von Bob Buchheit
Moneycab.com: Herr Winter, endlich gab es wieder die BEA. Wie lautet Ihr Fazit, zumal es ja mit Nummer 70 eine Jubiläumsausgabe war?
Tom Winter: Ich bin sehr glücklich und zufrieden. Das Interesse an der 70. Ausgabe war riesig und mit über 330’000 Besuchenden haben wir das Ergebnis der letzten Ausgabe sogar übertroffen. Die Stimmung beim Publikum und bei den Ausstellenden war hervorragend, und auch das Wetter hat bestens mitgespielt. Das BEA-Phänomen war und ist immer noch da und intensiv spürbar. Tradition und auch Innovation vereinten sich an zehn Tagen und sorgten für viele strahlende Gesichter. Auch das parallel zur BEA laufende BYE BYE Fest, wo wir mit diversen Konzerten die alte Festhalle gebührend verabschiedet haben, lief prächtig und sorgte mit nationalen und internationalen Acts für eine wunderschöne Festival-Stimmung.
Die gerade veröffentlichten Jahreszahlen der Bernexpo AG sprechen eine deutliche Nach-Corona-Sprache: Ebitda mit einer kleinen roten Null, minus 0,2 Millionen statt minus 10,8 Millionen. Beim konsolidierten Jahresergebnis resultierte sogar ein Gewinn dank Härtefallentschädigungen. Müssen Sie die zurückzahlen?
Nein, die Härtefallentschädigungen müssen im Gegensatz zu den vollumfänglich zurückbezahlten Covid-Krediten nicht zurückerstattet werden.
Bald findet die nächste Dreibuchstabenmesse, die BAM, grösste Berufsmesse im ESPACE Mittelland, statt. Der Fachkräftemangel in der Wirtschaft dürfte sie jetzt besonders interessant machen, nicht wahr?
Generell spielen Berufsmessen bei der Bernexpo Groupe immer eine zentrale Rolle. Es gibt kaum eine Messe bei uns, die nicht direkt oder indirekt mit Bildung zu tun hat. Egal ob Ferienmesse, MONATURA oder die SUISSE PUBLIC, die gerade vor kurzem zu Ende ging; das Thema Ausbildung ist immer zentral. Die Sonderschau tunBern.ch, die während der BEA stattfand, hat zahlreiche Kinder und Jugendliche begeistert. Junge Besuchende erhielten dadurch einen faszinierenden Einblick in die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.
Auch die Swiss- und Worlddidac im November wird sich den Themen Bildung und Ausbildung während drei Tagen annehmen. Jetzt freuen wir uns aber auf den Konzert- und Festival-Sommer hier auf dem Bernexpo-Areal, wenn wir im Juli mit Guns n’ Roses und Muse gleich zwei musikalische Hochkaräter bei uns begrüssen dürfen. Zusätzlich wird das Hip-Hop-Festival SPEX zeigen, dass wir es in Sachen Events ernst meinen.
«Generell spielen Berufsmessen bei der Bernexpo Gruppe immer eine zentrale Rolle. Es gibt kaum eine Messe bei uns, die nicht direkt oder indirekt mit Bildung zu tun hat.»
Tom Winter, CEO Bernexpo Groupe
Im letzten Jahr haben sich die Energie- und Entsorgungskosten auf rund 2,5 Millionen Franken verdreifacht. Das dürfte in diesem Jahr wohl nochmal mehr werden?
Nein, davon gehen wir bei uns nicht aus. In beiden Bereichen haben sich die Kosten bereits erholt, sind jedoch immer noch höher als vor der Energiekrise.
Bernexpo hat die Nachhaltigkeitszertifizierung nach ISO-20121 erhalten. Für kleine bis mittelgrosse Messen ist das sicherlich einfacher als für grosse, oder?
Egal wie gross eine Messe ausfällt, die Themen Energie, Verkehr, Verpflegung und andere Bereiche betreffen jede Art von Veranstaltung. Die Grösse spielt hier keine wesentliche Rolle. Wichtig ist, dass jeder Bereich korrekt ausgearbeitet und durchgeführt wird. Bei Grossveranstaltungen werden Themen wie Entsorgung und temporäre Bauten natürlich gesondert betreut, aber die Ziele und die Anstrengungen diese zu erreichen, sind grundsätzlich überall dieselben.
Die neue Festhalle soll auf die BEA 2025 hin eröffnet werden und Kulturanlässe, Shows, Kongresse, Messen, Sportveranstaltungen und weiteren Events mit bis zu 9000 Personen ermöglichen. Welchen Umsatzsprung bringt sie?
Wir erwarten eine Umsatzsteigerung von über 15 Prozent. Durch die neuen Möglichkeiten und Flexibilität des multifunktionalen Kongress- und Event-Gebäudes erwarten wir zudem eine gesteigerte Veranstaltungsdichte.
«Wir erwarten durch die neue Festhalle eine Umsatzsteigerung von über 15 Prozent.»
Durch das Insourcing von Marketingressourcen konnten die Werbeaufwände im Verhältnis zu den durchgeführten Veranstaltungen stark gesenkt werden, dies trotz mehr Veranstaltungen. Wie hat sich denn Ihre 100%ige Tochter Together AG, St. Gallen, im letzten Jahr geschlagen?
Sehr gut, wir hatten eine gute Performance und einen erfreulichen Geschäftsgang in Sachen Veranstaltungen. Wir konnten diverse Aufträge für die tunSchweiz-Messen an Land ziehen und haben in der Romandie ebenfalls unser Veranstaltungsangebot erweitern können.
Wie sieht es in den nächsten Jahren bei den Mieteinnahmen aus? Diese sind ja im Moment überall am Steigen. Kann die Bernexpo auch die Mieten prozentual erhöhen?
Ja, unsere Preisgestaltung wird für sämtliche Kategorien wie Standmiete, Dienstleistungen et cetera der jeweiligen Marktsituation stetig angepasst.
Die Bernexpo Gruppe geht mit dem Gurtenfestival eine Partnerschaft ein. Geplant ist die gemeinsame Durchführung von Konzertreihen in den Winter- und Frühlingsmonaten auf dem Expo-Gelände bis zur Eröffnung der neuen Festhalle. Wie werden Kosten und Nutzen geteilt?
Wir sind Ko-Veranstalter und teilen uns somit den Aufwand und Ertrag. Auch die enorme Vorfreude auf diese Zusammenarbeit teilen wir.
Bern Welcome, Bernexpo und Kursaal Bern haben sich zu Jahresbeginn unter dem Namen Congress Hub Bern zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. Wie oft treffen Sie sich?
Sehr oft. Wir haben einen sehr regelmässigen und laufenden Austausch miteinander. Auf verschiedenen Ebenen findet mehrmals pro Woche ein erfolgreiches Treffen zwischen uns statt.
«Mit den Swiss Cyber Security Days und der Last Mile City Logistics haben wir im Herbst 2023 zwei Kongress- und Eventformate im Portfolio, welche grosse Relevanz für Politik und Wirtschaft aufweisen.»
Welche neuen Live-Begegnungsformate sind definitiv spruchreif?
Mit den Swiss Cyber Security Days und der Last Mile City Logistics haben wir im Herbst 2023 zwei Kongress- und Eventformate im Portfolio, welche grosse Relevanz für Politik und Wirtschaft aufweisen und die Vision des Congress Hub Bern weiter stärken werden. Weitere Live-Begegnungsformate werden wir laufend kommunizieren.