Stefano Camuso, Managing Director EMC Schweiz
Stefano Camuso, Managing Director EMC Schweiz (Foto: EMC)
Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Camuso, zu Beginn des Jahres wurden Sie nach 2 Monaten als Interims-Chef im Amt bestätigt und leiten seither offiziell das Geschäft der EMC Schweiz. Was steht bei Ihnen zuoberst auf der Liste der Dinge, die Sie ändern werden?
Stefano Camuso: Ziel ist es, möglichst vieles beizubehalten. Denn die Kontinuität im Umgang mit unseren Kunden und Mitarbeitern ist entscheidend, um im Geschäft erfolgreich zu sein. Wir bewegen uns jedoch in einem hochdynamischen Umfeld, in welchem agiles Handeln unsererseits gefordert ist. Wir sind darauf bedacht, dort Veränderungen herbeizuführen, wo wir auf neue Marktgegebenheiten reagieren wollen und wo wir uns noch optimaler aufstellen können wie zum Beispiel in unserer Midmarket Organisation.
«Die Kontinuität im Umgang mit unseren Kunden und Mitarbeitern ist entscheidend, um im Geschäft erfolgreich zu sein.»
Stefano Camuso, Managing Director EMC Schweiz
EMC sichert sich Innovationen über die Investitionen in Forschung und Entwicklung (jährlich ca. 2 Milliarden USD) und Übernahmen (jährlich im Bereich von 1 bis 4 Milliarden USD). Wo sehen Sie in diesem Jahr die grössten Innovationen?
Ein entscheidender Betrag wird in die Cloud-Lösungen fliessen. Sei es auf der Lösungs- oder Dienstleistungsebene. Wir investieren in BigData, beispielsweise mit der Pivotal-Initiative und im Software Bereich, zum Beispiel in Software Defined Datacenters gemeinsam mit VMware. All dies begleitend mit verschiedenen Allianzen, die uns erlauben die „3rd Plattform”-Anforderungen zu adressieren (Mobile Devices and Apps, Cloud Services, Mobile Broadband Networks, etc.).
Während EMC bei den Grosskunden im Speicher-Bereich unangefochten die Nummer 1 ist, dürfte der KMU-Bereich noch ein grosses Wachstumspotential haben. Wie sehen hier die Wachstumspläne aus und welche Massnahmen haben Sie eingeleitet, um die KMU vermehrt für Ihre Lösungen zu gewinnen?
Hier gilt es. zwei Hauptaspekte hervorzuheben, um aufzuzeigen, wie wir mit welchen Lösungen welchen Markt angehen. Den KMU Markt wollen wir noch stärker über unsere Kompetenzparter bearbeiten. Dafür haben wir unser Partnerprogramm stark ausgebaut, um als Hersteller noch unterstützender für unsere Partner zu wirken.
Bei den Lösungen sehe ich folgende zwei Schwerpunkte:
- Die Lösungen müssen weiter vereinfacht werden. Auch wenn bei den Schweizer KMU zum Teil die unterschiedlichsten Lösungen zum Tragen kommen, so müssen diese im Managementbereich aus einem Guss aufgebaut werden.
- Auch wenn vermehrt pre-packaged Lösungen den Kunden zur Verfügung gestellt werden, müssen wir z.B. die Converged Infrastructure Lösungen aus dem Hause VCE (VBLOCK), die auch auf den KMU-Bereich zugeschnitten sind, anbieten.
EMC ist zwar bekannt für seine Speicherlösungen, hat aber weitere Bereiche wie Enterprise Content Management und Virtualisierung, in denen umfassende Lösungen angeboten werden. Welches sind die umsatzstärksten Bereiche der EMC Schweiz und wo findet das grösste Wachstum statt?
Die Umsatzstärksten sind noch immer die Speicherlösungen. Ich sehe vor allem Converged Infrastructure mit den VBLOCKS , Big Data mit den Scale-out NAS Lösungen von Isilon sowie Big Data Analytics mit Greenplum als die grössten Wachstumsfelder. Um unsere Kunden neben den Infrastrukturlösungen auch im Applikations- und Geschäfstumfeld Lösungen offerieren zu können, sind die Bereiche Data Management (IIG Division) und Data Security (RSA Division) eminent wichtig für unsere Gesamtstrategie
Die Schweiz stellt in vielerlei HInsicht einen reifen und interessanten Markt für IT-Firmen dar. Wo stehen wir bezüglich “Big Data” und “Cloud Computing” im internationalen Vergleich?
Es ist schwierig, die Schweiz in einen internationalen Vergleich zu stellen. Das überlasse ich gerne anderen. BigData steht in einigen Bereichen erst am Anfang und Unternehmen können aus den grossen Datenbeständen, die sie heute pflegen, die Basis schaffen, um ihren Kunden gegenüber neue Dienstleistungen zu erbringen. Verschiedene Service Provider werden sicherlich auch Lösungen wie „Big Data Analytics as a Service“ anbieten, welche von uns unterstützt sind.
«Die Unternehmen haben auch bei ihren Private Cloud Projekten noch Optimierungspotenzial. Sie müssen konsequenter in die Umsetzung investieren und entsprechend Hybrid-Ansätze weiter verfolgen.»
Zum Thema Cloud Computing: Viele Unternehmen haben mit dem Bau eigener Clouds begonnen beziehungsweise haben diese schon umgesetzt. Die Art der Umsetzung ist sicher noch recht unterschiedlich. Man könnte sagen die Fertigungstiefe ist nicht überall gleich fortgeschritten. Die Unternehmen haben auch bei ihren Private Cloud Projekten noch Optimierungspotenzial. Sie müssen konsequenter in die Umsetzung investieren und entsprechend Hybrid-Ansätze weiter verfolgen.
