Tillmann Lang, Gründer und Geschäftsführer von Yova, im Interview

Tillmann Lang, Gründer und Geschäftsführer von Yova, im Interview
Tillmann Lang, Gründer und Geschäftsführer von Yova. (Foto: Yova)

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Lang, Sie haben an der ETH doktoriert und unter anderem zum Thema “Geschäftsstrategien zur Kommerzialisierung von erneuerbaren Energien und sauberen Technologien” geforscht. Wie gut hat Sie Ihre Tätigkeit an der ETH auf die Anforderungen eines Gründers und Geschäftsführer vorbereitet? Welche grössten Lücken mussten Sie “on the job” füllen?

Tillmann Lang: Die ETH war auf jeden Fall eine prägende Station für mich. Dort war ich täglich im Austausch mit weltweiten Top-Experten. Und das nicht nur für Technologie, sondern gerade auch in Bezug darauf, wie man Technologie verwendet, um in der Welt wirklich etwas zu bewegen. Das ist schon eine Stärke der ETH und des Standortes Schweiz. Die Kombination aus technologischer Vorreiterschaft, Nachhaltigkeitsanspruch und unternehmerischem Hunger hat mich sehr beeinflusst.

«Wir wollten Yova und somit nachhaltiges Investieren von Beginn an für jedermann zugänglich machen. Bei uns brauchen Kundinnen und Kunden weder viel Geld noch viel Know-how.» Tillmann Lang, Gründer und Geschäftsführer von Yova

Zusammen mit meinem Hintergrund als Mathematiker und Informatiker und meiner Erfahrung als Investor und Berater bei McKinsey war das eine optimale Vorbereitung auf die Gründung von Yova als Finanztechnologiefirma, die nachhaltige Geldanlage mainstreamfähig macht. Was ich “on the job” lernen musste: meinem Instinkt zu vertrauen, wenn nicht immer alles 100% analysierbar ist. Die richtige Welt ist eben nicht wie im Labor. Zum Glück haben wir bei Yova ein starkes Netzwerk an Mentoren, Partnern und Unterstützern. Da haben wir für alle Fälle die nötige Expertise parat.

Mit Yova bieten Sie einen hoch automatisierten Vermögensverwaltungsprozess für Leute an, die mit ihrem Geld auch etwas bewirken wollen (Impact Investing). Welches ist Ihr Zielpublikum, für wen sind Ihre Leistungen eher nicht geeignet?

Wir wollten Yova und somit nachhaltiges Investieren von Beginn an für jedermann zugänglich machen. Bei uns brauchen Kundinnen und Kunden weder viel Geld noch viel Know-how. Grundsätzlich ist das Angebot für alle geeignet, die ihr Erspartes anlegen möchten und dabei weder auf gute Erträge noch auf nachhaltiges Engagement verzichten möchten. Und egal ob intakte Natur, faire Arbeitsbedingungen, gleiche Chancen für alle oder nachhaltige Nahrungsproduktion – dass man bei Yova im Einklang mit all seinen persönlichen Werten investieren kann, ist ein Alleinstellungsmerkmal, das unsere Kundinnen und Kunden sehr schätzen.

Ihr Anlageuniversum umfasst rund 1’200 Unternehmen. Nach welchen Kriterien wird diese Auswahl getroffen und wie häufig kontrollieren Sie die Nachhaltigkeits-Qualität dieser Unternehmen und passen das Universum entsprechend an?

Wir bewerten die Unternehmen kontinuierlich auf einer Vielzahl von Dimensionen, um ihre Wirkung auf die Welt zu verstehen. Aktuell arbeiten wir daran, dies mit Hilfe von Machine Learning sogar in Echtzeit zu machen. Dabei screenen wir laufend das Internet nach neuen Artikeln und Daten und lassen diese in unsere Bewertung einfliessen. Dadurch, dass wir auch lokale Daten analysieren, wie zum Beispiel Zeitungsartikel in fremden Sprachen, lässt sich für uns auch die Nachhaltigkeitswirkung von Unternehmen weltweit nachvollziehen.

