René Koller, Direktor Bergbahnen Sörenberg AG, im Interview

René Koller, Direktor Bergbahnen Sörenberg AG, im Interview
René Koller, Direktor der Bergbahnen Sörenberg AG. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Koller, der Kanton Luzern war besonders streng, was die Coronamassnahmen im letzten Winter betraf. Wird jetzt alles besser?

René Koller: Das ist meine grosse Hoffnung. Der Verband Seilbahnen Schweiz ist derzeit in Gesprächen mit dem Bund. Das Ziel muss sein, eine schweizweit einheitliche Lösung zu erarbeiten, damit es nicht wieder einen Flickenteppich gibt. Bei einer einheitlichen Lösung besteht weniger Gefahr einer Wettbewerbsverzerrung oder Benachteiligung einzelner Regionen. Das oberste Gebot ist, die Rückkehr zu Normalität, alles andere verursacht hohe Einbussen für die ganze Branche.

Sörenberg ist ja nicht Ischgl. Da sollten sich die Sicherheitskonzepte ja problemlos durchsetzen lassen, oder?

Grundsätzlich findet der Skisport im Freien statt. Unsere Problematik bei einer Zertifikatspflicht sind die vielen Zugangsmöglichkeiten ins Skigebiet. Zudem können auch Winterwanderer, Schneeschuhläufer oder Langläufer ungehindert ins Gebiet kommen. Grundsätzlich haben wir bereits im letzten Winter bewiesen, dass unser Schutzkonzept einwandfrei funktioniert hat und die Disziplin der Gäste sehr hoch war. Wir werden, sobald die Entscheide gefällt sind, eine Lösung bereithalten.

«Grundsätzlich haben wir bereits im letzten Winter bewiesen, dass unser Schutzkonzept einwandfrei funktioniert hat und die Disziplin der Gäste sehr hoch war.»
René Koller, Direktor Bergbahnen Sörenberg

Beim Projekt Rothorn Retrofit ist mittlerweile die Baubewilligung eingetroffen. Gibt es da jetzt Feinabstimmungen wegen der sanitären Weltkrise?

Die Planung verläuft termingerecht. Die Finanzierung ist nach wie vor gesichert. Die Gespräche mit den Banken sind erfolgreich verlaufen. Erste Vorarbeiten an den Stützenfundamenten werden dieses Jahr noch in Angriff genommen. Im 2022 werden die Strecke (Fundamente und Stützen) sowie Arbeiten an der Talstation realisiert, und im 2023 erfolgt der Abbau der alten Bahn und die Montage der neuen Luftseilbahn. Die Eröffnung ist im Dezember 2023 geplant.

Wieso wurde im gerade abgeschlossenen Geschäftsjahr von der degressiven auf die lineare Abschreibung umgestellt?

Diese Umstellung hat der Verwaltungsrat schon länger beschlossen und der Zeitpunkt hat nichts mit der aktuellen angespannten finanziellen Situation aufgrund COVID-19 zu tun.

Der Grosse Moorrundweg konnte am 11. Juli planmässig eröffnet werden. Was wird es in Zukunft noch für Nichtsportler geben?

Neu eröffnet haben wir neben dem grossen Moorrundweg auch den Fototrail am Brienzer Rothorn «sponsored by» Raiffeisen. Dort gibt es sechs spannende Fotoposten für Kreative auszuprobieren. Ob mit Kamera oder Smartphone, mithilfe verschiedener Gadgets und einem Booklet mit viel Inspiration, Tipps, Tricks sowie verschiedenen Aufgaben, gelingen bestimmt einzigartige Erinnerungsstücke. Auf die Besucher wartet nebst der Steinbockschaukel eine atemberaubende Aussicht vom höchsten Luzerner, ein Herzrahmen für Herz-über-Kopf-Momente, ein Sprungposten für Überflieger-Fotos, ein Spiegelschrank sowie eine Lichtinszenierung im Verbindungstunnel Eisee. Zudem bietet Sörenberg eine Vielzahl an einfachen Spazier- und Wandermöglichkeiten für «jedermann/-frau» und kulinarische Rundreisen.

Und wieviel bringt die Zusammenarbeit mit der UNESCO Biosphäre Entlebuch?

Wir sehen die Nähe zur Biosphäre als grosse Chance. Das Thema Nachhaltigkeit, die Nachverfolgbarkeit der Produkte und Produzenten sowie die grossartige Landschaft sehen wir klar als Vorteil für einen naturverbundenen Tourismus. Mit der Annahme der Rothenthurm-Initiative standen plötzlich zwei Drittel der Fläche der Gemeinde Flühli-Sörenberg von einem Tag auf den anderen unter Moorschutz. Mit der Eröffnung vom Mooraculum im Jahre 2013 und dessen Weiterentwicklung sowie der Neu-Eröffnung vom grossen Moorrundweg im 2021 nahmen wir das Thema Moor/Moorschutz auf. Es geht dabei um die Vermittlung von Wissen auf spielerische Art und Weise.

«Wir sehen die Nähe zur zur UNESCO Bisophäre Entlebuch als grosse Chance.»

Wildcampieren soll zurückgebunden werden. Gilt das auch im Sommer auf den Höhenmatten der Vorgipfel?

