Ramon Werner, CEO BP (Switzerland) AG
Ramon Werner, CEO BP (Switzerland) AG.
Von Radovan Milanovic
Moneycab: Was ist der neueste Stand der Dinge des Ölunglücks im Golf von Mexiko?
Ramon Werner: So ein Unfall hätte nie geschehen dürfen – und vor allem darf sich so etwas nie mehr wiederholen.
«Inzwischen sind über 97 Prozent der Gewässer von den US-Behörden wieder für die Fischerei freigegeben worden, und die Touristen sind an die Strände zurückgekehrt.»
Auch wenn das Bohrloch seit dem 15. Juli 2010 verschlossen ist, geht unser Einsatz in der Golfregion weiter: Mehr als 48 000 Hilfskräfte, 6000 Schiffe und 120 Flugzeuge wurden eingesetzt, um das Wasser und die Küsten zu säubern. Inzwischen sind über 97 Prozent der Gewässer von den US-Behörden wieder für die Fischerei freigegeben worden, und die Touristen sind an die Strände zurückgekehrt. Wir haben 500 Mio. USD bereitgestellt, um mit Wissenschaftlern die möglichen Auswirkungen des Ölunfalls auf Umwelt und Gesundheit zu erforschen. Zusätzlich hat die BP Gruppe einen unabhängigen Fonds mit 20 Mrd. USD eingerichtet, um Umweltschäden zu beheben und rechtmässige Schadenersatzforderungen zu begleichen – einschliesslich der Einkommensverluste, die die betroffenen Menschen erlitten haben.
Ebenfalls haben zwei unabhängige Untersuchungsberichte BP entlastet, bewusst unverantwortliche Risiken eingegangen zu sein, um Kosten zu sparen sowie alleine schuldig an dem Unglück zu sein. Vielmehr war es eine Verkettung von Umständen und beteiligten Firmen, die zum Unglück geführt haben. Die Untersuchungen sind aber noch nicht abgeschlossen, und wir müssen auf deren Schlussberichte warten.
Die gesicherten Ergebnisse und unsere bisherigen Erkenntnisse werden aber bereits heute eingesetzt und mit den relevanten Unternehmen, Regierungen und Behörden geteilt. Damit wollen wir sicherstellen, dass wir zukünftig solche schrecklichen Unfälle verhindern können.
Inwiefern beeinflusst dieses Ereignis die Tochter BP Schweiz?
Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BP Schweiz sind betroffen. Gemäss den Umfrageergebnissen hat das Ganze auch einen negativen Einfluss auf unser Image in der Schweiz. Rückgänge an der Tankstelle sind indes nicht messbar. Dieses Resultat hat uns natürlich positiv überrascht und spricht für den guten Service an der Tankstelle.
Im Bewusstsein der Bevölkerung nimmt das Thema Biotreibstoffe einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Bis heute haben die Biotreibstoffe der ersten Generation keinen richtigen Durchbruch gebracht. Sind dabei Erdölfirmen wie BP nicht ganz unschuldig? Liegen solche Substitutions-Energieträger eigentlich im Interesse von Erdölförderern?
Aber sicher! Das Thema Umwelt und Klimaschutz ist so wichtig wie wohl kaum jemals zuvor. Die gängige Annahme ist, dass der Klimawandel durch den Menschen mitbeeinflusst wird. Wenn wir so weiter machen wie bisher, dann könnte die Menschheit in nicht allzu ferner Zukunft vor erheblichen Problemen stehen. Um die Ziele des Umweltschutzes und insbesondere der CO2-Reduzierung zu erreichen, braucht es auch in der Treibstoffentwicklung neue Ansätze. Langfristige Ziele sind dabei auch, Treib- und Brennstoffe so effizient wie möglich einzusetzen, die Abhängigkeit vom Rohöl zu reduzieren und gleichzeitig eine langfristige Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Da steht BP voll dahinter und sucht nach Lösungen.
