Riet Cadonau, CEO Kaba

Riet Cadonau

Riet Cadonau, CEO Kaba. (Foto: Kaba)

von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Cadonau, Kaba hat im 1. Halbjahr 2012/13 den Umsatz dank positiven Währungseinflüssen leicht verbessern können. Der Reingewinn ging um 4,6 % zurück, die EBITDA-Marge reduzierte sich um 0,5 auf 16,0 % und liegt damit immer noch innerhalb der für 2012/13 angestrebten Bandbreite von 15,5 bis 16,5 %. Wie werten Sie das Resultat?

Riet Cadonau: Wir sind mit den Resultaten der Division Key Systems und der Margenverbesserung der Division Access + Data Systems (ADS) EMEA/AP wirklich zufrieden. Positiv ist sicherlich auch unsere sehr starke Bilanz auf Gruppenstufe. Weniger zufrieden sind wir mit dem  organischen Wachstum der beiden ADS Divisionen im allgemeinen und mit dem Rückgang der EBITDA-Marge von ADS Americas im speziellen. Während die Division Key Systems mit einem Umsatzplus aufwarten konnte, waren die Umsätze im Segment Access + Data Systems ADS rückläufig. In Europa war die Konjunkturabkühlung zu spüren.

Worauf ist der Umsatzrückgang (in Lokalwährungen) bei ADS Americas zurückzuführen?

Die Konjunktur in den USA kühlte sich im Laufe des Berichtszeitraums ab. Aus Sorge vor der steigenden Staatsverschuldung schränkten Kunden ihre Investitionstätigkeit ein. Insbesondere haben staatliche Stellen, ein für die Division wichtiges Kundensegment, ihre Budgets für die Vergabe von öffentlichen Aufträgen bis auf weiteres gekürzt.

Wie wichtig ist der Government-Bereich in den USA für Kaba? Können Sie uns einige Einsatzgebiete nennen?

Dieses Kundensegment ist für ADS Americas  wichtig. Staatliche Stellen auf allen Stufen (Federal, State, Community) setzen unsere Schlösser und Hochsicherheitsschlösser ein. Beispielsweise für besonders gesicherte Meeting-  oder Archivräume.

Sie haben Kostensenkungsmassnahmen für ADS Americas angekündigt. Kommt es zu einem Stellenabbau? Wie sehen die Pläne aus, wenn der Sparstreit in den USA länger anhält?

Wir haben – auch im Hinblick auf eine allenfalls länger andauernde Phase der Zurückhaltung seitens unserer Kunden – die Kostenstruktur überprüft und punktuell angepasst. Das umfasst neben den üblichen Massnahmen auch den Abbau von Stellen.

«Für Forschung und Entwicklung halten wir rund 3 bis 4% des Konzernumsatzes bereit; das ist ein guter Wert für unsere Branche.»
Riet Cadonau, CEO Kaba

Kaba strebt im ADS-Bereich die Innovationsführerschaft an. Welche Mittel investieren Sie in Forschung und Innovation und welches sind die aktuellsten Markttrends in der Sicherheitstechnik?

Für Forschung und Entwicklung halten wir rund 3 bis 4% des Konzernumsatzes bereit; das ist ein guter Wert für unsere Branche. Neue Informationstechnologien halten zunehmend Einzug im Bereich Schliess- und Zutrittssysteme. Seien das die einfachen Bedienkonzepte, die Benutzung von mobilen Geräten wie Smartphones oder auch Cloud-Lösungen, um nur einige zu nennen. Dies verändert die Kundenbedürfnisse und daraus ergeben sich neue Anforderungen an unser Produkt-Portfolio und unsere Dienstleistungen.

Ein weiterer Trend ist die Konvergenz von logischem und physischem Zutritt. Als Folge davon werden immer mehr mechanische Systeme durch elektronische oder mechatronische ersetzt werden, zunehmend auch in Privatliegenschaften. Auch den Trend NFC-Chip in den Smartphones verfolgen wir schon seit einiger Zeit und arbeiten gezielt an praxisgerechten Lösungen. Unser aktuelles Produktportfolio unterstütz bereits NFC auf der Leserseite.

