Sandra Bütler, CEO Pilatus-Bahnen AG, im Interview

Sandra Bütler

Sandra Bütler, CEO Pilatus-Bahnen AG. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Frau Bütler, im laufenden Jahr erreichte die Zahl der Ersteintritte in etwa wieder Vor-Covid-19-Niveau. Werden vor allem die Bereiche Hotellerie und Gastronomie im neuen Jahr zum Umsatzrekord beitragen?

Sandra Bütler: Was die Gästezahl betrifft, haben wir das Vor-Covid-19-Niveau noch nicht erreicht. Wir haben aber den Umsatz allgemein und auch jenen von Hotellerie und Gastronomie gesteigert. 2019 betrug der Umsatz 37,8 Millionen Franken, 2023 waren wir bei 40,1 Millionen Franken – nun gehen wir davon aus, dass wir 2024 das Vorjahr übertroffen haben und neue Rekordzahlen ausweisen können.

Wie verlief denn der Jahreswechsel am Pilatus?

Sehr gut, sehr schön – rundum gelungen. Das Wetter zum Jahresausklang war traumhaft: oben blau, unten grau. Das sind besten Voraussetzungen für uns. Wir konnten unsere Schlittelpiste öffnen. Von daher konnten wir nur schwärmen, was die Bedingungen angeht. Entsprechend hoch war die Zahl der Gäste.

Ein wesentlich gestiegener Kostenfaktor bleiben ja die Energiekosten. Wie ist da die Lage?

Die Lage präsentiert sich unverändert schwierig. Die Energiekosten sind für uns natürlich ein sehr grosser Kostenblock, auf den wir nur bedingt Einfluss haben. Wir gehen aber davon aus, dass sich die Lage mittelfristig etwas entspannen wird. Zudem wollen wir auch Energie einsparen und die Nachhaltigkeit stärken.

Viele Bergbahnen errichten auf ihren freien Flächen Solarzellen. Gibt es neben der PV-Anlage in Alpnachstad weitere Pläne auf dem Gelände der Pilatusbahnen?

Priorität hat für uns die Anlage in Alpnachstad. Das Projekt wollen in diesem Jahr umsetzen. Ob etwas im Gelände geplant ist? Nein, aktuell nicht. Bevor wir uns damit auseinandersetzen, werden wir unsere Gebäude mit PV-Anlagen bestücken. Wir sind sukzessive dran.

«Wenn uns viel Geld zur Verfügung stünde, würden wir das Hotel Bellevue erneuern. Und wenn wir sehr viel Geld hätten, würde ich das Hotel am liebsten abreissen und stattdessen ein neues bauen.»
Sandra Bütler, CEO Pilatus-Bahnen AG

Als Marketingspezialistin haben Sie sicherlich noch viele neue Ideen für den Luzerner Hausberg. Wenn Sie ganz viel Geld zur Verfügung hätten, was wäre die innovativste?

Wenn uns viel Geld zur Verfügung stünde, würden wir das Hotel Bellevue erneuern. Und wenn wir sehr viel Geld hätten, würde ich das Hotel am liebsten abreissen und stattdessen ein neues bauen. Aber entscheidend für uns und vielleicht nicht wahnsinnig innovativ: Wir möchten die Nähe zur Natur pflegen und diese erlebbar machen. Wobei natürlich eine angemessene Infrastruktur für die Gäste dazugehört. Unser Bestreben ist, die hohe Qualität beizubehalten und – wo möglich – zu steigern. Die Schweizer Gäste, die rund die Hälfte der Besuchenden ausmachen, sollen in den Genuss eines attraktiven Naherholungsgebiets kommen. Den Menschen aus dem Ausland wollen wir ein facettenreiches Erlebnis bieten.

Kann man am Premium-Produkt Goldene Rundfahrt oder an der silbernen noch etwas «hinzubasteln»?

