Tobias Gunzenhauser, CEO & Co-Founder yamo, im Interview
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Gunzenhauser, «Cocohontas», «Broccoly Balboa» oder «Applecalypse Now» – die Namen Ihrer Baby-Breie sind stark von Filmtiteln geprägt. Sind Sie ein Filmfan?
Tobias Gunzenhauser: Nicht nur ich. Wir drei Gründer sind alle film- und musikinteressiert. Die Liebe zu Klassikern aus den Zeiten um die 80er und 90er hat es und besonders angetan. Deshalb finden sich diese popkulturellen Referenzen in unseren Breinamen wieder. Wir erhalten regelmässig Zuschriften von Eltern, die beim Breilifüttern über unsere Namen stolpern und lachen müssen.
Bleiben wir beim Kino: Sicher haben Sie den Film «Drei Männer und ein Baby» gesehen und wurden im Zusammenhang damit, dass drei Männer ein Unternehmen für Babynahrung gegründet haben, schon auf diesen Film angesprochen?
Um ganz ehrlich zu sein: nein, das ist lustigerweise noch nie passiert.
Vor über 30 Jahren war der Film allein von der Konstellation her ein Kassenschlager, aber auch heute noch ist es noch speziell, wenn sich Männer über gesunde Babynahrung Gedanken machen und dann auch noch gleich eine Firma gründen. Erzählen Sie uns doch, wie es dazu kam.
Es ist tatsächlich eine Konstellation, die im ersten Moment erstaunen kann. Ich denke, wir haben aber auch davon profitiert, dass wir völlig unvoreingenommen an das Thema herangehen konnten. Die Idee entstand bei einem Selbstversuch von Luca und mir. Wir waren neugierig und haben uns einen Monat lang vegan ernährt. Während dieser Zeit fiel uns auf, dass viele der Convenience-Gerichte, die wir täglich assen, zu viel Zucker, Salz oder irgendwelche E-Nummern beinhalteten. Wir machten uns dann auf die Suche nach den Produkten, die wir für die gesündesten im ganzen Laden hielten: Babynahrung. Was uns erstaunte: die meisten herkömmlichen Produkte sind sehr lange haltbar. In Tat und Wahrheit sind sie älter, als das Kind, das sie isst. Vielen Leuten ist heutzutage die Frische ihrer Lebensmittel sehr wichtig. Warum das bei Babynahrung nicht so sein sollte, verstanden wir nicht. Darum gründeten wir yamo.
«Drei Männer gründen eine Firma für gesunde Babynahrung – es ist tatsächlich eine Konstellation, die im ersten Moment erstaunen kann.»
Tobias Gunzenhauser, CEO & Co-Founder yamo
Im Gegensatz zu den grossen Herstellern produziert yamo seine Breie mittels Hochdruckpasteurisation. Wie funktioniert dieses Verfahren?
Die HPP-Technologie arbeitet mit Druck und nicht mit Hitze. Konkret bedeutet dies, dass die fertig verpackten Produkte enorm hohem Druck ausgesetzt werden. Bei diesem hohen Druck gehen die Bakterien und Keime kaputt. Das Gute: die natürlichen Vitamine bleiben erhalten, so auch der Geschmack, die Farbe und der Geruch der Breie. Am Schluss schmeckt der Brei so frisch wie selbstgemacht und ist trotzdem einige Wochen haltbar.
Und wie unterscheidet sich die Herstellung zu derjenigen der Breie von Nestlé, Hipp, Milupa etc.?
Herkömmliche Breie werden mit Hitze sterilisiert. Das heisst, sie werden mit 120 Grad Celsius gekocht. Dabei gehen nebst den Bakterien und Keimen aber leider auch viele natürliche Vitamine, z.B. Vitamin C, kaputt. Der Geschmack, die Farbe und der Geruch verändern sich ebenfalls sehr stark. Der Brei schmeckt verkocht.
Was zeichnet die Breie ausser der schonenden Herstellungsart aus?
Alle unsere Breie bestehen aus 100% natürlichen Bio-Zutaten. Wir beziehen unsere Rohwaren möglichst lokal von Schweizer Bauern und sind erst noch die einzigen, die in der Schweiz produzieren. Wenn wir exotische Zutaten wie Bananen verwenden, dann beziehen wir diese Fairtrade zertifiziert.
Ihre Produkte müssen gekühlt werden. Wie lange sind sie so haltbar?
