Peter Schildknecht, Vorsitzender der Gruppenleitung CPH Chemie + Papier Holding AG, im Interview
von Bob Buchheit
Moneycab.com: Herr Schildknecht, hat sich durch das Horten von WC-Papier in der Coronakrise etwas für die Perlen Papier AG geändert?
Peter Schildknecht: Nein, von dieser Zusatznachfrage konnten wir leider nicht profitieren, wir stellen Zeitungsdruck- und Magazinpapiere her und sind nicht im Bereich der Hygienepapiere tätig.
Seit zwei Jahren betreibt die CPH ja doch mit APS (Altpapier Service Schweiz) das Beschaffen, Sortieren und Handeln von Altpapier? Sind Nachfrage und Angebot auf dem Papiermarkt jetzt halbwegs im Lot?
In der Tat haben sich 2019 die Altpapierpreise aufgrund des Überangebotes nach unten entwickelt. Seit der Corona-Pandemie sind hingegen die Preise wieder gestiegen, da die Sammeltätigkeit in den Gemeinden eingeschränkt war. Es fiel auch weniger gewerbliches Altpapier an, da viele Mitarbeitende nicht in den Büros, sondern im Home Office gearbeitet haben.
«Seit Corona sind die Preise für Altpapier wieder gestiegen.»
Peter Schildknecht, Vorsitzender der Gruppenleitung CPH Chemie + Papier Holding AG
Sinkende Altpapier- und vor allem Energiekosten heben wenigstens die Marge von Perlen. Wird sich das auch im 2020 fortsetzen?
Auf der Energieseite dürfte es tatsächlich weitere Entlastungen geben. Allerdings sind vor allem die fossilen Brennstoffe günstiger geworden, von denen wir weitgehend weggekommen sind. Wir beziehen vor allem Strom und Dampf als Energieträger und stellen dadurch unser Papier in Perlen nahezu CO2-neutral her. Was die Marge im Papierbereich hingegen belastet, sind die markant tieferen Papierpreise aufgrund der eingebrochenen Papiernachfrage.
Im Bereich Chemie machten sich bereits im letzten Geschäftsjahr konjunkturelle Bremsspuren bemerkbar. Generell wird aber im Verlauf des Jahres in der europäischen Chemiebranche das Verlassen der Talsohle erwartet. Sehen Sie das auch so?
2020 dürfte das BIP in Europa zurückgehen und auch für die USA sehen die Prognosen nicht sonderlich erfreulich aus. Insbesondere die Nachfrage aus dem Energiesektor ist nach dem Einbruch des Ölpreises schwach. Wir sehen allgemein eine grosse Zurückhaltung bei den Investitionen, und es wird sicher länger dauern, bis die Wirtschaft wieder auf das Vor-Corona-Niveau zurückkehrt. Erfreuliche Marktentwicklungen sehen wir hingegen im Bereich des medizinischen Sauerstoffs. Die Nachfrage ist nicht zuletzt aufgrund der Pandemie stark gestiegen.
«Erfreuliche Marktentwicklungen sehen wir im Bereich des medizinischen Sauerstoffs. Die Nachfrage ist nicht zuletzt aufgrund der Pandemie stark.»
Seit bald fünf Jahren verfügt Zeochem in China über eine eigene Produktions- und Vertriebsgesellschaft. Haben Sie dort überhaupt während der Coronakrise einen kleinen Durchhänger verspürt?
Insgesamt konnten wir aufgrund der Corona-Massnahmen bei Zeochem in China während rund einem Monat nicht produzieren. Wir haben aber die Kapazitäten rasch wieder hochgefahren und die Auswirkungen auf die Produktion waren überschaubar.
Die Produkte von Zeochem kommen vor allem zur Reinigung von gasförmigen Substanzen im Industriemassstab zum Einsatz. Sie entfernen unter anderem unerwünschte Stoffe wie Kohlendioxid oder Schwefel aus Erdgas oder Ethanol. Hilft Ihnen auch der Green Deal beim Wachstum?
Ja, das hilft natürlich. Die Stoffe, die wir mit unseren Molekularsieben entfernen, gelangen nicht in die Atmosphäre und unterstützen das Ziel einer sauberen Luft. Sie ermöglichen beispielsweise den Einsatz des erneuerbaren Energieträgers Ethanol als Treibstoff.
In den letzten fünf Jahren stieg der Anteil der Bereiche Chemie und Verpackung von 36 auf 44 Prozent. Wann sind es 50%?
Das hängt natürlich von mehreren Faktoren ab, doch sollte es nicht mehr so viel Zeit benötigen, bis die 50%-Marke erreicht beziehungsweise übertroffen wird.
Erstmals seit der Börsenkotierung der CPH-Aktie weist die Gruppe eine zweistellige EBIT-Marge von 10.8 Prozent aus. Kann die hochmargige Verpackungsdivision diese zweistellige Marge für die Gesamtgruppe stabilisieren?
Der Bereich Verpackung macht etwa ein Drittel des Geschäftes der Gruppe aus, der Bereich Papier hingegen mehr als die Hälfte. Die Marge des Bereichs Verpackung wirkt zwar stabilisierend, aber der Geschäftsverlauf des Bereichs Papier dominiert weiterhin noch das Gesamtergebnis, wenn auch nicht mehr so stark, wie in den vergangenen Jahren.
«Brasilien hat ein sehr hohes Potenzial, und man sollte sich nicht zu stark von den momentanen Schlagzeilen rund um die politische Führung beirren lassen.»
Während die Wachstumsraten für Blisterverpackungen in Europa bei rund fünf Prozent liegen, erreicht Perlen Packaging in Asien und Lateinamerika doppelt so hohe Zuwachsraten. In Brasilien lief es dank Ihrer Mehrheitsbeteiligung am brasilianischen Vertriebspartner Sekoya sogar noch besser. Wird es jetzt für Sie in Lateinamerika schwieriger?
Verpackung hat insgesamt vom Aufschwung der Pharmabranche in der Corona-Krise profitiert. Corona hat uns zudem einen Schub im Produktionswerk in China beschert. In Lateinamerika wollen wir ebenfalls weiter expandieren. Allein Brasilien hat ein sehr hohes Potenzial und man sollte sich nicht zu stark von den momentanen Schlagzeilen rund um die politische Führung beirren lassen.
Die Sanierung des Seegrundes vor dem ehemaligen Betriebsareal der CPH-Gruppe in Uetikon kommt nun um einiges günstiger als erwartet. Wird 2020 allein dadurch ein Rekordjahr?
2020 wird leider kein Rekordjahr werden. Der Bereich Verpackung läuft zwar sehr erfreulich, aber Chemie und vor allem der Papier spüren den konjunkturellen Rückgang deutlich. Vorerst scheint die Pandemie im Griff zu sein, aber wir sind noch weit von einer Normalisierung entfernt. Eine Prognose für den weiteren Jahresverlauf ist daher zurzeit wirklich kaum möglich.