Thomas Huber, CEO SKAN, im Interview

Thomas Huber, CEO SKAN, im Interview
Thomas Huber, CEO SKAN. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Huber, SKAN hat in der ersten Jahreshälfte Umsatz und Gewinn kräftig gesteigert. In welchem Umfeld wurde die positive Geschäftsentwicklung erreicht?

Thomas Huber: Unser Umfeld der aseptischen Herstellprozesse für die (bio-)pharmazeutische Industrie entwickelt sich weiterhin stark. Der Anteil injizierbarer Medikamente, welche nach strengen Sterilitätsstandards abgefüllt werden müssen und wofür die Isolatortechnologie eingesetzt wird, wächst überdurchschnittlich und SKAN profitiert davon.

In der zweiten Jahreshälfte soll sich die Entwicklung weiter beschleunigen. Was ist zu erwarten?

Wir erwarten, dass wir unsere Guidance einer Umsatzsteigerung im mittleren bis oberen Zehnprozentbereich sowie einer EBITDA-Marge zwischen 13 und 15 Prozent auch 2024 erreichen werden.

Sie haben es gesagt: Der Trend zu injizierbaren Medikamenten hält an. Wie stark profitiert SKAN von dieser Entwicklung?

Sobald ein Medikament aseptisch hergestellt werden muss, ist der Isolator heute die Technologie der Wahl. Da wir bereits vor 30 Jahren in diese Technologie investiert haben und heute Markt- und Technologieführer im High-End-Segment sind, spielen wir ganz vorne mit.

«Da wir bereits vor 30 Jahren in diese Technologie investiert haben und heute Markt- und Technologieführer im High-End-Segment sind, spielen wir ganz vorne mit.»
Thomas Huber, CEO SKAN

Gleichzeitig wird das regulatorische Umfeld für die Herstellung von injizierbaren Medikamenten wird immer strenger. Spielt Ihnen das in die Hände?

Das spielt uns in die Hände, da die Anforderungen an die Produktqualität und die Prozess-Sicherheit steigen und damit unsere Technologie in vielen Fällen bevorzugt wird.

Auch die sogenannten Fettweg-Spritzen gehören zu den injizierbaren Behandlungen. Die Isolatoren von SKAN werden auch hier benötigt. Wie stark profitiert das Unternehmen vom Boom mit GLP-1-Präparaten?

Wir profitieren direkt und indirekt vom stark steigenden Bedarf an aseptischen Abfüllkapazitäten für GLP-1-Medikamente. Zum einen beliefern wir die GLP-1-Produzenten direkt mit Neuanlagen, zum anderen profitieren davon, dass die GLP-1-Hersteller bestehende Kapazitäten bei CDMOs auslasten und somit die Nachfrage auch bei anderen Kunden steigt.

«Wir profitieren direkt und indirekt vom stark steigenden Bedarf an aseptischen Abfüllkapazitäten für GLP-1-Medikamente.»

SKAN produziert in den meisten Fällen massgefertige Sondermaschinen für die spezifischen Kundenanforderungen. Wie passen Sie die Anlagen für unterschiedliche Anforderungen an?

Jede Anlage ist spezifisch auf die Produkteigenschaften des abzufüllenden Medikaments angepasst, seien dies die klimatischen Bedingungen in der Anlage, der Produkteschutz aber auch der Personenschutz. Dann muss man sich vorstellen, dass die Anlagen zwischen 5 und 50 Meter lang sein können und jeweils in ein Gebäude eingebaut werden. Es kommen also noch Anforderungen an das Layout, Raumhöhe, Traglasten usw. hinzu.

Welchen Einfluss hat der zunehmende Trend zu personalisierten Medikamenten?

Die Produktions-Chargen werden kleiner, weil der potenzielle Kundenkreis kleiner ist. Dafür werden langfristig mehr langsamere, dafür flexiblere Abfüllmaschinen benötigt. Ob schnell oder langsam gefüllt wird, hat auf den Isolator aber nur einen minimalen Einfluss.

Reshoring, also die Rückverlagerung von Produktionskapazitäten in das Heimatland oder in geografisch nahe gelegene Regionen, ist ein grosses Thema für Pharmaunternehmen. Können Sie davon profitieren?

Wir profitieren sicherlich davon, dass die Produktionsverlagerung von asiatischen Ländern in den Westen erfolgt. Hier sind die Anforderungen hoch und wird sind im Westen Marktführer. In Asien sind wir lediglich einer von vielen Anbietern und aufgrund unserer hochwertigen Technologie meist auch zu teuer.

«Wir profitieren sicherlich davon, dass die Produktionsverlagerung von asiatischen Ländern in den Westen erfolgt.»

Im April hat SKAN eine Tochtergesellschaft in Brasilien eröffnet. Was macht den Markt für Sie interessant?

In Brasilien gibt es einige grosse Hersteller, welche primär den lokalen Markt beliefern. Wir konnten über die letzten Jahre einige Anlagen nach Brasilien liefern. Mit der lokalen Gesellschaft wollen wir in erster Linie näher zu unseren Kunden und diese vor Ort mit erstklassigem Service beliefern.

Welche technologischen Trends sehen Sie im Bereich der sterilen Anlagen und Ihren Arbeitsprozessen in den kommenden Jahren?

Es gibt einige neue Technologien, welche zum Teil als Idee, aber auch bereits als Prototypen existieren. Diese haben meist im Fokus, die Biotechnologischen Medikamente in einem geschlossenen Kreislauf herzustellen. Die Verabreichung an den Patienten erfolgt aber immer noch über eine Spritze – das aseptische Abfüllen bleibt daher aus aktueller Sicht noch für längere Zeit unverzichtbar.

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