Thomas Küng, CEO Lenzerheide Bergbahnen AG

Thomas Küng, CEO Lenzerheide Bergbahnen AG
Thomas Küng, CEO Lenzerheide Bergbahnen. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Küng zum 10-Jahres-Jubiläum der Verbindung der Skigebiete Lenzerheide und Arosa konnten gute Zahlen präsentiert werden. Das erlaubt Ihnen Investitionen in Sachanlagen von über 15 Millionen Franken. Was wird als erstes fertig sein?

Thomas Küng: Über 800’000 Franken wurden im Geschäftsjahr 2023/24 in Photovoltaikanlagen investiert. Eines der grösseren Projekte war auch die Renovation des grössten Restaurants im Gebiet, das Bergrestaurant Alp Stätz. Dabei wurden die Bereiche Küche, Bar, Personalzimmer und der Gästeraum neugestaltet. Zudem waren bereits Zahlungen für den Ersatzbau der Sesselbahn Stätzertäli fällig. Die neue Sesselbahn Stätzertäli ersetzt die alte Anlage und wird auf den jetzigen Winter hin eröffnet. Mit einer Investition von über 8 Millionen Franken hat die Lenzerheide Bergbahnen AG eine Bahn geschaffen, die nicht nur technisch auf dem neuesten Stand ist, sondern auch ökologische Verantwortung beweist. Die wichtigsten Eckpunkte des Projekts sind die Wiederverwendung von 143 Tonnen Stahl, 320 m³ Beton und 650m² Dachblech, die Energieeinsparung von bis zu 30% durch innovative Technologien wie den DirectDrive-Antrieb und die adaptive Geschwindigkeitskontrolle sowie die LED-Beleuchtung für Nacht- und Morgenfahrten ermöglicht.

Sie wollen Vorreiter in Umweltverträglichkeit sein. Als nächstes soll die Bergstation Pedra Grossa inklusive Restaurant Alp Nova mit Solarpaneelen ausgestattet werden. Für wieviel Stromleistung reichen alle im Skigebiet nutzbaren Bauflächen?

Mit der realisierten Photovoltaikanlage bei der Bergstation Pedra Grossa betreibt die Lenzerheide Bergbahnen AG inzwischen an zehn Standorten Photovoltaikanlagen. Damit kann derzeit jährlich mehr als 500’000 kWh Strom produziert werden. Insgesamt ist unser Ziel, dass wir mittelfristig mehr als 15% des jährlichen Strombedarfs auf den sich anbietenden Flächen auf Gebäuden oder durch Kleinwasserkraftwerke selbst produzieren. Die Haustechnik und Heizung von unseren vielzähligen Gebäuden, die Transportanlagen und die Beschneiungsanlage werden mit Strom aus Wasserkraft und damit mit einer guten C02-Bilanz betrieben.

Schlucken die Umweltschützer die für die nächsten Jahre geplanten 30 Millionen für den Ausbau der Beschneiungsanlagen so einfach?

Der Ausbau der Beschneiungsanlagen hat einen geringeren Einfluss auf die Umweltverträglichkeit als man meinen könnte. Den Hauptteil der Investitionen betreffen die Effizienz der bestehenden Beschneiungsanlage, will heissen wir wollen in kürzerer Zeit mehr Schnee produzieren können, um die immer kürzer werdenden Kältephasen besser zu nutzen. Zu diesen Investitionen gehört die Vergrösserung des Speichersees Heidbüel. Wir bauen an einem bereits bestehenden Standort einen grösseren See. Der grössere Wasserspeicher ermöglicht es, weniger Wasser hochpumpen zu müssen. An anderen Orten wird die Leistung der Pumpstationen erhöht. Es wird nach dem Ausbau nicht wesentlich mehr Schnee produziert und damit auch nicht bedeutend mehr Strom und Wasser benötigt als heute. Unsere Bautätigkeiten werden immer durch eine Umweltbaufachperson begleitet, so dass der Einfluss auf Natur und Umwelt so gering wie möglich gehalten wird. Auch wir sind uns bewusst, dass unsere Gäste sich eine intakte (aber erschlossene) Natur und Umwelt wünschen und versuchen respektvoll damit umzugehen.

