Reto Ringger, Gründer und CEO Globalance Bank, im Interview (Teil 2)
von Sandra Willmeroth
Moneycab.com: Herr Ringger, mit Globalance World haben Sie ein Tool lanciert, mit dem jeder User die Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit seines Portfolios und der gängigen Indizes überprüfen kann. Wie viele User haben das bereits getan?
Reto Ringger: Wir stellen ein grosses Interesse an Globalance World fest. Dabei unterscheiden wir zwischen Besuchern und registrierten Usern. Seit Lancierung verzeichnen wir mehrere hunderttausend Besucher und haben eine hohe Anzahl von registrierten Usern. Bei allen unseren Neukunden gehören detaillierte Portfolio-Checks via Globalance World inzwischen zum Standard. Diese neuartige Transparenz führt zu zahlreichen «Aha-Momenten» bei Privaten, Familien und Stiftungen.
Wie aktuell sind die dort hinterlegten Informationen über die 10’000 erfassten Unternehmen?
Grundsätzlich bereiten wir die Daten in Echtzeit auf. Unterschiedliche Daten aus den Bereichen Klima, Soziales oder Wirtschaft haben unterschiedliche Änderungsrhythmen. Die Börsenkurse werden z.B. täglich, die Klimadaten monatlich aktualisiert.
«Wir haben in Globalance World all unsere Erfahrung, Vision und Detailkenntnisse integriert. Und wir haben bewusst die besten Partner gesucht, welche wir finden konnten.»
Reto Ringger, Gründer und CEO Globalance Bank
Wie hoch waren die Investitionen in dieses, zugegebenermassen sehr ansprechende Tool?
Als Picasso in einem Restaurant speiste und danach eine Zeichnung auf eine Serviette malte, wurde er von einer Tischnachbarin gefragt, was die Serviette kosten würde. Picasso meinte, dass er die Serviette für 50’000.- verkaufen würde. Die Dame war schockiert, da er doch nur fünf Minuten für die Zeichnung benötigte. Worauf ihr Picasso erklärte, dass er nicht fünf Minuten dafür benötigte, sondern sein ganzes Leben darin stecke. Auch wenn wir nicht Picasso sind, so steckt in Globalance World viel mehr als einfach die Produktionskosten. Wir haben hier all unsere Erfahrung, Vision und Detailkenntnisse integriert. Und wir haben bewusst die besten Partner gesucht, welche wir finden konnten.
Einerseits haben wir in den Niederlanden Cracks der Datenvisualisierung gefunden, andererseits in der Schweiz Experten für Datenbanken. Dank der rasanten Digitalisierung ist ein solches Vorhaben auch für ein vergleichsweise kleines Unternehmen wie Globalance finanzierbar geworden. Zentral war jedoch die Innovationskraft des Globalance-Teams selber, welches genaue Vorstellungen hatte, wie die Transparenz-Revolution einfach und attraktiv auszusehen hat. Unser eigenes Engagement war denn auch das wertvollste am Projekt.
Ich nehme an, Globalance World basiert auf dem Research der Bank. Wie ist das Research heute aufgestellt? Bei SAM seinerseits wurden damals noch Fragebogen an die Unternehmen versendet und eigene Analysten sprachen mit Unternehmern. Wie läuft das heute?
Wir kombinieren die besten extern verfügbaren Daten mit eigenem Research. So können wir gleichzeitig innovativ sein und skalierbare Analyseverfahren entwickeln. Fragebogen spielen keine Rolle mehr – Daten stammen nicht mehr nur von Unternehmen, sondern von zahlreichen unabhängigen Quellen, welche dank computerunterstützten Verfahren ausgewertet werden können. Unser Research-Team evaluiert laufend neue Methoden und Datenanbieter. Dabei stellen wir eine unglaubliche Marktdynamik fest und laufend kommen neue Anbieter mit speziellem Fokus auf den Markt.
Welche Rolle spielen digitale Vermögenswerte in der nachhaltigen Welt der Globalance Bank? Sind Kryptowährungen und Token für Sie und Ihre Kunden ein Investitionsthema?
