Robert Meyer, CEO AUTO AG Holding

Robert Meyer, CEO AUTO AG Holding

Robert Meyer, CEO AUTO AG Holding. (Foto: pd)

von Robert Jakob

Moneycab.com: Herr Meyer, nach dem jahrelangen Margendruck  jetzt auch noch die Frankenstärke. Was kann man da machen?

Robert Meyer: In der Nutzfahrzeugbranche sowie auch im öffentlichen Verkehr stehen wir, wie richtig erwähnt, unter einem massiven Margen- respektive Kostendruck. Deshalb haben wir uns schon vor einigen Jahren auf diese Rahmenbedingungen eingestellt und viel in die Effizienzsteigerung unserer Betriebe investiert. Selbstverständlich sind diese verbunden mit einem konsequenten Kostenmanagement auf allen Stufen.

2008 hat die Auto AG  mit 106,2 Mio. CHF einen Rekordumsatz erreicht, seitdem ist er aber  leicht rückläufig.  Wird es nicht ein weiteres Umsatzstandbein brauchen, um an frühere  Zahlen wieder anzuknüpfen?

Grundsätzlich ist für die Auto AG Group nicht nur der Umsatz die alleinige Kennzahl. Preisreduktionen auf den Nutzfahrzeugen von circa 25 Prozent seit dem Jahr 2008 sind mehrheitlich dafür verantwortlich, dass sich die Umsätze trotz steigenden Verkaufszahlen rückläufig entwickelten. Um die Wachstumsstrategie der letzten Jahre weiterhin erfolgreich fortzuführen, prüft man in erster Priorität in den bestehenden Geschäftsfeldern entsprechende Wachstumspotentiale. Selbstverständlich ist die Auto AG Group auch für neue Geschäftsfelder offen, welche die Unternehmensprofitabilität langfristig erhöhen können.

«Preisreduktionen auf den Nutzfahrzeugen von circa 25 Prozent seit dem Jahr 2008 sind mehrheitlich dafür verantwortlich, dass sich die Umsätze trotz steigenden Verkaufszahlen rückläufig entwickelten.»
Robert Meyer, CEO AUTO AG Holding

Anfangs Jahr wurden sieben Fahrzeuge mit der neusten Motorentechnologie Euro VI für Ihren Regionalbusverkehr nördlich von Luzern in Betrieb genommen. Wie rechnet sich denn so eine Investition?

Der bereits erwähnte Kostendruck auch im Bereich des öffentlichen Verkehrs, zwingt uns als Transportunternehmung, sich laufend mit Effizienzsteigerungen und Kostenoptimierungen zu befassen. Unter diesem Aspekt sind auch die laufenden Investitionen in neue Fahrzeuge mit modernsten Technologien zu verstehen. Durch die Optimierung der Fahrzeugplanung werden die Busse heute viel intensiver genutzt und dadurch steigt auch die jährliche Kilometerleistung massiv an. Daher werden die Fahrzeuge früher als noch vor einigen Jahren ersetzt, damit auch die Reparatur- und Wartungskosten nicht aus dem Ruder laufen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass neue Fahrzeuge auch immer weniger Treibstoff verbrauchen als ihre Vorgänger und somit nebst Kosteneinsparungen auch einen wichtigen Beitrag zur Umweltverträglichkeit leisten.

Wäre der Ausbau des öffentlichen Netzes aufgrund der erleichterten Kreditaufnahme heutzutage für die öffentliche Hand nicht eine gute Gelegenheit?

Aktuell besteht im Kanton Luzern ein grosser Kostendruck, der auch im öffentlichen Verkehr stark spürbar ist. Grosse Angebotssteigerungen sind aus diesem Grund kurzfristig nicht zu erwarten.

Welche Projekte werden Sie mit dem rekordhohen Cashflow, den die Auto AG ja erzielt,  realisieren können?

