Silvan Brauen, Co-Geschäftsleiter Rivella, im Interview

von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Brauen, Rivella hat 2024 96 Millionen Liter Rivella, Focuswater und Michel-Fruchtsäfte verkauft und einen Umsatz von 137 Millionen Franken erreicht. Wie zufrieden sind Sie mit dem Geschäftsjahr?
Silvan Brauen: Mit dem Geschäftsgang 2024 sind wir zufrieden. Wir haben unser Produktportfolio gestrafft und uns auf unsere Kernmarken Rivella und Focuswater konzentriert. In Teilen unseres Sortiments nahmen wir sogar bewusst einen Umsatzrückgang in Kauf – zugunsten der nachhaltigen Profitabilität. Trotz des schlechten Wetters im Mai und Juni haben wir unser Umsatzziel übertroffen. Das freut mich sehr.
Vor gut einem Jahr haben Sie mit Rivella Gelb einen zweiten Versuch gestartet. Wie ist das vegane Getränk aufgenommen worden?
Die Einführung von Rivella Gelb im Frühling 2024 hat nicht zuletzt medial grosse Wellen geschlagen. Von vielen hörten wir, dass es mutig sei, es nach 2008 nochmals mit einem gelben Rivella zu probieren. Innerhalb kurzer Zeit konnten wir eine breite Distribution aufbauen, sowohl im Detailhandel wie auch in der Gastronomie. Mit einer starken Lancierungskampagne ist es uns gelungen, viele Konsumentinnen und Konsumenten zum Probieren zu ermuntern. Jetzt gilt es, den Schwung ins zweite Jahr mitzunehmen. Darauf werden wir unseren Fokus legen.
«Mit einer starken Lancierungskampagne ist es uns gelungen, viele Konsumentinnen und Konsumenten zum Probieren von Rivella Gelb zu ermuntern. Jetzt gilt es, den Schwung ins zweite Jahr mitzunehmen.»
Silvan Brauen, Co-Geschäftsleiter Rivella
Rivella Gelb ist das erste Rivella ohne Milchserum – oder wie es im Claim hiess «Ganz ohni Milchzügs» – das ja eigentlich fest verbunden ist mit Rivella. Können weitere neue Rivellasorten ohne Milchbestandteile folgen?
Zentral ist, was der Markt verlangt, was Konsumentinnen und Konsumenten wünschen. Und da haben wir natürlich immer unsere Fühler ausgestreckt. Aber aktuell geht es uns in erster Linie darum, Rivella Gelb zu festigen. Unser Schwerpunkt liegt zudem auch auf Innovationen bei Focuswater, unserer Vitaminwassermarke.
Focuswater ist im vergangenen Jahr zweistellig gewachsen. Welchen Umsatzanteil hat Focuswater mittlerweile?
Der Anteil der Focuswater Vitaminwasser an unserem Gesamtumsatz stieg in den letzten Jahren stetig und widerspiegelt das Bedürfnis der Konsumentinnen und Konsumenten nach leichten Getränken mit einem Zusatznutzen. Seit der Übernahme von Focuswater 2019 konnten wir jährlich im zweistelligen Bereich zulegen. Inzwischen ist Focuswater neben Rivella zum zweiten, ganz wichtigen Standbein für uns geworden.
«Focuswater ist neben Rivella zum zweiten, ganz wichtigen Standbein für uns geworden.»
Der Vitaminwassermarkt in der Schweiz hat in den letzten Jahren an Popularität gewonnen. Wie halten Sie die Konkurrenz auf Distanz?
Wir investieren überdurchschnittlich viel und nachhaltig in unsere Marken. Gezielt entwickeln wir neue Konzepte und Produkte. Mit Focuswater «Calm» und Focuswater «Shine» haben wir beispielsweise zwei Sorten lanciert, die weder Zucker noch Süssungsmittel haben. Mit jeder verkauften Flasche von Focuswater «Care» unterstützen wir zudem die Brustkrebspräventionskampagne Pink Ribbon.
Die Focuswater-Übernahme war ganz offensichtlich ein Glücksgriff. Halten Sie Ausschau nach weiteren Übernahmemöglichkeiten und setzen Sie mehr auf eigene Innovationen?
Grundsätzlich liegt unser Schwerpunkt auf unsere beiden Kernmarken Rivella und Focuswater. Hier sind wir laufend daran, unser Sortiment zu überprüfen, bestehende Rezepturen zu optimieren und neue Varietäten einzuführen. Dennoch halten wir auch unsere Augen und Ohren offen, was auf dem Markt läuft. Wir packen Chancen, wo sie sich uns bieten.
Sie haben die Sponsoringengagement mit Focuswater ausgebaut und sind offizieller Partner der kommenden Freestyle WM im Engadin. Welche kurz- und langfristigen Chancen in Bezug auf Markenbildung, Kundenbindung und Marktpositionierung sehen Sie?
