Thomas Züger, CEO OBT, im Interview

Thomas Züger, CEO OBT, im Interview
Thomas Züger, CEO OBT

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Züger, Sie sind seit 1996 bei OBT und am 1. Oktober übernahmen Sie als CEO die Führung des Unternehmens. Wo wollen Sie die Schwerpunkte setzen, welches ist Ihre erste Neuerung?

Thomas Züger: Wir sind in einem grossen Transformationsprozess, sowohl auf oberster wie auch auf mittlerer Managementebene. Darum liegt der interne Fokus darauf, diesen Prozess optimal umzusetzen, damit wir keine Schlagkraft verlieren. Extern gesehen heisst dies, unsere Dienstleistungen – auch hinsichtlich neuer Technologien – weiterhin marktgerecht und vorausschauend zu positionieren.

«Auch bei uns ist die Digitalisierung ein grosses Thema und wird alle unsere Dienstleistungen verändern.» Thomas Züger, CEO OBT

OBT ist in den Bereichen Treuhand, Unternehmensberatung, Wirtschaftsprüfung, Steuern und Recht sowie Informatik-Gesamtlösungen tätig. In welchem Bereich erwarten Sie die grössten Veränderungen, wo die grössten Wachstumschancen?

Auch bei uns ist die Digitalisierung ein grosses Thema und wird alle unsere Dienstleistungen verändern. Entsprechend sehen wir dort unsere grossen Wachstumschancen, vor allem da wir den Kunden bereichsübergreifende Lösungen anbieten können. Das Zusammenspiel zwischen Treuhand, Beratung und IT im Sinne von effizienten Lösungen aus einem Guss wird den Kunden den gewünschten Mehrwert bringen. Dabei geht es nicht nur um Tools und Prozesse für externe Anspruchsgruppen. Agilität ist zentral und beschäftigt die Frontbereiche wie auch die internen Servicestellen. Wir werden insgesamt als Gruppe wachsen, weil wir innovativ, agil und kompetent sind.

Die Grossbanken verbünden sich teilweise mit Startups, um jenseits der Kernprozess neue Geschäftsfelder zu erschliessen. Wie beurteilen Sie diese neue Konstellation für Ihr eigenes Unternehmen – eher eine Bedrohung oder eine Chance?

Grundsätzlich als grosse Chance. Nicht alle Prozesse lassen sich mit neuen Modellen digitalisieren, sondern hier können wir mit unserer Kundennähe, dem ausgeprägten Vertrauensverhältnis zu unseren Kunden und der persönlichen Beratung einen Mehrwert schaffen. Zudem arbeiten wir ebenfalls mit Startups zusammen und verschliessen uns innovativen Lösungen keinesfalls – im Gegenteil. Die Schwierigkeit besteht höchstens darin, sich bei den vielen Chancen auf Einzelne zu fokussieren.

Bei der Rechnungslegung, der Gesetzgebung und der damit verbundenen Compliance stellt die Schweiz sehr hohe Anforderungen an die Unternehmen und beschäftigt eine ganze Industrie von Experten für die Umsetzung und Einhaltung. Ab wann hindert das die Innovation und die Wettbewerbsfähigkeit?

Die Regulierungsdichte und der berühmte «Swiss Finish» hindern uns sicherlich, gerade in dieser schnelllebigen Zeit. Zum Glück beweisen aber der Wirtschaftsstandort Schweiz und insbesondere die KMU hier immer wieder eine erstaunlich schnelle und erfolgreiche Anpassungsfähigkeit. Zum anderen ist es grade die Zuverlässigkeit unserer Systeme, welche immer wieder internationale Unternehmen motiviert, ihren Hauptsitz in die Schweiz zu verlegen.

«Die Regulierungsdichte und der berühmte «Swiss Finish» hindern uns sicherlich, gerade in dieser schnelllebigen Zeit.»