Der Ausbau unserer Marktpräsenz im Gebiet Zürich West hat für uns in den nächsten zwei Jahren erste Priorität: Deshalb werden wir im Raum Limmattal einen Neubau für unsere Tochterfirma Auto AG Limmattal erstellen. Ein weiteres wichtiges Projekt ist die Erneuerung der bestehenden ERP-Lösung, welche den heutigen Anforderungen nicht mehr vollumfänglich gerecht wird. Sicherlich wird diese Investition einen wesentlichen Beitrag zur Prozess- und Ressourcenoptimierung in allen Geschäftsfeldern leisten. Für die Auto AG Group ist es bei der Realisierung dieses Projektes wichtig, dass sie ihre gute Eigenkapitalquote auch zukünftig einhalten kann.

«Durch die Optimierung der Fahrzeugplanung werden die Busse heute viel intensiver genutzt und dadurch steigt auch die jährliche Kilometerleistung massiv an.»

Wie stark sind Sie am Grossprojekt Umbau Seetalplatz  in Luzern-Nord strategisch und finanziell involviert?

«Intensiv».  Zusammen mit dem Verkehrsverbund Luzern sind neue Konzepte entwickelt worden, mit dem Ziel, die Angebote zwischen Bus und Bahn besser zu koordinieren. Mit der Realisierung des „Busbahnhofs“ am Seetalplatz erfolgt die konkrete Umsetzung per Ende 2016. Finanziell ist die Auto AG Group in der Investition Seetalplatz, welche durch die öffentliche Hand getätigt wird, nicht engagiert.

Am Hauptsitz in Rothenburg verfügen Sie über einen Landreserve von 13’500 Quadratmetern. Der direkte Anschluss an die A2 Basel-Luzern ist dabei ein wichtiger Standortvorteil. Wie läuft jetzt die Überbauungsphase dieses riesigen Areals an?

Die verkehrstechnisch optimale Erschliessung des Standortes Rothenburg hat dazu geführt, dass sich in den letzten zwei Jahren viele erfolgreiche Unternehmen neu angesiedelt haben. Diese erfreuliche Entwicklung hat auch dazu geführt, dass in Rothenburg bereits nur noch sehr wenig Gewerbeland zur Verfügung steht. Da die Auto AG Group noch über strategische Landreserven an diesem Standort verfügt, haben sich auch die Anfragen entsprechend erhöht. Daher  haben wir entschieden, früher als geplant, die Überbauung dieser Flächen mindestens teilweise bereits konkret anzugehen. Ziel ist es, innerhalb der nächsten  zwei bis vier Jahren Mietflächen primär für das Gewerbe anzubieten.

Die 2008 übernommene GESER Fahrzeugbau AG hat auch in Egerkingen eine sehr gute Autobahnanbindung. Welche Rolle spielt der Faktor Zeit in Ihrem Geschäft?

Die verkehrstechnisch gute Anbindung ist für unsere Geschäftsfelder, welche sich alle mit und um Nutzfahrzeuge und Busse drehen, ein wichtiger Erfolgsfaktor. Unsere Kunden suchen schnelle und vorzugsweise staufreie Anfahrten zu unseren Werkstätten um dadurch auch ihre Abläufe optimieren zu können. Der Umzug der Firma GESER Fahrzeugbau AG vom alten Standort im Zentrum von Luzern/Littau nach Rothenburg hat dies mit einem deutlich höheren Kundenzulauf klar aufgezeigt.

Und wie sensibel reagiert das Geschäft  auf höhere Kraftstoffpreise?

Vor allem unser Geschäftsfeld „öffentlicher Verkehr“ ist den Veränderungen des Kraftstoffpreises ausgesetzt. Die grosse Herausforderung für uns liegt darin, dass die Offerten für die Transportleistungen inklusiv der zu erwartenden Treibstoffkosten für zwei Jahre im Voraus erstellt und fixiert werden. Mit den heutigen sehr volatilen Marktentwicklungen sind diese Fristen sicherlich fraglich, jedoch vom Bund so vorgegeben. Dies führt dazu, dass die Balance im Treibstoffeinkauf zwischen Tagesgeschäft und –Termingeschäft sehr genau analysiert und auch eingehalten werden muss.

Die GESER Fahrzeugbau AG konfektioniert Nutzfahrzeuge beispielsweise durch zusätzliche  Aufbauten. Solche individuellen Kundenwünsche dürften in den nächsten Jahren ein sehr wichtiger Ertragspfeiler der Auto AG sein. Zeichnen sich dort neue Marktrends ab?

