Peter Ulber, CEO Panalpina
Peter Ulber, CEO Panalpina. (Foto: Panalpina)
von Bob Buchheit
Moneycab: Herr Ulber, die Weltwirtschaft scheint wieder Tritt zu fassen. Wo merkt Panalpina das am meisten?
Peter Ulber: Eigentlich in allen Märkten, aber man kann sicher noch nicht von einem richtigen Aufschwung reden.
Die Transportraten gemessen am Baltic Dry Index haben sich vom Tiefpunkt entfernt. Das spürt Panalpina bereits auf der Kostenseite. Mit wie vielen Monaten Verzögerung lassen sich diese Kosten weitergeben?
Die Raten in der Seefracht bleiben volatil. 2013 fluktuierten die Raten bei den Asien-Europa-Verkehren für einen 20-Fuss-Container um mehr als 1000 Dollar. Grundsätzlich ist es unsere Aufgabe, diese Situation im Sinne der Kunden zu managen. Wir tun dies zunehmend mit indexgebundenen Verträgen. Diese laufen über ein Jahr oder auch länger. Die Raten werden dabei nach einem im Voraus vereinbarten Mechanismus und Rhythmus entsprechend dem Index angepasst. Das ist eine faire Lösung, die sich weiter durchsetzen wird.
Im Schifftransport ist Panalpina noch stark auf Europa ausgerichtet. Wo akquiriert ihre Sales Force aussereuropäisch am stärksten?
In den USA. Allerdings bauen wir zunehmend zusätzliche Verkaufsstrukturen in Asien auf. Die grösste Handelsroute der Welt ist die innerasiatische. Da steckt noch sehr viel Potenzial.
Nun transportiert Panalpina ja hauptsächlich Spezial- und keine Massengüter, aber warum sind sie in der Luftfracht, ihrem dicksten Standbein, bei Mode und verderblichen Verbrauchsgütern eher unterrepräsentiert?
Das sehe ich nicht so. In beiden Bereichen wachsen wir überdurchschnittlich schnell. Der Modebereich macht immerhin knapp 10 Prozent unserer Luftfrachtvolumen aus. Für die Luftfracht sind vor allem hochwertige Marken interessant, weil für sie der schnelle Marktzugang und damit die Umsatzmaximierung besonders wichtig sind. Hier liegt unser Fokus, aber wir sehen natürlich auch bei den weniger hochwertigen Marken Wachstumspotenzial. Mode ist saisonal, neue Trends und Designs sind schnell überholt. Die Branche ist auf zeitgenaue Lieferungen an die Konsumenten angewiesen. Das Geschäft mit verderblichen Gütern ist für uns komplementär, vor allem auf der Süd-Nord-Achse. Wir fliegen beispielsweise Öl- und Gas-Infrastruktur nach Afrika und beladen das Flugzeug auf dem Rückflug mit Blumen.
«Für die Luftfracht sind vor allem hochwertige Marken interessant, weil für sie der schnelle Marktzugang und damit die Umsatzmaximierung besonders wichtig sind.»
Peter Ulber, CEO Panalpina
Panalpina will das SAP Transportation Management System bis 2016 voll implementiert haben. Haben Sie da keine Angst? Viele Leute stossen ja bei der Implementierung umfangreicher Betriebssoftware auf unerwartete Schwierigkeiten…
Natürlich sind solche Projekte nicht ohne Schwierigkeiten abzuwickeln. Darauf sind wir vorbereitet.Wir arbeiten heute schon in einer Reihe von Ländern erfolgreich mit der neuen Software.
Solche integrierten Managementsysteme werden auch deshalb so wichtig, weil die rechtlichen Auflagen immer höher werden. Die Amerikaner etwa verlangen mittlerweile, dass in den Häfen, wo Güter für die USA verladen werden, alles durchleuchtet wird. Wie sehr belastet so etwas die Marge?
Die Marge wird davon nicht belastet, weil solche Kosten von unseren Kunden in Form von Sicherheitsgebühren absorbiert werden müssen. Das Problem besteht somit eher darin, dass der administrative Aufwand mit jeder zusätzlichen Gebühr zu- und die Transparenz dafür abnimmt. Das kann zur paradoxen Situation führen, dass die Gebühren zusammen am Ende teurer ausfallen als die eigentlichen Transportkosten. Das ist uns und unseren Kunden ein Dorn im Auge.
«Die Klagen in den USA haben die Branche insgesamt getroffen, nicht nur Panalpina.»
Die Klagewut der Amerikaner hat Panalpina in der Vergangenheit viel Geld gekostet. Wo lauern sonst noch Gefahren im nordamerikanischen Markt?