Die einzige Ausbaumöglichkeit sehe ich derzeit darin, dass das Angebot im Sommer häufiger buchbar wäre und die Saison verlängert werden kann. Wir sind hier aber von den Kapazitäten und den Kursen der Schifffahrt Vierwaldstättersee abhängig. Aber das Produkt ist jetzt schon einmalig. Darum steht für mich die Frage nach einer Erweiterung nicht im Vordergrund.

Das denkmalgeschützte schmucke Direktorenhaus wurde für 3,4 Millionen renoviert. Darin hat es auch Personalstudios. Ist die Akquisition von Fachpersonal dadurch leichter? Die Pilatusbahnen sind ja auch ein Lehrbetrieb.

Das Haus ist tatsächlich sehr schmuck und ein wichtiges Puzzlestück, das uns zu einer noch attraktiveren Arbeitgeberin macht. Unsere Saisonniers haben die Möglichkeit, bei der Talstation in Alpnachstad ein modernes Studio im Direktorenhaus beziehen. Und ja, wir sind ein Lehrbetrieb, der Lernende in verschiedenen Berufen ausbildet. Darauf legen wir grossen Wert. Auch da gilt: Die Qualität muss stimmen, die Lernenden müssen zu uns passen. Diesbezüglich sind wir sehr gut unterwegs.

Schlitteln ist wieder etwas in Mode gekommen. Spüren Sie das am Verlauf der Halb- und Ganztageskarte Snow & Fun?

Tatsächlich ist Schlitteln wieder stark im Trend. Erst recht, wenn man in unmittelbarer Nähe zur Stadt Luzern auf die Piste gehen kann. Während der Festtage herrschte reger Betrieb auf der Piste, der Absatz an Halb- und Ganztageskarten war erfreulich. Aber eines darf man in diesem Zusammenhang nicht vergessen: Bis eine Schlittelpiste hergerichtet ist und der Öffentlichkeit freigegeben werden kann, ist ein beträchtlicher Aufwand nötig. Die Schneedecke muss eine bestimmte Höhe haben und Sicherheitsvorschriften und Richtlinien müssen strikt eingehalten werden. Und an jedem Schlitteltag ist ein Rettungsdienst vor Ort. Es steckt vielmehr dahinter als einfach die Vermietung von ein paar Schlitten.

«Bis eine Schlittelpiste hergerichtet ist und der Öffentlichkeit freigegeben werden kann, ist ein beträchtlicher Aufwand nötig.»

Die Hälfte der Kunden kommt aus dem Ausland. Wie macht sich die Wirtschaftsschwäche in Deutschland und China für die Pilatusbahnen bemerkbar?

Bis jetzt spüren wir die Auswirkungen nicht. Das hat – wie an vielen anderen touristischen Orten der Schweiz – damit zu tun, dass wir sehr viele US-amerikanische Gästen begrüssen dürfen.

Hilf Ihnen da vor allem der starke US-Dollar?

Natürlich hilft uns der starke US-Dollar, aber ich glaube nicht, dass das der einzige Grund ist. Grundsätzlich ist es einfach so: Der US-amerikanische Gast ist ein konsumfreudiger Gast, der sich seine Ferien und damit auch Abstecher wie auf den Pilatus etwas kosten lässt. Er dreht nicht jeden Franken um.

Die steilste Zahnradbahn der Welt, die schnellste der Welt: Wie wichtig sind solche Guinessbuch-Superlativen für die Kundengewinnung?

Unsere Zahnradbahn besteht seit 134 Jahren und ist seit Inbetriebnahme gleich steil – die schnellste ist sie aber nicht. Diese Pionierleistung ist für uns eine Selbstverständlichkeit geworden, die zu unserer DNA gehört. Wenn das für einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde reicht, ist das eine schöne Auszeichnung. Und es gibt vermutlich Märkte, die auf solche Superlative ansprechen. Aber für uns stehen sie nicht im Zentrum, um Gäste zu gewinnen.

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