Thomas Eisenring, CEO Hochdorf Gruppe, im Interview
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Eisenring, hauptsächlich dank der Mehrheitsbeteiligung an Pharmalys hat Hochdorf in der ersten Jahreshälfte mehr umgesetzt und auch mehr Gewinn gemacht. Mit Pharmalys hat Hochdorf direkten Zugang zum Endkunden – haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?
Thomas Eisenring: Ja, wir sind sehr zufrieden mit dieser Mehrheitsbeteiligung und die Entwicklung liegt über unseren Erwartungen. Gerade in einem Halbjahr, das im traditionellen Geschäft nicht so gut läuft, zeigt sich wie wichtig dieser Schritt für Hochdorf war.
Mit der Pharmalys-Gruppe ist der konsolidierte Brutto-Verkaufserlös im Geschäftsbereich Baby Care um mehr als ein Drittel auf 82,2 Mio Franken gestiegen. Von welcher weiteren Entwicklung gehen Sie aus?
Wir gehen nach wie vor von starkem Wachstum aus. Mit Pharmalys sind wir in vielen Märkten noch nicht lange vertreten und da ist noch viel Entwicklungspotential vorhanden. Zudem können wir nun wieder auf zahlreiche interessante Projekte fokussieren, da wir ab April 2018 wieder über ausreichend Produktionskapazität verfügen.
«Wir haben einige hochinteressante Nischen im Bereich Milchpulver identifiziert.»
Thomas Eisenring, CEO Hochdorf Gruppe
Mit Pharmalys hat Hochdorf wie erwähnt direkten Zugang zu den Endkunden erhalten und profitiert hier von höheren Margen. Sind Sie auf der Suche nach ähnlichen Opportunitäten?
Wir haben da schon die eine oder andere Opportunität auf dem Radar, aber wir wollen nichts überstürzen. Zunächst geht es nun aber darum, die weitere Integration der Pharmalys voranzutreiben.
In welche Geschäftsfelder mit höheren Margen möchten Sie sich mit Hochdorf bewegen?
Wir haben einige hochinteressante Nischen im Bereich Milchpulver identifiziert, die wir in Prenzlau für die MEA-Märkte produzieren können. Desweiteren werden wir in den Bereich gesunder Kindernahrung investieren.
Ihre Milch- und Spezialmilchpulver werden unter anderem bei der Schokoladenproduktion verwendet. Hochdorf ist nun aber seit gut 15 Monaten auch selber Schokoladeproduzent. Unter dem Brand «Afrikoa» wird in Südafrika Schokolade produziert, die ausschliesslich für den afrikanischen Markt bestimmt ist. Welche Zwischenbilanz ziehen Sie?
Die erste Phase galt v.a. der Produktentwicklung und der Sondierung der Vertriebskanäle; die Umsätze sind in solchen Phasen entsprechend klein. Wir haben nun aber eine Produktpalette, die sich sehen lassen kann und die Vertriebsaktivitäten werden nun im grossen Stil gestartet. Sehr grosses Potential sehen wir in einer Diabetikerschokolade, die wir über das Distributionsnetzwerk von Pharmalys in Apotheken vertreiben können. Diabetis ist in den MEA-Regionen ein riesiges Thema und die Nachfrage enorm hoch.
Wo stehen Sie bei der Weiterentwicklung des Bereichs Cereals & Ingredients?
Hier besteht der Hauptfokus auf Cross-Selling Aktivitäten über unser Pharmalys-Netzwerk. Weiter pushen wir massiv die Entwicklung und den Vertrieb gesunder Kindernahrung.
Insgesamt hat Hochdorf in der ersten Jahreshälfte über 9% weniger Milch, Molke, Rahm und Permeat verarbeitet, auch das verkaufte Produktevolumen reduzierte sich deutlich – und trotzdem wurde ein rund 12% höherer Umsatz erwirtschaftet. Was sind die Gründe?