«Dass man bei Yova im Einklang mit all seinen persönlichen Werten investieren kann, ist ein Alleinstellungsmerkmal.»

Yova verrechnet für seine Leistungen auf Jahresbasis 1.5% der angelegten Summe. Welche weiteren Kosten kommen da noch dazu und welche zusätzlichen Einnahmequellen haben Sie?

Es fallen niemals weitere Kosten an. In unserer Gebühr ist alles drin: Kontoführung, Transaktionen, Sparpläne, Stempelsteuer, Reportings, eine ständige Risikooptimierung, zukünftigen Reinvestments. Damit brechen wir mit den Traditionen des Pricings im Finanzwesen – das ist oft nämlich voller versteckter Gebühren und böser Überraschungen. Die gibt es bei uns nicht!

Die Verwaltungsgebühr ist auch unsere einzige Einnahmequelle. Unsere Einnahmen sind also nur dann gut, wenn die Kunden zufrieden sind und sich ihre Vermögen gut entwickeln. Dadurch sind die Interessen unserer Kunden immer an erste Stelle. Das wäre mit Vertriebsgebühren und dergleichen schlicht nicht möglich.

Wie haben Sie bis anhin die Entwicklung von Yova finanziert und wie sehen die Besitzverhältnisse aus?

Wir Gründer haben die Firma mit unseren eigenen Ersparnissen aufgebaut. Aus Überzeugung, dass die Welt nachhaltige Geldanlage mit Wirkung braucht und sucht. Anfangs dieses Jahres haben wir uns dazu entschieden, in einer Finanzierungsrunde zusätzlich Investoren an Bord zu holen, die uns als Team noch deutlich verstärken. Heute arbeiten wir mit Branchengrössen wie zum Beispiel Doodle-Gründer Myke Naef, Wuala-Gründer Dominik Grolimund, Swisscom-Konzerleitungsmitglied Roger Wüthrich-Hasenböhler und Salt-CEO Pascal Grieder.

Das Vermögensverwaltungs- und Anlagegeschäft ist per Definition international. Wie sieht es für Yova bezüglich Internationalisierung aus und wie würde diese finanziert?

Die Internationalisierung ist ein grosses Thema bei Yova. Wir sind überzeugt, dass unkomplizierte nachhaltige Geldanlage mit Wirkung für Menschen weltweit interessant ist. Und damit sind wir nicht allein: Wir haben schon Expansionsanfragen aus den USA und Asien. Natürlich ist vor allem Europa ein vielversprechender Markt. Dort gibt es viele nachhaltigkeitsbegeisterte Menschen. Und sowohl als Gründerteam als auch als Schweizer Startup fühlen wir uns in Europa schlichtweg zuhause. Klar möchten wir daher auch in den Nachbarländern der Schweiz präsent sein, und nachhaltige Geldanlage an den Mainstream bringen.

«Wir brechen mit den Traditionen des Pricings im Finanzwesen – das ist oft nämlich voller versteckter Gebühren und böser Überraschungen. Die gibt es bei uns nicht!»

Gerade Schweizer sind bei Geldgeschäften sehr traditionell und vertrauen oft noch ihrem persönlichen Bankberater. Wie gehen Sie mit dieser Hürde als Fintech-Startup um?

Unsere Kunden vertrauen uns, weil sie unsere Expertise und Erfahrung deutlich sehen, nicht nur in Finanz- sondern auch in Nachhaltigkeitsfragen. Ausserdem sind wir nahbar. Viele stellen sich «digitales Investment» kalt und unverbindlich vor. Bei Yova ist aber das Gegenteil der Fall. Wir bieten unseren Kunden einen ausgezeichneten, persönlichen Kundenservice, telefonisch, per E-Mail oder Whatsapp. Zudem sind wir 100% transparent beim Investmentansatz und den Gebühren und haben eine jahrelange Geldanlage- und Nachhaltigkeits-Expertise in unserem Team, welche durch unsere Wissensartikel auf unserer Webseite für unsere Kunden sichtbar wird. Nicht zuletzt zeigt unser starkes Partnernetzwerk, dass wir ein vertrauenswürdiger Partner sind. Dazu gehören unter anderem namhafte Schweizer Institutionen wie die ETH Zürich, Universität Zürich und die Alternative Bank Schweiz sowie Vertreter des World Wildlife Funds, der Swisscom, von Ricola, Mammut und vielen anderen tollen Organisationen.

