Yannick Moser, Co-Founder und Geschäftsführer Padelta, im Interview
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Moser, die Geschichte des Padel reicht gut 50 Jahre zurück. Die Sportart war bis vor wenigen Jahren vor allem in Spanien und in Südamerika bekannt. Mittlerweile ist Padel auch in der Schweiz der Trendsport schlechthin. Woher rührt der Boom?
Für mich bringt Padel drei Erfolgsfaktoren mit sich: Erstens die tiefen Eintrittshürden. Padel hat zwei Eigenschaften, die einen einfachen Zugang zum Sport ermöglich: Einen Schläger ohne Saiten und Rahmen sowie dass der Aufschlag von unten gespielt wird. Dank diesen Eigenschaften kann Padel ohne grosse Affinität zum Racketsport oder Kurslektionen gespielt werden. Je einfacher ein Sport ist, desto höher ist auch der Spassfaktor. Zweitens würde ich die steile Lernkurve nennen. Bereits nach den ersten Matches kommt es zu immer längeren und spektakuläreren Ballwechseln. Die Spieler verbessern sich schnell und können sich so mit neuen Spielern messen. Drittens ist die Interaktion/Community sehr wichtig. Padel spielt man immer zu viert. Dadurch ist es ein sehr sozialer Sport, um neue Leute kennenzulernen und sich mit anderen Menschen auszutauschen.
Padelta treibt die Padelta-Entwicklung seit bald drei Jahren stark voran. Sie betreiben in Baden, Thun, Luzern, Zürich und Chur acht Anlagen und in den nächsten Monaten kommen zwei weitere dazu. Gibt es Regionen, in denen die Nachfrage besonders stark wächst?
Da es sich um einen sehr internationalen Sport handelt und im Ausland Padel bereits weiterentwickelt ist, ist die Nachfrage in urbanen Regionen aktuell höher. In Regionen, wo viele Expats wohnen, ist die Nachfrage besonders stark.
«In Regionen, wo viele Expats wohnen, ist die Nachfrage besonders stark.»
Yannick Moser, Co-Founder und Geschäftsführer Padelta
Nach welchen Kriterien geht Padelta bei der Standortwahl vor?
Wir fokussieren uns auf Premium-Locations, welche von unserem Team und unseren Architekten gezielt anhand diverser Parameter ausgesucht werden. Grundsätzlich setzten wir auf urbane Locations, die über gute Auto- bzw. Zuganbindungen verfügen und somit ein grosses Einzugsgebiet aufweisen. Das wichtigste Kriterium ist jedoch, dass die Location ein qualitativ hochwertiges Spielerlebnis ermöglicht. Hier gilt je höher, desto besser. In der Stadt Baden eröffnen wir heute mit 12 Metern eine der höchsten Padel-Hallen Europas. Projekte mit tiefen Hallenhöhen oder mit zu kleinen Säulenraster, wo lediglich Single-Plätze errichtet werden können, werden von Padelta nicht umgesetzt.
Wie sieht die Kostenstruktur beim Bau einer Padelanlage aus?
Die Kosten variieren je nach Projekt sehr stark. Die Beschaffenheit des Bodens, sanitäre und elektrische Anschlüsse, Brandschutzmassen etc. können hohe Kostentreiber darstellen. Die Übernahme einer Tennis-Halle beispielsweise ist mit eher tiefen Kosten verbunden im Vergleich zu einem Projekt wie in Baden, wo in einer alten Industriehalle ein kompletter Garderobenkomplex neu gebaut werden muss.
Inwieweit setzen die hohen Immobilienpreise in der Schweiz dem Wachstum Grenzen?
Die Immobilienpreise sind sicherlich eine Herausforderung für alle Sportanbieter. Bei Padel kommt erschwerend die benötige Kubatur dazu. Bei einem Neubau verlieren Eigentümer meist ein Stockwerk, was sich im Preis niederschlägt. Schlussendlich müssen Eigentümer an die Synergien und die dadurch möglichen Partnerschaften glauben, welche eine Sportanlage mit sich bringt. Mit unseren Best Practice-Beispielen können wir den Eigentümern dies meist klar aufzeigen.
