Urs Breitmeier, CEO Ruag Holding

Urs Breitmeier

Urs Breitmeier, CEO Ruag Holding. (Foto: Ruag)

von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Breitmeier, Sie sind seit dem 1. April dieses Jahres CEO der Ruag. Welche persönliche Bilanz ziehen Sie nach etwas mehr als fünf Monaten im Amt?

Urs Breitmeier: Ich arbeite mit einem herausragenden Führungsteam zusammen, das eine gemeinsame Strategie verfolgt. Auch der Austausch mit Fachleuten der unterschiedlichen Richtungen ist für mich als Physiker und Ingenieur extrem spannend. Die RUAG bietet ihren Kunden integrierte Lösungen auf dem Land, in der Luft und im Weltall an. Die Breite der technologischen Highlights bei der Ruag reicht beispielsweise von supergenauen GPS-Systemen für die Raumfahrt, über hochpräzise Flugzeugkomponenten bis hin zu Simulationssystemen für das Live-Training von militärischen Kräften oder Sicherheitseinheiten.

Der Konzern hat im ersten Halbjahr sowohl beim Umsatz (+ 3,4 %) als auch beim Reingewinn (+ 29 %) zugelegt. Was war für das gute Ergebnis verantwortlich?

Alle Divisionen haben einen positiven Beitrag zum Ergebnis geleistet. Zulegen konnten wir insbesondere im Flugzeugstrukturbau mit unserem Hauptkunden Airbus. Die Bestellbücher für Flugzeuge der A 320er Familie, für die wir weite Teile des Rumpfes sowie die Flügel-Enden herstellen, sind gut gefüllt und Airbus hat die Produktionsrate gesteigert – das wirkt sich auch bei uns aus. Ebenfalls erfreulich entwickelt sich die Raumfahrtsparte.

«Den Spardruck auf die Verteidigungsbudgets spüren wir in ganz Europa – die Schweiz einbezogen.»
Urs Breitmeier, CEO Ruag Holding

Einzig bei der Division Defence, der strategischen  Technologiepartnerin für Landstreitkräfte, verringerte sich der Umsatz. Wie stark spürt die Ruag hier den Spardruck beim VBS?

Den Spardruck auf die Verteidigungsbudgets spüren wir in ganz Europa – die Schweiz einbezogen. Am stärksten betroffen sind die Business Units Landsysteme sowie Simulation und Training – sie registrieren in diesem Markt eine gesunkene Nachfrage.

Inwieweit lassen sich die schrumpfenden Aufträge in diesem Bereich im Ausland wettmachen?

Es ist eine Herausforderung, aber wir kommen in vielen Bereichen gut voran, so etwa in der Luft- und Raumfahrt sowie bei der Sport- und Jagdmunition. Im Defence-Bereich ist es uns noch nicht gelungen die grossen ausgelaufenen Projekte der Schweizer Armee (Werterhaltung Panzer Leopard und Genie- und Minenräumpanzer) in gleichem Masse mit internationalen Aufträgen auszugleichen. Das ist und bleibt eine Herausforderung.

Gesamthaft erreicht der Umsatz mit Kunden aus dem Ausland mittlerweile 60 %. In welchen Regionen verzeichnet Ruag das grösste Wachstum?

Das grösste regionale Wachstum verzeichnete die Ruag in Nordamerika mit 10% (8%) sowie im asiatisch-pazifischen Raum mit 5% (2%) Umsatzanteil.

«Fakt ist, dass der asiatisch-pazifische Raum weitaus dynamischer ist als die Schweiz und die EU, unsere traditionellen Heimmärkte.»

In welchem Ausmass wird die Auslandexpansion zu einer weiteren Verschiebung der Umsatzanteile führen?

Ich gehe persönlich davon aus, dass der laufende Trend noch zunehmen wird. Fakt ist, dass der asiatisch-pazifische Raum weitaus dynamischer ist als die Schweiz und die EU, unsere traditionellen Heimmärkte. Deshalb ist es für uns auch wichtig, dass die Rahmenbedingungen in Bezug auf die Währung, aber auch im Export von Kriegsmaterial so bleiben, wie sie sind respektive sich dem europäischen Umfeld anpassen. Nur so können wir unseren Beitrag zur Sicherheit der Schweiz langfristig leisten.

