiter Logistik der Davos Klosters Bergbahnen und führte im Mandat die Bergbahnen Pischa AG sowie die Bergbahnen Rinerhorn AG als VR-Präsident. Vor vier Jahren begann Engler bei den Lenzerheide Bergbahnen AG als Leiter Administration und Stv. CEO; seit dem 1. Juli 2015 amtet er als CEO. Gleichzeitig ist Peter Engler Mitglied des Graubündner Grossen Rates.
Zum Unternehmen:
Aus der Fusion der Lenzerheide Bergbahnen Danis Stätz AG und der Rothornbahn & Scalottas AG entstand 2005 die Lenzerheide Bergbahnen AG. Heute gilt das Sommer- und Wintersportregion im Verbund mit Arosa als führendes Alpin-Sportgebiet und die Nr. 1 Bike-Destination der Schweiz. Die Aktien der Lenzerheide Bergbahnen AG werden otc gehandelt, beispielsweise bei der Zürcher Kantonalbank.