Die Bauweise und das Design von Padel-Plätzen entwickeln sich stetig weiter. Welches sind die auffälligsten Innovationen im Bau?
Dank dem Boom der Sportart gibt es auch immer mehr Anbieter von Padel-Plätzen. Viele setzen den Fokus auf das Design. Bei uns steht hingegen die Qualität sowie die persönliche Beziehung mit unserem Produzenten im Vordergrund. Innovationen gibt es mehr im Bereich des Spielerlebnisses. Hier setzten wir beispielsweise auf ein innovatives Kamerasystem und Bildschirme, wo die Spieler die Punkte zählen sowie Highlights markieren können. Diese können nach dem Spiel via App angeschaut und geteilt werden.
«Ein Grossteil der Anlagen in der Schweiz ist automatisiert geführt, oftmals auch ohne Personal in den Peak-Zeiten. Mittelfristig sind wir der Meinung, dass sich dieses Konzept nicht durchsetzen wird.»
Reicht es mittlerweile, Padel-Anlagen zu erstellen und diese füllen sich von selbst? Oder ist die Aktivierung von Spielern nach wie vor wichtig?
Aktuell besteht sicherlich ein Nachfrageüberschuss, vor allem in gewissen Regionen. Ein Grossteil der Anlagen in der Schweiz ist automatisiert geführt, oftmals auch ohne Personal in den Peak-Zeiten. Mittelfristig sind wir der Meinung, dass sich dieses Konzept nicht durchsetzen wird. Langfristig braucht es für einen erfolgreichen Padel-Betrieb mehr als nur Plätze. Hier setzen wir den Fokus auf das Erlebnis neben dem Platz. Gastronomie, Events, Aktivitäten, Turniere und die besten Trainingsmöglichkeiten sind wichtige Merkmale für einen qualitativ hochwertigen Club. Unsere Anlagen sollen nicht nur Spielstätten, sondern auch Treffpunkte für die Padel-Community sein. Ohne die Investition in Personal ist dies nicht umsetzbar. Aus diesem Grund haben wir bereits vor drei Jahren unser Konzept entsprechend aufgegleist und schon heute werden unsere Kunden auch in Off-Peak Zeiten von unserem Personal begrüsst und begleitet.
Zuletzt hat sich Padelta als Ankermieter im Bauprojekt Green Spin in Winterthur verpflichtet. Hier werden Sie nicht nur fünf Padelplätze, sondern auch einen Fitnessbereich und ein Lounge-Café realisieren. Ist dies auch an anderen Standorten eine Möglichkeit, Einnahmequellen abseits der Padel-Platzmiete zu realisieren?
Wir wollen ein einzigartiges Erlebnis auf und neben dem Platz kreieren. Je nach Location lässt sich der Business-Case durch weitere Einnahmequellen gezielt erweitern. Seit der Gründung von Padelta setzen wir stark auf Events. Mittlerweile haben wir ein eigenes Event-Team mit hauseigenen Köchen. Gerade diese Einnahmequelle wird immer grösser und soll an zukünftigen Standorten, wenn möglich, zusammen mit der Gastronomie ausgebaut werden.
«Wir wollen ein einzigartiges Erlebnis auf und neben dem Platz kreieren. Je nach Location lässt sich der Business-Case durch weitere Einnahmequellen gezielt erweitern.»
Wie sieht Ihre Vision für das künftige Wachstum von Padel hierzulande aus? Welches Potenzial besteht hinsichtlich der Anzahl Anlagen und der Zahl der Spielerinnen und Spieler?
Das Wachstumspotenzial ist gross. Aktuell befinden wir uns immer noch in den Kinderschuhen. Es wird von entscheidender Bedeutung sein, dass der Sport in den nächsten 18 Monaten professionalisiert wird und auch im Leistungsbereich ein Schritt nach vorne gemacht wird. Die Zahl der Spielerinnen und Spieler wird in den nächsten 24 Monaten enorm wachsen. Erst kürzlich würde die Marke von 1000 lizenzierten Spielern geknackt – im Vergleich dazu weist der Tennissport über 50’000 lizenzierte Spieler aus.