Als zukunftsorientierte Bank setzen wir uns stark mit diesen Entwicklungen auseinander. Wir stehen grundsätzlich Blockchain-Anwendungen in vielen Bereichen positiv gegenüber. Kryptowährungen jedoch sehen wir zur Zeit eher kritisch als Anlageklasse und setzen sie bei unseren Kunden nicht ein. Wir stellen jedoch ein grosses Interesse von «Kryptounternehmern» fest, in unsere bestehenden, zukunftsorientierten Anlagestrategien zu investieren. Deshalb sind wir in der Lage, Kryptowährungen zu verbuchen.
«Wir stehen grundsätzlich Blockchain-Anwendungen in vielen Bereichen positiv gegenüber. Kryptowährungen jedoch sehen wir zur Zeit eher kritisch als Anlageklasse und setzen sie bei unseren Kunden nicht ein.»
Die Globalance Bank ist in der Schweiz gegründet und nach 2017 Deutschland expandiert. Wie entwickelt sich das Geschäft in Deutschland?
Wir haben im Aufbau von Deutschland als neuer Markt für Globalance seit Beginn auf Partnerschaften gesetzt. Dabei haben wir unter anderem eine sehr enge und sehr erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Privatbank Donner & Reuschel, welche gleichermassen im Norden und im Süden von Deutschland sehr gut vertreten ist.
Ist eine weitere geografische Expansion geplant?
Aktuell sehen wir genug Potential in den Märkten, die wir bereits abdecken. Wir erhalten jedoch aus dem B2B-Bereich immer wieder Anfragen aus anderen geographischen Märkten. Das ist eine spannende Entwicklung und wir sind offen, solche neuen Opportunitäten zu prüfen.
Wie planen Sie persönlich ihre Zukunft als Gründer und CEO der Bank? Das weitere Wachstum der Bank forcieren oder vielleicht doch auch verkaufen und nochmal was Neues aufbauen?
Globalance ist sehr gut positioniert, der Megatrend Nachhaltigkeit beginnt erst und wir stehen als Unternehmen an einem wichtigen Punkt. Wir sind in der Vergangenheit stark gewachsen und wollen auch in Zukunft überdurchschnittlich stark wachsen. Nicht nur im traditionellen Private Banking, sondern immer mehr auch im B2B Bereich. Neu bauen wir aktuell ein Fintech-Unternehmen auf, welches den Anlegern Orientierung geben soll im Dschungel der nachhaltigen Anlagen. Wir haben also noch jede Menge Potential und vor allem auch Ideen, was wir auf Basis unserer Positionierung und des Know-hows noch aufbauen können.
Wie stark agiert Globalance Bank bereits im Bereich Impact Investing / Active Ownership?
Das Wahrnehmen der Eigentümerinteressen (Active Ownership) gehört zum Kern der Globalance-Philosophie. Neben Stimmrechtsausübung betreiben wir umfassendes Engagement mit unseren Portfolio-Unternehmen. Wir haben dazu dieses Jahr einen umfassenden Bericht veröffentlicht. «Impact» wird bei allen unseren Anlagen in allen Anlageklassen mit bewertet. «Impact Investing» i.e.S. des Begriffs – das heisst, Anlagen mit Wirkungszielen und Renditeverzicht – betreiben wir selber nicht. Falls Kunden das wünschen, bringen wir sie mit Spezialisten zusammen.
Wenn Nachhaltigkeit zum Mainstream in der Finanzbranche und deren Produkten wird, wird der Globalance die Nische genommen, mit und in der sie gross geworden ist. Suchen Sie dann eine neue Nische?
Dass Nachhaltigkeit zum Mainstream wird, das wird zweifelsohne geschehen. Aber unsere DNA ist seit 30 Jahren, dass wir für unsere Kunden spannende Anlagen im Bereich Nachhaltigkeit finden und uns auch methodisch laufend weiterentwickeln. Wir werden morgen also nicht auf Commodities oder Long-/Short-Strategien setzen. Da wir bezüglich Nachhaltigkeit erst am Anfang einer grossen Bewegung stehen, gibt es für Globalance noch zahlreiche Möglichkeiten, wie wir weitere Spezialgebiete in diesem stark wachsenden Segment bewirtschaften können.