Thomas Maag, Head Product Solutions, Neue Helvetische Bank
Thomas Maag, Head Product Solutions bei der Neuen Helvetischen Bank
Von Dieter Haas, Derivative Partners AG, www.payoff.ch.
payoff im Gespräch mit Thomas Maag, Head Product Solutions bei der Neuen Helvetischen Bank, über die Strategie der NHB im Bereich Produkte, Anforderungen und Auswahlkriterien an externe Berater, die Informationspolitik sowie seine Anlagefavoriten bis Ende 2015.
payoff: Herr Maag, die Neue Helvetische Bank (NHB) sieht sich im Bereich «Strukturierte Produkte» als Nischenplayer. Sie hat sich seit ihrer Handelsaufnahme fast ausschliesslich auf Actively Managed Certificates (AMCs) konzentriert. Wie sieht Ihre Strategie in den kommenden drei bis fünf Jahren aus?
Thomas Maag: Aufgrund des kontinuierlichen Wachstums der NHB verstärkt sich die Wahrnehmung im Markt. Daraus entstehen neue Kundenbedürfnisse und Anfragen auch im Bereich der Strukturierten Produkte. Diese beziehen sich nicht mehr nur auf AMCs. Es bestehen Überlegungen, wie wir dieses Geschäftsfeld weiter ausbauen können. An unserer Nischenplayer-Strategie halten wir fest. Sämtliche Produkte erstellen wir tailor made – auf Kundennachfrage.
Bei allen elf Actively Managed Certificates Ihrer Bank sind externe Berater für die Anlageentscheidungen verantwortlich. Wird es in den nächsten Monaten auch ein hauseigenes AMC geben oder ist ein solches mittelfristig denkbar?
Das ist mit dem «IMMO Hedge»(CH0269890940) bereits Realität. Ein nicht kotiertes AMC, welches zum Ziel hat, die frappanten Bewertungsdifferenzen kotierter Schweizer Immobiliengesellschaften auszunutzen. In der Strategie sind wir PAX Anlage und HIAG Immobilien long und bauten eine Short-Position in PSP, SPSN und MOBN auf.
Sie kotieren rund die Hälfte Ihrer AMCs an der SIX Structured Products Exchange. Weshalb tun Sie das?
Mit dem Listing stellen wir uns einer ehrlichen, objektiven Performancemessung. Die SIX Structured Products Exchange als «Schweizer Produkt» steht für hohe Qualitätsstandards, wie auch wir sie bei der Neuen Helvetischen Bank unseren Kunden bieten wollen.
Wie setzen Sie Strukturierte Produkte im Rahmen der Vermögensverwaltung bei der NHB ein?
Die Vermögensverwaltung legt den Fokus auf traditionelle Anlagen. Unser hauseigenes Corporate Finance erabeitet stets gute Alternativen. Auch solche im Negativzinsumfeld. Wir emittieren interessante CHF-Anleihen, wie z.B. Bauwerk Parkett oder Schön-Klinik, um nur zwei zu nennen. Die Performance ist bestechend gut, sodass wir über einen Tracker des «NHB-Bond-Index» nachdenken.
«Bevor wir einen Strategie-Manager aufnehmen, durchläuft er eine Due Diligence.»
Angenommen, Derivative Partners AG käme zu Ihnen mit einer konkreten Strategie für einen AMC. Was wären für Sie die notwendigen Anforderungen, damit Sie als Emittent an einem Geschäft mit uns als Berater einsteigen würden?
Bevor wir einen Strategie-Manager bei uns aufnehmen können, durchläuft er bei uns eine Due Diligence. Antworten zu Fragen über die Firma, Organisationsaufbau, involvierte Personen, Entscheidungsprozesse und Risikokontrolle gehören nebst einem Track Record dazu. Am Ende eines jeden Aufnahmeprozesses steht zwingend ein persönliches Treffen mit sämtlichen Exponenten.
Nicht alle AMCs erweisen sich in der Praxis als Volltreffer. Wie gehen Sie vor, um allfällige Reputationsrisiken klein zu halten?
Die Reputationsfrage stellt sich immer. Deshalb erachten wir die Auswahl des Strategie-Managers als zentral. Ein Garant für allzeitige positive Performance bekommen wir dadurch nicht bzw. ist je nach Strategie gar nicht möglich. So war es z.B. für eine Strategie, welche schwergewichtig im Rohstoffbereich investiert ist, fast unmöglich, eine positive Bilanz zu erzielen. Eine relative Komponente muss man hier schon walten lassen.
Auf Ihrer Webseite (www.nhbpro.ch) findet man mit Ausnahme des Warrants CREANO und des AMC EUDVD zahlreiche Informationen zu den gelisteten Produkten. Welche Absicht steckt hinter der im Quervergleich vorbildlichen Übersicht?