Auch die Anzahl Plätze wird stark ansteigen. Es wird sich zeigen, bei wie vielen Plätzen der Markt in der Schweiz gesättigt ist. Hier gilt es auch die Entwicklung der Single-Plätze zu beobachten. In den letzten Jahren wurden Single-Plätze entwickelt, welche weniger breit sind und so ungenützte Flächen in Anlagen füllen können. Da Padel traditionell zu viert auf Double-Plätzen gespielt wird, handelt es sich hier um einen anderen Sport, welcher auch von den Verbänden nicht gefördert wird. Die Schweiz hat verglichen mit dem Ausland einen sehr hohen Anteil an solchen Plätzen. Wir verzichten bewusst auf Single-Plätze.
Als Marktführer verfolgen wir eine konsequente Wachstumsstrategie. Wir setzen dabei aber klar auf Qualität vor Quantität. Finden wir spannende Opportunitäten für Premium-Locations, werden wir diese umsetzen.
«Es wird von entscheidender Bedeutung sein, dass der Sport in den nächsten 18 Monaten professionalisiert wird und auch im Leistungsbereich ein Schritt nach vorne gemacht wird.»
Das Beispiel Schweden zeigt, dass man auch zu schnell wachsen kann. Mittlerweile sind dort hunderte Plätze wieder abgebaut worden. Wie kann dieses Szenario hierzulande vermieden werden?
Wie eingangs von Ihnen erwähnt, besteht aktuell oftmals die Meinung, dass sich Padel-Hallen von alleine füllen. Aktuell mag dies stimmen, aber langfristig wird sich auch in der Schweiz der Markt sättigen. Aufgrund der Herausforderungen rund um die Location-Suche wird dies aber noch eine Weile dauern. Schweden hat vor allem während der Pandemie den Markt komplett übersättigt. Am Ende resultierten pro Einwohner mehr Plätze als in Spanien, wo der Padel seit Jahrzehnten ein Nationalsport ist. Wir haben uns vor Ort selbst ein Bild davon gemacht und unsere Schlüsse daraus gezogen. Es wird spannend sein, bei welcher Anzahl der Schweizer Markt gesättigt sein wird. Hierbei sind wir sicherlich mehr Realisten als Opportunisten und setzen auf ein gesundes Wachstum.
Nochmals zum grossen Erfolg von Padel in Spanien. Dort ist Padel einerseits Sport, andererseits auch sozialer Treffpunkt, getragen von einer gut organisierten Gemeinschaft. Orientieren Sie sich bei Padelta am «Vorbild» Spanien?
Nach der Gründung war für mich sofort klar, dass wir Padel Know-how benötigen. Zum Glück konnten wir einen in der Schweiz ansässigen Top-Spieler und ausgebildeten Coach für Padelta gewinnen. Heute ist er unser Head of Sport und kennt den Padelsport national und international besten. Seine Erfahrungen aus Spanien im Bereich Socializing und Bildung einer Community haben unsere Entwicklung massgeblich mitgeprägt. Heute orientieren wir uns grundsätzlich nicht an Ländern, sondern an Best-Practice Beispielen aus der gesamten Welt. Mittlerweile pflegen wir zu vielen ausländischen Top-Clubs einen regelmässigen Austausch, um Wissen zu transferieren.
Wie bewerten Sie die zunehmende Beliebtheit von Padel in den Medien und bei Sponsoren?
Gerade im Bereich Sponsoring bewegt sich der Markt immer stärker. Für das neue Jahr konnten wir mit Rivella und Emmi zwei renommierte Schweizer Brands als nationale Partner gewinnen. Vor 1.5 Jahren haben wir für den Commercial Bereich eine Fachperson angestellt, da auch das Partner-Management immer umfassender und wichtiger wird. Dieser Entscheid zahlt sich mittlerweile vollkommen aus. Auch die Medien-Anfragen nehmen immer mehr zu. Man merkt, dass sich die Menschen für den Sport immer stärker interessieren. Während unserem Pop-up im Puls 5 mitten in der Stadt Zürich hatten wir eine sehr starke Medienpräsenz. Vor allem als Nino Niederreiter, unser Co-Owner, mit Freunden ein Promi-Match durchführte.
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