Richard Jones, CEO Coffee Planet
Richard Jones, CEO Coffee Planet.
Von Gérard Al-Fil
Moneycab: Herr Jones, wann und wie kamen Sie auf die Idee, ausgerechnet im Haifischbecken Dubai eine eigene Café-Kette zu gründen?
Richard Jones: Das war 2005, als ich noch in der Immobilienbranche tätig war. Mein Freund und Geschäftspartner Matthew Yorke-Smith und ich haben die Idee entwickelt. Für uns beide geht nichts über eine gute Tasse Kaffee. In Dubai gab es vor sechs Jahren an allerorten Kaffeestuben, ein hoch kompetitiver Markt. Wir haben aber einen Marktlücke für qualitativen „Coffe on the go“ entdeckt. In diesem Segment war Grossbritannien damals schon um Jahre voraus. Also gründeten wir hier in Dubai Coffee Planet. In den Golf-Emiraten mit ihren über acht Millionen Einwohnern leben Menschen aus fast aller Herren Länder. Hinzu kommen bald zehn Millionen Touristen pro Jahr, Menschen mit all ihren unterschiedlicher Vorlieben. Eine gute Tasse Kaffee geniessen aber fast alle gerne.
«Innerhalb der nächsten drei Jahre wollen wir zu einer überregionalen Reise aufbrechen.»
Richard Jones, Gründer und CEO Coffee Planet
Vor sechs Jahren waren Starbucks, Costa Coffee und Barista, um nur einige Ihrer Mitstreiter zu nennen, in der Golf-Metropole weit verbreitet. Wie konnten Sie sich mit Coffee Planet durchsetzen?
Wir haben es strikt vermieden, Starbucks zu kopieren. Das hätte nicht funktioniert. Wir wollen bis heute, dass unsere Kunden gut gebrühten Kaffee in der Pause im Büro, im Hotel oder „auf der Durchreise“ an einer Tankstelle kaufen. Also sahen wir uns zunächst nach den besten vollautomatischen Kaffeemaschinen um,…
… die zum Teil teurer sind als ein Kleinwagen. Wie haben Sie Coffee Planet als Start-up finanziert?
Wir gingen zunächst auf die Abu Dhabi Natonal Oil Company, auch unter dem Akronym ADNOC bekannt, zu. Wir gewannen den Ölriesen als Partner und durften die ADNOC-Tankstellen als Vertriebskanal nutzen, indem wir dort die Kaffemaschinen und Pappbecher aufstellten. Nach einer drei Monate langen Testphase war das Eis gebrochen. Viele Autofahrer gingen wie selbstverständlich nach dem Tanken bei ADNOC in die Coffee Planet-Ecke, um sich Espresso, Caffè Latte oder Macchiato per Knopfdruck zu bestellen. „Quality coffee on the go“ war und bleibt die Identität von Coffee Planet. Ich verheimliche aber nicht, dass auch mein Vater, der als Geschäftsmann in Kalifornien erfolgreich ist, zu Beginn in Coffee Planet investierte.
Besteht die Partnerschaft mit ADNOC noch?
Ja, und wenig später kam auch ENOC hinzu, an deren Tankstellen im Scheichtum Dubai es ebenfalls fast flächendeckend Coffee Planet-Corners gibt. Verdienten wir im Gründungsjahr 2005 noch 600,000 Dirham (163,621 US-Dollar), so haben wir 2010 bereits 25 Mio. Dirham (6,81 Mio. US-Dollar) Umsatz generiert.
«Wir achten sehr darauf, dass Menschen- und Arbeiterrechte bei allen unseren Business-Partnern respektiert werden.»
Mit ADNOC und ENOC statten sie zwei rivalisierende Erdölkonzerne aus den Emiraten mit Ihrem Produkt aus. Da mussten Sie wohl viel verhandeln?