Während auf der einen Seite Flash-Speicher preislich eine Alternative zu Hard-Disks werden, warten auf der anderen Seite noch Tape-Archive auf eine technische Ablösung. Welche weiteren Entwicklungen werden den Geschäftsgang von EMC prägen?
Im Archivierungsbereich haben wir mehrere unterschiedliche Lösungen, die das Thema Archiv und Langzeitspeicherung abdecken können. Das Anforderungsspektrum der Kunden ist breit und deshalb gibt es nicht nur „eine“ Lösung. Im Archivierungsbereich ist unsere Centera Lösung weiterhin marktführend. Beim Langzeitspeicher kommen Lösungen wie Atmos, Isilon oder Data Domain und andere zum Tragen.
“Big Data”, “Cloud Computing”, Datenflut aus Sozialen Medien mit Video- und Bilddaten, zusätzliche Plattformen wie Tablets und Smartphones: Ihre Kunden werden technisch immer schneller vor immer grössere Herausforderungen gestellt. Wie können die Kunden unterstützt werden, die IT nicht nur als notwendiges Übel, sondern als strategische Ressource einzusetzen?
Data-Analytics-Lösungen – wie wir sie mit Greenplum/Hadoop anbieten – helfen an dieser Stelle dem Kunden den Mehrwert, der in seinen Daten steckt, herauszuschälen und für die Geschäftsentwicklung nutzbar zu machen. Dieser Bereich ist einem starken Wachstum unterworfen. Deshalb haben wir die Pivotal-Initiative gestartet und entwickeln Lösungen, die auch das mobile Umfeld abdecken. Konkret bedeutet dies, dass sich bei EMC bereits heute schon über 1‘000 Mitarbeiter damit beschäftigen. Weiter wird die Abstrahierung, das heisst die Trennung zwischen Hard- und Software, auch im Rechenzentrum Einzug halten. EMC spricht hierbei vom „Software Definded Datacenter“.
Ein souveräner Umgang mit den Möglichkeiten der IT setzt eine fundierte Ausbildung damit voraus. Gerade in der Schweiz stellen wir seit Jahren einen Mangel an Informatik-Ingenieuren und Fachkräften fest. In wie weit ist das für EMC ein Thema und mit welchen Mitteln begegnen Sie diesem Mangel?
Nicht alle Funktionen sind gleich stark betroffen. Im Verkauf und in verkaufsunterstützenden Funktionen haben wir einen grossen Mangel. Es ist schwierig Fachkräfte zu finden, die lösungsorientiert denken und handeln. In den Servicebereichen ist es eine Herausforderung, Leute mit genügend starkem Basiswissen zu finden, die sich zugleich in der „virtualisierten“ Welt wohl fühlen.
«Wir suchen motivierte Fachhochschul-/ und Uniabgänger, die wir für EMC gewinnen können und schicken sie dann in 3-monatige „Boot-camps“ in die USA.»
Grundsätzlich gilt: Für alle Bereiche haben wir in verschiedenen Ausprägungen Förderungsprogramme gebildet. Wir suchen motivierte Fachhochschul-/ und Uniabgänger, die wir für EMC gewinnen können und schicken sie dann in 3-monatige „Boot-camps“ in die USA. So können sie sich das nötige Rüstzeug aneignen. Zusätzlich wird die Marktdynamik neue Berufsgruppen entstehen lassen wie zum Beispiel im Big Data Umfeld, wo die Rolle des Data Scientists stark an Zuspruch gewinnen wird. Somit entstehen neue Berufsbilder und Chancen für die Nachwuchstalente in unserer Wirtschaft.
Heute muss in den Köpfen als Idee rumschwirren, was morgen Realität sein soll. Welche grossen Ideen werden unsere Realität in den kommenden Jahren nachhaltig prägen?
Die Idee der Cloud wird weiter konkretisiert. Daraus werden neue Modelle entstehen und neue Herausforderungen auf uns zukommen. Bei BigData stehen wir erst am Anfang. Dieses Thema wird uns heute und auch in Zukunft noch stark beschäftigen.
Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen die aus?
Ich wünsche mir,
- dass EMC – speziell EMC Schweiz – weiter sehr erfolgreich ist. Denn das bedeutet, dass wir die Beziehung zu unseren bestehenden Kunden vertiefen und neue Kunden dazu gewinnen konnten.
- dass wir bei dem, was wir tun, viel Spass haben und unsere Mitarbeiter EMC als „Great Place To Work“ empfinden.
Der Gesprächspartner:
Stefano Camuso, geboren 1965, ist seit Januar 2013 Managing Director der EMC Schweiz. Camuso kam 2004 als operativer Leiter der Technology Solutions Group zu EMC Schweiz und war seit Juli 2005 Verkaufsdirektor für die Deutschschweiz sowie Mitglied der Geschäftsleitung. Nach verschiedenen Funktionen bei DEC (Digital Equipment Corporation) waren die weiteren Karriereschritte des Betriebsökonoms FH Projektleiter bei GfAI (Gruppe für Angewandte Informatik), Projektmanager bei Softlab und Berater bei procedo. Camuso ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.
Das Unternehmen:
EMC unterstützt mit seinen Technologien und Lösungen Firmen dabei, den maximalen Nutzen aus ihrem Informationsbestand zu ziehen. Dabei hilft EMC Organisationen von der Entwicklung über den Aufbau bis hin zur Verwaltung von flexiblen, skalierbaren und sicheren Informationsinfrastrukturen – die zukünftig vollständig virtualisiert sein werden. EMC ist in der Schweiz in Zürich (Hauptsitz), Bern und Gland/VD vertreten. Weitere Informationen über EMC finden sich unter: www.emc2.ch.
Dieses Interview wurde in Zusammenarbeit mit den X.XDAYS erstellt.