Im Bereich Key Systems werden rund 20 Prozent des Kaba-Umsatzes erwirtschaftet. Was war für den Umsatzanstieg von 5,1 % (1,5 % in Lokalwährungen) verantwortlich?

Der Umsatz konnte in Asien und in einigen europäischen Ländern gesteigert werden. Das ist in Asien auf das generelle Wirtschaftswachstum aber auch auf ein angepasstes Produktportfolio zurückzuführen.

Im Februar wurde im Bereich Key Systems die Akquisition einer kolumbianischen Firma durch die Kaba-Tochter Silca bekannt. Welche Ziele verfolgt Kaba in Südamerika, welches Potenzial hat der Markt?

Grundsätzlich stärken wir damit die Position von Key Systems in den Wachstumsmärkten von Südamerika. Die akquirierte Firma ist Marktführer in Kolumbien und liefert auch in andere südamerikanische Länder. Im Speziellen folgen wir damit aber auch der europäischen Automobilindustrie in ihrer geografischen Expansion.

Wie ist Kaba in Brasilien vertreten, einem sehr schnell wachsenden Markt im Bereich elektronischer Sicherheitssysteme? Kann Kaba im Vorfeld der anstehenden Sport-Grossereignisse am «Sicherheits-Boom» partizipieren?

Wir sind seit geraumer Zeit mit einer Tochterfirma in Brasilien vertreten. Zudem prüfen wir den Markt Brasilien im Hinblick auf mögliche Firmenzukäufe hin genau. Vor allem für unsere Physical Access Systems sind die anstehenden Grossanlässe in Brasilien interessant. Unsere Produkte standen bereits bei den Olympischen Spiele von Beijing (2008) und London (2012) im Einsatz und auch für die Winterspiele Sotchi im Jahr 2014 konnten wir Aufträge gewinnen.

Welches sind die generellen Wachstumsfaktoren des Kaba-Geschäfts?

Vier übergreifende globale Trends unterstützen das künftige Wachstum von Kaba. Erstens werden in Zukunft immer mehr Menschen in Städten und Agglomerationen wohnen, wir reden  von der Urbanisierung. Zweitens wird das Bedürfnis nach Sicherheit weiter zunehmen. Drittens setzt sich die technologische Innovation in unvermindertem Tempo fort. Und viertens wird der Wohlstand vor allem in Schwellenländern zunehmen. Alle diese Trends führen zu Investitionen in die Infrastruktur, welche danach mit Zutrittssystemen ausgerüstet wird. Wir sagen: „Security follows Infrastructure“.

«Tatsächlich ist Sicherheit eines der menschlichen Grundbedürfnisse, das weiter steigt.»

Das Sicherheitsbedürfnis der Menschen steigt. In welchen Bereichen merkt Kaba dies besonders?

Tatsächlich ist Sicherheit eines der menschlichen Grundbedürfnisse, das weiter steigt. Wir spüren dies in verschiedensten Kundensegmenten, gute  Beispiele hierfür ist die Sicherheit an Flughäfen oder in Bildungsinstitutionen. Wir sehen aber auch bei Firmenzentralen, öffentlichen Gebäuden oder Produktionsanlagen von Unternehmen mit hohen Entwicklungskosten steigende Nachfrage. Letztlich geht es aber nicht nur um Sicherheit. Unsere Lösungen stiften auch weiteren Nutzen – beispielsweise erhöhte Effizienz in den eigenen Abläufen oder tiefere Personalkosten.

Das Marktumfeld bleibt anspruchsvoll, Sie halten aber an Ihren Zielen für das Gesamtjahr fest. Wie sieht es mit den mittelfristigen Zielsetzungen aus?

Ja, wir halten an unseren Zielen für das Gesamtjahr 2012/2013 fest,  wobei die Zielerreichung aus heutiger Sicht sehr herausfordernd ist, gerade wenn es um organisches Wachstum geht. Zum heutigen Zeitpunkt sehen wir auch keinen Grund, die mittelfristigen Zielsetzungen anzupassen. Allerdings hängt deren Erreichung auch von den zugrunde gelegten gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab.

Herr Cadonau, herzlichen Dank für das Interview.

Zur Person:
Riet Cadonau – Schweizer Staatsbürger

Ausbildung:

Berufliche Laufbahn:

Weitere Tätigkeiten und Interessenbindungen:

 

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