Roman Geiser, CEO Farner Consulting, im Interview
Von Karin Bosshard
Moneycab.com: Herr Geiser, Farner ist eine inhabergeführte Agentur und Sie sind der vierte Mehrheitsaktionär in der Geschichte des Unternehmens. Was reizt Sie am Unternehmertum?
Roman Geiser: Eine inhabergeführte Agentur bietet Vorteile, die sich in einer Netzwerkagentur nicht finden. Als Agenturinhaber kann ich zusammen mit unternehmerisch denkenden Partnern nachhaltiger planen und agiler sein als in einer internationalen Netzwerkagentur. Am Unternehmertum gefällt mir genau dieser Gestaltungsraum, die Freiheit, Neues auszuprobieren, und mit dem Team zusammen Grosses auf die Beine zu stellen. Der Wachstumskurs der Agentur der letzten Jahre über starkes organisches Wachstum, punktuelle Akquisitionen und strategische Investitionen wäre ohne diesen besonderen unternehmerischen Mix nicht möglich gewesen.
Wie kam es kürzlich zum Kauf der Rod Kommunikation: Suchten Sie aktiv nach passenden Agenturen oder kam Rod auf Sie zu?
Mit Pablo, Regula und David von Rod bin ich schon seit längerem befreundet. Rod ist wie Farner eine inhabergeführte, unternehmerische Agentur. Wir teilen nicht nur dasselbe Verständnis von guter Kommunikation, sondern auch dieselben Werte, so dass wir auch kulturell «matchen».
Dass wir die Kreativagentur Rod in die Farner-Gruppe holten, hat aber auch einen strategischen, langfristig gedachten Hintergrund. Wir leben in einer spannenden Zeit, in der sich alles rasant verändert und immer neue Fähigkeiten gefragt sind. Deshalb müssen sich auch Agenturen weiterentwickeln und neue Perspektiven einnehmen. So haben wir bei Farner in den letzten Jahren als Ergänzung zu den beiden Themenfeldern Unternehmenskommunikation und Public Affairs den dritten Pfeiler Werbung und Marketingkommunikation stark ausgebaut. Wir haben das Innovationslabor «Farner Lab» an den Markt gebracht, die Digitalagentur DU DA zu uns geholt und eine Branding-Unit gegründet. Und mit Rod haben wir als Gruppe auf einen Schlag die doppelte Kreativ-Kraft. Rod hat sich mit ausgefallenen, wirkungsstarken Kreativkampagnen einen Namen gemacht. Mit ihrer Kreativsprache sind sie die ideale Ergänzung zu unserer Werbeabteilung in Zürich und zum Kreativ-Team in St. Gallen.
«Als Agenturinhaber kann ich zusammen mit unternehmerisch denkenden Partnern nachhaltiger planen und agiler sein als in einer internationalen Netzwerkagentur.»
Roman Geiser, CEO Farner Consulting
Welche Art von Massnahmen werden Sie durch die Integration von Rod Ihren Kunden neu zusätzlich anbieten können?
Wir haben jetzt noch mehr Kreative in der Gruppe. Das bedeutet für unsere Kunden, dass wir auf ihre Bedürfnisse noch besser eingehen können. Für jede Aufgabe und Tonalität stellen wir das bestmögliche Team zusammen. Das Rod-Team wiederum kann seine Kunden in den Bereichen unterstützen, die Rod vorher nicht im Angebot hatte, zum Beispiel unsere Branchenspezialisierung oder Zugang zu Fachspezialisten wie Digital-Marketing- und Markenexperten.
Wie erklären Sie es einem langjährigen Rod-Kunden, dass er nun von Farner (mit)betreut wird?
Dass er neu die Möglichkeit hat, auch das ganze Farner-Angebot zu nutzen, wenn er will. Sei dies Change Communication, Performance Marketing, Branding bis hin zum direkten Zugang zu allen Wirtschaftsregionen über unsere Standorte. Ich bekomme von Kunden oft die Rückmeldung, dass sie froh sind, vor Ort einen Berater zu haben, der dann auch noch die Sprache ihrer Branche spricht.
Sie haben die Aktien von Rod Kommunikation zu hundert Prozent übernommen. Wie hoch war der Kaufpreis?
Zum Kaufpreis geben wir keine Auskunft.
Sie wachsen seit längerem durch Zukäufe. Wachsen Sie organisch zu wenig?
Im Gegenteil, wir wachsen zu je 50% organisch und durch strategische Investitionen. Erst durch das überdurchschnittliche organische Wachstum konnten wir unser Angebot ausbauen. Heute sind wir die grösste inhabergeführte Agenturgruppe der Schweiz und decken alle Aspekte der Kommunikation ab. Nicht nur Unternehmenskommunikation und Public Affairs, sondern auch Digital Marketing, Commtech, Werbekampagnen, Bewegtbild, Change Communication, Branding und Markenkommunikation.
