Stephan Wintsch, CEO Zug Estates

Stephan Wintsch, CEO Zug Estates. (Foto: Zug Estates)

von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Wintsch, die Zug Estates Gruppe hat ihr erstes eigenständiges Geschäftsjahr nach der Abspaltung von der Metall Zug hinter sich. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?

Stephan Wintsch: Ja, wir blicken auf ein erfolgreiches erstes Geschäftsjahr als eigenständige Gruppe zurück. Nebst dem erfolgreichen Börsengang haben wir im vergangenen Jahr die Ergebnisse deutlich gesteigert und sind auch in unseren Bauprojekten planmässig vorangekommen.

Der Betriebsertrag ohne Neubewertung stieg um 7,8 %, der Konzerngewinn lag 15,6 % über dem Vorjahreswert. Ohne Sonder- und Neubewertungseffekten resultierte eine Gewinnsteigerung um 16,3 % auf 18,2 Mio Franken. Welches waren die wichtigsten Erfolgsfaktoren?

Zug Estates verfolgt seit einigen Jahren eine konsequente, auf den Grundsätzen der Nachhaltigkeit beruhende Wachstumsstrategie. Die termingerechten Fertigstellung und Vermietung der neu erstellten Flächen hat einen wesentlichen Beitrag zu dieser erfreulichen Ertrags- und Gewinnsteigerung beigetragen.

Den Aktionären soll eine Dividende am oberen Ende der kommunizierten Bandbreite ausgeschüttet werden. Was passiert mit dem restlichen Gewinn?

Wir investieren auf absehbare Zeit jährlich zwischen CHF 50 und 100 Mio. in den weiteren Ausbau unseres Immobilienportfolios, vorab in der Suurstoffi.

Im vergangenen Jahr hat Zug Estates 90,6 Mio Franken in den Ausbau des Immobilienportfolios investiert. Der Bilanzwert betrug per Ende 2012 840,4 Mio Franken, der Marktwert sogar über 900 Mio Franken. Wie viel Spielraum haben Sie für den weiteren Ausbau des Portfolios?

Wir gehen davon aus, dass das Bauvolumen der Suurstoffi insgesamt rund CHF 500 bis 600 Mio. betragen wird. Davon wurden CHF 150 Mio. bereits investiert. Weiteres Entwicklungspotenzial besteht in unserem Areal im Zentrum von Zug.

«Wir investieren auf absehbare Zeit jährlich zwischen CHF 50 und 100 Mio. in den weiteren Ausbau unseres Immobilienportfolios.»
Stephan Wintsch, CEO Zug Estates

Welche Anlagerichtlinien verfolgen Sie?

Die Zug Estates Gruppe investiert in grössere, zusammenhängende Areale in der Region Zug. Die Areale sind zentral gelegen, bestens erschlossen und erlauben eine hohe Dichte sowie unterschiedliche Nutzungen. Unsere Anlagerichtlinien können jederzeit auf unserer Homepage eingesehen werden.

Der grösste Teil des aktuellen Portfolios befindet sich in zwei Arealen, der von Ihnen erwähnten «Suurstoffi» in Risch Rotkreuz, und im «Zentrumsareal» in Zug. Welche Meilensteine wurden in der «Suurstoffi» erreicht?

In der Suurstoffi wurden 2012 wichtige Meilensteine erreicht: Sechs Mehrfamilienhäuser  wurden im ersten Halbjahr fertiggestellt, sämtliche 141 Wohnungen sind bezogen. Ebenso wurde die Totalsanierung der ehemaligen Fabrikgebäude abgeschlossen. Seit Sommer 2012 werden hier die Schüler der SIS Swiss International School unterrichtet.

Die restlichen drei Gebäude der ersten Bauetappe mit 87 Wohnungen und rund 13‘000 m2 kommerziellen Flächen wurden im ersten Quartal 2013 fertiggestellt. Im März konnten die Schweizer Geschäftseinheiten von Novartis ihren neuen Sitz beziehen, ebenso die Kindertagesstätte Zimballo. Die Wohnungen sind zu 80% vermietet und das zur Migros gehörende Fitnesscenter One Training hat mit dem Mieterausbau begonnen und wird im Herbst 2013 eröffnen. Die verbleibenden rund 1‘700 m2 kommerziellen Flächen, die für Quartierinfrastruktur reserviert sind, befinden sich in Vermarktung.

«Die Planungsarbeiten für die zweite Bauetappe der Suurstoffi mit weiteren rund 150 Wohnungen in umweltfreundlicher Holzmischbauweise und einem Bürogebäude sind weit fortgeschritten.»

Was sieht die zweite Bauetappe vor und wann dürften die Arbeiten aufgenommen werden?