Der Haupteffekt der Umsatzsteigerung war die Mehrheitsbeteiligung an der Pharmalys.
«Die Preise anzupassen ist immer etwas schwierig, aber auch hier müssen wir ansetzen.»
Was war für die rückläufigen Erträge von Swiss Nutrition verantwortlich?
Der Milchmarkt für traditionelle Industrieprodukte war im ersten Halbjahr sehr schwierig; gerade beim Magermilchpulver erzielt man im Moment keine vernünftigen Preise mehr. Auch sind die Rückerstattungen massiv zurückgegangen, da die Differenz zwischen Weltmarktpreisen und Schweizer Preisen bei der Milch signifikant abgenommen hat. Wir hatten im Bereich Baby Care im ersten Halbjahr zudem unerwartete Probleme in den Märkten Ägypten und Libyen. Zusätzlich fallen bereits operative Kosten im Zusammenhang mit der Grossinvestition in Sulgen an: Damit wir die neue Sprühturmlinie und Abfüllanlage wie geplant in Betrieb nehmen können, haben wir beispielsweise bereits neue Mitarbeitende eingestellt, die wir in den Prozessen schulen.
Mit welchen Massnahmen reagieren Sie auf diese Entwicklung?
Im traditionellen B2B-Geschäft für Milchpulver müssen wir noch effizienter werden und auch unser Portfolio nochmals straffen. Die Preise anzupassen ist immer etwas schwierig, aber auch hier müssen wir ansetzen. Im B2B-Geschäft für Babynahrung haben wir die Preise etwas angepasst, aber wichtig war, dass sich die Situation in Libyen wieder normalisiert hat.
Von welcher Geschäftsentwicklung gehen Sie im weiteren Jahresverlauf aus?
Das traditionelle Milchpulvergeschäft wird voraussichtlich etwas besser laufen als im ersten Halbjahr; das B2B Geschäft im Bereich Babynahrung wird signifikant besser laufen und unsere Mehrheitsbeteiligung an Pharmalys wird unsere bisherigen Erwartungen ganz klar übertreffen.
Herr Eisenring, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
Thomas Eisenring ist seit April 2013 CEO der HOCHDORF-Gruppe. Nach einer Lehre zum Mechaniker erlangte er die berufsbegleitende Matura auf dem zweiten Bildungsweg. Daraufhin studierte und promovierte er an der Universität St. Gallen. Nach seinem Abschluss 1999 als Dr. oec. HSG war er zunächst bei PricewaterhouseCoopers tätig und wechselte 2002 zum international tätigen Automobilzulieferer SEVEX AG. Als CEO & Head of Sales führte er das Unternehmen bis zum erfolgreichen Verkauf an die ElringKlinger Gruppe 2008. Im Anschluss übernahm er als Unternehmer zusammen mit sechs anderen Gesellschaftern die ZIFRU Trockenprodukte GmbH in Zittau, Deutschland, die vor allem auf Wachstum im Bereich Direct Food ausgerichtet wurde. Im Frühjahr 2013 trat er schliesslich in die Geschäftsleitung von HOCHDORF ein.
Zum Unternehmen:
Die HOCHDORF-Gruppe mit Hauptsitz in Hochdorf unterhält je zwei Produktionsstandorte in der Schweiz und in Deutschland sowie einen Standort in Litauen. Das Unternehmen beschäftigt rund 625 Mitarbeitende. HOCHDORF gehört zu den führenden Nahrungsmittel-Unternehmen der Schweiz. Aus natürlichen Rohstoffen wie Milch, Ölsaaten und Weizenkeimen gewonnen, leisten die Produkte seit 1895 einen Beitrag zu Gesundheit und Wohlbefinden von Babys bis hin zu Senioren. Zu den Kunden zählen die Lebensmittelindustrie, der Gross- und Detailhandel. Die Produkte werden in rund 80 Ländern verkauft.