Der Anteil der zivilen Anwendungen am Umsatz ist erneut gestiegen und beträgt mittlerweile 56 %. In welchen zivilen Sparten wurde besonders erfolgreich gearbeitet?

Eigentlich in allen Bereichen, in denen wir unser Know How als Technologieunternehmen in den Vordergrund stellen konnten. Wir können nur punkten, wenn es um Qualität, Zuverlässigkeit, spezifische Know-how geht. Jene Fertigkeiten, die leicht kopierbar sind, wenig Know-how und Kapital benötigen, haben auch für uns wenig Zukunft.

«Wir sind gut unterwegs und ich sehe keinen Grund, die Strategie im grossen Umfang anzupassen.»

Als Leiter der Division Ruag Defence waren Sie bereits vor Ihrem Amtsantritt als CEO sechs Jahre Mitglied der Konzernleitung und haben die Strategie des Unternehmens mitbestimmt. Wie planen Sie den weiteren Ausbau der zivilen und internationalen Aktivitäten des Unternehmens?

Wir sind gut unterwegs und ich sehe keinen Grund, die Strategie im grossen Umfang anzupassen. Natürlich machen wir jährliche Reviews, aber bislang bewährt sich die heutige Aufstellung. Wir werden mit der Fokussierung auf das Kerngeschäft fortfahren und unsere technologischen Kompetenzen stärken – der Trend geht auch klar Richtung internationale Märkte und immer mehr beeinflussen zivile Technologien die militärische Industrie.

Der Auslandanteil wächst, der zivile Bereich wächst – und trotzdem wird die Ruag in der Öffentlichkeit immer noch in erster Linie mit der Schweizer Armee in Verbindung gebracht. Nehmen Sie diese öffentliche Meinung auch so wahr?

Ja, und das muss ja auch so sein. Erstens ist es unsere Geschichte und zweitens ist unser Auftrag ein Beitrag zur Sicherheit des Landes. RUAG ist kein Selbstzweck, wir sind zwar eine ganz normale Firma, haben aber von unserem Eigner einen speziellen Auftrag erhalten. Wir müssen uns bei allen Aufträgen wie jedes andere Unternehmen auch am Markt messen lassen. Bei uns steht aber immer der Gedanke der Sicherheit der Schweiz als strategischer Leitstern über unseren Entscheiden.

Was können Sie tun, um dieses Image zu verändern?

Ich denke, wir sollten nicht das Image verändern, sondern einfach klarer sagen, was wir tun. Wir treten nun in eine Phase des Unternehmens, in der wir wieder stärker mitteilen werden, warum unsere Aktivitäten und unsere Strategie für den Beitrag zur Sicherheit des Schweiz nötig sind. Viele Menschen wissen nicht, warum gerade die Internationalisierung für die Sicherheit der Schweiz matchentscheidende Vorteile bringt.

Die komplexen Systeme in den Bereichen, in denen die Ruag tätig ist, erfordern ein extrem hohen technologisches Know-how. Wie stellen Sie dieses sicher?

In dem wir uns am Markt orientieren. Die Zeiten in denen militärische Technologien abgeschottet entwickelt wurden sind definitiv vorbei. Wir arbeiten mit internationalen Technologieführern als Partner zusammen, wir rekrutieren Mitarbeitende mit exzellenten Kenntnissen. Mit anderen Worten, wir sind im Wettbewerb. Alles andere ist eine Illusion.

Der Auftragseingang und der Auftragsbestand waren im 1. Halbjahr rückläufig. Welche Auswirkungen wird dies auf das Resultat in der 2. Jahreshälfte haben?

Wir gehen heute davon aus, dass wir bis Ende Jahr aufholen werden. Allerdings bleiben gewisse Unsicherheiten, die traditionellen europäischen Märkte sind weiter unter Druck.

Herr Breitmeier, besten Dank für das Interview.

Zur Person:

Urs Breitmeier CEO Ruag Holding AG geb. 1963, Schweiz KL-Mitglied seit 2006

Ausbildung

Berufliche Stationen

Ruag
Firmeninformationen bei monetas

Exit mobile version