«Bei der berechtigten Diskussion um neue Antriebstechnologien, die Benzin- und Dieselmotoren ersetzen sollen, bin ich jedoch davon überzeugt, dass der Verbrennungsmotor in den nächsten Dekaden die wesentliche Antriebsquelle bleiben wird.»
Die beiden heute im Wesentlichen verfügbaren Biokomponenten der ersten Generation – FAME (Fettsäuremethylester) als Diesel- sowie Ethanol als Benzin-Ergänzung – leisten bereits ihren Beitrag zur Senkung der Emissionen. Doch sowohl die Leistungsfähigkeit der Zusätze als auch die Produktionskapazitäten sind begrenzt. Ich sehe zwei Herausforderungen: Es sollte sichergestellt werden, dass die Verwendung von Biokomponenten im Treibstoff nicht in direkter Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion steht und sozial verträglich ist. Weiter gilt es zu beachten, dass Biotreibstoffe nicht zwingend umweltfreundlicher sind als fossile Treibstoffe. Es gibt bei den meisten den Konflikt zwischen der Minimierung der Treibhausgasemissionen und einer positiven ökologischen Gesamtbilanz. Daher gelten in der Schweiz strenge Kriterien für die Steuererleichterung von Biotreibstoffen, wo nachgewiesen werden muss, dass die Umweltgesamtbilanz positiv ist sowie die Biotreibstoffe sozialverträglich angebaut wurden. Das limitiert aber die Möglichkeiten, Biotreibstoffe in die Schweiz zu vernünftigen Kosten einzuführen. Dies ist mit ein Grund, warum es auch kein flächendeckendes Treibstoffangebot mit Biokomponenten gibt.
Bei der berechtigten Diskussion um neue Antriebstechnologien, die Benzin- und Dieselmotoren ersetzen sollen, bin ich jedoch davon überzeugt, dass der Verbrennungsmotor in den nächsten Dekaden die wesentliche Antriebsquelle bleiben wird. Dazu gehört aber auch die Beimischung von Biokomponenten. Doch einen echten Technologiesprung und eine erheblich verbesserte CO2-Bilanz versprechen erst Biotreibstoffe der zweiten Generation.
«Echte Innovation steckt in den Biotreibstoffen der zweiten Generation, die nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen, die einen besseren CO2-Fussabdruck haben als derzeitige Biotreibstoffe und die auch für moderne Motoren geeignet sind.»
Wie sieht es mit den Biotreibstoffen der zweiten Generation aus, also den Treibstoffen, die aus Nebenprodukten der Land- und Forstwirtschaften gewonnen werden?
Die anwendungstechnischen Vorbehalte gegen Biotreibstoffe der ersten Generation sind bei denen der zweiten Generation nicht zu befürchten. Zudem weisen sie noch weitere Vorteile hinsichtlich der CO2-Einsparung auf – und sie stehen, je nach Produktionsverfahren, nicht in direkter Konkurrenz zur Nahrungsmittelerzeugung. Ihre Herstellung in industriellen Massstäben ist allerdings noch nicht ausgereift. Echte Innovation steckt somit in den Biotreibstoffen der zweiten Generation, die nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen, die einen besseren CO2-Fussabdruck haben als derzeitige Biotreibstoffe und die auch für moderne Motoren geeignet sind.
Wir beschäftigen uns mit der Herstellung von Ethanol und Butanol aus Lignocellulose. Ferner mit der Herstellung von Diesel aus Zuckerrohr und/oder Lignocellulose. Mit diesen Massnahmen lassen sich gegenüber fossilem Benzin CO2-Einsparungen von 80 bis 90 Prozent erzielen. Sie brauchen allerdings noch ihre Zeit. Die grosstechnische Herstellung ist noch nicht entwickelt.
«Eine Prognose über die Marktdurchdringung durch Elektrofahrzeuge ist im Augenblick mit vielen Unsicherheiten behaftet. Die Batterietechnologie sowie die Stromherkunft sind dabei die Schlüsselfaktoren. Tankstellen werden weiter eine wichtige Rolle spielen.»
