Susanne Schanz, Geschäftsführerin Gourmet15box GmbH.
Von Patrick Gunti.
Moneycab: Frau Schanz, herzliche Gratulation zum Swiss Economic Award, den sie am Swiss Economic Forum entgegennehmen durften. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Susanne Schanz: Die Auszeichnung ist für uns von sehr grosser Bedeutung. Der Award ist für unsere Kunden eine Bestätigung, dass wir eine seriöses, innovatives Unternehmen sind und dass man uns vertrauen kann. Sowohl mit den Gourmet15boxen als auch im Catering ist Vertrauen sehr wichtig und für den Erfolg des Geschäfts essentiell. Gerade bei Lebensmitteln wollen die Leute genau wissen, woher etwas kommt, wie es verarbeitet wird und welche Prinzipien der Hersteller hat.
Persönlich macht uns der Award natürlich auch ein wenig stolz. Wir freuen uns nicht zuletzt für unsere Eltern, die von Anfang an uns geglaubt haben und uns mit vielen Einsätzen in der Küche tatkräftig unterstützt haben. Während wir an der Universität ständig Prüfungen ablegen mussten und danach die Bestätigung erhielten, den Anforderungen zu genügen, war es während dem Aufbau des Geschäfts viel weniger klar, wo wir stehen. Deshalb freut es uns sehr, dass ein unabhängiges Gremium uns diesen Preis verliehen hat.
Erklären Sie uns bitte das Geschäftsmodell der Gourmet15box GmbH.
Die Idee ist einfach. Man bestellt über das Internet ein Mehrgangmenü spätestens 1 Tag im Voraus. Wir kochen dieses frisch und liefern es per Kühlkurier direkt zum Kunden. Der Kunde kann nun mit dem „Menükit“ innert maximal 15 Minuten Arbeitsaufwand seinen 5-Gänger in der eigenen Küche fertig stellen und auf dem eigenen Geschirr anrichten.
Als zweites Standbein zu den Menüs vertreiben wir zudem unsere Apérobox und Gugelhöpfe, welche man ebenfalls online bestellt und geliefert bekommt. Durch das Weglassen von Servicepersonal sind die Kosten für unsere Produkte massiv kleiner als wenn man sich einen Caterer nach Hause oder ins Geschäft kommen lässt. Das dritte Standbein ist ein echtes Cateringunternehmen mit allen zugehörigen Dienstleistungen, vom Essen über das Geschirr bis zum Servicepersonal.
«Der Award ist für unsere Kunden eine Bestätigung, dass wir eine seriöses, innovatives Unternehmen sind und dass man uns vertrauen kann.»
Susanne Schanz, Geschäftsführerin Gourmet15box GmbH
Nach welchen Kriterien stellen Sie die 5-Gang-Menüs und die à la carte-Gerichte zusammen? Was geht zum Beispiel nicht, welche Speisen eignen sich hingegen besonders?
Wir können mittlerweile fast alles machen und finden fast überall einen Weg, wie eine Kreation umgesetzt werden kann. Etwas das überhaupt nicht geht, sind frische Teigwaren, aber das ist uns sowieso zu nahe beim Pizzaservice. Auch Blätterteig ist nicht gerade einfach. Wir schauen bei den Kreationen natürlich auch darauf, dass die Speisen schön angerichtet werden können und hübsch aussehen auf dem Teller. Der Gourmet-Anspruch muss gewährleistet sein und wir versuchen, nicht zu rustikale Kreationen zu machen.
Wie oft wechseln die Kreationen?
Unsere Menüs wechseln monatlich. Manchmal gibt es aber auch zusätzliche Dinge wie den Truthahn an Weihnachten oder unser spezielles Rindsfilet Wellington mit einer wunderbaren Sherrysauce.
Was kostet eine Gourmet-Box?
Ein Menü kostet Fr. 49.- pro Person. Wer Rindsfilet möchte, zahlt einfach Fr. 6.- mehr. Dazu kommen noch die Lieferkosten von mindestens Fr. 12.- und maximal Fr. 34.-
Der Sitz der Gourmet15box GmbH befindet sich in Bern. Bis wohin liefern Sie Ihre Speisen aus?
Unsere Kühllogistik liefert in der ganzen Schweiz aus.
Wie haben Sie die Auslieferung logistisch organisiert?
Wir arbeiten mit einem Partner, der für uns die Boxen ausfährt.
Sie haben sich während des Lebensmittelingenieur-Studiums an der ETH kennengelernt. Das hat zwar auch etwas mit Speisen zu tun, dennoch ist es ein weiter Weg zu Ihrer heutigen Tätigkeit. Wie kamen Sie auf die Geschäftsidee?
Wir waren während unserer Diplomarbeit an der University of British Columbia in Vancouver. Es war klar, dass wir unsere berufliche Zukunft planen mussten und wir suchten aktiv nach einer Geschäftsidee. Während eines verlängerten Wochenendes haben wir uns effektiv mit Bleistift und Block an einen Tisch gesetzt und nach möglichen Ideen gesucht. Ursprünglich hätten wir ein Störkochkonzept machen wollen. Bei näherer Betrachtung stellten wir jedoch fest, dass die Kosten für den Durchschnittsverdiener nicht bezahlbar geworden wären und so liessen wir den Service einfach weg und voilà, die Gourmet15box war geboren. Also das Mehrgangmenü mit der Anleitung zum selber fertig kochen.
«Alles begann sehr klein und wir mussten lernen, dass viele Dinge schnell gedacht und sehr langsam umgesetzt sind. Wir arbeiteten sehr viel und bauten Schritt für Schritt die Fundamente für unseren heutigen Geschäftszweige.»