COVID-19 hat in der Schweiz einen richtigen Wohnmobil-Boom ausgelöst. Im letzten Jahr waren sozusagen alle Flächen mit Wohnmobilen «überstellt» wie Zufahrten, Ausstellplätze, Strasse in Richtung Glaubenbielen oder Salwiden, was uns dazu bewegt hat, einen temporären Wohnmobilstellplatz auf einem unserer Parkplätze einzurichten. Aktuell bieten wir 20 Stellplätze inklusive Strom und einer WC-Anlage an der Talstation der Sesselbahn Sörenberg Platz an. Die Gäste schätzen dieses Angebot sehr und die Nachfrage ist gross. Im Moment ist ein Baugesuch bei der Gemeinde Flühli Sörenberg für die Installation eines fixen Wohnmobilstellplatzes hängig.

Die Gastronomie verlor letztes Jahr über die Hälfte des Umsatzes. Wie lässt sich der jetzt mit 2- oder 3-G noch planen?

Welche Regelungen in den Skigebieten kommen, ist aktuell noch unsicher. Der Verband Seilbahnen Schweiz ist in Gesprächen mit dem Bund. Das Ziel muss es wie erwähnt sein, eine schweizweit einheitliche Lösung zu erarbeiten. Die Planung ist aufgrund der bestehenden Unsicherheit schwierig, jedoch sind wir überzeugt, dass eine 2- oder 3-G Auflage zu Umsatzverlusten führen wird. Sowohl beim Skibetrieb als auch in den eigenen fünf Bergrestaurants. Wieso überhaupt Zertifikationspflicht? Der Sport findet im Freien statt. Wie im Sommer besteht doch beim Wandern auch keine Zertifikationspflicht! Masken tragen analog dem ÖV und die Regelung für die Gastronomie besteht ja bereits. Unter dem Motto «Die Schweiz fährt Ski» verfolgen wir das Ziel, einen einigermassen normalen Skibetrieb zu gewähren.

«Wieso überhaupt Zertifikationspflicht? Der Sport findet im Freien statt.»

18 Bergbahnen und Skilifte – meist mit exzellentem Schnee, da nach Norden ausgerichtet – warten auf die Wintersportler. Da dürften Sie auf der sicheren Seite liegen, oder?

Das ist richtig so, wobei es sehr unterschiedliche Winter gibt. Im letzten Winter hatten wir super Schneeverhältnisse, aber leider teilweise nur einen bewilligten 4-Tage Betrieb. In einem schneearmen Winter können wir über die Hälfte unserer Pisten technisch beschneien, wenn dies die Temperaturen zulassen. Die technischen Beschneiungsanlagen sind auf dem neusten Stand. Im Skigebiet Dorf (grösstenteils Moorgebiet) ist aufgrund der Untergrundbeschaffenheit wenig Schnee nötig, um einen Skibetrieb aufnehmen zu können. Das heisst, 10 – 20 cm reichen schon aus. Im Gebiet Rothorn können wir innert 72 Stunden 40 cm einschneien.

Das landschaftliche Highlight ist sicherlich die vom Rothorn überragte Gipfelkammlinie hoch über dem Brienzersee. Wie viele Mountainbiker und Trailrunner haben Sie da oben an einem schönen Sommertag?

Das Gebiet ist äusserst anspruchsvoll und zudem kein typisches Bikegebiet. Somit hält sich die Anzahl Mountainbiker in Grenzen. Auf der genannten Gipfelkammline hat es viele Bergwanderer, welche in Richtung Turren-Lungern oder Brünig-Pass wandern oder in umgekehrter Richtung mit der einmaligen Aussicht auf über 693 Berggipfel.

Bis 2025 rechnen Sie mit Investitionen in Höhe von 26 Millionen Franken. Gibt es schon mehr Details über die Kapitalerhöhung um maximal 3 Millionen Franken?

Aufgrund der diversen Grossprojekte wie Rothorn Retrofit, Umbau und Sanierung Erlebnis-Restaurant Rossweid, Investitionen in Transportanlagen im Dorfgebiet, Parkplatzbewirtschaftung und Digitalisierung ist eine Aktienkapitalerhöhung unumgänglich. Sämtliche vom Verwaltungsrat beantragten Statutenänderungen und die genehmigte Aktienkapitalerhöhung wurden an der letzten GV ja grossmehrheitlich angenommen. Der Verwaltungsrat hat nun während zwei Jahren Zeit, das Aktienkapital um zu erhöhen.

Und wie lief die Zeichnung an?

Eine erfolgreiche Aktienkapitalerhöhung hat für die BBS absolute Priorität. Es muss uns gelingen, das nötige Aktienkapital innert gesetzter Frist zu beschaffen. Dazu braucht es neben neuen Grossinvestoren besonders die Unterstützung der bisher langjährigen und treuen Aktionäre der Bergbahnen Sörenberg AG. Sie sind ohne Zweifel das Rückgrat auch für die künftigen und entscheidenden Schritte. Die Zeichnung der Aktien ist per 1.10.21 sehr gut angelaufen. Auf Ende Oktober 2021 stehen wir bereits bei 728’000 Franken.

Bergbahnen Sörenberg

Schreibe einen Kommentar