Thomas Eisenring, CEO Hochdorf-Gruppe, im Interview

Thomas Eisenring

Thomas Eisenring, CEO Hochdorf-Gruppe. (Foto: Hochdorf)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Eisenring, von 14 Millionen Reingewinn auf minus 2,2. Das war erwartungsgemäss kein schönes erstes Halbjahr. Hauptverantwortlich war das mittlerweile abgestossene Geschäft im Baltikum. Ist man als mittelgrosses Schweizer Unternehmen im Ausland schutzlos politischem Unbill ausgesetzt?

Thomas Eisenring: Das kann man so sicher nicht verallgemeinern. Die absolute Sicherheit gibt es in keinem Markt. Überall können unvorhergesehene politische Wendungen genommen werden, welche die Wirtschaft betreffen – das gilt auch für den Heimmarkt. Neben den politischen Gegebenheiten führten auch die historisch tiefen Proteinpreise und unter anderem der schlechte technische Zustand des Werkes zum Verkaufsentscheid.

In China dauert es etwas länger als geplant, bis Sie Ihre Markenrechte registriert bekommen. Derartige Schwierigkeiten haben alle Unternehmen, die in China geschäften wollen. Könnte die nun erneut um eine Runde weiter gedrehte Handelskriegsspirale zwischen Amerika und China auch die generelle Marktliberalisierung im Reich der Mitte ausbremsen?

Davon gehen wir im Moment nicht aus. Die chinesische Wirtschaft funktioniert immer noch gut. Der Handelskrieg zwischen Amerika und China könnte aber auch eine Chance für andere Länder darstellen. Unser Problem steht nicht im Zusammenhang mit dem Handelskrieg, sondern mit zusätzlichen Regularien und einer Umstrukturierung in der Administration in China.

«Neben den politischen Gegebenheiten führten auch die historisch tiefen Proteinpreise und der schlechte technische Zustand des Werkes zum Verkaufsentscheid.»
Thomas Eisenring, CEO Hochdorf-Gruppe

Am Ende des Tages steht Ihrem Geschäftsbereich Baby Care aber in China eine tolle Wachstumsstory bevor, oder?

Davon gehen wir aus. Wir hoffen, bald wieder hochwertige Swiss Made-Babynahrung nach China liefern zu können. Leider können wir die Prozesse für eine Markenregistrierung nicht wirklich beschleunigen – Geduld ist hier gefragt. Mit unserem Problem sind wir aber nicht alleine. Viele andere Unternehmen warten auf die Registrierung ihrer Marken. Es zeigt sich jetzt, dass es richtig war, den China Umsatz zu limitieren; hätten wir das nicht gemacht, wäre die Situation aktuell noch viel schlimmer.

Wie schützen Sie sich in dieser aufstrebenden Wirtschaftsgrossmacht vor Nachahmerprodukten? Die Markenregistrierung allein dürfte kaum genügen.

Wir sind überzeugt, dass mit der Markenregistrierung auch ein zusätzlicher Schutz entstehen wird. Wichtiger ist aber, dass unsere Distributoren den Markt sehr genau im Auge behalten und Nachahmerprodukte melden. Zudem merken wir auch, dass die Bevölkerung auf dieses Thema sensibel reagiert, gerade im Bereich Babynahrung. Wir haben früher regelmässig Anfragen von chinesischen Konsumenten erhalten, die fragten, ob das Produkt tatsächlich bei Hochdorf hergestellt wurde. Mit den entsprechenden Angaben können Nachahmerprodukte rasch aus dem Verkehr gezogen werden.

Seit gut zwei Jahren produziert Hochdorf South Africa Ltd. Schokolade. Die Verkaufszahlen haben sich verdoppelt. Wann re-importieren Sie die „Afrikoa“ in die Schweiz?

Wir wollen tatsächlich den Export von Afrikoa Schokolade forcieren und erhalten bereits gute Rückmeldungen auf Anfragen und Musterzustellungen. Um den Prozess etwas zu beschleunigen, werden wir unsere Ressourcen im weltweiten Vertrieb aufstocken. Ein Import in die Schweiz streben wir nicht an, wohl aber den Export nach Asien und die USA.

Werden Hochdorfs Milchfertigprodukte für die Schokoladenindustrie vielleicht einmal das klassische „Conchieren“ ersetzen können? Vereinfachungen im Produktionsprozess sind in dieser Industrie doch sicher willkommen.

Vereinfachungen im Produktionsprozess sind in jeder Branche immer gern gesehen. Wir arbeiten auch immer wieder mit verschiedenen Schokoladekunden an entsprechenden Optimierungsprojekten.

«Ein Import unserer südafrikanischen Schokolade in die Schweiz streben wir nicht an, wohl aber den Export nach Asien und die USA.»

Bei Ihrer Ostdeutschen Zifru GmbH hängen die Früchte höher als auch schon. Liegt es vielleicht daran, dass der Markt für Trockenfrüchte und Trockengemüse mittlerweile sehr reif ist?

