von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Eschler, Bimoz ist ein neuartiger Motor, mit dem sich fast alle Velos in E-Bikes verwandeln lassen. Können Sie uns die Funktionsweise erläutern?
Roland Eschler: Das Bimoz E-Bike-Antriebssystem lässt sich an nahezu jedes Fahrrad nachrüsten. Dank höchster technischer Fertigungspräzision wird ein äusserst durchdachtes Set bestehend aus Motor, Akku und Steuerung gefertigt, welches mit dem Vorteil der Mittelmotortechnik mit allen Schaltungen kombiniert werden kann und darüber hinaus auch für Räder mit Rücktrittbremse funktioniert. Mit dem smarten Nachrüstsatz wird aus dem eigenen Fahrrad in wenigen Schritten ein modernes E-Bike. Die getriebelose Antriebstechnik wird über ein High-Performance-Magnetsystem gesteuert, dadurch ist er äusserst widerstandfähig, einfach konstruiert und superschnell anzubringen und wiegt weniger als 2 kg in der Standard-Version. Ob City-, Trekking- oder Mountainbike – das System lässt sich an nahezu jeden Fahrradrahmen montieren.
Wo liegen die Unterschiede zu einem «normalen» E-Bike?
Der Bimoz wiegt im Gegensatz zu anderen E-Bike-Lösungen wie erwähnt nur etwa 2 Kilogramm und wirkt sich somit nicht auf das Fahrerlebnis im ausgeschalteten Zustand aus. Da das Bimoz-System direkt an der unteren Pedalaufhängung angebracht wird, ist die Antriebsunterstützung perfekt im Einklang zur Tretbewegung – wir nennen es «den Flow». Die ausgeklügelten Sensoren erkennen die Tretbewegung und passen die Motorleistung entsprechend an, d.h. Fahrradfahren bleibt immer noch Fahrradfahren. Der Support fühlt sich sehr harmonisch an und passt sich perfekt dem eigenen Fahrstil an.
Zudem hat der Bimoz kein Getriebe, die Übersetzung wird über unsere Software gesteuert, daher ist der Motor nicht nur «flüsterleise», sondern auch sehr wartungsarm. Danke dem Permanentmagnetmotor ist ebenfalls ein reibungsloser Leerlauf sicher gestellt, dass Fahrrad behält gewohnte Fahreigenschaften bei ausgeschaltetem Motor, herkömmliche Pedelec-Antriebe können dahin bei ausgeschaltem Zustand nur mit viel Muskelkraft vorwärts bewegt werden.
Bei E-Bikes wirken im Vergleich zum klassischen Velo viel stärkere Kräfte auf Rahmen und Fahrwerk. Gilt dies bei der Nachrüstung mit Bimoz auch oder anders gefragt, welche Bikes eignen sich zur «Aufrüstung», welche nicht?
Beim Bimoz-Antrieb wird die Montage direkt an das bestehende Tretlagergehäuse durchgeführt und bietet damit die Möglichkeit, das System an jedes gängige Rahmenmodell anzupassen. Dadurch kann die Kraft des Motors an der steifsten Stelle des Rahmens – am Tretlagergehäuse – abgestützt und somit die Belastung der anderen Baugruppen minimal gehalten werden. Die flexible Anwendung des Bimoz-Systems bietet den Vorteil, dass eine Kombination mit allen handelsüblichen Rahmen, Bremsen und Gangschaltungen ermöglicht. Darüber hinaus ist die Montage sehr einfach gehalten und erfordert keinerlei Spezialwerkzeuge. Trotzdem sollte man darauf achten, dass gerade die Bremsen optimal gewartet sind und dass ein geeigneter Platz am Rahmen für das Anbringen des Akkus gewährleistet ist. Wer ein Carbon-Rad hat, sollte zuerst den Hersteller kontaktieren, ob sich dies für eine Umrüstung auf E-Bike eignet.
«Beim Bimoz-Antrieb wird die Montage direkt an das bestehende Tretlagergehäuse durchgeführt und bietet damit die Möglichkeit, das System an jedes gängige Rahmenmodell anzupassen.»
Roland Escher, CEO Bimoz
Der Montage soll nur 20 Minuten dauern. Wie viel handwerkliches Geschick und technisches Verständnis ist notwendig?
Die Montage ist für jeden Hobby-Bastler mit Leichtigkeit durchzuführen. Wer gar kein handwerkliches Geschick aufweist, kann den Antrieb auch bei seinem lokalen Fahrradhändler einbauen lassen. Grundsätzlich sind die folgenden Montageschritte zu bewerkstelligen: 1. Aukkupack dran, 2. Linke Pedale und Kurbel abmontieren, 3. Antrieb an Tretlager, 4. Bedienelement anbringen und verkabeln. Die Zeit der Montage beläuft sich auf ca. 20 – 30 Minuten.
Durch die einfache Integration des Bimoz in konventionelle Fahrradrahmen eröffnen sich für ganz neue Möglichkeiten in der Wahl des Fahrrades.
