Urs Riedener, CEO Emmi

Urs Riedener, CEO Emmi

Urs Riedener, CEO Emmi. (Foto: Emmi)

von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Riedener, der Emmi-Umsatz hat im ersten Halbjahr dank der Akquisitionen von Kaiku und Diprola um satte 17 Prozent auf 1,567 Mrd Franken zugelegt. Welches waren auf Produktseite die hauptsächlichen Wachstumstreiber?

Urs Riedener: Generell wachsen wir in unserem internationalen Kerngeschäft in allen Sparten. Hervorheben kann ich aber sicher das Umsatzwachstum bei Schweizer Spezialitätenkäse. Konkret generierten beispielsweise unsere höhlengereiften Kaltbach-Käse, Le Gruyère AOC und Raclette Umsatzzuwachs. Auch Emmi Caffè Latte ist weiterhin ein internationaler Erfolgsgarant. In unserem heimischen Markt durften wir uns zudem über den guten Start von Jogurtpur freuen.

Der Reingewinn reduzierte sich leicht und damit auch die Marge. Was sind die Gründe?

Der wichtigste Grund war der Preisdruck, insbesondere in der Schweiz. Hinzu kommt ein gewisser Verwässerungseffekt durch die Beteiligungserhöhung an der spanischen Kaiku.

Das internationale Geschäft legte akquisitionsbedingt massiv zu, während in der Schweiz ein organischer Rückgang von 1,6 % zu verzeichnen war. Was hat das hiesige Geschäft in den ersten Monaten geprägt?

Die Entwicklung in der Schweiz lag leicht über unseren Erwartungen, weil wir im Detailhandel sogar etwas zulegen konnten. Einbussen waren primär auf den Verkauf unserer Anteile an der westschweizerischen Nutrifrais und der Aufgabe des inländischen Tiefkühllogistikgeschäfts zurückzuführen. Umsatzbeeinflussend sind aber auch der anhaltend starke Importdruck und der Preisdruck. Beides wird uns auch in den kommenden Monaten fordern.

«Insbesondere in unserem grössten Auslandmarkt den USA sind wir gewachsen.»
Urs Riedener, CEO Emmi

Die Konsumentenstimmung in Europa bleibt verhalten. In welchen internationalen Märkten konnte Emmi wachsen?

Insbesondere in unserem grössten Auslandmarkt den USA sind wir gewachsen. Ebenso sind wir über unsere spanische Tochtergesellschaft Kaiku in den Wachstumsmärkten Chile und Tunesien aktiv. Des Weiteren verzeichneten wir auch eine gute Entwicklung bei den Käseexporten in Märkte wie Belgien, Österreich, Deutschland oder Grossbritannien.

Welches Potenzial sehen Sie für Emmi in Nordafrika und Südamerika über Tunesien und Chile hinaus?

Aussereuropäische Wachstumsmärkte bringen generell Chancen, nicht zuletzt, weil sie noch weniger preisumkämpft sind. Im südamerikanischen Kontinent sehe ich jedoch mehr Potenzial als in Nordafrika.

«Für das Gesamtjahr 2013 gehen wir von einem Wachstum von 25 bis 30 Prozent beim Auslandumsatz aus.»

Emmi generiert mittlerweile über 43 % seines Umsatzes im Ausland. Wann werden Sie die Schwelle von 50 % überschreiten?

Es ist mir nach wie vor nicht wichtig, wann wir diese einprägsame Schwelle von 50 Prozent Auslandanteil am Umsatz überschreiten. Die Qualität dieses Umsatzes ist entscheidend. Für das Gesamtjahr 2013 gehen wir von einem Wachstum von 25 bis 30 Prozent beim Auslandumsatz aus. Damit kommt der Auslandanteil dann auf ungefähr 45 Prozent zu liegen.

Und welchen Anteil an den international erzielten Umsätzen haben Exporte und wie viel wird mittlerweile vor Ort produziert?

