Tom Winter, CEO BERNEXPO, im Interview
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Winter, am 25. April 2025 wird zeitgleich mit der Frühlingsmesse BEA die neue Festhalle in Bern eröffnet. Läuft alles wie geplant?
Tom Winter: Wir sind auf Kurs, es läuft alles nach Plan. Die neue Festhalle wird pünktlich eröffnet. Nächster Fixpunkt im Eröffnungs-Countdown ist die Schlüsselübergabe am 31. März durch die Bauherrin Messepark Bern AG. Darauf freue ich mich sehr und bin froh und dankbar, dass alles reibungslos ablief.
Die Multifunktionshalle weist eine Fläche von 4300 m2 auf und bietet bis zu 9000 Menschen Platz. Auf welche Events kann man sich in diesem und im nächsten Jahr freuen?
Bereits sind über 30 Kulturveranstaltungen für 2025 fix in der neuen Festhalle geplant, darunter Casino Royale in Concert von Bühnen Bern am 7., 8. und 9. Mai 2025 sowie Gotthard & Krokus am 19. Dezember 2025. Gross ist die Vorfreude auch auf die Auftritte zweier sehr populärer deutscher Comedians: Felix Lobrecht gibt sich am 16. und 17. November 2025 und Mario Barth am 6. März 2026 die Ehre.
Hinzu kommen der One Young World Switzerland National Congress (26. und 27. Mai 2025), das MUV-Festival – ein neuer führender Event für Sport-, Gesundheits- und Outdoor-Enthusiasten – mit dem IFSC Boulder World Cup (13. bis 15. Juni 2025), das Sustainable Switzerland Forum (2. September 2025), der XAVER-Award von EXPO EVENT Swiss LiveCom Association (9. September 2025) oder der Berner Bildungstag am 20. November 2025.
Ein besonderes Highlight findet vom 13. bis 15. November statt: Dann werden die World Cheese Awards in der neuen Festhalle und auf dem Bernexpo-Areal vergeben – eine Schweizer Premiere! Auch der Hospitality Summit, das bedeutendste Treffen der Gastronomie- und Beherbergungsbranche, hat sich für die kommenden Jahre für die neue Festhalle entschieden. Weitere Events werden wir laufend ankündigen.
«Mit der neuen Infrastruktur verfügen wir über fast grenzenlose Möglichkeiten, um jedem Kundenbedürfnis gerecht zu werden.»
Tom Winter, CEO BERNEXPO
Wie ist die Bernexpo Gruppe mit der neuen Halle für Tagungen und Kongresse gerüstet?
Bestens! Mit unserer neuen Multifunktionshalle können wir jedes Kundenbedürfnis erfüllen. Technisch hat die neue Festhalle einiges zu bieten – allen voran die mit rund 150 m2 (26,8 x 5,49 m) grösste fix in einem Schweizer Kongresszentrum installierte LED-Wand. Zudem setzt die neue Festhalle akustisch Massstäbe: Drei Viertel der Halleninnenflächen sind mit Absorbern bekleidet und das Hallendach erlaubt es, über 320 Tonnen Eventtechnik zu verbauen – dank 70 vorinstallierten Kettenmotoren ebenfalls innerhalb kürzester Zeit. Im Weiteren ist die neue Festhalle unterirdisch über einen 180 Meter langen Logistikgang erschlossen. Vorbei an sieben Künstlergarderoben, dem Crew-Catering sowie Recycling- und Gastronomielagerflächen führt dieser zur Produktionsküche, von wo aus die gesamte Infrastruktur kulinarisch durch 24/7 Catering & Events der Sportgastro AG versorgt wird.
Mit der neuen Infrastruktur verfügen wir über fast grenzenlose Möglichkeiten, um jedem Kundenbedürfnis gerecht zu werden. Wir können durch die modernste Technik nicht nur sehr schnell auf- und abbauen, sondern auch auf Spezialwünsche durch die Veranstaltenden eingehen, uns rasch anpassen, um jedes Event für unsere Gäste unvergesslich zu machen. Die neue Festhalle mit ihrer Infrastruktur ergänzt unser Bernexpo-Areal und ist ein weiteres Puzzleteil unserer breiten Angebotsstruktur.
Mit der Festhalle soll das ganze Bernexpo-Areal nachhaltig belebt werden. Wie wird sich dies in der Realität zeigen?
Die Festhalle schliesst eine wichtige Lücke im Raumangebot im Norden von Bern und hilft damit die Strahlkraft des gesamten Standortes zu stärken. Eine neue Parkanlage zwischen der neuen Festhalle und den bereits bestehenden Messehallen wird das Areal beleben und komplett erneuern. Eine neu gepflanzte Baumgruppe, ein Wasserspiel, viele Sitzgelegenheiten und ein permanentes Gastroangebot werden viel Leben auf das Bernexpo-Areal holen. Im Foyer-Bereich, der Cube und Stage verbindet, wird zudem ein Konzertflügel stehen, der von allen Gästen gespielt werden kann.
«Die Festhalle schliesst eine wichtige Lücke im Raumangebot im Norden von Bern und hilft damit die Strahlkraft des gesamten Standortes zu stärken.»