Die NHBPRO-Seite sehen wir als zusätzliche Dienstleistung für den Kunden im Bereich kotierter AMCs. Aus diesem Grund ist der Warrant CREANO nicht aufgeführt. Beim EUDVD ist es so, dass der Strategiemanager diese Informationen auf seiner eigenen Webseite bereits im Detail darstellt und auf unsere Darstellung explizit verzichten wollte. Die rechtlichen Dokumente sind aber selbstverständlich über uns jederzeit kostenlos zum Bezug verfügbar.
Planen Sie in nächster Zeit eine Auffrischung ihrer etwas angejahrten Webseite www.neuehelvetischebank.ch?
Wir sind uns dessen bewusst. Ein «Brush-Up» ist bereits im Gange. Sie werden schon bald einen deutlich ansprechenderen Auftritt erkennen können.
Auf der Webseite www.nhbpro.ch bieten Sie einen Nebenwerte-Handel in nicht kotierten Wertpapieren an. Können Sie unseren Lesern nähere Informationen zu diesem Handelszweig geben?
Wir haben den Ausbau des Nebenwerte-Handels nicht im Fokus. Primär handelt es sich hier um eine pragmatische Lösung, eine nicht alltägliche Anfrage effizient und kostenbewusst umzusetzen.
Sie äusserten in einem Interview vom Dezember 2013: «Ich investiere mein Geld in verpönte Goldminenwerte wie Resolute Mining, Medusa Mining, Swick Mining und Sedgman.» Wie sehen Sie heute die Perspektiven von Gold und Silber in den nächsten zwölf Monaten?
Seit Jahresbeginn konnten wir über 20 Zentralbankaktionen beobachten, welche eine Leitzinssenkung zur Folge hatten. Die Abschwächung der Kaufkraft des Papiergeldes wird sich fortsetzen. Zu Beginn steigen Aktien und Immobilien in Form einer Asset Inflation. Beide Asset-Klassen sind nicht mehr günstig. Als Alternative sehe ich nach wie den Rohstoff- und Energiebereich.
«Die Vermögensverwaltung legt den Fokus auf traditionelle Anlagen.»
Was ist Ihr persönlicher Anlagefavorit bis Ende Jahr bei den angesprochenen Goldminentiteln?
Von den oben in der Frage erwähnten Titeln favorisiere ich Medusa Mining (MML AU). Diese Goldmine schreibt seit 2009 immer Gewinne und weist weder Goodwilll noch Schulden auf. Im Gegenteil, MML schiebt eine Netto-Cash-Position von rund CHF 5 Mio. vor sich her und handelt trotzdem mit einem Abschlag zum Buchwert von 60%. Das P/E ist 3.55x bzw. 3.22x für die Jahre 2015/16. Die Netto-Goldförderkosten belaufen sich auf ca. USD 900. Diese Gesellschaft verkraftet demzufolge im schlimmsten Fall auch noch tiefere Goldnotierungen, bevor sie Verluste schreiben wird.
Welche Empfehlung haben sie für Anleger, die gerne auf einheimische Aktien setzten?
In der Schweiz gefällt mir die Pax Anlage (PAXN SW) sehr gut. Sie verfolgt im Gegensatz zu ihren Mitstreitern eine sehr konservative Bewertungspolitik. Ausserdem ist mir keine andere Immobiliengesellschaft in der Schweiz bekannt, die derart wenig Leverage hat. Sie ist im Niedrigpreissegment tätig und bietet daher einen guten Schutz gegen konjunkturelle Rückschläge. Die Aktie handelt zudem mit einem beachtlichen Discount zum NAV.
Herzlichen Dank für das Interview.
Der Gesprächspartner:
Thomas Maag, Jahrgang 1973, war von 1993 bis 2006 durchgängig im Eigenhandel diverser Schweizer Banken aktiv. So begann er seine Karriere bei der damaligen Bank Hofmann/Credit Suisse. Weitere Stationen umfassten die Basler Kantonalbank, swissfirst und Bank am Bellevue. Thomas Maag durchlief als Ringassistent, Market Maker SOFFEX/EUREX bis hin zum Engineering Strukturierter Produkte & OTC-Derivate das klassische Karriere-Repertoire des Investment Trading. Ab 2006 machte er sich selbstständig, zuerst als Chief Risk Officer eines Trading-Funds. Zuletzt war er Geschäftsführer einer schweizerischen Asset Management-Gesellschaft. Seit der Gründung der Neuen Helvetischen Bank im Jahre 2010 ist er dort federführende Kraft im Bereich Product Solutions und verantwortet die Aktivitäten im Bereich Strukturierte Produkte.