Vor allem in den industrialisierten Ländern steigt das Interesse für Elektrofahrzeuge, was sicher nicht im Sinne von Gesellschaften wie BP sein kann, da diese Fahrzeuge keine fossilen Energieträger benötigen …
Die Elektromobilität kann durchaus Chancen haben – nicht als Allheilmittel, so wie sie leider oft immer wieder dargestellt wird, aber als Teil des künftigen Treibstoffmix, zum Beispiel im innerstädtischen Verkehr bei Hybridfahrzeugen. Doch dafür müssen wir kritische Punkte beim Namen nennen und wichtige Fragen klären:
Da sind zunächst die Kosten. Die Batterien sind noch viel zu teuer. Eine geringe Anzahl von Fahrzeugen kann staatlich unterstützt werden – aber nicht die Masse.
«Es spricht aber viel dafür, dass auf lange Sicht – sagen wir in 40 bis 50 Jahren – die erneuerbaren Energien eine grosse Rolle spielen werden.»
Entscheidend ist ferner, woher der Strom für die Elektrofahrzeuge kommt. Wenn dieser in Kohlekraftwerken hergestellt wird, haben wir mehr CO2-Ausstoss als bei einem effizienten Fahrzeug mit Verbrennungsmotor und Biotreibstoffbeimischung. In der Schweiz haben wir heute schon 130 Gramm CO2 in einem Kilowatt Strom – hauptsächlich, weil wir den Strom aus deutschen Kohlekraftwerken importieren. Die Reichweiten sind zu gering, die Ladezeiten zu hoch. Bei der gegenwärtigen Ladetechnik werden mehrere Stunden benötigt. Tankstellen mit Schnell-Aufladestationen können hier bestenfalls ein Zusatzangebot für Ausnahmesituationen sein. Die Ladetechnik der Zukunft ist aber noch offen. BP sieht sich derzeit in einer Lernphase, in der die Entwicklung aktiv beobachtet wird. Auch beim Fahrzeuggewicht brauchen wir Fortschritt. Wussten Sie, dass heutzutage 180 Kilogramm Batterien so viel Energie liefern wie 5 Liter Benzin?
Verfügbarkeit: Wir müssen auch über die langfristige Verfügbarkeit der für Batterien notwendigen Rohstoffe Lithium und die Seltenen Erden sprechen. Diese sind nämlich vor allem in Bolivien und China vorhanden und müssten importiert werden. Hier entstehen neue Abhängigkeiten von politisch schwierigen Ländern, ohne dass wir wissen, wie und ob die Versorgung langfristig funktioniert – und zu welchen Preisen.
Wir stellen also Fragen und versuchen zu verstehen, welche Geschäftsmodelle hier entstehen. Geschäftsmodelle auch für uns, denn beim Thema «Batterie aufladen» oder auch «Batteriewechsel» bieten sich Optionen für unser Tankstellennetz. Wir sind übrigens aktuell an 2 grossen Pilotprojekten in den USA und in Grossbritannien beteiligt.
Fazit: Eine Prognose über die Marktdurchdringung durch Elektrofahrzeuge ist im Augenblick mit vielen Unsicherheiten behaftet. Die Batterietechnologie sowie die Stromherkunft sind dabei die Schlüsselfaktoren. Tankstellen werden weiter eine wichtige Rolle spielen. Denn herkömmliche Fahrzeuge werden noch in den kommenden Dekaden mit Diesel und Benzin betankt werden, und Hybridfahrzeuge benötigen ebenfalls klassischen Treibstoff.
Welche Szenarien sehen Sie als global tätiger Erdölförderer in Bezug auf den Oil-Peak mittel- und langfristig?
Sicher wird das Erdölzeitalter eines Tages zu Ende sein. Wann dies sein wird, kann derzeit aber niemand zuverlässig sagen. Und es wird wohl kaum von den Ölreserven abhängen. Jedenfalls sind wir davon noch sehr weit entfernt. Es spricht aber viel dafür, dass auf lange Sicht – sagen wir in 40 bis 50 Jahren – die erneuerbaren Energien eine grosse Rolle spielen werden. Und in diesem Segment ist BP sehr aktiv und investiert viel in die Forschung: in die Wind- und Solarenergie, die Wasserstofftechnologie und in Biotreibstoffe.
