von Bob Buchheit
Moneycab.com: Herr Rothen, Adval Tech verarbeitet grosse Mengen Stahl. Wie sehen Sie die künftige Entwicklung Ihrer Rohstoffpreise?
René Rothen: Die Preise richten sich auch inskünftig nach Angebot und Nachfrage. Unsere Rohstoffpreise sind weitestgehend mit Verträgen abgesichert.
Aus Gewichtsgründen findet im Fahrzeugbau auch immer mehr Aluminium und Kunststoff Verwendung. Gilt das auch für Adval?
Ja, das gilt auch für Adval Tech. Entsprechend stellen wir bereits Komponenten aus Aluminium zusätzlich zu Kunststoff her.
Ist der Materialmix bei Elektroautos ein etwas anderer?
Bei Elektroautos spielt Gewicht eine grosse Rolle. Entsprechend ist der Materialmix beziehungsweise die Gewichtsreduzierung ein grosses Thema und neue Materialien, zum Beispiel Organobleche (hochstabile Halbzeuge aus glasfaserverstärktem Kunststoff, A.d.R.), werden zusehends Einzug finden. Das ist bereits der Fall beim neuen Porsche 911, Modell 2019.
«Im Automobilbau werden auch Organobleche zusehends Einzug finden.»
René Rothen, CEO Adval Tech
Als Modullieferant müssen Sie extrem flexibel sein. Wann halten 3D-Drucker bei Adval Einzug?
Aktuell sehen wir den 3D-Druck nicht als Alternative zu Stanzen von Metallen oder Spritzen von Kunststoffteilen. Die geforderten Toleranzen lassen sich im Moment nicht darstellen. Vielmehr beschäftigen wir uns mit diesem Thema im Prototypenbau und für Werkzeugersatzteile, die nachträglich jedoch noch ein Finish benötigen mit herkömmlichem Fertigungsverfahren. Das mit dem Ziel, schneller auf Kundenanforderungen agieren zu können.
Von Journalisten wird die 3D-Drucktechnologie gehypt. Wo liegen im Molding bei dieser Technologie die Grenzen?
Generell liegen die Grenzen in den bereits erwähnten Toleranzen und generell der Erfüllung der Spezifikationen.
Viele der Verträge, die Adval mit den Grossen der Automobilbranche abschliesst, laufen länger als fünf Jahre. Das ist ein wichtiges Sicherheitsnetz. Unter welchen Bedingungen könnte so etwas im Einzelfall reissen?
In der Regel selten. Es kann jedoch vorkommen, dass ein Modell nicht die geplante Stückzahl erreicht, welche angedacht war. Dies gilt es, zum Zeitpunkt einer Anfrage zu berücksichtigen und vertraglich, wo immer möglich, abzusichern.
Gegenüber dem letzten Geschäftsjahr nahmen die flüssigen Mittel um satte 50 Prozent zu. Und jetzt?
Wir haben immer mitgeteilt, dass wir wachsen wollen, sei es organisch, sei es akquisitionsbedingt. Wir prüfen mögliche Akquisitionen, die in unserem Geschäftsmodell passen müssen.
«Wir sind seit 2016 schuldenfrei und möchten diesen Status beibehalten.»
Adval Tech entwickelt sich immer mehr vom Komponentenanbieter zum Lieferanten von Systemen und Modulen und vom Teilehersteller zum One-Stop-Shop mit Entwicklungskompetenz. Vor diesem Hintergrund ist auch die Verbesserung der EBIT-Marge von 5,1% auf 6,2% zu sehen. Wo wird sie in etwa fünf Jahren sein?
Adval Tech gibt keine konkreten Voraussagen bekannt. Es ist aber klar, dass wir immer profitabler sein wollen. Für uns zählt aber nicht nur die Profitabilität, sondern auch die Cash-Situation. Wir sind seit 2016 schuldenfrei und möchten diesen Status beibehalten.
Viele der von Adval hergestellten Komponenten sind sicherheitsrelevant, beispielsweise Gurtschnallen. Wie muss man sich die Qualitätstests im Hause vorstellen?
Wir vereinbaren mit unseren Kunden sogenannte serie-begleitete Prüfungen. In der Regel sind es Masse und Toleranzen, die eingehalten werden, sowie auch Funktionen, die geprüft werden müssen. Die Werte werden erfasst und dokumentiert. Entsprechend gilt es, dass wir uns innerhalb einer Bandbreite bewegen, beziehungsweise bei Funktionen, dass diese erfüllt werden. Sind die Teile nicht innerhalb dieser Bandbreite, respektive ist die Funktion nicht okay, gelten diese als schlecht und dürfen nicht geliefert werden. Wir verfolgen die Null-Fehler Philosophie; entsprechend überwachen und dokumentieren wir bestimmte Parameter unserer Fertigungsprozesse.
Wachstumstreiber sieht Adval Tech bei der steigenden Nachfrage nach Komponenten für vernetztes und autonomes Fahren, Carsharing und Elektrifizierung. Werden Sie dereinst auch elektronische Komponenten anbieten?
Nein, elektronische Komponenten werden nicht zu unserem Leistungsumfang gehören. Vielmehr sind diese in einem Gehäuse, etwa aus Aluminium oder Kunststoff, untergebracht, die dann sehr wohl zu unserem Leistungsportfolio dazu gehören.
Zum Gesprächspartner:
Der Schweizer René Rothen, Jahrgang 1959, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Als studierter Ingenieur HTL war er in der Produktentwicklung im Werkzeugmaschinenbau bei der EWAG AG, Etziken (1983–1993) tätig, zuletzt als Konstruktionschef eines Teilbereiches. Danach bekleidete er verschiedene Kaderpositionen bei Saia-Burgess in Murten, unter anderem als Leiter Operations Schweiz und Ungarn sowie zuletzt als Geschäftsführer einer Tochtergesellschaft in den USA, ehe er bei Adval Tech im Jahr 2007 Divisionsleiter wurde. Seit 1. August 2012 ist er CEO.