Urs Lehmann, CEO Similasan. (Bild: Similasan)
Interview von Bob Buchheit
Moneycab: Herr Lehmann, als Betriebswirt, der eine glänzende Sportlerkarriere hinter sich hat, haben sie sicherlich beste Voraussetzungen, um die Produkte von Similasan zu promoten. Wo liegt im Augenblick Ihr Marketing-Schwerpunkt?
Urs Lehmann: Ganz klar in der Kommunikation unserer umfassenden Augenkompetenz. Da wir aktuell zu den bestehenden zwei neue Augenprodukte einführen, liegt hier unser Schwerpunkt auf der Vorstellung und Bekanntmachung unserer Neuheiten. Zum einen gewinnen wir über Push-Massnahmen den Fachhandel – Apotheken, Drogerien – damit die Similasan Produkte den Kundinnen und Kunden aktiv weiterempfohlen werden. Andererseits schaffen wir über attraktive und kreative Pull-Massnahmen im Bereich der Dachmarkenstrategie Similasan-Fans, die von sich aus die Marke Similasan verlangen, wenn sie das Fachgeschäft besuchen. In der Vergangenheit ist uns dies ansprechend gelungen, was der ungestützte Bekanntheitsgrad der Marke Similasan mit beachtlichen 23% unterlegt.
Wie gross schätzen Sie ist der Anteil derjenigen, die für homöopathische Arzneimittel aus Prinzip gar nicht empfänglich sind?
Das ist schwierig abzuschätzen, ich habe noch nie eine Erhebung dazu gesehen. Aber klar, diesen Anteil gibt es. Auf der anderen Seite war die eidgenössische Volksabstimmung zum Thema Komplementärmedizin im Jahre 2009 ein aussagekräftiger, erfolgreicher Meilenstein für die gesamte Komplementärmedizin. Damals stimmten nicht weniger als 67% der Schweizer Bevölkerung zugunsten der Komplementärmedizin und damit auch für die Homöopathie.
«Bekanntlich hat es ja schon den einen oder anderen Sportler mit Schnupfenspray und ähnlichem erwischt.»
Urs Lehmann, CEO Similasan
Wann kamen Sie als Patient zum ersten Mal selbst mit der Homöopathie in Berührung?
Während meiner Zeit als Spitzensportler habe ich oft homöopathische Heilmittel erfolgreich verwendet. Erstens hatten sie keinerlei Nebenwirkungen und zweitens war ich auf der sicheren Seite bezüglich Doping. Bekanntlich hat es ja schon den einen oder anderen mit Schnupfenspray und ähnlichem erwischt.
Haben Sie eigentlich einmal nach Sturz beim Skifahren Arnica Globuli probiert?
Es ist mittlerweile 15 Jahre oder länger her, dass ich Skirennen gefahren bin. So kann ich mich nicht im Detail erinnern, welches Mittel ich wann verwendet habe. Aber ich denke schon, dass Arnica dabei war.
Wie und wo betreiben Sie Lobbying für die Komplementärmedizin?
Wir nutzen verschiedene Instrumente des Lobbyings. Einerseits ist Similasan Mitglied des Schweizerischen Verbands für Komplementärmedizinische Heilmittel SVKH, andererseits bin ich als Vertreter von Similasan im Vorstand des Schweizerischen Verbands für Selbstmedikation ASSGP. Beide Verbände engagieren sich im Bereich Lobbying sehr stark. Ausserdem pflegen wir regelmässig direkten Kontakt zu Politik und Behörden – ein wichtiger Bestandteil unserer täglichen Arbeit.
Der Anteil von Forschung und Entwicklung am Gesamtumsatz ist bei Similasan sicherlich geringer als bei klassischen schulmedizinischen Pharmaunternehmen. Oder täusche ich mich da?
Das ist gut möglich, da wir ja zum Beispiel auch keine aufwändigen Tierversuche machen. Aber abschliessend kann ich das nicht beurteilen.
«Bei Similasan werden ethisches Verhalten und der Code of Conduct gelebt.»
Mit der Ethik tun sich grosse Pharmaunternehmen oft schwer. Glauben Sie, dass der Code of Conduct in der Pharmaindustrie das beinharte Geschäftsgebaren, wie es vor allem angelsächsische Pharmafirmen vorexerzieren, in vernünftige Kanäle lenken kann?
Ich kann und will nur für uns selber sprechen. Und da kann ich Ihnen versichern, dass bei Similasan ethisches Verhalten und der Code of Conduct gelebt werden. Das geht von der Geschäftsleitung bis in den hintersten Winkel unseres Unternehmens. Dafür verbürge ich mich!
Könnte eigentlich der Ausgang der amerikanischen Präsidentschaftswahlen einen Einfluss auf Ihren grössten Auslandsmarkt USA haben?