Als Marktführer nimmt man Farner hierzulande meist in schweizerischen Zusammenhängen wahr. Tatsache ist aber, dass die Marke weit über die Schweiz hinausstrahlt…
Das freut mich zu hören! Die Schweiz ist einer der innovativsten, kompetitivsten Wirtschaftshub der Welt. In diesem Hub halten wir uns seit vielen Jahren an der Spitze der Branche. Das nimmt man auch im Ausland wahr. The Holmes Report hat uns in den letzten sieben Jahren drei Mal als «DACH-Agentur des Jahres» ausgezeichnet. Und wir haben in den letzten drei Jahren für die Hälfte aller SMI-Unternehmen der Schweiz gearbeitet. Damit sind wir Teil einer global aufgestellten Wirtschaft, auf Augenhöhe mit den international führenden Agenturen. In dieser Konstellation kann ich auch meinen eigenen beruflichen Lebenslauf weiterentwickeln. Ich war zwar immer mit der Schweiz verbunden, aber habe im WPP-Konzern über viele Jahre ausschliesslich im internationalen Kontext gearbeitet. Nun kann ich beides verknüpfen.
«Weil die Digitalisierung auch in Zukunft ein starker Treiber sein wird, braucht es auch eine gewisse Grösse und Substanz, um diesen Weg konsequent mitzugehen.»
Die digitale Nutzung von Medien schreitet rasant voran. Ist das der Grund weshalb Grösse und Internationalität für Ihre Agentur so wichtig sind?
Entweder ist eine Agentur eher klein und bedient eine Nische oder sie ist gross genug, um auf alle Bedürfnisse einzugehen. Wir haben uns für den zweiten Weg entschieden und wollen multidisziplinär sein. Weil die Digitalisierung auch in Zukunft ein starker Treiber sein wird, braucht es auch eine gewisse Grösse und Substanz, um diesen Weg konsequent mitzugehen. Neben dem «Farner Lab» haben wir ein sehr starkes Digital-Marketing- und Commtech-Team aufgebaut. Das bringt weiteres Wachstum mit sich. Wären wir eine eher kleine Agentur, die nur klassische Werbung anbietet, ohne Content Services und ohne Verständnis für digitale Performance, wären wir nicht zukunftsfähig.
In den letzten Jahren hat sich die Medienlandschaft und -nutzung stark gewandelt. Was wird in Zukunft besser? Wo sehen Sie spannende Entwicklungen?
In Commtech, an der Schnittstelle zwischen Kommunikation und Technologie. Commtech bricht die Kommunikations-, Technologie- und Datensilos ein. Die in Fülle vorhandenen Daten ermöglichen bessere, persönlichere Kommunikationserlebnisse. Der Traum von der richtigen Botschaft bei der richtigen Person zum richtigen Zeitpunkt wird endlich Realität. Commtech wird die Kommunikationsarbeit nachhaltig prägen.
Wie werden sich diese Trends auf Ihr Unternehmen auswirken?
Diese Entwicklung schafft ein super spannendes Umfeld, das weiteres Wachstum ermöglicht. Wir werden deshalb den Weg der Integration der Disziplinen und Teams konsequent weitergehen.
«Der Traum von der richtigen Botschaft bei der richtigen Person zum richtigen Zeitpunkt wird endlich Realität.»
Was wird sich dadurch für Sie persönlich verändern?
Die Arbeit bleibt auf alle Fälle spannend! Noch wie war Kommunikation so wichtig wie heute. In unserer Branche meckert man gerne, dass alles immer komplizierter wird und sich immer schneller verändert. Ja, die Welt wird komplexer und dreht sich schneller, und genau deshalb ist Kommunikation immer wichtiger! In einer derart komplexen und wechselhaften Welt ist Vertrauen das wertvollste Gut. Da sind wir Beratungsunternehmen umso gefragter. Wir bauen Brücken und helfen beim Aufbau von Beziehungen.
Die Beratung an der Schnittstelle von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik hat mich immer fasziniert, und ich freue mich, mit unseren Spezialistinnen und Spezialisten wieder stärker in die Beratung einzutauchen. Das starke Wachstum während der letzten Jahre hat sehr viel Aufmerksamkeit gebraucht und meine Agenda geprägt. Jetzt soll wieder mehr Zeit für konzeptionelle Arbeit auf Kundenthemen bleiben.
Wie lauten Ihre persönlichen Medientipps: Welche Zeitungen und Zeitschriften lesen Sie? Welche Blogs haben Sie abonniert?
Ich bin Alles- und Immerleser und Podcasthörer – ein eigentlicher «Informations-Junkie». Podcasts, die ich immer im Tagesablauf unterzubringen versuche, sind das «Echo der Zeit», das «FT Business News Briefing» und «The New CCO» der Page Society. Dann gehören die E-Paper Version der NZZ und diverse Online-Tageszeitungen zum Pflichtstoff.