Wie sind Sie schliesslich in das Abenteuer gestartet?
Die Entwicklung dauerte ein ganzes Jahr und wir arbeiteten von Zuhause aus. Alles begann sehr klein und wir mussten lernen, dass viele Dinge schnell gedacht und sehr langsam umgesetzt sind. Wir arbeiteten sehr viel und bauten Schritt für Schritt die Fundamente für unseren heutigen Geschäftszweige. Lange Jahre haben wir keinen einzigen Auftrag abgelehnt, auch wenn es ungelegen kam oder nicht in die momentane Strategie passte. Das war einerseits inspirierend und hat uns viele interessante Geschäftsbereiche eröffnet, aber es zehrte auch an den Kräften und führte zu einer gewissen Verzettelung, mit der wir nun langsam wieder aufräumen müssen.
Welches waren die weiteren Entwicklungsschritte und wie konnten Sie diese finanzieren?
Die erste Webseite (Made by Martin Schanz) wurde in Zusammenarbeit mit einem Programmierer selber erstellt. Schritt für Schritt lernte Martin die Technik kennen und baute schliesslich die erste Seite selber, nachdem ein Projekt mit einer Webfirma wegen schlechter Qualität und hoher Kosten auf Grund gelaufen war. Als wir schon 2006 im Fensterplatz von Nik Hartmann auf SF1 portraitiert wurden, begann unser Geschäft langsam zu wachsen. Es folgte eine grosse Zeitungsserie mit unserem Monatsmenü (1 Ganze Zeitungsseite über unsere jeweiligen Menüs mit Geschichten in 12 Teilen), die uns zu grosser Bekanntheit im Raum Bern verhalf.
Wie viele Mitarbeitende beschäftigen Sie heute und wie viele Gourmet-Boxen liefern Sie durchschnittlich aus?
In der Produktion und Administration sind ca. 5 Vollzeitstellen entstanden. Dazu kommen noch die etwa 70 freien Mitarbeiter, welche wir im Catering von Zeit zu Zeit beschäftigen. Zu den genauen Boxenzahlen machen wir keine Angaben.
Sie haben einen Catering-Service installiert und bieten Ihre Dienstleistungen auch in Lokalen an. Wie haben sich diese beiden Bereiche entwickelt?
Immer mehr Feste finden an speziellen Orten bzw. in speziellen Lokalitäten statt. Gerade Schlösser, alte Theaterlokale, Zunftsääle oder Häuser am See sind sehr gefragt. Wir bieten den Besitzern von speziellen Lokalen gute Nutzungskonzepte im Gastronomiebereich an und können durch unsere eigene Bekanntheit auch Aufträge akquirieren. Umgekehrt sind die Lokale auch sehr gute Auftragslieferanten. Die Zusammenarbeit muss für beide Parteien gewinnbringend sein. Da es sich jeweils um Exklusivpartnerschaften handelt, können wir auch für den Kunden effizienter arbeiten. Wir haben bereits einige sehr gute Partnerschaften aufgebaut, aber selbstverständlich suchen wir weiter nach guten Lokalitäten.
«Wir möchten mit unseren Dienstleistungen noch vermehrt Emotionen wecken und den Leuten unvergessliche Erlebnisse bieten können.»
Welche Möglichkeiten bieten Sie für Geschäftskunden an?
Wir haben im Mai eine weitere Neuheit für Geschäfte lanciert. Die Apérobox kann einfach per Mausklick bestellt werden. Es handelt sich um ein Produkt, das wir speziell für kleinere Apéros zwischen 5 und 25 Personen entwickelt haben. Man kann sich einfach eine Box mit fixfertigen Häppchen bestellen. Es ist ein ergänzendes Produkt zu unserem Cateringangebot, mit dem wir die ganze Palette für Firmen abdecken können, vom Weihnachtsbankett bis zum Apéro für 400 Personen.
Wie wollen Sie Ihr Unternehmen weiterentwickeln?
Neben den Gourmet15boxen werden wir die Apérobox weiter ausbauen und auch im Bereich Delikatessenproduktion weitere Ideen umsetzen. Der Cateringbereich soll schlanker, schneller und kurzfristiger verfügbar werden und gleichzeitig soll der Gast nach wie vor charmant und zuvorkommend bedient werden. Wir möchten mit unseren Dienstleistungen noch vermehrt Emotionen wecken und den Leuten unvergessliche Erlebnisse bieten können.
Wie schätzen Sie die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Führungsnachwuchses ein?
Diese Frage ist schwierig zu beantworten, da uns die Vergleichsmöglichkeiten fehlen. Grundsätzlich sind Schweizer Führungskräfte sicher gut gebildet und weit gereist, was sich positiv auf deren Führungsqualität auswirkt. Wie weit her es mit der Opferbereitschaft ist und wie Ehrgeizig diese Leute sind, weiss ich nicht. Grundsätzlich müssen Führungskräfte ehrgeizige Ziele vor Augen haben und sich dementsprechend engagieren.
Wie wichtig ist Diversity für Ihr Unternehmen und welche Massnahmen sind in Ihrem Unternehmen zum Thema geplant oder schon umgesetzt?
Unsere Firma ist zu klein für Diversity Management. Wir achten bei der Auswahl der Mitarbeiter nicht auf Herkunft oder Geschlecht, sondern schauen bei den jeweiligen Personen auf die Qualifikation und vor allem die Motivation, sich in unserem Betrieb zu engagieren.
Frau Schanz, herzlichen Dank für das Interview.