«Wir wollen in kürzerer Zeit mehr Schnee produzieren können, um die immer kürzer werdenden Kältephasen besser zu nutzen.»
Thomas Küng, CEO Lenzerheide Bergbahnen AG

Die Wasserpreise haben sich im letzten Jahr erhöht. Ist das problematisch?

Dort wo wir Wasser von einem Elektrizitätswerk beziehen, sind die Wasserpreise mit dem Strompreis gekoppelt. Wir müssen den durch unseren Wasserbezug entgangenen Stromertrag dem Elektrizitätswerk entschädigen. Mit den gestiegenen Strompreisen ist auch die Entschädigung gestiegen. Die generell höheren Energiekosten sind für uns die grössere Herausforderung, als die gestiegenen Wasserkosten per se.

Was beinhaltet das sogenannte «Digital Signage»-Projekt?

Das ist ein kleineres Projekt, bei dem wir die Gästeinformation im Gebiet verbessert haben. An den Kassen und im Bereich der Verkehrsflächen von gewissen Restaurants haben wir Bildschirme installiert, auf welchen die aktuellsten Informationen zum Gebiet ersichtlich sind.

Der Verkehrsumsatz der Lenzerheide Bergbahnen erreichte im Geschäftsjahr 2023/24 mit gut 39 Millionen Franken ein neues Allzeithoch. Da dürfte, wenn das Wetter im nächsten Winter mitspielt, sicherlich die 40er-Marke fallen?

Wir hatten im letzten Geschäftsjahr einen erfolgreichen Winter. Die ersten Anzeichen aus dem Vorverkauf von Jahres-, Tages- und Mehrtageskarten lassen nun tatsächlich zur Annahme verleiten, dass dieses Geschäftsjahr der Umsatz über die Marke von 40 Millionen Franken klettern könnte. Allerdings müssten dazu die Bedingungen in diesem Winter nahezu perfekt sein. Wichtiger ist die langfristige Tendenz der Gästezahlen und der Umsätze, und diese sind in den letzten Jahren stetig gewachsen, was zeigt, dass das Skigebiet Arosa Lenzerheide von einer wachsenden Beliebtheit profitiert.

Wie lief die vergangene Sommersaison im Bike Kingdom?

Die Sommersaison war wegen des lange liegengebliebenen Schnees, dem nassen Wetters im Frühsommer und in den Herbstferien durchzogen. Wir liegen daher hinter dem 5-Jahres-Schnitt zurück. Für das Jahresergebnis ist der Einfluss des Sommerwetters jedoch gering, da der Sommerumsatz unter einem Anteil von 10% am Gesamtumsatz des Unternehmens liegt.

«Die Sommersaison war wegen des lange liegengebliebenen Schnees, dem nassen Wetters im Frühsommer und in den Herbstferien durchzogen.»

Zehn Gipfelfahrten mit dem Gleitschirm auf das Rothorn oder den Piz Scalottas kosten 215 Franken. Wieviel Umsatz generieren die fliegenden Matratzen pro Jahr?

Der Umsatz mit Gleitschirmfliegenden ist in unserem Gebiet sehr gering. Im Sommer sind Biker und Wanderer die Treiber der Frequenzen.

Mit 225 Pistenkilometer ist das zusammenhängende Skigebiet Lenzerheide-Arosa das grösste im Kanton Graubünden. Was unterscheidet Sie von St. Moritz?