Welche Sicherheiten hat ein Yova-Kunde, was geschieht mit den Anlagen der Kunden, falls die Geschäftsidee von Yova nicht funktioniert? Inwieweit sind die Kundengelder bei Schliessung von Yova oder der kontoführenden Bank (Saxo Bank Schweiz) geschützt?

Die Vermögenswerte unserer Kunden liegen bei der Saxo Bank Schweiz. Jede Kundin, jeder Kunde hat ein eigenes Konto mit persönlicher IBAN. Alles was in diesem Konto geführt ist – Bargeld, Aktien und Staatsanleihen – gehört dem Kunden. Niemand steht zwischen dem Kunden und seinem Geld. Die Vermögenswerte des Kunden sind also genauso sicher wie bei jeder anderen Schweizer Bank, da die Saxo Bank Schweiz als Schweizer Bank der  Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) untersteht. Yova selbst ist als Vermögensverwalter in der Schweiz reguliert und Teil des Branchenverbandes der Vermögensverwalter und unterliegt damit strikter, regelmässiger Revision.

Robo-Advisor versus Bankberater: Wo sehen Sie die Zukunft? Und gibt es schon verlässliche Studien, wer die Kundengelder erfolgreicher und effizienter bewirtschaftet?

Die Erfolgsformel von Yova lautet «automatisierte nachhaltige Geldanlage mit menschlichem, persönlichem Service». Der Mensch, seine finanziellen Ziele und seine Werte stehen an erster Stelle. Die Technologie ist lediglich ein Werkzeug, um unsere Kunden mit dem bestmöglichen Service zu betreuen. Sie erlaubt uns eine Menge Dinge, die in der Finanzindustrie bislang nicht existieren – und beim klassischen Bankberater schon gar nicht. Zum Beispiel bieten wir personalisierte Aktienportfolios schon ab Beträgen von 5’000 Franken Anlagevolumen an. Gleichzeitig bündelt die Technologie das Wissen und die Best Practices von tausenden Anlageprofis und der Wissenschaft und bietet somit die beste Expertise. Für die meisten Menschen liegt die Zukunft daher nicht beim klassischen Bankberater. Studien zeigen ja sehr klar, dass diese nahezu immer mehr Kosten verursachen als Gewinne – am Ende gewinnt dann der Berater und nicht der Anleger.

«Das beste Gegenmittel für Volatilität ist Zeit. Wir empfehlen Yova Portfolios daher nur Kunden, die langfristig denken, in der Regel mindestens fünf Jahre.»

Manager von aktiv verwalteten Portfolios werben damit, dass sie viel genauer auf Marktveränderungen und sich abzeichnende Tendenzen reagieren können als passive Fonds. Wo setzen Sie mit Yova den Schwerpunkt, wie flexibel können Sie auf Veränderungen des Marktes und innerhalb eines Kundenportfolios reagieren (Rebalancing)?

Da wir das ganze Investmentmanagement durch unsere Technologie steuern, können wir jederzeit rebalancieren – und zwar direkt, für alle Kunden. Grundsätzlich verfolgen wir aber einen passiven Geldanlage-Ansatz, bei dem wir auf kurzfristige Veränderungen im Markt überhaupt nicht reagieren. Alle Yova Portfolios sind professionell diversifiziert und so konstruiert, dass sie mit Marktveränderungen umgehen können. Denn Veränderungen und Kurseinbrüche sind völlig normal – wir rechnen mit ihnen. Das beste Gegenmittel für Volatilität ist Zeit. Wir empfehlen Yova Portfolios daher nur Kunden, die langfristig denken, in der Regel mindestens fünf Jahre. So kann der langfristige Aufwärtstrend der Märkte sogar massive Finanzkrisen schlagen. Nichtsdestotrotz überwacht unser Investment Office kontinuierlich die Märkte und diskutiert, ob unsere Investment Policy angepasst werden muss.