Während andere Unternehmen die interne IT auslagern und möglichst viele Leistungen «as-a-service» beziehen, ist bei Ihnen der eigene Informatik-Bereich von zentraler Bedeutung. Für welche strategischen Optionen ist die eigene IT notwendig, welches sind die bedeutendsten laufenden IT-Projekte?

Mit rund 100 Mitarbeitenden in der Informatik sind wir ein grosser IT-Dienstleister in der Schweiz. Durch die Bereitstellung von internen sowie externen Informatik-Dienstleistungen haben wir die Möglichkeit, neue Produkte und Tools auch immer wieder zuerst intern zu testen und dann auf Kundenbedürfnisse anzupassen. Dabei ist auch die Automatisierung der Prozesse und die Optimierung von Schnittstellen ein Punkt, welchen wir intensiv verfolgen. Hierzu laufen aktuell viele entsprechende Projekte. Wir sind überzeugt, dass sich in Zukunft die Zusammenarbeit zwischen Kunde und Treuhänder punkto Buchführung stark verändern wird – dort setzen wir unsere Projekte an.

Als Treuhandunternehmen hat OBT ein besonderes Vertrauensverhältnis zu den Kunden. Wie lässt sich dieses Vertrauen im digitalen Zeitalter in neue Angebote und Leistungen einbringen?

Nach wie vor steht der Kunde im Zentrum. Dieser sehr engen Kundenbindung gilt es gerade bei automatisierten Prozessen noch mehr Beachtung zu schenken. Die Bedürfnisse der Kunden zu kennen und diese optimal zu erfüllen, bleibt auch in Zukunft sehr wichtig. Nur im persönlichen Gespräch kann man diese Bedürfnisse auch wirklich verstehen und entsprechende Lösungen anbieten. Auch digital wollen wir den Kunden eine Servicequalität bieten, welche ihre Bedürfnisse und Erwartungen übertrifft.

Ihre Kunden setzen unterschiedliche Lösungen von Abacus, Bexio oder Sage vermehrt auch als Cloud- oder «as-a-service»-Lösungen ein. Was heisst das für Ihre Arbeit, wie können Sie Ihre Kunden von der zunehmenden Komplexität und den schwieriger werdenden Sicherheitsfragen entlasten?

Wir wollen und müssen die Bedürfnisse und die entsprechenden Lösungen unserer Kunden kennen, damit wir ein kompetenter Partner sind. Entsprechend investieren wir in die Ausbildung unserer Mitarbeitenden. Als KMU GU in den von uns angebotenen Bereichen inkl. IT sind wir diesbezüglich geradezu ideal aufgestellt. Dies zeigt bspw. der Erfolg unseres eigenen Rechenzentrums, der OBT Swiss Cloud. Immer mehr Kunden übertragen ihre IT-Bedürfnisse in die Cloud, um von kosteneffizienten, benutzerfreundlichen Anwendungen und Services für ihre IT-Leistungen zu profitieren. Laufend neue Programmupdates, erhöhte Sicherheitsanforderungen, standortunabhängiges, mobiles Arbeiten und gewünschte Automatisierung sind die stetigen Anforderungen und entsprechen den Bedürfnissen unserer Kunden.

«Die Bedürfnisse der Kunden zu kennen und diese optimal zu erfüllen, bleibt auch in Zukunft sehr wichtig.»

Heute sind praktisch alle Informationen von den Banktransaktionen über die Besitzverhältnisse bis hin zu den Steuern digital und strukturiert vorhanden. Roboter und künstliche Intelligenz sind daran, im Finanzsektor die Arbeit der Kundenbetreuer fundamental neu zu gestalten und teilweise überflüssig zu machen. Wie sieht die Zukunft des Treuhänders aus?