Für uns ist es ein bedeutendes Engagement und wir sind überzeugt, dass die Werte des Freestyle-Sports und Focuswater perfekt zusammenpassen. Durch unsere Unterstützung von etablierten, aber auch jungen Sporttalenten nehmen wir unsere historisch stark ausgeprägte Verbindung zum Schweizer Sport auch mit Focuswater wahr. Die Firma Rivella und der Schweizer Sport – das passt einfach seit Jahrzehnten perfekt zusammen.
Sie haben nun zahlreiche Freestyler, Snowboarder, Skicrosser als Botschafter für Focuswater. Sie haben es erwähnt – Rivella war über Jahrzehnte das offizielle Getränk der Schweizer Skinationalmannschaft. Ist das Sponsoring im Ski alpin mittlerweile zu kostspielig?
Rivella wird auch heute noch stark mit dem Schneesport in Verbindung gebracht und überdurchschnittlich in Bergrestaurants nach dem Skifahren getrunken. Nicht zuletzt durch unsere Sponsoringengagements ist Rivella auch zu einer der bekanntesten Marken des Landes geworden. Die TV-Spots mit der singenden Ski-Nationalmannschaft waren legendär. Aber ja, die Zeiten haben sich geändert und die Möglichkeiten im Sponsoring auch. Solche Aktionen wären heute für ein KMU wie uns nicht mehr finanzierbar. Mit den Focuswater-Botschaftern suchen wir deshalb neue Wege. Als Sponsor der FIS Freestyle-WM sind wir wieder stark präsent im Schneesport und führen die Tradition des Sportsponsorings mit neuen Disziplinen und neuer Marke konsequent weiter.
«Gemeinsam mit Padelta wollen wir die aufstrebende Padel-Community in der Schweiz weiter stärken, unvergessliche Events organisieren und für erfrischende Momente auf und neben dem Platz sorgen.»
Rivella hat zuletzt einen Vertrag mit der Padel-Center-Betreiberin Padelta abgeschlossen. Wie wollen Sie sich in der Community der boomenden Sportart positionieren?
Wir freuen uns enorm, als neuer Partner von Padelta auftreten zu können. Gemeinsam wollen wir die aufstrebende Padel-Community in der Schweiz weiter stärken, unvergessliche Events organisieren und für erfrischende Momente auf und neben dem Platz sorgen. Als Schweizer Original steht Rivella für Tradition, Innovation und sportlichen Lifestyle – Werte, die perfekt zur Padel-Sportart passen. Wir schaffen uns auch eine differenzierte Positionierung im Padel, z.B. mit den Rivella Ghost Padel Events, wo auf abgedunkelten Spielfeldern mit Neonlicht, leuchtenden Schlägern und Bällen gespielt wird und wo spannende DJs und erfrischende Rivella-Drinks für das perfekte Ambiente sorgen.
Am Standort Rothrist wurden im vergangenen Jahr 9 Millionen Franken investiert. Was ist neu?
Wir werden in Kürze eine neue Abfüllanlage für Focuswater-Getränke in Betrieb nehmen. Die neue Anlage braucht bedeutend weniger Wasser und Energie als ihre Vorgängerin. Dies hilft uns bei der Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele. Zudem ist die Anlage ergonomischer. Die schweren Formatteile im Füller und im Verpacker müssen nicht mehr von Hand ausgewechselt werden. Dies geschieht neu vollautomatisch. Mit der neuen Anlage wollen wir uns wappnen für weiteres Wachstum unserer Marke Focuswater.
Zuletzt wurde Rivella in der Rangliste der besten Arbeitgeber der Schweiz auf Platz fünf platziert. Was macht das Unternehmen bei Arbeitnehmenden beliebt?
Das gute Abschneiden in dieser Rangliste ist für mich kein Zufall. Unsere Mitarbeitenden sind stolz für die Rivella Group zu arbeiten. Ein Grund sehe ich in unseren starken Marken. Genauso wichtig erscheint mir aber die einzigartige Unternehmenskultur, die bei uns gepflegt wird. Mitarbeitende können bei uns viel bewegen, wir leben eine Vertrauenskultur und es dürfen auch Fehler gemacht werden. Unsere drei zentralen Werte der Firma – partnerschaftlich, ambitioniert und fokussiert – stehen nicht nur auf dem Papier. Wir leben sie tagtäglich. Rivella ist ein Familienunternehmen und immer noch im Besitz der Gründerfamilie Barth. Wir wissen genau, für wen wir uns tagtäglich einsetzen. Dies hebt uns von Grosskonzernen ab. Die Rivella Group ist nicht nur bei den Produkten innovativ, sondern auch bei den Arbeitsmodellen. Wir unterstützten Teilzeitarbeit, Homeoffice und Jobsharing sogar auf Top-Ebene. Ich beispielsweise teile die CEO-Rolle mit Erland Brügger. Die Marketingleitung wird von zwei Frauen, Angelika Leemann und Sara Jermann, als Co-CMOs wahrgenommen. Und regelmässig führen wir Umfragen bei unseren Mitarbeitenden durch, um zu verstehen, wo wir uns noch verbessern können. Wir tun sehr viel, um heute und in Zukunft zu den besten Arbeitgebern zu gehören.