Das ist nur auf den ersten Blick ein Interessenkonflikt. Denn: die ENOC-Tankstellen sind in Dubai, ADNOC konzentriert sich dagegen ausschliesslich auf seinen Heimatmarkt Abu Dhabi sowie auf weitere kleinere Scheichtümer im Norden der Vereinigten Arabischen Emirate, kurz VAE.
Was können wir als Kaffee-Liebhaber von Coffee Planet konkret erwarten?
Für nur 10 Dirham, also umgerechnet 2,72 US-Dollar, bekommen Sie bei uns im Nu frisch gebrühten Kaffee in einem soliden und verschliessbaren Take-Away-Becher. Damit liegen wir im Preis klar unter unseren Mitbewerbern. Die Kaffeesorten kaufen wir übrigens nicht wahllos beim Grosshändler ein. Wir suchen sie persönlich in den Kaffee-produzierenden Ländern aus.
Sie besuchen Kaffee-Plantagen und deren Besitzer?
Absolut. Persönliche Beziehungen sind ein wichtiger Aspekt im Gastronomiegeschäft. Das wird oft unterschätzt. Insgesamt beziehen wir unsere Grundzutaten aus 15 verschienden Quellen. Aus Afrika führen wir Kaffeebohnen der Sorte Arabica hauptsächlich aus Kenia, Äthiopien, Ruanda, Uganda und Burundi ein. In Lateinamerika sind wir gerade mit einem neuen Zulieferer in Honduras ins Geschäft gekommen.
«Trinken» wir bei Coffee Planet auch Ethik?
Wir achten sehr darauf, dass Menschen- und Arbeiterrechte bei allen unseren Business-Partnern respektiert werden. Wir bezahlen alle Zulieferer fair, und ich persönlich besuche die Produzenten regelmässig. Die eigene Anschauung vor Ort ist durch nichts ersetzbar. Wir würden kein Produkt kaufen, das durch Kinderarbeit zustande käme. Lassen Sie sich aber nicht durch Bilder aus den genannten Ländern täuschen. Oft sind auf Plantagen und Feldern Mütter mit Kindern zu sehen, was auf den ersten Blick irritiert. Es ist aber häufig so, dass in Schwellenländern arbeitende Eltern ihre Kinder zur Arbeit mitnehmen, weil es dort nicht genügend Kindertagesstätten gibt. Das muss nicht heissen, dass die Sprösslinge am Arbeitsplatz zum Mitanpacken gezwungen werden, sondern hat eine reine Fürsorgefunktion.
Sie erwähnten die Tankstellen als ihren wichtigsten Vertriebskanal. Gibt es auch Coffee Planet-Filialen in Dubais beliebten Einkaufs-Palästen, den Shopping Malls?
Ja, obgleich wir dieses Segment noch entwickeln. Dennoch betreiben wir bereits vier kleine Outlets in Einkaufszentren, drei werden gerade aufgebaut, fünf befinden sich in der Pipeline. In puncto Design haben wir es erneut vermieden, unsere Mitbewerber zu kopieren. Das Coffee Planet-Design unserer Bars ist eher schlicht und „spacy“. Man verweilt bei uns nicht stundenlang, sondern holt sich sein Getränk ab. Die Filialen sind aber gemütlich genug, um ein paar Minuten über einer Tasse mit Kollegen und Freunden zu „chatten“. „Crop-to-cup“, nennen wir das. Unsere Hauptvertriebskanäle bleiben aber Tankstellen, Hotels und Büros.
Werden Ihnen die Golf-Emirate nicht langsam zu eng? Wollen Sie ins Ausland expandieren?
Ja, zunächst planen wir über die VAE hinaus in die anderen Golfstaaten zu gehen. Innerhalb der nächsten drei Jahre wollen wir zu einer überregionalen Reise aufbrechen. Unsere Zielmärkte in Asien sind Malaysia, Indien and Südkorea.
Herr Jones, vielen Dank für das Gespräch.