Die Klagen in den USA haben die Branche insgesamt getroffen, nicht nur Panalpina. Wir sind froh, dass dieses Kapitel für uns nun abgeschlossen ist und wir uns wieder voll auf unser Geschäft konzentrieren können. Wir glauben weiterhin an diesen Markt und werden unsere Aktivitäten dort ausbauen.
Die seit 2007 deutlich gefallene EBIT-Marge konnte Panalpina jüngst wieder steigern. Wann wird sie wieder deutlich zweistellig?
Es gibt noch viel zu tun. Wir schaffen dafür die nötige finanzielle Transparenz und werden systematisch an der Marge arbeiten. Einen Zeitpunkt zu nennen, ist jedoch zu früh.
Auch Panalpina setzt voll auf die Schwellenländer. 21 Prozent des Umsatzes wird mit Asien gemacht. Grosses Potenzial sehen sie im innerasiatischen Lufttransport. Mit welcher Wachstumsrate rechnen sie da?
Wir rechnen für den innerasiatischen Luftfrachtmarkt mit Wachstumsraten von deutlich über 10 Prozent.
Im dritten Quartal ging vor allem in der Logistiksparte der Bruttogewinn um 14% auf 113 Mio CHF hoch. Die massgeschneiderten Kundendienste laufen hervorragend. Welches sind denn die neusten Trends bei den Logistikendkunden?
Den Trend haben Sie in der Frage schon genannt. Es geht darum, auf Kunden abgestimmte Lösungen zu entwickeln: One size does not fit all! In diesem Bereich ist Panalpina gut aufgestellt. Ziel ist es, für unsere Kunden echten Mehrwert zu schaffen. Wir tun dies beispielsweise mit Logistics Manufacturing Services sehr erfolgreich für ein bekanntes Telekommunikationsunternehmen. In Südamerika hat man uns die letzten Produktionsschritte von Basisstationen für die Mobiltelefonie anvertraut. Das Besondere daran ist, dass wir nicht nur die Arbeitskräfte zur Verfügung stellen, sondern den ganzen Produktionsprozess steuern. Der Kunde muss nur noch eine Bestellung aufgeben. Wir kümmern uns dann um den Rest, von der Planung bis hin zur Qualitätskontrolle. Es ist das erste Mal, dass ein Telekommunikationsunternehmen diese Art von Arbeit an ein Unternehmen wie uns auslagert. Es ist dabei gelungen, den Produktionsprozess viel effizienter zu gestalten.
«Es geht darum, auf Kunden abgestimmte Lösungen zu entwickeln: One size does not fit all!»
Seit ihrem Amtsantritt hat sich die Panalpina-Aktie ja quasi verdoppelt. Das erleichtert sicher ihre Position auf den Kapitalmärkten, oder?
Der Aktienmarkt folgt seinen eigenen Gesetzen. Unsere Aufgabe ist es, konsequent an der Performance der Firma zu arbeiten und dem Markt gegenüber offen und transparent aufzutreten.
2014 wollen Sie bestenfalls opportunistisch akquirieren, aber ab 2015 sind M&A-Aktivitäten geplant. Wie könnten diese aussehen?
Akquisitionen sollte man aus einer Position der Stärke tätigen. Wir haben da noch einiges zu tun. Mögliche M&A-Aktivitäten in der Zukunft werden in erster Linie darauf fokussiert sein, unsere Kernkompetenz weiter zu verstärken.
Zur Person:
Peter Ulber, deutscher Staatsbürger, kam im Juni 2013 als Präsident und CEO zu Panalpina. Nach Abschluss seiner Studien an der Hochschule für Logistik, Spedition und Verkehrswesen in Hamburg war Ulber von 1985 bis 2011 in verschiedenen Führungsfunktionen für Kuehne + Nagel in Europa sowie in Nord- und Südamerika tätig. Er leitete sowohl den See- als auch den Luftfrachtbereich und trug die Verantwortung für die gesamte Verkaufsorganisation. Im Jahr 2008 trat er der Konzernleitung bei. Mit einer Reihe strategischer Akquisitionen von Kuehne + Nagel war er zudem stark an der Expansion des Unternehmens in Europa, Asien und Amerika beteiligt.
Zum Unternehmen:
Panalpina bietet Supply-Chain-Lösungen. Das Unternehmen kombiniert seine Kernprodukte Luftfracht, Seefracht und Logistik zu global integrierten, massgeschneiderten End-to-End-Lösungen. Mit fundierten Branchenkenntnissen und kundenspezifischen IT-Systemen kann Panalpina selbst auf die komplexesten Bedürfnisse ihrer Kunden und deren Lieferketten eingehen. Die Panalpina-Gruppe betreibt ein weltweites Netzwerk mit rund 500 eigenen Geschäftsstellen in mehr als 70 Ländern und arbeitet in weiteren 90 Ländern mit Partnern zusammen. Panalpina beschäftigt weltweit rund 16‘000 Mitarbeitende.