Volker Clausen, CEO Orca Dive Clubs.
Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Clausen, am 21. August 2003 erreichten Sie zusammen mit Manfred Führmann und Chris Ullmann einen Weltrekord mit einem Rebreather-Gerät (Buddy Inspiration), mit einer erreichten Tiefe von 224.5 Metern? Was war damals Ihre Motivation für den nicht risikolosen Tauchgang und welche Erkenntnis ist Ihnen davon geblieben?
Volker Clausen: Am Anfang war einfach nur ein Tauchgang auf 200 Meter geplant. Dass es ein Rekord werden soll und dass ein Filmteam von Pro 7 dabei sein würde, hat sich so erst nach und nach entwickelt. Die Motivation war einfach mal die 200 Meter Grenze zu erreichen. Ich habe es bis heute nicht bereut und würde es jederzeit wieder tun.
Der Aufwand für den Rekord damals war beachtlich. Vier Boote, 17 Rettungstaucher, zahlreiche Hilfspersonen im und über dem Wasser, fast hundert Zylinder mit unterschiedlichen Gasgemischen. Alle drei Taucher mussten ihre defekten Rebreather während des Tauchgangs austauschen. Mit den Geräten kann man also gar nicht so tief tauchen?
Doch, man kann schon mit den Geräten so tief und noch tiefer Tauchen, wir hatten damals nur übersehen, dass in dem Buzzer ein ganz kleiner, abgeschlossener Hohlraum ist. Dieser hat an der Oberfläche nur ca. 1 bar Druck. Das war das Problem, in ca. 190 Metern ist das Plastikgehäuse geplatzt und ein paar Tropfen Wasser haben die Elektronik lahmgelegt.
«Die Motivation war einfach mal die 200 Meter Grenze zu erreichen. Ich habe es bis heute nicht bereut und würde es jederzeit wieder tun.» Volker Clausen, CEO Orca Dive Clubs
In der Zeit seit dem Rekordtauchgang hat eine rasante Entwicklung der geschlossenen Systeme (CCR, Closed Circuit Rebreather) stattgefunden. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Entwicklungen und welche Neuerungen sollten in nächster Zeit dazu kommen?
Die Geräte sind im laufe der Jahre immer sicherer geworden und die Bedienung einfacher. Ich glaube auch, dass das Rebreather Tauchen mehr und mehr das Sporttauchen erobern wird.
Vom 21. bis zum 28. Juni 2012 findet in Safaga, Ägypten, der 3. Internationale Rebreather Anlass statt, den Ihr Unternehmen ORCA zusammen mit weiteren Sponsoren veranstaltet. Was ist das Ziel des Anlasses und wie viele Teilnehmer erwarten Sie?
Das Ziel ist, so viele Rebreather Hersteller oder Hersteller von Computern oder von Geräten, die mit dem Rebreather Tauchen zu tun haben, wie möglich für den Event zu gewinnen. Das gibt Tauchern die Möglichkeit, das eine oder andere Gerät zu testen. Oder auch ganz einfach Reberather Tauchern die Möglichkeit zu bieten, mit Gleichgesinnten für eine Woche zusammen zu sein.
Das Unternehmen Poseidon bietet mit dem Discovery einen Rebreather an, der auch für Anfänger im Sporttauchbereich geeignet sein soll. Wunschdenken oder eine echte Alternative für Tauchanfänger?
Nein, das ist kein Wunschdenken, sondern schon Realität und eine phantastische Alternative für Tauchanfänger. Ich bin aber trotz aller Einfachheit und Sicherheit, die gerade das MK 6 von Poseidon bietet, der Meinung, dass zumindest ein paar Grundvoraussetzungen (Maske entwässern, Tarieren etc. ) mit der „Flasche“ erlernt werden sollten.
«Ich glaube auch, dass das Rebreather Tauchen mehr und mehr das Sporttauchen erobern wird.»
Ein reales Hindernis beim Tauchen mit Rebreathern sind die hohen Anschaffungs- und Wartungskosten (ein Gerät kostet zwischen 7‘000 CHF – 11‘000 CHF). Um dem entgegenzuwirken haben Sie den „Rebreather-Pool“ geschaffen. Wie funktioniert das und wie ist die Akzeptanz des Angebotes?
Der Rebreather – Pool funktioniert ganz einfach; Der zertifizierte Rebreather Taucher geht ganz einfach auf die Rebreather Pool Webseite (www.rebreather-pool.com) und kann dann einen Rebreather auf einer Orca Basis in Ägypten mieten. Der Preis für 6 Tage beträgt 180.- EUR. So langsam setzt sich die Idee auf dem Tauchmarkt durch und ich denke, da jetzt auch Rebreather Tauchen für Sporttaucher möglich gemacht wird, dass der Pool noch mehr Nachfragen bekommt.
