von Bob Buchheit
Moneycab.com: Herr Butz, die Kern-EBITA-Marge von DKSH stieg von 2.8% auf 3% über alle vier Geschäftseinheiten. Wird die kleinste aber nach Performance Materials zweitmargenstärkste Business Unit Technology ein besonderes Augenmerk erfahren?
Stefan P. Butz: Die Geschäftseinheit Technologie blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2023 zurück und hat gut zum Wachstum der DKSH Gruppe beigetragen. Wir verfügen über eine führende Marktposition in Asien-Pazifik, ein hochwertiges Produkt- und Dienstleistungsportfolio sowie eine fokussierte Wachstumsstrategie. Aufgrund der operativen Marge, die mehr als doppelt so hoch ist wie diejenige der DKSH Gruppe, wird dieser Bereich auch in Zukunft für uns wichtig bleiben.
Im 2023 haben Sie Partizan Worldwide im Bereich Healthcare Solutions in Australien und Bio-Strategy, den grössten unabhängigen Händler für wissenschaftliche Instrumente in Australien und Neuseeland, zugekauft. Wird sich der Südpazifik am stärksten weiter entwickeln?
Seit 2019 haben wir unsere Marktposition durch organisches Wachstum, aber auch durch gezielte Akquisitionen in Australien und Neuseeland kontinuierlich ausgebaut. Sowohl Partizan als Anbieter von spezialisierten Patientenlösungen als auch Bio-Strategy als Distributor wissenschaftlicher Instrumente bieten Produkte und Dienstleistungen an, die komplementär zu unserem bisherigen Portfolio sind und für unsere Kunden Mehrwert generieren. Wir sehen gutes Wachstumspotential und werden unsere Marktposition in Australien und Neuseeland als integraler Bestandteil von Asien-Pazifik deshalb weiter ausbauen.
«Wir werden unsere Marktposition in Australien und Neuseeland als integraler Bestandteil von Asien-Pazifik weiter ausbauen.»
Stefan P. Butz, CEO DKSH Gruppe
In den letzten fünf Jahren hat DKSH fast zwei Drittel seiner Akquisitionen im Geschäftsbereich Performance Materials getätigt, deren Core-EBITA-Marge sich sogar von 7.9 auf 8.7% steigerte. Gab es da besonders günstige Gelegenheiten?
Wir haben in der Tat über 60 Prozent der M&A-Investitionen im Geschäftsbereich Performance Materials getätigt. Der globale Spezialchemie-Distributionsmarkt ist mit einem geschätzten Volumen von über 220 Milliarden Euro sehr gross und wachsend, aber noch sehr fragmentiert. Die fünf grössten Distributoren halten einen Marktanteil von nur rund zehn Prozent. Zugleich lagern Chemieproduzenten immer mehr Geschäftstätigkeiten aus und reduzieren die Anzahl an Distributoren, mit denen sie zusammenarbeiten. Das ermöglicht viele interessante Akquisitionsmöglichkeiten.
Seit 2019 haben wir deshalb 10 Akquisitionen in diesem Bereich durchgeführt und somit das Geschäft regional ausgebaut, unser Hersteller- sowie Kundenportfolio erweitert und unser Portfolio an wertsteigernden Dienstleistungen und Inhaltsstoffen ergänzt. Damit verfolgen wir das strategische Ziel, unsere Position als globaler Akteur auszubauen.
Besonders optimistisch sind Sie 2024 für Thailand. Welchen Gewinnbeitrag erwarten Sie von diesem «DKSH-Stammland»?
Wir sind in Bezug auf den thailändischen Markt positiv gestimmt. Wir waren im letzten Jahr sehr erfolgreich und sind dort über fünf Prozent zu konstanten Wechselkursen gewachsen. Gestützt durch den wieder zunehmenden Tourismus im Land wird von Marktexperten für 2024 ein höheres Bruttoinlandsprodukt als im Vorjahr erwartet. Deshalb gehen wir davon aus, dass Thailand auch in 2024 einen guten Gewinnbeitrag für unser Geschäft liefern wird.
Während der Reingewinn im abgeschlossenen Jahr 2023 leicht fiel, stieg der freie Cashflow um sehr gute 37 Prozent. Damit hat DKSH genug Körner für die nächsten Expansionsschritte. Wo ausserhalb Asiens/Australiens wird das geschehen?
