Von Helmuth Fuchs
Im Interview nimmt Stefan Heitmann, CEO MoneyPark, zu folgenden Fragen Stellung
- Die Coronakrise hat auch die Schweizer Wirtschaft im Griff und die Schweiz befindet sich mit einem BIP-Einbruch von 8.2 Prozent in einer Rezession. Zugleich ist Ihr eigener Immobilien-Risiko-Indikator auf einen neuen Höchstwert von 4.1 angestiegen (Wert 0 kein Risiko, Wert 6 akute Blasengefahr). Was bedeuten diese Entwicklungen für den Immobilienmarkt und die Hypothekarzinsen?
«Speziell für den Immobilienmarkt und den Hypothekarmarkt habe ich weniger Sorgen. Der Immobilienmarkt, gerade der selbstgenutzte Immobilienmarkt, über den wir sprechen, hat sich schon in vergangenen Krisen als sehr robust erwiesen.»
«Im Hypothekarmarkt können wir jetzt schon mit Bestimmtheit sagen, dass das Tiefzinsniveau, das wir haben, auf viele Jahre hin bestehen bleiben wird. Dazu gibt es mittlerweile zu viel Liquidität im Markt und zu viele Signale der weltweiten Notenbanken, die alle gegen Zinserhöhungen sprechen.»
- 80% Ihrer Hypothekarkunden schliessen eine Hypothek mit mindestens 10 Jahren Laufzeit ab, 58% davon bei Banken, obschon Versicherungen (21%) und Pensionskassen (21%) teilweise signifikant bessere Angebot haben. Was sind die Gründe dafür, dass die Kunden so viel Geld liegen lassen bei der Finanzierung ihrer Immobilien?
«Die Gründe, warum immer noch sehr viele Kunden sich für ein Bankprodukt entscheiden, ist typischerweise in der grösseren Flexibilität der Bank-Kreditvergabe zu suchen. Pensionskassen haben typischerweise das überlegene, das günstigere Angebot, sind ihrerseits aber relativ starr in der Vergabe der Kredite.»
«Ich glaube, er wird wir haben hier einen Trend, der wird anhalten und Stück für Stück das Segment aufbrechen und mehr Volumen von der klassischen Hausbank auch in solche Gefässe hinein bringen.»
- Gerade haben Sie angekündigt, dass Moneypark seine Geschäftstätigkeit ausweitet auf die Bereiche Immobilienkauf, -besitz und -verkauf. Damit werden Sie zum Konkurrenten von Maklern und anderen Anbietern, die Sie bis anhin eher als Partner wahrgenommen haben. Wie wird sich das auf das bestehende Geschäft auswirken?
«Ich hab schon 2012 MoneyPark nicht gegründet, um irgendwem Konkurrenz zu machen. Ich hab MoneyPark gegründet, weil ich davon überzeugt war und es immer noch bin, dass ein Kunde heute einfach mehr verdient hat in Sachen Information, in Sachen Transparenz in Sachen Convenience.»
«Wir stehen an dem Punkt, dass wir merken, dass ein Käufer, dass ein Eigentümer, dass auch ein Verkäufer im heutigen Immobilienmarkt Schweiz nur unzureichend informiert, nur unzureichend begleitet wird.»
«Die Erweiterung unserer Geschäftstätigkeit ist nicht verbunden mit einer bewussten Konkurrenzierung des Maklertums, sie ist verbunden mit dem Wunsch, dem Kunden eine neue Erlebniswelt «Immobilie und Hypothek» anzubieten. Und diese dann auch technisch umzusetzen und nur rein vertrieblich, wie es heute im Immobilienmarkt der Fall ist.»
- Bei der Expansion setzen Sie, wie bis anhin schon, stark auf datengetrieben Technologie. Welche speziellen Werkzeuge und Funktionen werden den Kunden zu Verfügung gestellt, mit welchen Startups arbeiten Sie dafür zusammen?