Ab Produktion sind unsere Breie bis zu 3 Monate haltbar.
«Alle unsere Breie bestehen aus 100% natürlichen Bio-Zutaten.»
Die Breie sind in 120 Milliliter-Portionen erhältlich. Unserem Kleinen hätte das kaum gereicht. Sind auch grössere Portionen in Planung?
Zu Beginn haben wir viele Interviews mit Eltern geführt, v.a. auch um herauszufinden welche Art von Rezepturen und Grössen gewünscht werden. Dabei hat sich 120g als ideale Durchschnittsgrösse herausgestellt. Aber es stimmt, für Babys ab 10 Monaten können 120g unter Umständen etwas knapp werden. Deshalb überlegen wir uns gut, ob wir eventuell nicht doch noch grössere Portionen einführen sollen.
Von «Rüebli» über Butternusskürbis bis Kichererbsen – nach welchen Kriterien entwickeln Sie die Produkte?
Zwei Dinge stehen bei uns im Fokus: Geschmack und eine sinnvolle Zusammensetzung punkto Nährstoffe. Alle Rezepte entwickelt unser Lebensmittelwissenschaftler José gemeinsam mit Pädiatern, Ernährungswissenschaftlern und vor allem Mamis, Papis und ihren Kleinen. Es ist uns ganz wichtig, dass wir bereits früh Eltern und ihre Kinder in den Kreationsprozess einbeziehen und so möglichst nahe am realen Bedürfnis unserer Kunden sind.
Die Regeln für die Produktion von Babynahrung sind streng und umfangreich. Wie beeinflussen Vorgaben des Gesetzgebers die Entwicklung der yamo-Breie?
Natürlich gibt es eine breite Palette an Gesetzen, die wir zurecht einhalten müssen. Sei es die Rezeptur oder die Beschriftung der Produkte, alles ist geregelt. Gerade am Anfang war es für uns eine echte Herausforderung, einen Überblick zu gewinnen. Darum war es für uns von Anfang an zentral, uns nebst Josés Expertise im Bereich Lebensmittel noch weitere Profis als Berater ins Bord zu holen.
Mit btov Partners und Ringier Digital Ventures hat yamo Mitte Jahr neue Investoren gewinnen können. Wofür wird das eingesammelte Kapitel verwendet?
Das Geld fliesst hauptsächlich in drei zentrale Säulen: Entwicklung neuer Produkte, Aufbau eines Weltklasse-Teams und Vermarktung in drei Ländern in denen wir aktiv sind.
«Im Zentrum steht aktuell die Marktdurchdringung in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In einem nächsten Schritt möchten wir yamo in weiteren Ländern lancieren und neue Produkte entwickeln.»
Seit Anfang Jahr sind Ihre Produkte in Deutschland und Österreich erhältlich, seit August in der Schweiz auch bei Coop. Welchen Anteil am Umsatz erzielen Sie über ihren Online-Shop mit dem Brei-Abo?
Unsere Brei-Abo ist sehr beliebt und macht über 80% unseres Umsatzes aus. Was viele Kunden schätzen: wir bieten ein Gratis-Testpaket um die Breie vorab zu probieren. Das Abo ist ein sogenanntes «Soft-Abo», d.h. jederzeit ohne Folge anpass- und kündbar, damit es möglichst gut in den dynamischen Alltag junger Eltern passt.
Wie sieht Ihre Planung mittel- und langfristig aus?
Im Zentrum steht aktuell die Marktdurchdringung in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In einem nächsten Schritt möchten wir yamo in weiteren Ländern lancieren und neue Produkte entwickeln. Unsere Vision ist, gemeinsam mit den Familien zu wachsen und sie zu begleiten. In einigen Jahren soll yamo ein Household Brand werden. Bio, gesund und nahe an den Kunden und Konsumenten. Das ist unser Anspruch.
Herr Gunzenhauser, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
Tobias Gunzenhauser hat 2017 den Master in Betriebswirtschaft an der Hochschule Luzern abgeschlossen. Bevor er 2016 yamo mit seinen Geschäftspartnern gründete, war er bei Coop und der Gruppo Campari tätig. yamo ist die erste vertikal integrierte Baby-Food-Marke in Europa. Ihr erstes Produkt ist eine natürliche Bio-Nahrung für Kleinkinder, die dank eines schonenden Hochdruckverfahrens mehrere Wochen haltbar ist und ganz ohne Zusatzstoffe auskommt.