In den letzten 150 Jahren hat die Menschheit etwa 1 Billion Fass Öl verbraucht, 1 Billion Fass Reserven liegen im Boden und von einer weiteren Billion wissen wir definitiv, dass es sie gibt. Das Ende von Öl aufgrund geologischer Verknappung widerspricht den Tatsachen. Die Probleme der Förderung liegen nicht unter, sondern über der Erde, nämlich im beschränkten Zugang zu Ölfördergebieten – also im Politischen.
BPs Management gab 2005 bekannt, in den nächsten 10 Jahren bis 8 Mrd. USD in alternative Energien zu investieren. Doch im Februar 2009 kündigte der Konzern an, in London, der Konzernzentrale, das Geschäft mit erneuerbarer Energie zu schliessen. Zu Beginn des Jahres 2010 sprach BP anderseits davon, im laufenden Jahr 1 Mrd. USD für diesen Zweck bereitzustellen. Ein Widerspruch?
Wir haben 2009 nur ein Büro in London geschlossen. BP hat seit 2005 circa 4 Mrd. USD in neue Technologien investiert bei den alternativen Energien wie Biotreibstoffe, Wind- und Solarenergie, Wasserstoff beziehungsweise CCS (Carbon Capture & Storage). Dazu gehören Projekte wie beispielsweise Windfarmen in Kansas, Indiana oder South Dakota. Oder Solarprojekte in Europa, Australien, im Mittleren Osten und in den USA. Damit sind wir im Zeitplan: Denn bis ins Jahr 2015 werden wir die 8 Mrd. USD erreicht haben.
Was sind die neuesten Trends bezüglich der Produktion alternativer Energien?
In Zukunft wird es viel leistungsfähigere Solarzellen geben. BP hat einen neuen Prozess zur Herstellung von Mono2TM-Silikon entwickelt. Solarzellen aus diesem Material produzieren 5 bis 8 Prozent mehr Energie als herkömmliche Produkte.
Weiter haben wir grosse Erwartungen in die Technologie Carbon Capture and Storage (CCS). Bereits heute sind wir in der Lage, das bei der Verbrennung von fossilen Treibstoffen in Kraftwerken und Industrieanlagen entstehende CO2 aufzufangen und zwischenzulagern, bis es an geeigneten Orten in die Erde zurückgepumpt werden kann. Dies sind vorzugsweise Sandsteinschichten, wie sie vor allem in den USA, Nordwesteuropa und China weitverbreitet sind – Länder mit hohen CO2-Emissionen. Diese Technologie ermöglicht es uns, sogar noch einen Schritt weiterzugehen: In Abu Dhabi beispielsweise ist BP an einer Anlage beteiligt, die Erdgas in die Bestandteile Wasserstoff und CO2 trennt. Während der Wasserstoff für die Gewinnung von sauberer Energie weiterverwendet wird, wird das CO2 aufgefangen und wiederum unterirdisch deponiert. Mit dieser Anlage alleine werden jährlich 1,7 Mio. Tonnen CO2 von der Atmosphäre ferngehalten.
Tätigen Sie in der Schweiz auch Investitionen in alternative Energien oder deren Produktion?
Wir haben in der Schweiz 11 Tankstellen mit Solardächern, bei denen der gewonnene Strom zum Betrieb der Tankstelle verwendet wird. Zudem ist Erdgas an 25 Tankstellen in unserem Netz verfügbar. Aber unsere Haupttätigkeit in der Schweiz besteht im Handel mit Mineralölprodukten.
Im schweizerischen Tankstellennetz fällt Coop durch eine aggressive Expansionsstrategie auf, während sich Migrol, Shell und BP eher passiv auf ihre bisherigen Standorte konzentrieren. Sehen Sie diese Vorgehensweise als Teil Ihrer Geschäftspolitik?