Diese Entwicklung ist nicht neu. Bereits in den letzten Jahren war die reine Datenverarbeitung stark rückläufig. Dennoch sind wir in unseren Dienstleistungen gewachsen. Die Beratung und Analyse der Kundeninformationen ist noch wichtiger geworden. Für uns ist klar, dass die Erfassung digitalisiert wird, aber die entsprechende Interpretation der Zahlen als Basis für Zukunftsentscheide und die Rolle des Sparringpartners für unsere Kunden wird eine zentrale Dienstleistung sein und bleiben.

Sie wurden frühzeitig zum CEO bestimmt und hatten genügend Zeit, sich auf Ihre Aufgabe vorzubereiten. Zufall oder Unternehmenskultur?

Wir stellen bei Nachfolgeberatungen oft fest, dass der ganze Prozess viel zu spät geplant wird.  Dieser Prozess benötigt genug Zeit und darum ist das einer der Gründe, wieso wir dies bewusst so frühzeitig angegangen sind – auch deshalb, weil diverse obere Führungspositionen als Folge neu besetzt worden sind.

Wie gehen Sie innerhalb von OBT mit den unterschiedlichen Entwicklungs-Geschwindigkeiten und Anforderungsprofilen von Themenfeldern wie Steuerberatung und Digitalisierung um?

Das Tempo ist überall hoch – denken Sie an die vielen Änderungen in der Steuerlandschaft. Unsere überaus motivierten und hoch qualifizierten Mitarbeitenden sind alle bestrebt, à jour zu bleiben. Somit nimmt auch das ganze Unternehmen entsprechend das Tempo mit.

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei. Wie sehen die aus?

Nur zwei Wünsche? Dabei hätte ich eine ganze Liste. Dann wünsche ich mir, Gesundheit für die ganze OBT Familie und ihre Angehörigen. Dies gibt uns die notwendige Kraft, mit Optimismus und Vertrauen in die spannende Zukunft zu schauen und weiterhin erfolgreich zu sein. Eigentlich bin ich sogar mit diesem einen Wunsch mehr als zufrieden.

Der Gesprächspartner:
Thomas Züger (Jahrgang 1968) ist dipl. Treuhandexperte und Betriebsökonom. Am 1. Juni 1996 trat er als Treuhänder in die damalige OBT Treuhand AG ein. Im Jahr 2000 wurde Thomas Züger zum Mitglied des Kaders sowie 2003 zum Leiter Treuhand Schwyz befördert. Seine Ernennung zum Mitglied der Geschäftsleitung erfolgte 2008, seit Oktober 2017 ist Thomas Züger CEO der OBT Gruppe. In den vergangenen Jahren konnte er seine Stärke in der Treuhand- und Steuerberatung von KMU einsetzen. Aufgrund langjähriger Bankerfahrung unterstützt er die Kunden auch bei Finanzierungsfragen und Nachfolgeregelungen.

Das Unternehmen:
Die OBT AG gehört in der Schweiz zu den sechs grössten Unternehmen mit den Bereichen Treuhand, Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Rechtsberatung sowie Informatik-Gesamtlösungen. Der Kundenfokus liegt bei den KMU, wobei sie auch börsenkotierte Unternehmen, öffentlich-rechtliche Körperschaften, Stiftungen und Vereine kompetent und persönlich berät. OBT beschäftigt 300 Mitarbeitende, davon 20 Lernende, in den Niederlassungen Berikon, Brugg, Heerbrugg, Lachen SZ, Oberwangen BE, Rapperswil SG, Reinach BL, Schaffhausen, Schwyz, St.Gallen, Wädenswil, Weinfelden und Zürich.

1933 als OBTG gegründet, befindet es sich das Unternehmen seit dem Management-Buy-out 1998 im Besitz der Partner und Mitarbeitenden. Zudem ist es Mitglied von EXPERTsuisse sowie ein staatlich beaufsichtigtes Revisionsunternehmen. Als unabhängiges Mitglied des weltweiten Netzwerks Baker Tilly International betreut OBT in der Deutschschweiz internationale Unternehmen und zusammen mit einem Genfer Partner auch in der Romandie.

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