«Wir arbeiten an einer Reihe neuer digitaler Servicebausteine, die der Kunde bekommen wird. Das betrifft zum Beispiel das so genannte Käufermatching. Für den Kunden bieten wir die Möglichkeit, dass wir sein Suchprofil (für ein Immobilien-Objekt) matchen gegen andere Objekte und verbinden mit der Finanzierungsperspektive.»
«Genauso investieren wir in die Eigentümerseite. Wir möchten, dass auch der Eigentümer nach der Transaktion informiert bleibt über die Wertentwicklung seiner Immobilie, über die Veränderungen in der Nachbarschaft, über wichtige Transaktionsdynamiken, die seine Umgebung betreffen.»
«Wir setzen sehr viel auf unsere eigene Entwicklung, kooperieren aber auch mit PriceHubble, das sicherlich das innovativste und fortschrittlichste Unternehmen im Bereich der maschinellen Datenauswertung und der Entwicklung von kundenbezogenen Produkten ist.»
- Für die meisten ist der Kauf einer Immobilien etwas, womit sie sich ein- oder höchstens zweimal im Leben befassen. Ebenso stellt sich die Hypothekenfrage für die meisten nur alle zehn Jahre. Weshalb wollen Sie in diese datenpunktmässig beschauliche Szenerie mehr Dynamik bringen?
«Mir geht es nicht nur um den reinen Kauf oder den Verkauf, mir geht es um die Faszination, die Immobilien auslösen. Mich interessiert es, was mit meiner Immobilie wertmässig passiert, ich möchte als Eigentümer verstehen, ob in meiner Nachbarschaft gerade eher gekauft oder verkauft wird und wenn ja, zu welchem Preis. Ich möchte verstehen, wie Bauvorhaben in meinem Ort meinen Immobilienwert beeinflussen. All das sind wichtige Informationspunkte, zu denen der Kunde heute keinen Zugang hat. Das möchten wir ändern.»
- Moneypark ist auch in der Krise bis anhin weiter gewachsen. Welche Ziele haben Sie für die kommenden zwei Jahre, wie werden Sie das Wachstum finanzieren?
«Für die kommenden zwei Jahre stehen unsere Zeichen weiterhin unverändert auf Wachstum. MoneyPark ist mittlerweile im Hypothekar-Neugeschäft die Nummer zwei im Schweizer Markt und da ist ja noch Luft nach oben.»
«Wir werden ganz bestimmt noch mehr in Technologie investieren, um das Kundenerlebnis Immobilien und Finanzierung besser miteinander zu verzahnen.»
«Wir finanzieren unser Wachstum aus eigenen operativen Geschäftserträgen.»
«Ich habe aktuell keine Ambitionen, Moneypark ins Ausland zu bringen»
- Welche Innovationen haben das Potential, in nächster Zukunft die grössten Veränderungen im Immobilienmarkt zu bewirken?
«Für mich ganz klar die maschinengetriebene Datenanalyse und die daraus entstehenden kundenbezogenen Produkte. Diese Kombination aus Analyse und sehr einfachen, hoch visualisierten, für den Kunden verständlichen digitalen Produkten, wird den Immobilienmarkt revolutionieren.»
Zur Person: Dr. Stefan Heitmann ist Gründer und CEO des Schweizer Fintech Unternehmens MoneyPark AG sowie Gründer und Investor in weiteren Fintech Unternehmen. Zuvor war er bis 2012 Partner der Unternehmensberatung McKinsey & Company in Zürich. Er hat mehr als 13 Jahre Expertise im Banking, insbesondere im Retail- und Investmentbanking und besitzt umfangreiche Arbeitserfahrung in internationalen Banking-Märkten, darunter insbesondere Schweiz, Deutschland, UK, USA und Mittlerer Osten. Während seiner Zeit bei McKinsey hatte er die operative Leitung der McKinsey & Company Banking Practice Schweiz inne. Stefan Heitmann bei Linkedin |