Wir haben in der Schweiz eine der höchsten Tankstellendichten in ganz Europa. Insofern ist es nicht unsere Strategie, neue Tankstellen im grossen Umfang aufzustellen. Ich glaube auch, dass zurzeit Überkapazitäten im Tankstellen- und Shopgeschäft geschaffen werden. Da ist es nicht sinnvoll, einfach blind weitere Tankstellen aufzustellen. Wir fokussieren uns deshalb einerseits auf den Ausbau und die Verbesserung heutiger Standorte sowie die Übernahme von bestehenden Tankstellen. Zum Beispiel haben wir in den letzten 2 Jahren über 50 Standorte mit unserem «Wild Bean Café» ausgerüstet. Sie bekommen dort die leckersten Sandwiches – immer frisch zubereitet – und den besten Kaffee im Schweizer Markt.
Wie wollen Sie unter diesen Gegebenheiten wachsen?
Wir wachsen auf drei Ebenen: Einerseits im Handel mit Treib- und Brennstoffen, wo wir unsere Position mit den starken Raffinerien in Deutschland in den vergangenen Jahren signifikant ausgebaut haben. Andererseits durch unser starkes Angebot im Shop und vor allem im «Wild Bean Café». Die hervorragende Qualität, die frischen Brötchen und den feinen Kaffee bekommen Sie nur bei uns. Das schätzen unsere Kunden sehr, und das führt zu hohen Wachstumsraten. Und natürlich auch mit unseren Premium-Treibstoffen der Marke «Ultimate». Seit der Einführung im Jahr 2007 liegen die Zuwachsraten über unseren Erwartungen. Und ich kann Ihnen hier verraten, dass ein weiterer Entwicklungsschritt in diesem Bereich bereits getan ist und kurz vor der Lancierung steht. Es bleibt spannend.
«Ich gehe ferner davon aus, dass der Treibstoffmarkt aufgrund des niedrigeren Verbrauchs unserer Fahrzeuge in den kommenden Jahren zwischen 1 und 2 Prozent zurückgehen wird. Das bedeutet weniger Absatz pro Tankstelle und daher noch mehr Wettbewerbsdruck.»
Wie haben sich die Marktanteile im schweizerischen Erdölmarkt in den vergangenen Jahren entwickelt?
Einerseits haben wir unsere Position als Heizöl- und Treibstofflieferant signifikant ausgebaut. Wenn Sie hier den Tankstellenmarkt sowie den Handelsbereich anschauen, so ist BP führend. Andererseits hat Coop durch neue Standorte Marktanteil gewonnen, und auch Migrol und Shell haben eine Zusammenarbeit umgesetzt. Das zeigt auch, dass nur diejenigen längerfristig im Markt bestehen können, die ein bestehendes Angebot effizient umsetzen. Ich gehe ferner davon aus, dass der Treibstoffmarkt aufgrund des niedrigeren Verbrauchs unserer Fahrzeuge in den kommenden Jahren zwischen 1 und 2 Prozent zurückgehen wird. Das bedeutet weniger Absatz pro Tankstelle und daher noch mehr Wettbewerbsdruck. Erfolgreich bestehen wird daher nur, wer ein attraktives Angebot bietet und dieses auch hoch effizient umsetzen kann. Ich erwarte deshalb weitere Kooperationen und Zusammenschlüsse im Markt.
Was sind Ihre mittel- und langfristigen Strategien in der Schweiz?
Es gibt vier Elemente, die für unsere Wachstumsstrategie zentral sind:
– Wir bauen unsere starke Position als zuverlässigen Lieferanten mit eigenen Raffinerien in Deutschland und Holland im Grosshandelsgeschäft aus.
– Im Tankstellenbereich werden wir durch unsere Kompetenz und dem Einsatz neuster Technologie bei den Treibstoffen weiter auf den bestehenden «Ultimate»-Premium-Produkten aufbauen.
– Unsere «Wild Bean Cafés» sowie unser Shopangebot werden wir auch weiter an bestehenden Tankstellen verfügbar machen.
