Von Helmuth Fuchs

Im Interview nimmt Philipp Rösler, Geschäftsführer World Economic Forum (WEF), Stellung

  • zur Kritik am WEF

„Wir hatten eine grossartige und historische Rede des chinesischen Präsidenten. Ein klares Plädoyer für den freien Welthandel, offene Märkte und fairen Wettbewerb.“

«Neben den den technischen Themen war es, so glaub ich, rund herum ein grosser Erfolg.»

  • zum Niedergang der Liberalen und Aufstieg der Rechten

„So viele Premierminister oder Regierungschefs wie heute hatten die Liberalen weltweit noch nie.“

«Unser Ansatz ist, zu sagen: Es gibt keine schlichten, einfachen Antworten auf komplexe Fragen. Deswegen sollte man alle Beteiligten zusammen holen, um auf komplexe Fragen die richtigen Antworten zu finden, auch wenn die selber wieder komplex sein sollten.»

  • zu den Chancen und Risiken der Digitalisierung

„Keine Frage, es gibt Herausforderungen. Aber die kann man bewältigen. Entscheidend ist, dass wir die Menschen vernünftig darauf vorbereiten, im Sinne einer guten Bildung und Ausbildung.“

«Es ist Zeit, dass sich nicht nur die Wirtschaft (für das Thema Digitalisierung) engagiert, sondern genau so auch die Bildungspolitik.»

  • zur Teilhabe der Bevölkerung an der Digitalisierung

„Es gilt für die Digitalisierung, aber auch für die gesamte übrige Wirtschaft ganz allgemein: Teilhabe ist entscheidend für die Akzeptant von Marktwirtschaft. “

„Wir haben uns seit mehreren Jahren mit dem Thema «inclusive growth» beschäftigt: Wie können möglichst viele am Wirtschaftswachstum teil haben, wie kann das, was erwirtschaftet wird, gerecht verteilt werden und wie können wir die nächste Generation darauf vorbereiten, dass sie den Herausforderungen begegnen zu können?“

  • zur Partnerschaft zwischen dem WEF und digitalswitzerland

„Die Idee von digitalswitzerland, das Unternehmertum, das es schon gibt in der Schweiz, in das digitale Zeitalter zu übersetzen, finden wir vom WEF faszinierend“

  • zur Relevanz des WEFs für die junge Generation

«Wir haben Formate wie das Open Forum, wo wir fast nur junge Leute, Studierende aus allen Teilen der Welt und natürlich auch der Schweiz, zu Gast haben.»

„Wir haben wahnsinnig dynamische junge Leute, «global shapers», von denen mehr als 200 in Davos dabei waren. Die haben sich darüber Gedanken gemacht, wie sie das eigene Land gestalten müssen, um im Zeitalter der vierten industriellen Revolution erfolgreich sein zu können.“

  • dazu, wieso die Steuerzahler das WEF unterstützen sollen

„Es treffen sich Wirtschaftsführer genauso wie Politiker, aber auch Zivilgesellschaften. Ein Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren Vertreter der Zivilgesellschaft.“

“Das WEF ist ein Aushängeschild auch für die Schweiz. Wenn ein chinesischer Präsident zu Besuch kommt und alles reibungslos funktioniert, unterstreicht das zum einen die Perfektion der Schweizer Organisation, zum anderen bringen diese Menschen auch viel Kaufkraft ein.”

  • zu nachhaltigen und konkreten Ergebnissen des WEFs

„Wir haben nicht nur das grosse Jahrestreffen in Davos. Wir haben gleichzeitig fünf bis sechs Mal kleinere Treffen überall in der Welt. Dort werden die Dinge, die man in Davos vereinbart hat ganz konkret umgesetzt. Zum Beispiel haben wir eine Initiative, die heisst “Grow Africa”, wo wir inzwischen 10 Millionen Kleinbauern erreicht haben, um nachhaltige Landwirtschaft dort mit zu vermitteln. “

„Wir sind kein Talkshop, sondern ein Workshop.“

  • zur den aufkommenden isolationistischen Tendenzen

„Viele in der Welt haben erkannt, wie wichtig das Zusammengehen von klassischer Industrie und neuer Technologie ist. Damit können sie Entwicklungssprünge machen, die über das reine normale Entwickeln hinausgehen. Dazu gehört globale Zusammenarbeit, aber auch die eigene Offenheit vor Ort, solche Technologien anzunehmen und in die eigene Arbeitswelt zu integrieren.“

  • zu zwei Wünschen

„Ich hoffe, dass digitalswitzerland weiterhin Erfolg haben wird, gerade für den Standort Schweiz.“

„Dass die Menschen den Wert darin erkennen, zusammen zu kommen.“

Der Gesprächspartner:
Philipp Rösler (geboren am 24. Februar 1973) ist ein ehemaliger deutscher Politiker der FDP. Von 2009 bis 2011 war er Bundesminister für Gesundheit und von Mai 2011 bis zum 17. Dezember 2013 Bundesminister für Wirtschaft und Technologie. Zudem war er von Mai 2011 bis Dezember 2013 Bundesvorsitzender der FDP und deutscher Vizekanzler. Seit dem 20. Februar 2014 ist er ein Geschäftsführer und Vorstandsmitglied der Stiftung World Economic Forum in Cologny in der Schweiz. Er ist zudem Vorstandsmitglied von digitalswitzerland.


Das Interview entstand anlässlich des WorldWebForums 2017