von Sandra Willmeroth
Moneycab.com: Herr Zwicky, die ersten hundert Tage sind um, was sind Ihre ersten Erfahrungen als neuer CEO der LLB Schweiz?
René Zwicky: Die Erfahrung ist durchwegs positiv. Ich habe mir viel Zeit genommen, die Mitarbeitenden kennenzulernen und natürlich konnte ich bereits auch einige Kundinnen und Kunden treffen. Ich war immer schon sehr kundennah unterwegs und dies kann ich bei der LLB weiterleben. Bei der LLB Schweiz sind wir sehr agil organisiert. Bei komplexeren Geschäften nehmen wir uns als gesamte Geschäftsleitung Zeit, beurteilen und entscheiden– das ist sicherlich ein wesentlicher Unterschied zu einer Grossbank.
«Das Geschäft mit Direktkunden bleibt ein wichtiges Fundament, auf dem wir aufbauen.»
René Zwicky, CEO LLB (Schweiz) AG
Die LLB Schweiz ist seit Ende 2022 eine 100-prozentige Tochter der liechtensteinischen LLB-Gruppe. Wie hat das ihre Position im Finanzsektor verändert?
Die Position im Finanzsektor bleibt unverändert – auch durch den Namenswechsel und die 100-%ige Übernahme durch die LLB-Gruppe stehen wir nach wie vor für Nähe und Vertrauen. Unsere Werte sind gleichgeblieben, in der Schweiz bauen wir auch auf den bestehenden Stärken der ehemaligen Bank Linth auf: wir stärken das Private Banking, das Firmenkundengeschäft und das Geschäft mit externen Vermögensverwaltern. Das Geschäft mit Direktkunden bleibt ein wichtiges Fundament, auf dem wir aufbauen. Wir eröffnen ausserdem in Zürich vor den Sommerferien und in St. Gallen voraussichtlich nach dem Sommer neue Standorte.
Wie sieht ihre Strategie als Regionalbank aus? Einerseits sollen zehn regionale Filialen aus dem Netz der Bank Linth geschlossen werden, gleichzeitig werden neue Standorte in St. Gallen und Zürich eröffnet. Können Sie das erläutern?
Es geht in erster Linie um eine Evolution und nicht eine Revolution. Wir waren schon vor der vollständigen Übernahme durch die LLB-Gruppe mehr als eine Regionalbank. Und auch unsere Strategie für den Markt Schweiz geht über die einer Regionalbank hinaus.
Die Filialen, die Sie ansprechen, waren sogenannte On-Demand-Standorte. Das bedeutet, dass die Kunden jeweils einen Termin abmachen mussten. Es hat sich klar gezeigt, dass nur eine sehr geringe Nachfrage nach diesem Angebot besteht und die Filialen kaum frequentiert wurden. Wir haben deshalb entschieden, diese On-Demand-Standorte zu schliessen und uns auf unsere bisherigen Regionensitze in Uznach, Rapperswil, Sargans, Lachen, Winterthur und Frauenfeld zu fokussieren.
Ist die Eröffnung neuer physischer Standorte überhaupt noch sinnvoll in Zeiten der Digitalisierung?
Mit unserer Strategie wollen wir verschiedene Kundenbedürfnisse ansprechen. Natürlich bauen wir unsere digitalen Angebote aus – gerade auch in Zusammenarbeit mit der LLB-Gruppe. Dies entspricht auch der Kundennachfrage. Dennoch sind physische Standorte und eine persönliche Beratung nach wie vor wichtig.
Es heisst, die liechtensteinische Mutter will die einstige Regionalbank Linth zu einer Universalbank umbauen. Ist dem so?
Die LLB Schweiz hat sich schon in den vergangenen Jahren gut entwickelt – sie war schon vorher mehr als eine Regionalbank. Unsere Strategie ist in der Folge eine konsequente Weiterentwicklung und keine Revolution und es handelt sich um eine Verbreiterung des Geschäftsmodells. Für die LLB-Gruppe sind dies ja vertraute Geschäftsfelder und wir sind überzeugt, dass wir im Verbund mit der Gruppe und dem Know-how die Strategie erfolgreich umsetzen können.
Auf diesem Fundament wollen wir aufbauen, um insbesondere im Private Banking, im Firmenkundengeschäft und neu auch im Geschäft mit externen Vermögensverwaltern zu wachsen. Dabei können wir auch auf die Kompetenzen in der LLB-Gruppe zurückgreifen, wo wir dieses Geschäft schon sehr lange erfolgreich betreiben.
«Wir waren schon vor der vollständigen Übernahme durch die LLB-Gruppe mehr als eine Regionalbank.»
Welche Kundensegmente stehen künftig im Fokus?
Wir fokussieren uns auf vermögende Privatkunden, KMUs und Retailkunden, wobei wir besonders das Private Banking und Firmenkundengeschäft weiterentwickeln möchten.
Das Geschäftsjahr 2023 war das bislang beste in der Geschichte der LLB Schweiz. Was hat massgeblich dazu beigetragen?
Mit dem Rekordergebnis hatte ich natürlich noch nichts zu tun, es wurde im vergangenen Jahr erarbeitet und ist das Ergebnis der Leistung der Mitarbeitenden der LLB Schweiz, auf die ich stolz bin. Es hilft uns, die Strategie umzusetzen, insbesondere auch in Zürich und St. Gallen zu wachsen. Das Fundament ist sehr gut.
LLB hat auch eine Anlage-App für Kleinkunden lanciert. Wie kommt WiLLBe bei den Kundinnen und Kunden in der Schweiz an?
Mit der rein digitalen Vermögensverwaltungs-App hat die LLB nicht nur eine zeitgemässe Möglichkeit zum Sparen und Anlegen geschaffen, sondern hat damit auch ein starkes Zeichen für ihre Innovationskraft gesetzt. Die einfache Handhabung, die attraktiven Zinsen und der ausgezeichnete Service werden von den Kundinnen und Kunden geschätzt.
Abgesehen von der Produktebene: Welche strategische Rolle hat die Digitalisierung für die LLB Schweiz generell?
Wir setzen verstärkt auf digitale Angebote, um den sich verändernden Kundenbedürfnissen gerecht zu werden und profitieren dabei auch von der Technologie der LLB-Gruppe.
«Ich bin überzeugt, dass wir mit unserer Expertise und unseren Lösungen eine sehr gute Alternative zu Gross- und Kantonalbanken sind.»
Was motiviert Sie persönlich, die LLB Schweiz zu leiten?
Als CEO der LLB Schweiz kann ich meine Stärken in der Kundenpflege und im Netzwerken einbringen und die Marke erfolgreich vertreten.
Carte Blanche: Was möchten Sie unseren Lesenden gerne noch mitteilen?
Es erfüllt mich mit grosser Freude, gemeinsam mit meinem erfahrenen Team, unsere Kundinnen und Kunden in ihren finanziellen Bedürfnissen zu unterstützen. Sei es in unseren etablierten Regionen oder in den neuen Märkten Zürich und St. Gallen. Ich bin überzeugt, dass wir mit unserer Expertise und unseren Lösungen eine sehr gute Alternative zu Gross- und Kantonalbanken sind.