Die Entwicklung der Kundenbedürfnisse zeigt klar, dass heute die Transportunternehmer ihre Ressourcen vor allem in ihrem Kerngeschäft einsetzten wollen und dadurch Partner suchen, welche ihnen solche Komplettlösungen professionell anbieten können. Die Auto AG Group hat deshalb in den letzten Jahren viel in die Erweiterung ihrer Dienstleistungen investiert und sich damit eine starke Marktposition als Nutzfahrzeuganbieter „alles aus einer Hand“ erarbeitet.

Bei der  Erneuerung der seit vielen Jahren im Einsatz stehenden Betriebssoftware setzen Sie auf eine KMU-Lösung, nicht auf SAP. Wieviel Geld sparen Sie dadurch? Im letzten Jahr betrug der Informatikaufwand beispielsweise 600 000 Franken.

Als klassische KMU ist es für uns wichtig, praxisorientierte, bedienerfreundliche und auch kostengünstige Informatiklösungen einzusetzen, welche primär die operativen Prozesse optimal unterstützen. Bei der Auswahl des neuen ERP’s war es für uns demzufolge zentral, entsprechende Kundenreferenzen aus der Branche im Detail zu prüfen. Die neue ERP-Lösung bringt  keine wesentliche Erhöhung des gesamten Informatikaufwandes. Vereinfachung der Prozesse sowie auch im Reporting werden jedoch zu Produktivitätssteigerungen in andern Bereichen führen.

Die Eigenkapitalquote konnte im letzten Geschäftsjahr auf 56,5% gesteigert werden. Soll die Gewinnausschüttung trotzdem konstant bleiben?

Eine hohe Eigenkapitalquote trotz laufenden Investitionen sowie eine konstante Dividendenpolitik sind für die Auto AG Group wesentliche Zielsetzungen. Unsere Projekte sollen nachhaltig mit einem überdurchschnittlichen Anteil an Eigenkapital finanziert werden, falls erforderlich auch mit einer Erhöhung des Aktienkapitals. Da wir seit vielen Jahren auf das grosse Vertrauen unserer langfristig orientierten Aktionäre zählen können, ist uns eine konstante Dividendenpolitik sehr wichtig.

Zur Person:
Robert Meyer (57) aus Kriens trat 2006 in den Dienst der Auto AG. Schon bevor er Vorsitzender der Geschäftsleitung der Auto AG Group wurde, war der gelernte Kaufmann, Nutzfahrzeugmechaniker mit Meisterdiplom und eidgenössisch diplomierte  Marketingplaner lange Jahre in der Schweiz und einigen europäischen Ländern in der Geschäftsleitung eines anderen Nutzfahrzeugherstellers tätig.

Zum Unternehmen:
Die Auto AG Group wurde 1918 als Automobil-Gesellschaft Emmenbrücke-Münster gegründet. Mit dem 2013 in Rothenburg / LU eröffneten Nutzfahrzeugcenter hat das Unternehmen einen neuen Hauptsitz bezogen. Das Unternehmen umfasst mehrere Tochtergesellschaften, welche an sechs Standorten in der Schweiz im Bereich Vertrieb und Reparatur von Nutzfahrzeugen der Marken Iveco und Fiat Professional tätig sind. Die Firma GESER Fahrzeugbau AG ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der Auto AG Group und spezialisiert im Bereich Chassis-Modifikationen, Brücken-, Koffer- und Kühlaufbauten sowie dem Vertrieb und  Unterhalt von Schubbodenauflieger der Marke Knapen-Trailers. Ausserdem gehört die Auto AG Rothenburg zur Gruppe,  welche im Marktgebiet Luzern Nord mehrere Regional- und Ortsbuslinien betreibt. 2014 erwirtschaftete die Gruppe 97,4 Mio. CHF Umsatz und verkaufte rund 989 neue Nutzfahrzeuge. Per Ende 2014 zählte das Unternehmen 313 Mitarbeitende, wovon etwas über 100 Mitarbeitende im Bereich öffentlicher Verkehr tätig sind. Die im otc-Markt gehandelte Aktie zahlt seit vielen Jahren regelmässig attraktive Dividenden.

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