Roland Brüniger, CEO Wafe Technology GmbH. (Foto: zvg)
von Patrick Gunti
Moneycab: Herr Brüniger, dicke Socken, gefütterte Schuhe, Hitzebags – in dieser Jahreszeit gilt der Kampf den kalten Füssen. Sie bringen mit der Hightech-Wärmesohle „chili-feet“ ein neues Produkt auf den Markt. Was ist das Besondere an „chili-feet“?
Roland Brüniger: Dank der speziell optimierten Materialbearbeitung produziert chili-feet aktiv Wärme durch den Druck, der bei den Gehbewegungen auf die Sohle ausgeübt wird. Die Sohlen sind robust und halten sehr lange. Zudem ist die chili-feet mit einer sanften Mikrofaseroberfläche ausgestattet, die für einen angenehmen und bequemen Tragekomfort sorgt. Zur Wärmeproduktion hat man mit chili-feet überhaupt keinen Aufwand, die Wärmewirkung funktioniert ganz eigenständig nur durch das Gehen. Die Grössen sind passend zum gewünschten Schuh, in zwei Dicken (3mm / 5mm) erhältlich und auf die Grössen 35 bis 47 zuschneidbar.
Wie funktioniert das „chili-feet“-Prinzip?
Bei den chili-feet wird ein maximaler Teil der mechanischen Leistung des Gehens in Wärme umgewandelt. Um dies zu erreichen wird ein stark dämpfendes, viskoelastisches Material für die Sohle verwendet. Dieses ist grundsätzlich in der Lage, einen Teil der Deformationsenergie in Wärme zu wandeln (sogenannte Dissipation). Die Menge an erzeugter Wärme hängt von der Deformationsgeschwindigkeit des Materials ab. Das verwendete Material muss deshalb bei den typischen Deformationsgeschwindigkeiten, die beim Gehen auftreten, auf maximale Dissipation getrimmt sein. Die chili-feet sind durch Optimierung der geforderten Materialeigenschaften in der Lage, pro Sohle bis zu 2,5 Watt (5mm Dicke) Wärmeleistung zu erzeugen.
Was für Material verwenden Sie?
Die Wärmesohle chili-feet basiert auf dem Material PUR (Polyurethan) in einer speziellen Materialbearbeitung. Das Material PUR wird beispielsweise für die Isolation von Bauwerken verwendet. Entsprechend weisen die chili-feet-Wärmesohlen auch eine sehr hohe Isolationsfähigkeit auf.
«Messungen im Labor zeigen, dass ein Temperaturanstieg von bis zu 10° C erzielt werden kann.»
Roland Brüniger, CEO Wafe Technology AG
Wie schnell setzt der Wärmeprozess beim Gehen ein?
Der Wärmeprozess beginnt unmittelbar mit dem Start des Gehens, da mit dem periodischen Zusammendrücken und Entspannen der chili-feet Leistung erbracht wird und damit auch die Wärmeproduktion einsetzt. Bis sich die ganze Sohle erwärmt hat, dauert es eine gewisse Zeit. Messungen zeigen, dass sich ein Gleichgewicht nach etwa 10 – 15 Minuten einstellt. Mehrere Kunden berichteten uns, dass sie den Wärmeeffekt bereits nach 4 – 5 Minuten spüren. Es hängt sicher auch von der Aussentemperatur und von der Beschaffenheit des Schuhwerks ab.
Was für eine Temperatursteigerung lässt sich erreichen und verteilt sich die Wärme gleichwertig über den ganzen Fuss?
Messungen im Labor zeigen, dass ein Temperaturanstieg von bis zu 10° C erzielt werden kann. Dies betrifft das 5mm Material. In der Praxis haben Messungen einen Temperaturanstieg von 6° – 8° C ergeben. Die Wärmeproduktion und damit die Temperatur sind dort am grössten, wo der meiste Druck beim Gehen ausgeübt wird. Dies ist primär im Fersen- und Vorderfuss-/Zehenbereich der Fall. Gerade bei den Zehen hat man ja meist das grösste Kälteempfinden, weshalb die Wärmeproduktion an dieser Stelle am wohligsten empfunden wird.
Wie schnell kühlt sich die Temperatur ab, sobald man nicht mehr läuft?
Als Faustregel gilt, dass die Abkühlung etwa gleich schnell wie die Erwärmung erfolgt. Natürlich spielen hier Umgebungstemperatur und Qualität des Schuhwerks ebenfalls eine Rolle. Die chili-feet weisen in sich selber eine hohe Isolationsfähigkeit auf und sind diesbezüglich vergleichbar mit üblichen, hochwertigen Isoliersohlen. Der spezielle Effekt der Wärmeproduktion entfällt jedoch im unbewegten Zustand.