Welche Reichweiten sind mit dem Standard-Akku und dem XL-Akku ungefährlich möglich?
Unter optimalen Bedingungen sind – abhängig von Geschwindigkeit, Gelände, Fahrergewicht und Fahrbedingungen – Reichweiten von 40 – 60 km mit dem Standard-Akku und 130 – 150km mit dem grossen Akku möglich.
Ein wichtiges Element ist die Bimoz-App. Welche Features beinhaltet sie?
Grundsätzlich lässt sich das komplette System mit dem bereits mitgelieferten Display bedienen. Wer noch zusätzliche Funktionen wünscht, kann hierfür unsere App hinzufügen. Über diese können verschiedene Trainings-Modi gewählt werden. Mit der «Bimoz- App» können wie bei einem Hometrainer «Bergfahrten» im Flachland simuliert werden. Cardiotraining ist per Pulsfrequenzmessung ebenfalls möglich. Über die App lassen sich auch schöne Routen mit Freunden teilen. Zudem lassen sich Strecken-Profile etc. bearbeiten.
Wie ist die Idee zu Bimoz entstanden?
Die Idee dazu hatte vor ca. vier Jahren unser Co-Founder und Ingenieur, Giacomo Carcangiu. Er wurde von einem langjährigen Freund und passionierten Rennrad-Fahrer, welcher langsam in die Jahre gekommenen ist, gebeten, einen Antrieb für sein geliebtes Rennrad zu konzipieren. Dieser sollte es ihm erleichtern, mit seinen jüngeren Radkollegen mitzuhalten. Der Antrieb musste daher folgende Merkmale aufweisen: sehr leicht im Gewicht, optimale Kraftübertragung und ein echter Leerlauf, der die Charakteristik des Fahrrades nicht beeinträchtigen sollte. Daraus ist dann der getriebelose Mittelmotor Bimoz mit Direkantrieb entstanden. Dieser wurde dann noch weitere drei Jahre weiterentwickelt, um ihn für den Fahrradmarkt zugänglich zu machen.
«Dank des erfolgreichen Crowdfundings wird die Herstellung und Entwicklung von Bimoz zukünftig überwiegend inhouse stattfinden.»
Welches waren denn bei der Entwicklung die grössten Herausforderungen?
Die Crowdfunding-Kampagne hat uns einen direkten Draht zu unseren Endkunden ermöglicht. Im Zuge dieses Austauschs haben wir viele Feedbacks und Anregungen für die Umsetzung der Serienreife erhalten. Die grösste Herausforderung war sicherlich, die zusätzlichen Erneuerungen zeitnah umzusetzen. Da hat es auch mal technische Rücksetzer gegeben, für die es aber schlussendlich immer eine Lösung gegeben hat. So besteht der fertige Antrieb nun aus einem einzigen Element, welches sich noch leichter verbauen lässt, zudem haben wir ein komplett neuartiges und innovatives Drehmomentsensor-System entwickelt, auf welches wir besonders stolz sind. Die Bimoz-Steuereinheit misst mehrfach pro Sekunde das Drehmoment und die Geschwindigkeit sowie die aktuelle Krafteinwirkung und ermittelt daraus die perfekte Unterstützung. Der Übergang zwischen Motor und Fahrer wird so übergangslos gewährleistet.
Sie konnten über die Crowdfunding-Kampagne mittlerweile über 750’000 Dollar einsammeln. Welche Möglichkeiten ermöglicht Ihnen dies?
Unser Ziel lag ursprünglich bei 165.000 Dollar, dieses haben wir nun um ein Vielfaches übertroffen und können in die Zukunft planen. Dank des erfolgreichen Crowdfundings wird die Herstellung und Entwicklung von Bimoz zukünftig überwiegend inhouse stattfinden. Auch die Automatisierung der Produktion und der Aufbau eines eigenen Testlabors stehen können nun direkt realisiert werden.
Was kosten die Bimoz-Motoren und wann beginnen Sie mit der Auslieferung?
Aktuell kann das komplette Umrüstset ab einem Preis von CHF 899.- vorbestellt werden. Die Auslieferung sämtlicher Bestellungen ist für ende August geplant.
Bimoz ist ein Produkt der Z Institute AG. Ein weiteres Projekt ist Qmoz, ein Direktantrieb auf Automobile. Auch wenn der Fokus derzeit sicher auf Bimoz liegt – was können Sie uns zu Qmoz sagen?
Beim Qmoz handelt sich hier um eine Konzeption eines elektrischen Radnabenmotors für den Automobilmarkt, hier befindet sich das Projekt noch in der reinen Entwicklungsphase. Wir planen die Beendigung des Prototyps für 2019. Wir haben uns als Firma das Ziel gesetzt, im Bereich der Elektro-Mobilität neue Impulse zu setzen.
Herr Escher, viel Glück und danke für das Interview.
Zur Person:
Entrepreneur, leidenschaftlicher Radsport-Fan und Familienvater von zwei Söhnen. Langjährige Erfahrungen im Bereich Projekt-Management , Marketing und Vertrieb.