Stefan Leuthold, Co-Founder & CEO Healthtechpark, im Interview

Stefan Leuthold

Stefan Leuthold, Co-Founder & CEO Healthtechpark. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Leuthold, zuerst zwei Verständnisfragen: Was ist unter Healthtech – oder eben Gesundheitstechnologie genau zu verstehen, und wie unterscheiden sich Health- und Med-Tech?

Stefan Leuthold: Unter Healthtech versteht man die Teilbranchen Medtech, (Invitro-)Diagnostik, Biotech und den digital health-Bereich der als Medizinprodukt zugelassen wird. Beim Healthtechpark Zürich-Schlieren kümmern wir uns um die vorgenannten Branchen mit Ausnahme von Biotech, diese ist die Domäne des Bio-Technopark.

Sie sind seit vielen Jahren auch Clustermanager des Health Tech Cluster Switzerland. Woher rührt ihre Faszination für den Healthtech-Bereich?

Ja richtig, Tech fasziniert mich ungemein. Im Healthtech-Bereich ist die Schweiz bei den Innovationen Weltspitze. Ich bin immer wieder fasziniert von der Schaffenskraft hiesiger Firmen bzw. Menschen – ich möchte diesen Austausch nicht missen.

«Schaut man, was KMU’s und hier auch die Startups in der Schweiz an cleveren Lösungen für die unterschiedlichsten Problemstellungen arbeiten, dann kann man von einem echten Standortvorteil der Schweiz beim «Brain-Power» sprechen.»
Stefan Leuthold, Co-Founder & CEO Healthtechpark

Wie ist diese Innovationskraft der Healthtech-Branche denn einzuschätzen?

Wie verschiedene Rankings belegen, ist die Schweiz immer wieder «Innovations-Weltmeister». Meist wird dieser Status durch die enorme Menge an Patenteinreichungen durch die Pharma-Industrie etwas verzerrt. Schaut man aber was die KMU’s und hier auch die Startups in der Schweiz an cleveren Lösungen für die unterschiedlichsten Problemstellungen arbeiten, dann kann man von einem echten Standortvorteil der Schweiz beim «Brain-Power» sprechen.

Wo sehen Sie die grössten Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Ideen?

Obschon der Healthtech Bereich äusserst attraktiv ist, da es viele ungelöste Fragestellungen bzw. auch Verbesserungen von Status-Quos gibt, darf man sich vor den Herausforderungen bei den jeweiligen «Business-Cases» nicht wegducken. Das ganze Themenfeld der «Vergütungen» durch die Krankenkassen und damit verbunden dem Erfolg im Absatz eines Produktes/einer Lösung ist äusserst komplex und für jedes Land, in dem eine Firma tätig sein will, zu lösen. Also kurzum das Thema Re-Imburcement.

Gerade für Startups ist auch das Thema Risikokapital ein Dauerthema. Unsere Mentalität beim Investieren unterscheidet sich doch sehr stark vom amerikanischen. Man darf hier aber auch attestieren, dass die guten Projekte, welche eben ihre Konzepte belegen und Prototypen vorweisen können, durchaus an Venturekapital ran kommen. Und last but not least: Vielen gerade jungen Firmen bereitet das Thema Regulierung grosse Schwierigkeiten. Diese sind jedoch mit entsprechender Beratung und Begleitung lösbar.

Welche Ziele resp. welche Vision verfolgt der Mitte April in Schlieren eröffnete Healthtechpark?

Gemäss der Studie der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Zürich «Cluster Studie Life Science Zürich 2021/2022» ist heute je nach Lesart ein Viertel bis ein Drittel der gesamtschweizerischen Medtech-Industrie im Kanton ansässig. Es kommen fast monatlich Projekte ab ETH, Uni ZH, USZ usw. als Startups in den Markt. Mit dem Healthtechpark Zürich-Schlieren schaffen wir einen Nukleus für die jungen Firmen, damit sie ein möglichst inspirierendes und zu Innovationen führendes Umfeld vorfinden. Wir orientieren uns am sehr erfolgreichen Bio-Technopark und adaptieren unsere Services auf die spezifischen Herausforderungen für die Medtech, (Invitro-)Diagnostik und Digital Health(tech) Startups.

«Mit dem Healthtechpark Zürich-Schlieren schaffen wir einen Nukleus für die jungen Firmen, damit sie ein möglichst inspirierendes und zu Innovationen führendes Umfeld vorfinden.»

Wieso ist Schlieren der ideale Standort für den Healthtechpark?

Ganz klar, weil sich in Schlieren ein Ökosystem für Healthtech (Biotech) bereits etabliert hat und es auch Immobilienbesitzer bzw. Landbesitzer gibt, die die spezifischen Bedürfnisse – gerade was Laborbau anbelangt – verstehen und unsere weitsichtige Denkweise teilen.

Wie viele Startups und etablierte Unternehmen haben sich bereits angeschlossen?

In der kurzen Zeit haben sich bereits 22 Unternehmen, vom Startup bis zum etablierten Unternehmen unserem Verein als Mitglied angeschlossen. Wir sind sehr stolz darauf.

Von welchem Wachstum gehen Sie in den nächsten Jahren aus?

Unser Ziel ist es eine stabile Basis an Firmen für den Verein zu gewinnen. So um die 100 Firmen sollten eine realistische Zielgrösse sein.

Von welchen Dienstleistungen profitieren die Mitgliedsunternehmen und Organisationen?

Wir richten unsere Services nach den Bedürfnissen junger Unternehmerinnen und Unternehmer. Unsere Überzeugung ist, dass in jungen Unternehmen im Healthtech Bereich vier wesentliche Bereiche gleichzeitig angegangen und Fortschritte erzielt werden müssen. Ich nenne es das Healthtech Puzzle: Die klinische Relevanz, das passende Geschäftsmodell, die Beachtung der regulatorischen Herausforderungen und der Standort bzw. das Stadortnetzwerk. In allen diesen Bereichen bieten wir unsere guten Dienste an. Für die etablierten Firmen wie auch für die Startups sind dabei Networking Events wichtig, auch solche organisieren wir.

Wie finanziert sich der Healthtechpark?

Der Healthtechpark Zürich-Schlieren ist als Verein organisiert und stützt sich dabei auf folgende vier Pfeiler ab: einem Staatsbeitrag des Kanton Zürick, einem Beitrag der Stadt Schlieren, den Mitgliederbeiträgen und auf Sponsoren.

«Letztlich geht der Trend in vielen Bereichen der medizinischen Diagnostik und Therapie hin zu mehr individualisierten Ansätzen – Stichwort personalized medicine.»

Letzte Frage: Von welcher Entwicklung der Healthtech-Branche gehen Sie in den nächsten Jahren aus?

Nicht zuletzt durch die Pandemie hat die Gesundheitsbranche weiter an Fokus gewonnen. Es wurden zumindest hierzulande schonungslos Defizite im Bereich der Digitalisierung offen gelegt. Zudem hat durch das vielfach verwendete «Schnelltesten», sei das durch ein Gesundheitsdienstleister oder sogar durch uns selbst, die personalisierte Diagnostik an Schwung gewonnen. Letztlich geht der Trend in vielen Bereichen der medizinischen Diagnostik und Therapie hin zu mehr individualisierten Ansätzen – Stichwort personalized medicine.

Herr Leuthold, besten Dank für das Interview.

Healthtechpark

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