Toni Haberthür, CEO Bico / Hilding Anders Switzerland, im Interview

von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Haberthür, Bico steht «für ä tüüfä gsundä Schlaaf» und ist seit Jahrzehnten die bekannteste Marke der Schweiz im Bereich hochwertiger Schlaflösungen. Wie prägt die 160-jährige Geschichte und die Tradition das Unternehmen heute noch?
Toni Haberthür: Unsere Herkunft verpflichtet. Qualität, Swissness und Vertrauen – das ist tief in unserer DNA verankert und treibt uns auch heute noch an.
Wenig bekannt ist, dass Bico seit fast 25 Jahren zur schwedischen Hilding Anders Gruppe gehört. Wer ist Hilding Anders und wie ist Bico darin eingebettet?
Hilding Anders ist Europas führender Anbieter von Schlaflösungen. BICO ist innerhalb der Gruppe das Schweizer Premium-Aushängeschild mit starker lokaler Verankerung. Wir sind als KMU fest in der Region Sankt Gallen verwurzelt und sehr stolz auf unsere lokale Produktion und Lieferanten. Zudem sind wir in unserem operativen Geschäft komplett eigenständig und können so agil und flexibel handeln.
«Hilding Anders ist Europas führender Anbieter von Schlaflösungen. BICO ist innerhalb der Gruppe das Schweizer Premium-Aushängeschild mit starker lokaler Verankerung.»
Toni Haberthür, CEO Bico / Hilding Anders Switzerland
Rund ein Viertel der Schweiz Bevölkerung schläft in einem Bico-Bett oder auf einer Ihrer Matratzen. Welche Schlüsselfaktoren haben Bico zum Marktführer gemacht?
Vertrauen, Qualität und Nähe zum Kunden. Und natürlich unser Versprechen: «für ä tüüfä gsundä Schlaaf». Die sehr hohe Markenbekanntheit, welche über Jahrzehnte aufgebaut worden ist, hilft uns dabei sehr. Unser Anspruch ist, unser Qualitätsversprechen täglich einzulösen. Diese Konstanz hilft, das Vertrauen zu bewahren.
Wir verbringen etwa einen Drittel unseres Lebens im Bett. Entsprechend wichtig ist es, wie man sich bettet. Als Käufer steht man aber vor einer schwierigen Entscheidung. Wie findet man die perfekte Matratze?
Es gibt verschiedene Wege, zu der individuell passenden Matratze zu finden. Der einfachste Weg ist eine persönliche Schlafberatung mit Probeliegen. Unsere Experten analysieren die individuellen Bedürfnisse und finden so das ideale Modell. Aber auch Online bieten wir Hilfe, um sich in der Auswahl zu orientieren.
Der Matratzen- und Bettenverkauf gilt – wenn professionell gemacht – als beratungsintensiv. Bico übernimmt diese Aufgabe mittlerweile in verschiedenen Showrooms inkl. Schlafberatung selbst. Wie gross ist die Nachfrage?
Die Nachfrage ist hoch. Viele Kundinnen und Kunden, die sich bereits für BICO entschieden haben, suchen genau diese kompetente, neutrale Beratung. Wir bauen das Beratungsangebot stetig aus und nehmen uns sehr gerne viel Zeit für unsere Kundinnen und Kunden, um das passende Produkt zu finden.
Sie verkaufen Ihre Produkte auch online. Ist das ein wichtiger Absatzkanal?
Ja, aber nur als Ergänzung. Gerade im Premiumsegment bleibt die persönliche Beratung zentral. Meist sehen wir eine Kombination der Kanäle. Nicht selten dient Online der ersten Orientierung und Vorinformation und die Beratung führt den Prozess dann weiter.
Wie haben sich die Ansprüche und Wünsche der Kundinnen und Kunden im Laufe der Jahre verändert?
Gesundheit, Nachhaltigkeit und Design sind heute wichtiger denn je. Auch sehen wir die Tendenz, sich wieder lokalen Marken zuzuwenden. Die Leute wollen mehr über das Produkt, die Herkunft und Marke wissen und bewusst entscheiden.
Boxspringbetten haben deutlich an Bedeutung gewonnen. Ist die Wahrnehmung, dass die mehrschichtigen Systeme mit der federnden, meist voluminösen Unterkonstruktion luxuriöser und komfortabler wirken, Teil des Erfolgs?
Absolut. Boxspring steht für Komfort und Hotelgefühl – das spricht viele an. Zudem schätzen gerade ältere Kunden den komfortablen Einstieg eines höheren Boxspring Bettes sehr.
«Über 30 Prozent unseres Bettenumsatzes entfällt heute auf Boxspring.»
Auch Bico hat eine Vielzahl von hochwertigen Boxspringbetten im Angebot. Welchen Marktanteil erreichen Sie mit diesen?
Über 30 Prozent unseres Bettenumsatzes entfällt heute auf Boxspring. Der Trend hat sich mittlerweile auf dem Niveau stabilisiert.
Die Konkurrenz ist in den letzten Jahren mit Ikea, Jysk den Onlinehandel mit Emma oder unzähligen Matratzenläden stark gewachsen. Wie spüren Sie diese Konkurrenz?
Der Wettbewerb ist intensiv, aber belebt das Geschäft. Wir setzen uns durch Qualität, Beratung und Swissness ab. Gerade die Nähe und das tiefe Verständnis, was unsere Kundinnen und Kunden wünschen, sind Teil unserer langen Tradition und nicht auf die Schnelle reproduzierbar.
Von der Rohstoffgewinnung über den Energieverbrauch und den Emissionen bis zum Transport und schliesslich eines Tages der Entsorgung wirkt sich die Matratzenproduktion auf die Umwelt aus. Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei Ihren Prozessen?
Eine zentrale. Wir denken den ganzen Produktlebenszyklus – vom Rohstoff bis zur Rücknahme.
«Unsere Isabelle-Kollektion kann am Ende ihres Lebens zu neuen Matratzen verarbeitet werden – ganz ohne Abfall.»
Vor wenigen Wochen haben Sie die erste kreislauffähige Matratzenkollektion der Schweiz lanciert. Was können Sie uns dazu sagen?
Ein Meilenstein! Unsere Isabelle-Kollektion kann am Ende ihres Lebens zu neuen Matratzen verarbeitet werden – ganz ohne Abfall. Der Liegekomfort ist grossartig und die Preise konnten wir relativ stabil behalten – trotz neuer Materialien und Produktionsverfahren.
Auch wenn bislang noch kein Recyclingsystem für Matratzen in der Schweiz existiert, ist absehbar, dass es in den nächsten Jahren eine Entwicklung geben wird. Wir sind mit den ersten Modellen und mit unserer Ausrichtung darauf vorbereitet.
Sie haben eigene EcoDesign Standards entwickelt. Was geben diese Richtlinien vor?
Sie definieren klare Anforderungen für Materialien, Recyclingfähigkeit und CO₂-Reduktion. Und sie helfen uns, nachhaltiger zu innovieren. 25 Kriterien geben uns Orientierung, worauf es in Bezug auf Nachhaltigkeit ankommt. Diese Kriterien haben wir mangels Vorgaben des Bundes selbst entwickelt – auf Basis von OECD- und EU-Richtlinien und der bestehenden Gesetzgebung und lassen diese durch ein externes Institut auditieren. Wir wollen kein zusätzliches Nachhaltigkeit-Label, sondern echte Transparenz.