Daneben legt die neue Festhalle grossen Wert auf verbindende Elemente wie zum Beispiel den Laubengang, ein Vordach, das sich rund um die Halle auf über 500 Metern erstreckt und Veranstaltungen im Aussenbereich spielerisch begleiten wird. Die 70 Säulenfelder erinnern an die Berner Lauben und bieten Raum und Inspiration für gesellige Veranstaltungen wie Märkte oder eine rekordlange Tavolata. Die Aufenthaltsqualität auf unserem Areal ist substanziell und macht jeden einzelnen Event attraktiver und führt damit zum Erfolg. Sie sorgt für eine bessere Durchblutung unseres Areals und hilft jedem einzelnen Format.
Das von Ihnen geschilderte Programm zeigt, dass Sie wieder mehr grosse Kulturanlässe nach Bern bringen wollen. Welche Bedeutung hat hier die Zusammenarbeit mit dem Gurtenfestival?
Wir haben in den letzten drei Jahren mit allen Akteuren in Bern zusammengearbeitet. Aus diesen Partnerschaften haben sich spannende und bereichernde Formate ergeben, die wir auch in Zukunft weiterverfolgen werden. Über solche Zusammenarbeitsformen freuen wir uns sehr und das organisationsübergreifende Zusammenarbeiten und das Pflegen solcher Partnerschaften macht sehr viel Spass. Dies ist ein Hauptschwerpunkt bei uns, denn wir machen bei der Bernexpo nichts allein. Solche Partnerschaften sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit und für den Veranstaltungsort Bern ein Erfolgsrezept.
2023 hat sich Bernexpo mit Bern Welcome und dem Kursaal Bern unter dem Namen Congress Hub Bern zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. Wie aktiv ist diese gerade im Hinblick auf die neuen Möglichkeiten, die sich mit der Festhalle bieten?
Der Austausch zwischen Bern Welcome und dem Kursaal Bern findet seit Beginn des Zusammenschlusses täglich statt. Wir tauschen uns immer wieder aus, um Bern als Kongressdestination national und auch international noch stärker zu positionieren. Paradebeispiel sind die World Cheese Awards, die in mehreren Berner Lokalitäten stattfinden werden.
Mit der neuen Festhalle kann Bern Stätten wie das Hallenstadion in Zürich oder die St. Jakobhalle in Basel konkurrenzieren. Wo sehen Sie Wettbewerbsvorteile?
Wir sind primär Mitbewerber und keine Konkurrenten, denn jeder hat seine konkreten Stärken. Wir konzentrieren uns ganz stark auf unsere wichtige Rolle in der Mitte der Sprachregionen. Unser Hauptvorteil ist unsere gewerbliche und landwirtschaftliche Herkunft, die wir versuchen abzubilden und dabei einfache Zusammenarbeitsformen pflegen.
«Wir konzentrieren uns ganz stark auf unsere wichtige Rolle in der Mitte der Sprachregionen.»
Wie ist der aktuelle Stand der Vermarktung?
Sehr vielversprechend. Es läuft nach Plan und stimmt uns optimistisch. Wir geben jeden Tag alles und begleiten die Vermarktung mit viel Zuversicht und auch mit dem nötigen Respekt.
Ein ESC in Bern wäre ein Paukenschlag zur Eröffnung gewesen. Wie stark schmerzt es Sie, dass dieses Megaevent nach Basel vergeben wurde?
Wir gönnen es Basel, verlieren aber natürlich trotzdem nicht gerne. Mit der Eröffnung der neuen Festhalle sind wir aber schon mit zahlreichen Aufgaben gut ausgelastet und werden jeden Tag gefordert.
Die Kosten für die neue Halle wurden auf 95 Mio Franken veranschlagt. Sind Sie innerhalb dieses Rahmens geblieben?
Die 95 Mio. Franken wurden 2021 auf Stufe Vorprojekt veranschlagt. Das Umsetzungsprojekt ist mit knapp 110 Mio. budgetiert. Dieses Budget wird laut Auskunft der Bauherrin, der Messepark Bern AG, eingehalten.
In welchem Umfang erwarten Sie einen Umsatzsprung durch die neue Location und welchen Anteil am Gesamtumsatz der Bernexpo-Gruppe wird die neue Festhalle haben, wenn sie gut gebucht ist?
Die Festhalle ist ein wichtiges Puzzleteil. Mehr als 20% erwarten wir ehrlich gesagt aber nicht.
Das Messegeschäft steht zunehmend unter Druck, sei es durch Digitalisierung, verändertes Besucherverhalten oder wirtschaftliche Herausforderungen. Wie kann der Bau einer neuen Eventlocation dazu beitragen, das Geschäft zu stärken und neuen Schwung in die Branche zu bringen?
Mit der neuen Festhalle allein ist noch keine Garantie vorhanden, denn die neue Infrastruktur ist nur ein Puzzleteil. Alle Veranstaltungen müssen wirtschaftlich auf soliden Füssen stehen. Da hilft die Infrastruktur massgebend mit und beeinflusst sämtliche Abläufe. Die neue Festhalle hilft in der Vermarktung und zeigt insbesondere mit der hohen Modularität, dass wir uns den Bedürfnissen immer wieder anpassen können. Die Erwartungen unserer Gäste an eine zeitgemässe Angebotsgestaltung müssen wir jederzeit erfüllen. Für das brauchen wir laufend Investitionen in unsere Infrastruktur und in unsere Dienstleistungen.