Jeder Entwicklung liegt eine Idee zugrunde. Wie ist die Idee zu „chili-feet“ entstanden?
Als Ingenieur hatte ich die Idee, dass es bei den heute vielfältigen Materialen möglich sein müsste, ein spezielles Material zu entwickeln, welches den Druck beim Gehen in Wärme umwandelt. Die Idee war, ohne chemische Umwandlungen, Batterien oder andere technische Hilfsmittel die beim Gehen verfügbare Energie zu nutzen und in Wärme zu wandeln. Trotz grosser Skepsis des Umfelds war es für mich wichtig, unbeirrt den Weg zu gehen und mich auch durch Rückschläge nicht einschüchtern zu lassen.
Wieviel Forschung, Entwicklung und Innovation steckt in „chili-feet“?
Wir haben das Grundmaterial durch mehrere Teams parallel und voneinander unabhängig erforschen und entwickeln lassen. Unzählige Proben wurden getestet und verglichen. Ein Team meinte sogar, dass es praktisch nicht möglich sei, ein derartiges Material zu entwickeln. Schliesslich hat ein Team den erfolgversprechenden Weg identifiziert und in intensiven, iterativen Prozessen wurde das Material auf grösstmögliche Wärmeproduktion getrimmt. Nach ausgiebigen Tests im Winterhalbjahr 2011/2012 erfolgte schliesslich die Entwicklung vom Grundmaterial zur fertigen chili-feet in der Form, wie sie sich heute präsentiert.
«Trotz grosser Skepsis des Umfelds war es für mich wichtig, unbeirrt den Weg zu gehen und mich auch durch Rückschläge nicht einschüchtern zu lassen.»
Wie haben sie die Funktionalität der Wärmesohle geprüft?
Nach der Entwicklung des Grundmaterials wurden mit etwa 100 Probanden ein Winter lang ausgiebig getestet und jeder Proband musste die Prototypen in möglichst verschiedenen Situationen ausprobieren und daraufhin einen entsprechenden Testbericht abgeben. Jedem Probanden wurde eine wärmeproduzierende Sohle und eine nicht wärmeproduzierende Sohle abgegeben, und zwar ohne Angabe, welche Sohle welche Wirkung aufweist. Die Auswertung ergab, dass das Material die gewünschte Wirkung zeigte und dass sich das entwickelte Material erheblich vom „Placebo-Material“ abhob. Mit diesem ermutigenden Ergebnis war die Grundlage geschaffen, die Entwicklung von chili-feet voranzutreiben.
Der Entwicklungsprozess war sehr aufwändig und intensiv. Wie wurde er finanziert?
Die Finanzierung erfolgte vollständig aus privaten Mitteln. Es war mir wichtig, finanziell unabhängig zu sein. Damit war ich in allen Entscheidungen frei.
Sie haben die Wärmesohlen in diesem Winter lanciert. Wie gross ist die Nachfrage und die Resonanz?
Die Nachfrage ist trotz erst kürzlich erfolgtem Markteintritt bereits sehr gross und wir bekommen immer wieder mündlich wie auch per E-Mail positive Feedbacks. Ausgewählte Reaktionen von Kunden sind auf www.chili-feet.ch unter Kundenfeedback zusammengefasst.
Mit „chili-feet“ kriegt man das Problem der kalten Füsse in Halb-, Freizeit- oder Arbeitsschuhen in den Griff. Lässt sich die Idee weiterentwickeln oder ist der Prozess nun abgeschlossen?
Im Moment konzentrieren wir uns auf die chili-feet. Wir sehen hier ein grosses Potenzial und bevor wir weitere Ideen umsetzen und entwickeln, wollen wir die chili-feet im Markt etablieren. Dies ist für ein Startup-Unternehmen mit beschränkten finanziellen Mitteln eine grosse Herausforderung. Gerade der Massenmarkt kann nur mit entsprechendem Werbeaufwand bearbeitet werden. Dies optimal zu bewerkstelligen ist für uns die momentan anspruchsvollste Aufgabe. Innovative Ideen und kreatives Auftreten sind gefragt.
Herr Brüniger, herzlichen Dank für das Interview.
Zur Person:
Roland Brüniger, dipl. Ing. ETH/BWI
Verheiratet mit 2 Kindern
Selbständiger Unternehmer und Investor
Wohnhaft in Ottenbach / Zürich