– Mit einer sehr effizienten und motivierten Organisation stellen wir sicher, dass wir im starken Wettbewerbsumfeld unseren Ertrag ausbauen.
Damit bin ich überzeugt, dass wir zu den Gewinnern im Markt gehören.
BP Aktien gaben im Zuge der Ereignisse im Golf von Mexiko innert 2 Monaten über 50 % an Wert nach, haben jedoch in der Zwischenzeit über 60 % zugelegt. Mit welchen Massnahmen wollen Sie das Vertrauen der Investoren wieder gewinnen?
Wie jedes andere Unternehmen sind auch wir auf das Vertrauen der Gesellschaft angewiesen. Deshalb müssen uns die Menschen wieder glauben, dass wir unser Risikomanagement im Griff haben. Der BP Vorstand und das Management werden sicherstellen, dass wir aus den gemachten Erfahrungen lernen, diese dann auch umsetzen, und dass wir unser Risikomanagement nach und nach auf branchenführendes Niveau heben werden. Eine positive Entwicklung durch den Unfall ist ein deutlicher und nachhaltiger Quantensprung in der branchenweiten Vorbereitung auf derartige Vorfälle. Das heisst, wir verdanken ihm viele neue – oft unter Druck und aus der Not heraus entwickelte – Erfahrungen, Anlagen und Techniken zur Eindämmung und Versiegelung eines Lecks.
Aktuell stellen wir eine umfangreiche neue Sicherheitsdivision auf, die sämtliche Unternehmensaktivitäten überwacht und die zum direkten Eingriff autorisiert ist. In dieser neuen Division arbeiten eigene, projektunabhängige Experten, die Mitsprache- und Vetorecht bei sämtlichen technischen Aktivitäten haben. Parallel dazu wird unser Upstream umstrukturiert und in 3 funktionelle Divisionen aufgeteilt: Exploration, Development und Production. Langfristig erwarten wir uns davon die Förderung und Entwicklung von Spezialwissen sowie mehr Transparenz und klarere Verantwortlichkeiten im Risikomanagement.
Der Gesprächspartner:
Herr Ramon Werner ist Betriebsökonom HWV; geb. 1969; verheiratet hat 3 Kinder und besitzt die Schweizerische Staatsbürgerschaft. Seit Januar 2007 bekleidete er die Ämter CEO und Delegierter des Verwaltungsrates bei BP (Switzerland) AG, Zug. Bei BP London war er von September 2005 bis Dezember 2006 Director Communication & Engagement für das Segment Refining & Marketing. Davor, von Mai 2004 bis Aug. 2005 Group Vice President Advisor; verantwortlich für die Einführung der neuen Refining & Marketing-Organisation und das Delegationssystem. Von Juni 2001 bis September 2003 führte er als Channel Manager Lubricants das Schmiergeschäft für europäisch Tankstellen bei BP Deutschland, Hamburg
Das Unternehmen:
BP (Switzerland) AG zählt 130 Mitarbeitenden und ist eine Tochtergesellschaft der internationalen BP Gruppe, einer der grössten Energiekonzerne der Welt. Die Geschäftstätigkeit besteht vorwiegend im Handel mit Mineralölprodukten. Daher umfassen die Marktaktivitäten nebst dem Vertrieb von Treib- und Schmierstoffen über das eigene Tankstellennetz auch das Geschäft mit Heizöl und Flugtreibstoff sowie die Bereiche Versorgung und Logistik. BP verfügt über eine Schweizer Verkaufsschiene für BP Solarprodukte. Das Tankstellennetz umfasst über 400 Stationen, davon haben deren 170 einen Convenience-Store.
One thought on “Ramon Werner, CEO BP (Switzerland) AG”
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Das ist genau das, was ich zu zum Thema Treibstofflieferant gesucht habe. Ich werde es mit meinem Bruder besprechen, der auch viel über dieses Thema weiß. Mal sehen, ob er mir noch mehr Tipps geben kann!