von Bob Buchheit
Moneycab.com: Herr Koller, der Kanton ist sehr breit mit Filialen der Thurgauer Kantonalbank abgedeckt. Gibt es überhaupt noch irgendwo eine Lücke zu schliessen?
Thomas Koller: Entgegen dem Trend haben wir im letzten Frühling in Gachnang eine neue Geschäftsstelle eröffnet. Es ist der 29. Standort unserer Bank, und der Start ist sehr erfolgreich verlaufen. Die physische Präsenz vor Ort bleibt auch in der Zukunft wichtig – eng verzahnt mit dem Online-Angebot unserer Bank. Weitere Anpassungen im Geschäftsstellennetz sind derzeit nicht geplant.
Die TKB betreibt auch die App Thurgau Inside, zusammen mit einem Einzelhandelsverband. Sehen Sie sich immer mehr in der Rolle des Vernetzers?
Die «Thurgau Inside»-App ist ein Marktplatz, wo Detailhändler und Gewerbebetriebe ihre Angebote einfach und schnell publizieren können. Sie ist in erster Linie eine Dienstleistung für die Thurgauer Wirtschaft. Natürlich können und wollen wir damit aber auch Erfahrung sammeln im Aufbau und Betrieb eines Netzwerks.
Dazu passt auch die Hypothekarplattform brokermarket.ch. Der Name hat mich aber etwas verwirrt… Ich dachte zunächst an Börsenbrokerage.
Broker steht hier für Hypothekenvermittler. Diesen bieten wir mit unserer neuen Plattform eine attraktive Dienstleistung an: Einzigartig ist, dass die Prüfung von Standardgeschäften automatisiert erfolgt und der Kreditentscheid daher sehr schnell vorliegt. Die im November 2021 lancierte Plattform wollen wir künftig auch weiteren Kapitalgebern zu Verfügung stellen.
Wie hoch ist denn die Abschlussprovision?
Die Provision ist marktüblich und für alle Teilnehmer identisch.
«Wir wollen die Zahl der Vermittler in den kommenden Jahren stetig steigern – das Potenzial für mehrere 100 Broker ist vorhanden.»
Thomas Koller, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Thurgauer Kantonalbank
Hypothekarbroker können brokermarket.ch nutzen, um ohne eigene IT-Lösung Kunden zu bedienen. Mit wie vielen Nutzern rechnet die TKB hier?
Wir wollen die Zahl der Vermittler in den kommenden Jahren stetig steigern – das Potenzial für mehrere 100 Broker ist vorhanden. Bei den Kapitalgebern können wir uns zwischen 20 und 50 Teilnehmer vorstellen.
Die Thurgauer Kantonalbank realisierte zu ihrem 150-Jahr-Jubiläum eine Fussballgolfanlage. Wie ist bei diesem «Grossprojekt» die Lage?
Wegen des nassen Sommers konnten wir die Anlage nicht mehr im laufenden Jahr für den Betrieb freigeben. Die Eröffnung findet im Frühling 2022 statt. Es handelt sich um die erste Anlage in der Deutschschweiz, und wir spüren schon jetzt ein grosses Interesse, vor allem auch bei Familien und Vereinen. Zudem bereichern wir mit «Fussballgolf Thurgau» auch das touristische Angebot in unserem Kanton.
Die TKB begab in diesem Jahr auch eine Anleihe zu 0.125 % über eine Viertelmilliarde Franken. Die feste Laufzeit beträgt 11 Jahre. Wer kauft so etwas – trotz der tiefen Zinsen?
Es sind vor allem institutionelle Anleger mit hoher Liquidität, die auf Obligationen setzen. Dies auch darum, weil die Rendite in der Regel etwas höher ist als bei den von der Eidgenossenschaft emittierten Anleihen. Die TKB ist seit Jahrzehnten auf dem Kapitalmarkt präsent und wegen ihrer guten Bonität beliebt bei Investoren.
2017 wurden sämtliche Aktien der Schweizerischen Nationalbank abgestossen. Im Nachhinein wohl schade?
Unsere Finanzanlagen halten wir in erster Linie zu Liquiditätszwecken. Zudem haben wir unser Portfolio wieder mit SNB-Aktien bestückt.
«Die modernen Fitnessparks stehen der ganzen Bevölkerung offen – also Kunden und Nicht-Kunden.»
In Zusammenarbeit mit den Standortgemeinden Arbon, Frauenfeld, Kreuzlingen, Sirnach und Weinfelden realisierte die Bank in jedem der fünf Thurgauer Bezirke einen Fitnesspark. Eine Millioneninvestition in die Gesundheit der Bevölkerung. Wer hatte die Idee?
Unsere Gesellschaft bewegt sich zu wenig, dies belegen zahlreiche Studien. Die modernen Fitnessparks stehen der ganzen Bevölkerung offen – also Kunden und Nicht-Kunden. Man kann an der frischen Luft kostenlos Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit trainieren; das ganze Jahr hindurch und abgestimmt auf die persönliche Fitness. Die Idee passt zu unserer starken lokalen Verankerung und unserem Engagement für den Breitensport. Und natürlich zum Jubiläums-Leitsatz «TKB bewegt». Entwickelt wurde sie im Team.
«Wir stellen mit Sorge fest, dass gerade junge Familien sich trotz tiefer Zinsen immer weniger Wohneigentum leisten können.»
Der Thurgau blieb von Exzessen bei den Immobilienpreisen verschont. Trotz eines Anstiegs von 6,4 Prozent in einem Jahr sind die Eigenheimpreise im Kanton in zwei Jahrzehnten nur gut halb so stark gestiegen wie im Landesdurchschnitt. Wo finden sich noch Schnäppchen?
Der Thurgau ist ein attraktiver Kanton mit einer vielfältigen Wirtschaft und einer hohen Lebensqualität. Auch verkehrsmässig ist der Kanton gut erschlossen und an die Zentren der Nachbarregionen angebunden. Das Immobilienangebot präsentiert sich je nach Region unterschiedlich. Obwohl die Preisentwicklung im Schnitt moderater ist als anderswo in der Schweiz, stellen wir mit Sorge fest, dass gerade junge Familien sich trotz tiefer Zinsen immer weniger Wohneigentum leisten können.