Unser Auslandumsatz setzt sich aktuell zu etwa 30 Prozent aus Schweizer Exporten und 70 Prozent aus lokaler Produktion zusammen.

«Emmi Caffè Latte» ist auch nach zehn Jahren ein grosser Verkaufsschlager. Letztes Jahr wurden erstmals über 100 Mio Becher abgesetzt. Wieviel Potenzial ist in diesem Produkt noch drin und wie sehr wird es durch Nachahmerprodukte konkurrenziert?

Emmi Caffè Latte macht uns immer wieder viel Freude. Die positive Entwicklung im ersten Halbjahr war aufgrund des schlechten Wetters keineswegs selbstverständlich, weil es ein klassisches „Warmwetterprodukt“ ist. Die neuen Mitbewerber haben unser Geschäft – wie auch in den vergangenen Jahren – nicht wesentlich beeinflusst.

Sie haben «Joghurtpur» angesprochen, das ebenso wie «good day» als Innovation lanciert wurde. Welche Bilanz lässt sich nach den ersten Monaten ziehen?

Jogurtpur hat sich über Plan entwickelt. Das ist sehr erfreulich. Aus diesem Grund haben wir soeben drei neue Sorten lanciert: Schokolade, Kaffee und Haselnuss. Der Launch von good day erfolgte einige Wochen nach Jogurtpur. Deshalb ist es noch zu früh für eine zuverlässige Aussage.

Keine Zusatzstoffe, weniger Zucker, weniger Fett – folgen diesem Wellbeing-Trend weitere Innovationen aus dem Hause Emmi?

Innovation und Qualität sind strategische Erfolgspositionen mit hoher Priorität. Wir legen den Fokus aber nicht nur auf komplett neue Konzepte, sondern wollen bestehende auch weiterentwickeln. Bestes Beispiel dafür ist Emmi Caffè Latte mit den Neuheiten „Mr. Big“. Oder aber unsere internationale Jogurtmarke Onken, die in Deutschland und Grossbritannien um Sondereditionen wie „Zitrone/Buttermilch“ oder „Aprikose/Honig“ sowie ein Müesli erweitert wurde. Auch bei den italienischen Desserts von Bontà Divina sind wir stets am Tüfteln. Aber alles zu seiner Zeit.

«Inklusive Akquisitionen erwarten wir ein Umsatzwachstum von acht bis zehn Prozent auf Konzernstufe.»

Die starke Umsatzdynamik lässt auch auf ein erfolgreiches zweites Halbjahr hoffen. Von welcher Entwicklung gehen Sie aus?

Wir rechnen für das Geschäftsjahr 2013 mit einer sich kaum verändernden Marktsituation. Inklusive Akquisitionen erwarten wir ein Umsatzwachstum von acht bis zehn Prozent auf Konzernstufe. Mit dieser Prognose liegen wir leicht über unseren Vorgaben vom Frühjahr. Grund sind die beiden Akquisitionen aus dem ersten Halbjahr: Studer Käse und Rachelli.

Herr Riedener, wir danken Ihnen für das Interview.

Zur Person:

Urs Riedener (Jg. 1965)
Nach seinem Studienabschluss als lic. oec. HSG an der Hochschule St. Gallen 1992 mit Fachrichtung Marketing war Urs Riedener als Assistant Brand Manager bei Jacobs Suchard in Neuenburg und zuletzt als Group Brand Manager bei Kraft Jacobs Suchard in Zürich tätig. Von 1995 bis 2000 war er bei Lindt & Sprüngli, national und international, in verschiedenen Führungsfunktionen, zuletzt als National Sales Manager und Mitglied der Geschäftsleitung Schweiz engagiert. Bis zu seinem Wechsel in die Emmi Gruppe im März 2008 war Urs Riedener Leiter Marketing und Mitglied der Generaldirektion des Migros-Genossenschafts-Bunds in Zürich. 2007 absolvierte er das Executive Program der Stanford Graduate School of Business in Kalifornien (USA ).

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