Die Planungsarbeiten für die zweite Bauetappe mit weiteren rund 150 Wohnungen in umweltfreundlicher Holzmischbauweise und einem Bürogebäude sind weit fortgeschritten. Mit dem Bau des Bürogebäudes, das bis Sommer 2014 fertig gestellt wird, wurde zwischenzeitlich begonnen, das Baugesuch für die Wohnüberbauung ist eingereicht. Wir gehen davon aus, dass wir noch in diesem Jahr mit dem Bau beginnen und die ersten Wohnungen Ende 2014 an die Bewohner übergeben können.

In der Zentrumsüberbauung in Zug befinden sich auch die Hotels «Parkhotel Zug» und «City Garden», die zum Bereich Hotel und Gastronomie, dem zweiten Standbein von Zug Estates, gehören. Hat der Hotelmarkt Zug im vergangenen Jahr ähnlich gelitten wie der schweizerische Gesamtmarkt?

Das anspruchsvolle konjunkturelle Umfeld und der starke Schweizer Franken zeigten auch im Hotelmarkt Zug Spuren, allerdings in weit geringerem Ausmass als dies in Freizeitdestinationen der Fall war. Unseren Hotels gelang es in diesem schwierigen Umfeld, die Auslastung zu steigern und damit ihre führende Position im Hotelmarkt Zug zu festigen.

Im Kanton Zug hat die Bautätigkeit trotz sehr teurer Bodenpreise in den letzten Jahren Rekordwerte erreicht. Die Nachfrage nach Wohnraum, aber auch nach kommerziellen Flächen, ist enorm. Wird diese Entwicklung anhalten?

Wir gehen davon aus, dass der Markt Zug überdurchschnittlich attraktiv bleiben wird. Für den Wohnbereich rechnen wir mit einer anhaltend hohen Nachfrage und entsprechend mit einer guten Absorption der restlichen unserer momentan noch verfügbaren Mietwohnungen in der Suurstoffi. Im Bereich der Geschäftsflächen zeichnet sich im Gesamtmarkt eine Abschwächung ab, insbesondere an peripheren, schlecht erschlossenen Lagen und in Altbauten. Die Geschäftsflächen von Zug Estates befinden sich an bester Lage in Zug und Rotkreuz, weshalb wir für unsere Flächen von einer stabilen Nachfrage ausgehen.

Gemäss aktuellen Daten des Bundesamtes für Statistik sind die Mietpreise in der Schweiz zwischen 2000 und 2010 um über 20 % gestiegen. Die höchsten Mietpreise verzeichnen Zürich, Schwyz und Zug. Wie erschwinglich sind die Mietwohnungen von Zug Estates?

Unsere Wohnungen sind mehrheitlich im mittleren Preissegment positioniert. In der Suurstoffi bieten wir z.B. 4.5-Zimmerwohnungen an, die inklusive Nebenkosten unter CHF 2‘500 pro Monat kosten.

«Der Kanton Zug befasst sich intensiv mit raumplanerischen Themen und gilt in vielerlei Hinsicht als Vorreiter.»

Wie sehen Sie die Problematik des immer rarer werdenden günstigen Wohnraums in attraktiven Regionen wie Zug?

Der Kanton Zug reagiert darauf mit Anpassungen im Richtplan, die das Bevölkerungswachstum drosseln, die bauliche Verdichtung erhöhen und vermehrt Wohnraum zu tragbaren finanziellen Bedingungen fördern sollen.

Das Problem des Siedlungswachstums und die Zersiedelung des Landes sind augenfällig. Im Kanton Zug fiel das Ja der Stimmbürger zum neuen Raumplanungsgesetz mit 71,4 % mit am höchsten aus. Welche Auswirkungen wird das Votum auf die Region Zug haben?

Der Kanton Zug befasst sich intensiv mit raumplanerischen Themen und gilt in vielerlei Hinsicht als Vorreiter. Die erwähnten Richtplananpassungen wurden vom Regierungsrat zuhanden des Kantonsrats verabschiedet und nehmen die zentralen Punkte des neuen Raumplanungsgesetzes vorweg: damit wertvolle Freiflächen erhalten bleiben, soll es im bereits besiedelten Gebiet zu einer dichteren Bebauung kommen.

Herr Wintsch, besten Dank für das Interview.

Zur Person:

Stephan Wintsch, Jg. 1966, Schweizer Staatsbürger MBA, University of Rochester (NY)

Beruflicher Hintergrund  

Tätigkeiten in Führungs- und Aufsichtsgremien  

Mitglied des Verwaltungsrats der vonRoll infratec (Holding) AG, Zug, der Transmission Technology Holding AG, Zug und der HMZ Beteiligungen AG, Heerbrugg

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