Der Markt für gesunde crispy Snacks aus Früchten und Gemüse ist in den letzten Jahren förmlich explodiert. Wir sind nach wie vor im Industriegeschäft tätig, pushen aber massiv das Snackgeschäft sowohl im Private Label- als auch im Markenbereich. Wir haben hier sehr vielversprechende Aufträge in den USA und in China, aber auch Europa scheint langsam reif zu sein für solch‘ gesunde Produkte für Kinder und Erwachsene.

Wie beurteilen Sie die Aussichten bei Zifru Trockenprodukte knapp ein Jahr nach der Übernahme?

Die Aussichten beurteilen wir immer noch als sehr gut. Die Nachfrage im Markt ist da und die Produktqualität stimmt. Das beweisen die beim internationalen Taste Award ausgezeichneten Apfelspalten sehr gut. Auch die internationale Nachfrage ist vorhanden. Einige Projekte sind bereits weit fortgeschritten. Was uns sehr gut tut, ist die Tatsache, dass in diesem Geschäft das Investitionsvolumen viel kleiner und die Margen signifikant höher sind als im klassischen Milchgeschäft.

«Bei Trockenprodukten ist das Investitionsvolumen viel kleiner und die Margen signifikant höher als im klassischen Milchgeschäft. Das tut uns sehr gut.»

Mit der Marke Snapz haben Sie sich Zugang zum US-Markt geschafft. Was bedeuten die Dollarkapriolen für Ihr Geschäft?

Im Export muss mit Währungsschwankungen umgegangen werden. Der sinkende Dollar hatte beispielsweise keinerlei direkten Einfluss.

Infolge der Straffung des Produktportfolios hat sich das verkaufte Produktevolumen um ein Viertel auf 83’374 Tonnen reduziert. Im Vergleich dazu ging der erzielte Nettoerlös um lediglich 6,9 Prozent auf 281,6 Millionen Franken zurück. Das lässt vermuten, dass H1 2019 deutlich besser werden wird?

Wie oft kommuniziert, befinden wir uns in einem Transformationsprozess und 2018 stellt ein Übergangsjahr dar. Ein Teil des Rückgangs beim verkauften Produktvolumen hat mit dem Wegfall des reinen Milchhandels in unserem Werk in Prenzlau zu tun. Der Milchhandel wird nun vollständig über die Ostmilch Handels GmbH abgewickelt. Wir wollen keine Milchhändler sein oder unsere Anlagen mit Volumengeschäften auslasten, die keine Marge bringen. Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass wir im H1 2019 signifikant besser abschliessen werden.

Durch die neuen, jetzt fertig werdenden Anlagen stehen in Sulgen die vielleicht modernsten Produktionsstätten für Babynahrung in Europa. Wann genau startet der Ramp-up?

Die Anlage wurde Ende August an die kommerzielle Produktion übergeben. Das bedeutet aber nicht, dass sie bereits zu 100 Prozent rund läuft. Bei einer derart komplexen Anlage dauert der Einfahrprozess mehrere Monate. Schliesslich muss jede erstmals auf der Anlage herzustellende Rezeptur getestet werden. Unsere Erfahrungen zeigen, dass man an einer solchen Anlage immer wieder Optimierungen und Verbesserungen vornehmen kann. Das hängt von verschiedenen Faktoren wie beispielsweise neuen Regelungen der Qualitätssicherung oder neuen Rezepturen ab. Auch die technologische Weiterentwicklung spielt eine wichtige Rolle. Wir streben eine Vollauslastung bis ins Jahr 2021/2022 an.

Zur Person:
Thomas Eisenring ist seit April 2013 CEO der HOCHDORF-Gruppe. Nach einer Lehre zum Mechaniker erlangte er die berufsbegleitende Matura auf dem zweiten Bildungsweg. Daraufhin studierte und promovierte er an der Universität St. Gallen. Nach seinem Abschluss 1999 als Dr. oec. HSG war er zunächst bei PricewaterhouseCoopers tätig und wechselte 2002 zum international tätigen Automobilzulieferer SEVEX AG. Als CEO & Head of Sales führte er das Unternehmen bis zum erfolgreichen Verkauf an die ElringKlinger Gruppe 2008. Im Anschluss übernahm er als Unternehmer zusammen mit sechs anderen Gesellschaftern die ZIFRU Trockenprodukte GmbH in Zittau, Deutschland, die vor allem auf Wachstum im Bereich Direct Food ausgerichtet wurde. Im Frühjahr 2013 trat er schliesslich in die Geschäftsleitung von HOCHDORF ein.

Zum Unternehmen:
Die HOCHDORF-Gruppe mit Hauptsitz in Hochdorf unterhält je zwei Produktionsstandorte in der Schweiz und in Deutschland. Das Unternehmen beschäftigt rund 690 Mitarbeitende. HOCHDORF gehört zu den führenden Nahrungsmittel-Unternehmen der Schweiz. Aus natürlichen Rohstoffen wie Milch, Ölsaaten und Weizenkeimen gewonnen, leisten die Produkte seit 1895 einen Beitrag zu Gesundheit und Wohlbefinden von Babys bis hin zu Senioren. Zu den Kunden zählen die Lebensmittelindustrie, der Gross- und Detailhandel. Die Produkte werden in über 90 Ländern verkauft.

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