Als international tätiges Unternehmen können wir uns nicht den konjunkturellen oder politischen Entwicklungen entziehen, erst recht nicht in grossen Märkten wie den USA. Da wir Over The Counter-Produkte vertreiben, die nicht verschreibungspflichtig sind, dürfte die jeweilige angestrebte Gesundheitspolitik der Demokraten oder Republikaner einen nicht allzu grossen Einfluss auf unsere weitere Geschäftsentwicklung in USA haben. Jedoch beeinflussen neben den grossen Geschehnissen auch alltägliche Dinge unseren Erfolg, wie zum Beispiel Pollenflug, Insektenstiche, Nebel oder Sonnentage.
Immer noch wird bei „Big Pharma“ mehr für Marketing als für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Davon hat der Patient wenig. Wie könnte man das Ruder rumreissen?
Das erachte ich als ein schwieriges Unterfangen, ausser man gestaltet die regulatorischen Vorgaben noch restriktiver. Ob weiterführende Restriktionen allerdings nachhaltig die Marketingbudgets reduzieren würden ist fraglich.
«Wir fokussieren uns auf vier Produktbereiche, wobei unsere Augenkompetenz höchste Priorität hat.»
An welchen neuen Produkten arbeitet Similasan?
Wir fokussieren uns auf vier Produktbereiche, wobei unsere Augenkompetenz höchste Priorität hat. Hier werden wir in den kommenden Jahren verschiedene Heil- und Pflegeprodukte lancieren. Weiter sind wir erfolgreich in der Entwicklungsphase von erstklassigen Produkten in den Gebieten Haut, Verletzungen sowie Schlafstörungen und nervöse Beschwerden. Unsere Pipeline ist gefüllt bis ins Jahr 2016, was uns sehr zuversichtlich stimmt.
Gibt es auf dem Gebiet der Produktentwicklung eine enge Zusammenarbeit mit der Muttergesellschaft Nahrin, die ja Nahrungsergänzungsmittel herstellt?
Nein. Die beiden Unternehmen sind rechtlich und betriebswirtschaftlich völlig unabhängig, obwohl sich Nahrin wie auch Similasan im Eigentum der Unternehmerfamilie Jüstrich befinden. Natürlich werden Erfahrungen aktiv ausgetauscht, dies geschieht jedoch eher auf informeller Ebene.
Wie laufen denn die Similasan-Hautpflege-Produkte, die ja nicht homöopathischen Ursprungs sind?
Die Lancierung der Cardiospermum Wirkkosmetiklinie im Jahre 2011 war für Similasan in verschiedener Hinsicht Neuland. Die bisherige Entwicklung im Markt ist gemischt. Feldtests und Rückmeldungen von denjenigen, welche die Produkte nutzen, sind gut bis hervorragend. Jedoch dauert es wohl noch einige Zeit, bis die Akzeptanz der Linie im Markt breit abgestützt ist, was uns aber von Anfang an klar war. Rom wurde bekanntlich auch nicht in einem Tag erbaut.
Die Similasan-Reiseapotheke mit all ihren Indikationen ist sicherlich ein Verkaufserfolg. Aber was nehmen Sie, wenn Monte Zumas Rache im Urlaub ganz ganz gnadenlos zuschlägt?
In den allermeisten Fällen helfen mir unsere Similasan Globuli bei Magen-Darm Beschwerden aus unserer Reiseapotheke. Aber wenn alle Dämme brechen, kann auch einmal ein allopathisches Mittel zur Anwendung kommen, da bin ich frei von Berührungsängsten.
Zur Person
Dr. Urs Lehmann ist seit 2009 CEO der Similasan AG und seit 2008 Präsident des Verbandes Swiss-Ski, in dessen Präsidium er seit 2006 aktiv ist. Im Rahmen seiner ersten Karriere als Berufssportler gewann Urs Lehmann 1993 die Skiweltmeisterschaft in der Abfahrt in Morioka-Shizukiushi. Nach seinem Rücktritt im Jahre 1997 folgten Studien in Betriebswirtschaft an den Universitäten Zürich und St. Gallen. Berufsbegleitend promovierte er bei Professor Conrad Meyer an der Universität Zürich. Seine zweite Karriere als Unternehmer begann Lehmann in der Unternehmensberatung bei Abegglen Management Partners. 2005 wechselte er als CFO zur VIA MAT Gruppe, wo er zum Schluss auch als CEO der MAT Securitas Express amtete.
Zum Unternehmen
Similasan AG entwickelt und produziert homöopathische Arzneimittel. Das Unternehmen mit Sitz in Jonen, Kanton Aargau, beschäftigt in der Schweiz rund 100 Mitarbeitende und weltweit etwa 130. In der Schweiz hat Similasan AG die Homöopathie allgemein zugänglich gemacht. Die Produktepalette erfasst derzeit 86 von der Swissmedic zugelassene homöopathische Präparate.
Similasan AG exportiert ihre Produkte in zahlreiche Länder, allen voran in die USA, wo das Unternehmen sich als eines der wenigen Anbieter homöopathischer Arzneimittel erfolgreich etablieren konnte. Weitere Exportländer sind Südafrika, Holland, Österreich und Canada.