Dank 18 Talabfahrten ist fast überall im Gebiet ein Ski-In/Ski-Out direkt von der Unterkunft aus möglich. Die 225 Pistenkilometer können zwischen bewaldeten 1’229 bis auf hochalpine 2’865 m üM und auf drei unterschiedlich ausgerichteten Talseiten befahren werden. Mit 46 Restaurants ist die gastronomische Vielfalt und auch die Qualität sehr hoch. Ein Skitag kann nach individuellen Bedürfnissen gestaltet werden. Nirgends in der Schweiz gibt es so viele inszenierte Pisten wie in Arosa Lenzerheide: In Arosa gibt es ein Zappelbär-Suchspiel, das Honigland, die Black-Diamond-Abfahrt und auf Seiten Lenzerheide die Globi-Piste und den Light-Ride, ein wie ich finde ultimatives Nachtschlittelerlebnis. Zudem wird im ganzen Gebiet ein Escape-Route-Spiel angeboten, ein Rätselspiel auf der Piste für die ganze Familie. Mit sieben Kinderländern, einer Rodelbahn und tollen Familienhotels wird auch der Familienbereich grossgeschrieben.

Aber das hat ja wohl seinen Preis?

Im Vergleich zur Skigebietsgrösse ist der Preis für die Tageskarte günstig, insbesondere wenn man die attraktiven Preise im Vorverkauf nutzt und der maximale Tageskartenpreis überschreitet online nie die 84 Franken.

«Es fällt den touristischen Betrieben in der Region Jahr für Jahr schwieriger, genügend Wohnungen für die benötigten Saisonniers im Winter zu finden.»

2026 sollen auch 26 Personalwohnungen entstehen. Kommen die den Mitarbeitenden dann zu günstigen Mieten zugute?

Der Wohnraum für Mitarbeitende auf der Lenzerheide ist knapp. Die Lenzerheide Bergbahnen AG haben im Winter rund 200 Mitarbeitende mehr als im Sommer. Es fällt den touristischen Betrieben in der Region Jahr für Jahr schwieriger, genügend Wohnungen für die benötigten Saisonniers im Winter zu finden. Wir vermuten als Grund, dass altrechtliche Erstwohnungen, welche noch in Zweitwohnungen umgewandelt werden können, vermehrt verkauft und aufgrund der hohen Preise in Zweitwohnungen umgewandelt werden. Damit verschwindet Wohnraum, welcher für Mitarbeitende in der Destination genutzt wurden. Die Lenzerheide Bergbahnen AG benötigen rund 90 Wohnungen/Personalzimmer, um genügend Unterkünfte anbieten zu können. Die meisten Mitarbeitenden möchten in der Destination wohnen, da sie auch deswegen zu uns arbeiten kommen. Die Integration und ein Engagement in der Destination ist ein Anliegen der Lenzerheide Bergbahnen. Dies kann auch dazu führen, dass Mitarbeitende länger bei uns im Betrieb bleiben. Einige pendeln von Chur oder aus dem Domleschg.

In Chur ist aber Wohnraum auch nicht billig.

Das ist richtig. Zudem ist es ökologisch sinnvoll, wenn Pendelstrecken möglichst vermieden werden können. Daher bauen die Lenzerheide Bergbahnen zusätzliche Personalwohnungen für den eigenen Bedarf und geben diesen zu Selbstkosten an die eigenen Mitarbeitenden weiter.

Haben Sie eine Vorstellung, wie viele Ski- oder Snowboardfahrer denn pro Jahr beim Outdoor Escape Room mitmachen?

Die Escape Routes Arosa Lenzerheide sind eine Kombination aus Spiel und realer Umgebung – ein Escape Room auf Skiern. Die Rätsel auf den Skirouten sorgen für spannende Herausforderungen. Das Angebot wurde im letzten Winter lanciert und erfreute sich bereits zufriedenstellender Beliebtheit. Die Bekanntheit des Spiels soll in diesem Winter weiter gesteigert werden. Aber wir verfolgen den Escape Room nicht per Video. Scheitern ist erlaubt. Man kann jederzeit raus zum Après-Ski, um seinen Frust zu vergessen.

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