Stephan Haferl, CEO Comet, im Interview

Stephan Haferl, CEO Comet, im Interview
Comet-CEO Stephan Haferl. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Haferl, Röntgenstrahlen stehen am Anfang der nun 75-jährigen Geschichte von Comet. Mittlerweile ist mit zwei Dritteln des Umsatzes als Technologie die Plasmakontrolle am wichtigsten. Wie kann man diese dem Laien in einem Satz erklären?

Stephan Haferl: Die Fertigung von Mikrochips, welche heute in Sensoren, PCs, Smartphones, aber auch Datenzentren allgegenwärtig sind, erfordert immer präzisere, zuverlässigere und stabilere Herstellprozesse, darunter Plasmaprozesse. In diesen kommen die hochwertigen Matchboxen, Vakuumkondensatoren und Hochfrequenzgeneratoren unserer Division PCT zum Einsatz.

Immer mehr Halbleiterprodukte bedeuten immer mehr Produktionsprüfung. Welche jährliche Wachstumsrate hat Ihr Markt bis 2030?

Da müssen wir unterscheiden: Für das sogenannte Frontend, also die Herstellung von Mikrochips, wird ein Wachstum im hohen einstelligen Prozentbereich prognostiziert. Davon profitieren wir in der Plasmakontrolle (PCT). Für das Backend, in welchem die fertigen Produkte auf Funktionstüchtigkeit geprüft werden, wird ein mittleres einstelliges Wachstum erwartet. Das Backend ist die Grundlage für das Wachstum unserer beiden Röntgendivisionen.

Mit Ihren FXE-Röntgenmodulen können Teile mit einer Auflösung unter einem Tausendstel Millimeter gemessen und damit geprüft werden. Welche Stückzahlen von solchen Geräten setzt Comet pro Jahr ab?

Die in den letzten beiden Jahren eingeführten FXE-Röntgenmodule mit höchster Auflösung gewinnen in den stark wachsenden Märkten der Elektronik- und Batterieinspektion sowie der additiven Fertigung zunehmend an Bedeutung. Entsprechend erwarten wir stark steigende Stückzahlen, ausgehend von einer niedrigen zweistelligen Zahl an verkauften Modulen im Jahr 2022.

«Die in den letzten beiden Jahren eingeführten FXE-Röntgenmodule mit höchster Auflösung gewinnen in den stark wachsenden Märkten der Elektronik- und Batterieinspektion sowie der additiven Fertigung zunehmend an Bedeutung.» Stephan Haferl, CEO Comet

Materialfehler können in der Produktion ins Geld gehen oder gar tödlich enden, ich denke da an Schweissnähte bei Flugzeugen. Gibt es Statistiken, wie häufig Comet-Prüfsysteme «anschlagen»?

Diese Angaben teilen unsere Kunden aus offensichtlichen Gründen nicht mit uns. Seien Sie aber versichert: unsere Prüfsysteme finden jeden Materialfehler!

Können auch Kunstfälschungen mit Comet-Geräten aufgedeckt werden?

Ja, die Röntgentechnologie eignet sich, neben anderen Methoden, Indizien für gefälschte Kunst zu sammeln. Diese Anwendung ist jedoch nur eine Nische für die Röntgentechnologie Comet.

«Seien Sie versichert: unsere Prüfsysteme finden jeden Materialfehler!»

Welche Rolle spielen leihbare Geräte in Ihrer Betriebsrechnung?

Das Leihgeschäft ist für uns von marginaler Bedeutung und beschränkt sich im Wesentlichen auf die portablen Röntgenmodule.

2023 ist für die Halbleiterindustrie als Übergangsjahr bereits abgehakt. Wie ist die Lage mittelfristig?

Wir befinden uns in der Ära der Digitalisierung, die von Daten, Künstlicher Intelligenz und Konnektivität angetrieben wird. Damit steigt der Bedarf an Microchips – trotz der temporären Korrektur, wie wir sie aktuell erleben. Der Halbleiterzyklus wird aus heutiger Sicht ab 2024 wieder Fahrt aufnehmen und die Industrie damit überdurchschnittlich wachsen.

Das Ziel für 2025 mit einer Kapitalrendite von rund 30 Prozent finde ich dennoch sehr anspruchsvoll…

Wir haben uns stets ambitionierte und anspruchsvolle Ziele gesetzt, welche die ausgezeichnete Marktposition von Comet reflektieren. Das werden wir auch in Zukunft tun. Wie wir unterwegs zu diesen Zielen sind, erläutern wir unseren Stakeholdern regelmässig.

«Taiwan, Südkorea, oder Malaysia werden mittel- und langfristig eine zentrale Rolle für Comet spielen.»

Schlüsselmarkt ist für Sie Asien mit rund der Hälfte des Comet-Umsatzes. Aber Asiens Wirtschaft schwächelt doch?

Kurzfristige Bewegungen dürfen nicht über längerfristige Trends hinwegtäuschen. Asien – ich denke hier nicht nur an China. Auch Taiwan, Südkorea, oder Malaysia werden mittel- und langfristig eine zentrale Rolle für Comet spielen. Sowieso: wichtiger als regionale Entwicklungen ist für Comet mit ihrer globalen Präsenz das strukturelle Wachstum im Schlüsselmarkt Halbleiter.

Wie weit ist die Konsolidierung der vier amerikanischen Standorte in einem Ort, will heissen San José, gediehen?

Das neue Gebäude, in welchem wir unsere Standorte in Kalifornien zusammenführen, ist bezogen und bietet unseren Mitarbeitenden ein modernes und inspirierendes Arbeitsumfeld.

Welche neuen Niederlassungen auf der Welt könnten ab 2025 hinzukommen?

Comets Märkte sind vorwiegend in Asien und Nordamerika. Daran wird sich in absehbarer Zeit kaum etwas ändern. In Nordamerika sind wir bestens aufgestellt. Mit unserem Fokus auf die Wachstumsregion Asien ist am ehesten mit einem Ausbau der dortigen Präsenz zu rechnen.

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