Vor der politischen Krise in Ägypten haben sich Ihre Tauchbasen an der Soma Bay und in Safaga zu den weltweit anerkanntesten Zentren des Rebreather-Tauchens entwickelt. Wie hat sich die Krise auf Ihre Tauchbasen ausgewirkt und wie beurteilen Sie die künftige Entwicklung?
Wir merken das natürlich, dass Ägypten noch mitten in einer Krise steckt. Wir haben so 20% weniger Gäste als vor der Revolution. Ich kann nicht viel zu der künftigen Entwicklung in Ägypten sagen, wir hoffen natürlich alle, dass sich nach den Präsidentschaftswahlen die Lage in Ägypten stabilisiert.
«Ich bin zuversichtlich, dass die Kombination von Hotel und Tauchbasis in einer Hand sehr gut bei den Gästen ankommt.»
Die weltweit grösste Organisation für das Sporttauchen, PADI (Professional Association of Diving Instructors) hat das Tauchen mit Rebreathern ebenfalls entdeckt und bietet neu auch Kurse dafür an (Discover Rebreather, Rebreather Tauchen, Advanced Rebreather…). Sehen Sie schon Ergebnisse dieser Initiative?
Dass PADI mit Rebreather Kursen für Sporttaucher angefangen hat, merken wir noch nicht besonders. Es wird wahrscheinlich noch eine Zeitlang dauern, bis man fühlbare Ergebnisse erwarten kann. Auch die sehr bekannte Organisation SSI wird demnächst ein Sporttaucher-Programm für das Poseidon MK 6 auf den Markt bringen und damit den Markt noch weiter beleben.
Tauchen ist seit Jahren ein wachsender Zweig der Freizeitindustrie. Trotzdem haben es nur ganz wenige Betreiber von Tauchbasen geschafft, eine weltweite Präsenz und signifikante Grösse zu erreichen, wie dies in anderen Segmenten der Fall ist (Hotellerie, Reiseunternehmen, Gerätehersteller). Was ist der Grund dazu und welche Pläne haben Sie selbst mit Ihrem Unternehmen, den Orca Dive Clubs?
Ich vermute, die meisten Basenbetreiber sind ganz einfach mit dem was sie erreicht haben zufrieden, sie haben irgendwie ihr Hobby zum Beruf gemacht und das reicht ihnen wahrscheinlich.
«Wir merken das natürlich, dass Ägypten noch mitten in einer Krise steckt. Wir haben so 20% weniger Gäste als vor der Revolution.»
Im Coral Garden haben wir unser erstes Hotel angemietet und betreiben dieses und die Tauchbasis in eigener Regie. Ich bin zuversichtlich, dass die Kombination von Hotel und Tauchbasis in einer Hand sehr gut bei den Gästen ankommt. Unser Ziel in den nächsten Jahren wird sein, noch ein paar dieser Kombinationen für unsere Gäste aufzubauen.
Zum Schluss des Interview haben Sie noch zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?
Gesundheit und dass möglichst viele Menschen genau so viel Spass am Reberather Tauchen haben wie ich.
Der Gesprächspartner:
Volker Clausen ist seit über 40 Jahren begeisterter Taucher und hat in dieser Zeit sowohl als Inhaber eines Tiefenweltrekordes (224.5 Meter mit Rebreather) als auch als Geschäftsmann die Tauchszene geprägt.
– 1985: Erste Tauchbasis in Kusadasi/Türkei
– 1987: Weitere Tauchbasis in Kas / Türkei, in den Wintermonaten Job als Tauchlehrer auf Batala und Maya Fushi / Malediven
– 1991: Erste Orca Basis in Hurghada
– 1995: Orca Basis Safaga
– 2001: Orca Basis in Hamata
– 2004: Orca Basis El Gouna
– 2005: Orca Basis Dahab
– 2007: Orca Basis in Mauritius & Kapverden & Soma Bay
– 2008: Weitere Basis in Hamata & Coral Garden
– 2009: Orca Basis in Bali & Türkei
– 2010: Orca Basis Tulip (Ägypten)
– 2011: Orca Basis Flores / Komodo
Das Unternehmen:
Die Orca Dive Clubs IDC Egypt LTD wurde 1991 gegründet und hat den Hauptsitz in Hurghada (Ägypten). Das Unternehmen beschäftigt rund 140 Mitarbeitende auf Tauchbasen in Ägypten, der Türkei, auf Bali, Mauritius und den Kapverdischen Insel. Der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit liegt mit acht Tauchbasen in Ägypten. Die Orca Dive Clubs setzen Qualitäts-Massstäbe bei der Ausbildung, der Sicherheit und der Erschliessung neuer Technologien und Geschäftsfeldern (Rebreather Tauchen, Kombination von Tauchbasis und Hotellerie).