Das Kern-EBIT-Wachstum betrug über 12 Prozent zu konstanten Wechselkursen. Mit unserem starken Cashflow und unserer Bilanz sind wir in der Lage, weitere wertsteigernde Akquisitionen durchzuführen. Im Bereich Spezialchemie sind wir global tätig. Der Markt bietet grosses Konsolidierungspotenzial, weshalb wir uns Akquisitionen in Asien Pazifik, in Europa und auch in Nordamerika anschauen.
«Das Kern-EBIT-Wachstum betrug über 12 Prozent zu konstanten Wechselkursen. Mit unserem starken Cashflow und unserer Bilanz sind wir in der Lage, weitere wertsteigernde Akquisitionen durchzuführen.»
Sie feierten 100jährige Marktpräsenz in Malaysia and Hongkong. Wie kommen Ihre Mitarbeiter dort mit der politischen Grosswetterlage zurecht?
Wir arbeiten beinahe zu 100 Prozent mit lokalen Mitarbeitenden, welche die Situation vor Ort kennen. Zudem ist DKSH bekannt dafür, über Jahrzehnte hinweg, in schwierigen, aber auch in guten Zeiten wichtige Konsumgüter, aber auch Arzneimittel für die Bevölkerung in diesen Märkten zuverlässig zu distribuieren.
Auch für 2024 erwarten Sie Gegenwind von der Währungsfront im Umfang von drei bis fünf Prozent. Gibt es da nicht «upside»? Schliesslich gilt der Franken bei manchen Analysten als überbewertet.
Wie genau sich die Wechselkurse bis Ende Jahr entwickeln, ist auch für uns schwer abzuschätzen. In den letzten Wochen hat sich der Schweizer Franken aber etwas abgeschwächt, was sich positiv auf unser Geschäft auswirken sollte.
Ich nehme an, Sie werden den Dollar im nächsten Jahr für Ihre Geschäftsbereiche Performance Materials und Technology weiterhin hedgen?
Das ist korrekt, wir verfügen über etablierte Hedging-Prozesse, um Währungsrisiken für unsere Projektgeschäfte in den Geschäftsbereichen Performance Materials und Technologie zu minimieren. Ansonsten handeln wir die von uns vertriebenen Produkte in der jeweils gleichen Währung, ein natürlicher Hedge.
«Wir verfügen über etablierte Hedging-Prozesse, um Währungsrisiken für unsere Projektgeschäfte in den Geschäftsbereichen Performance Materials und Technologie zu minimieren.»
Letztes Jahr hat DKSH ein bestehendes Bankdarlehen in der Höhe von 315 Millionen Franken in ein nachhaltiges Darlehen umgewandelt. Die Zinskonditionen sind nun an Nachhaltigkeitsziele gekoppelt. Um wie viele Basispunkte verbessert sich die Zinsbelastung dadurch?
Die Umwandlung unseres bestehenden Bankkredits in ein nachhaltiges Darlehen zeigt, dass wir unsere Ambitionen in Bereich der Nachhaltigkeit konsequent verfolgen. Die Nachhaltigkeitsziele des Darlehens sind direkt mit unserer Nachhaltigkeitsstrategie verknüpft. Wir erwarten, dass wir durch die Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele einen in Summe überschaubaren, aber erfreulichen Betrag zu unserem Gruppenresultat beisteuern können.
Die Eigenkapitalquote liegt bei 31.8%. Tendenz weiter steigend, nehme ich an?
Unser Geschäftsmodell ist kapitalarm, die Investitionen lagen in den letzten Jahren durchschnittlich bei nur 0.4 Prozent des Umsatzes. Dadurch generieren wir einen konstanten hohen Cashflow, was eine hohe Eigenkapitalquote begünstigt. Wir gehen auch in Zukunft von einer guten Eigenkapitalquote aus.
Für das erste Halbjahr erwarten Sie aufgrund der Weltkonjunktur noch etwas Gegenwind. Das zweite Halbjahr soll für uns alle gut laufen. Gilt das auch für Europa?
Wir sind grundsätzlich zuversichtlich, was das Potential in Asien-Pazifik angeht, und weiterhin gut positioniert, um von den vorteilhaften Markt-, Branchen- und M&A-Konsolidierungstrends zu profitieren. Marktexperten sehen auch für Europa ein Wirtschaftswachstum im Jahr 2024, was uns im Geschäftsbereich Performance Materials zugutekommt.