Viele Menschen sind mit den aktuellen Entwicklungen unzufrieden, nehmen aber Möglichkeiten, über ihr Geld und ihre Investitionen Einfluss zu nehmen, kaum wahr. Woran liegt das und wie kann es geändert werden?

Die Menschen sind frustriert von den Angeboten im Markt. Die Hausbanken bieten zumeist nur undurchsichtige Anlageprodukte, die oft nicht mal der Bankberater so genau versteht. Das gilt leider auch für bestehende nachhaltige Geldanlagen. Diese sind viel zu oft intransparent, irreführend, also nicht wirklich nachhaltig, und zudem teuer. Das schreckt die Menschen ab. Gleichzeitig wirkt Geldanlage komplex und aufwändig. Yova löst all diese Probleme: Bei uns hat der Kunde vollen Einblick und die Plattform ist selbst für einen Laien einfach zu bedienen. Zudem kriegt der Kunde genau die Unternehmen ins Portfolio, die zu seinen Nachhaltigkeitswerten und Wünschen für die Zukunft passen. Und bei uns kann er bereits ab 5’000 Franken einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben. Viele gute Gründe, mal etwas Neues zu probieren. Viele unserer Kunden starten mit wenig Geld und investieren dann kontinuierlich nach, sobald sie sehen, wie gut es funktioniert.

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen die aus?

Unsere Vision bei Yova ist eine Welt, in der Nachhaltigkeit Mainstream ist. Dazu möchten wir beitragen. Mein erster Wunsch ist also, dass Nachhaltigkeit vom Nischenthema zum Standardthema wird – nicht nur bei der Geldanlage, sondern bei allen Konsumentscheidungen.

Zweitens wünsche ich mir, dass wir Nachhaltigkeit als die faszinierende Chance verstehen, die sie ist. Oft werden Nachhaltigkeitsthemen als reine Bedrohung formuliert, im Sinne von «wir müssen alle kürzer treten» – dabei bietet Nachhaltigkeit viele Möglichkeiten für ein schöneres, erfüllteres Leben und sogar besseren Wohlstand. Wir bei Yova begeistern uns für Nachhaltigkeit, nicht nur weil wir die Schaffung eines nachhaltigeren Lebensmodells als die wahrscheinlich wichtigste Aufgabe unserer Generation verstehen – sondern weil sie uns schlichtweg fasziniert, mit all ihren Möglichkeiten, unser Leben reicher zu machen.

Der Gesprächspartner:
Tillmann Lang beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit der Frage, wie man die Welt nachhaltiger machen kann – und welche Rolle das Finanzwesen dabei spielt. Vor der Gründung von Yova arbeitete Tillmann mehr als 6 Jahre bei der Strategieberatung McKinsey & Company. Zusätzlich war Tillmann CFO bei Benefiit, einem Netzwerk aus Impact Investoren und ist Gründungsdirektor des Sustainability-in-Business-Labs der ETH Zürich. Er hat an der ETH Zürich einen Doktortitel erlangt und an den Universitäten in Heidelberg und Santiago de Chile Mathematik und Informatik studiert. In seiner Freizeit geniesst Tillmann Skifahren und Mountainbiken und andere Outdoor-Aktivitäten.

Tillmann Lang bei Linkedin

Das Unternehmen:
Yova kombiniert Automatisierung bei der Nachhaltigkeitsanalyse und Portfoliogenerierung mit Impact Investing. Kunden kommen so zu individuellen Portfolios aus Aktien, die ihren Wertvorstellungen genau entsprechen. Als weltweit einziger Anbieter bietet Yova personalisierte Aktienportfolios vollautomatisiert schon für kleine Anlagevolumen. Yova bietet damit volle Transparenz hinsichtlich der Portfolios: Anleger wissen genau in welche Unternehmen sie investiert haben. Volle Transparenz gibt es darüber hinaus auch bei den Kosten. Yova

Schreibe einen Kommentar