Accenture: 80% der Schweizer Versicherten sind bereit, ihre Daten mit Krankenversicherungen zu teilen

Accenture: 80% der Schweizer Versicherten sind bereit, ihre Daten mit Krankenversicherungen zu teilen
(Bild: Unsplash)

Zürich – Eine Umfrage des Beratungsunternehmens Accenture zeigt, dass sowohl Führungskräfte und Branchenexperten der Krankenversicherungsbranche als auch Konsumenten Digital Health als prioritäres Thema sehen, das sie auch in Zukunft beschäftigen wird.

Laut Umfrage investieren Führungskräfte am häufigsten in Kundenportale, Applikationen (z.B. mobile Gesundheitscoachs) und Plattformen. Im Zusammenhang mit diesen Themen stellen sich v.a. in den folgenden Bereichen Fragestellungen und Herausforderungen:

Strategie & Differenzierung

  • Welche Ziele sollen mit Digital Health erreicht werden?
  • Welche Partnerschaften werden für die Realisierung der Ziele benötigt?
  • Wie können wir uns mit unserem Digital-Health-Angebot gegenüber unseren Wettbewerbern differenzieren?

Skills & Organisation

  • Welche Kompetenzen müssen intern vorhanden sein/aufgebaut oder via externe Partner ergänzt werden?
  • Wo und wie sollten wir unsere Digital-Health-Kompetenzen in unserer Organisation aufbauen?

Service Portfolio Scope

  • Haben wir eine klare/kohärente Gesamtstrategie für unser (geplantes) Digital-Health-Service-Portfolio (z.B. wo nützen wir Eigenentwicklungen, wo Drittplattformen)?
  • Was ist der genaue Umfang/das Angebot der jeweiligen Portale, Apps usw.?

Finanzen

  • Wer übernimmt die Kosten des Plattformbetriebs, der Kundenakquise und der Incentivierung der Kunden und Leistungserbringer?

Ferner beschäftigen sich Führungskräfte im Zusammenhang mit Digital Health mit Themen wie den Auswirkungen des Metaverse auf die Versicherungsbranche, dem Potenzial einer nationalen Health-Cloud oder einer effektiven digitalen Patientensteuerung.

Grosse Bereitschaft für Digital-Health-Lösungen bei Schweizer Versicherten
Auf Seite der Konsumenten sehen 70% bereits heute einen Mehrwert in Digital-Health-Lösungen. Gerade bei der Verfügbarkeit von Gesundheitsleistungen, Transparenz und Sicherheit im Notfall sehen Konsumenten klare Vorteile. Generell steigt das Vertrauen in digitale Lösungen im Gesundheitsbereich seit einigen Jahren. Krankenversicherer sollten sich daher überlegen, wie sie auf die Erwartungen ihrer Kund:innen in diesem Bereich am besten eingehen können und welche Voraussetzungen (z.B. Partnerschaften, technische Grundlagen) dafür nötig sind.

Auch bei der digitalen Verwaltung von Gesundheitsdaten zeigt eine Mehrheit der Schweizer Versicherten grosses Interesse: 57% der befragten Versicherten sind bereit, ihre Gesundheitsdaten digital zu verwalten – davon verwalten 11% ihre Daten bereits heute digital. Interessant ist dabei die Erwartungshaltung der Versicherten. So erwarten 42%, dass die Krankenversicherungen die Verantwortung für die Datenverwaltung übernehmen und attraktive Angebote bereitstellen. Darüber hinaus sind 40% der Meinung, der Bund und die Kantone sollten die Verantwortung übernehmen; 37% wiederum sehen diese Aufgabe bei den medizinischen Institutionen. Die Erfüllung dieser Kundenerwartungen setzt daher einen Austausch zwischen Krankenversicherern, Bund und Kantonen sowie den weiteren Playern im Gesundheitswesen voraus.

Die Umfrage hat ausserdem ergeben, dass 80% der Konsument:innen bereit sind, ihre Gesundheitsdaten direkt mit den Krankenversicherern zu teilen. Wie aus der nachfolgenden Grafik ersichtlich wird, handelt es sich dabei v.a. um medizinische Daten zu Blutgruppe, Impfungen, Medikamenten und Allergien. Bei Lifestyle-Daten (z.B. Daten zu Fitness, Herzfrequenz und Schlafverhalten) nimmt diese Bereitschaft allerdings deutlich ab. Ausserdem hat sich gezeigt, dass Konsumenten von ihrer Krankenversicherung eine konkrete Gegenleistung erwarten, z.B. in Form einer Prämienreduktion. Krankenversicherer sollten sich hier überlegen, welche datenbasierten Angebote für ihre Kund:innen attraktiv sein könnten und ob der Fokus dabei eher auf medizinisch orientierten oder Lifestyle-Angeboten gelegt werden sollte.

Schliesslich ist auch das Thema digitale Unterstützung für ein selbstbestimmtes Leben im Alter von zentraler Bedeutung für Konsument:innen: 91% stehen diesem Thema offen gegenüber, dies v.a. vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung, steigenden Pflegekosten sowie der Knappheit an Pflegepersonal und -heimen. 75% der Befragten können sich vorstellen, digitale Lösungen für Notfälle (z.B. Sturzerkennung) für sich selbst oder ihre Angehörigen zu nutzen. Weitere Bedürfnisse wurden in den Bereichen medizinische Unterstützung (z.B. automatische Bestellung von Medikamenten) und Unterstützung im Alltag (z.B. Tele-/Videokommunikation mit medizinischem Personal) geäussert. In Anbetracht dieser Kundenbedürfnisse und der aktuellen Marktsituation bieten sich Krankenversicherungen aber auch anderen Akteuren im Gesundheitsmarkt zahlreiche Möglichkeiten in den Bereichen Partnerschaften/Ökosysteme und der Lancierung eigenständiger innovativer Produkte.

Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse meint Dr. Marcel Thom, Studienleiter und Leiter Insurance & Digital Health bei Accenture Schweiz: «Sowohl die Krankenversicherer als auch die Bevölkerung haben grosse Erwartungen an Digital Health. Es gilt hier schnell Lösungen zu erstellen, die einen klaren Mehrwert für Anbieter und Endnutzer bieten.» (Accenture/mc)

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