Georges H. Schmidt, Managing Director Financial Services bei Accenture Schweiz.
Zürich – Die hohe Dynamik im Fintech-Markt hält weiter an. Nach einem starken Wachstum im Jahr 2015 summierten sich die weltweiten Investitionen in Startups aus dem Finanztechnologiebereich im ersten Quartal des Jahres auf 5,3 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht einer Steigerung um 67 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum. Dabei hat sich der Anteil der Investitionen in Europa und Asien auf 62 Prozent nahezu verdoppelt. Dies geht aus einer Analyse des Dienstleistungsunternehmens Accenture hervor.
Damit setzt sich die Entwicklung des Vorjahres fort. Im Gesamtjahr 2015 wuchs das globale Fintech-Investitionsvolumen um 75 Prozent auf 22,2 Milliarden US-Dollar an. Wesentlich dazu beigetragen haben, neben dem US-amerikanischen Fintech-Sektor mit einem moderaten Wachstum von 44 Prozent auf 4,5 Milliarden US-Dollar, vor allem die asiatischen und europäischen Märkte. So stiegen die Investitionen in den Sektor in China um 445 Prozent auf 1,97 Milliarden US-Dollar, gefolgt von Indien mit 1,65 Milliarden.
„Die Innovationsdynamik der Fintech-Szene reicht inzwischen weit über die traditionellen Finanzzentren der Welt hinaus“, sagt George H. Schmidt, Managing Director Financial Services bei Accenture Schweiz. „Neue Wachstumsfelder wie Robotics, Blockchain und das Internet der Dinge sind weniger an einzelne Regionen gekoppelt als vielmehr an die Fähigkeit der Finanzindustrie, gute Ideen zur Verbesserung der Servicequalität und der Realisation von Effizienzpotenzialen aufzugreifen und zu skalieren.“
Disruption versus Kooperation
Dass der Trend zur Zusammenarbeit zwischen traditionellen Finanzinstituten und Fintechs hingeht, belegt die Accenture-Analyse ebenfalls. So haben auf Kooperation ausgerichtete Fintechs gegenüber disruptiven neuen Wettbewerbern in den vergangenen Jahren an Boden gewonnen. Ihr Anteil an der Zahl der Fintech-Transaktionen stieg von 38 Prozent im Jahr 2010 auf 44 Prozent im Jahr 2015. Allerdings zeichnen sich hier deutliche regionale Unterschiede ab. So wuchs der Anteil der Investitionen in kollaborative Spieler in Nordamerika von 40 auf 60 Prozent. In Europa kehrte sich die Entwicklung dagegen um. Hier stieg der Anteil der Investitionen in Disruptoren im gleichen Zeitraum von 62 auf 86 Prozent.
Die Accenture-Analyse zeigt, dass in frühen Entwicklungsphasen sogenannte Disruptoren mit konkurrierenden Geschäftsmodellen dominieren. Mit zunehmender Reife der Fintech-Märkte nehmen jedoch der Anteil der kooperativ ausgerichteten Fintechs und der Grad der Zusammenarbeit mit traditionellen Akteuren über Investitionen, Akquisitionen und Allianzen zu. Ein Beispiel ist das jüngste Engagement der zweitgrössten spanischen Bank BBVA (Banco Bilbao Vizcaya Argentaria) bei Atom, einem „mobile-only“-Spieler im Bankenmarkt. Obwohl der Anteil der Investitionen in kollaborative Fintech-Unternehmen wächst, üben sich die meisten Banken noch immer in Zurückhaltung, was direkte Investitionen in sie betreffen. Im Jahr 2015 lag der Anteil der Transaktionen mit Bankenbeteiligung mit 5 der 22,3 Milliarden US-Dollar Gesamtmarktvolumen bei unter einem Viertel. Dies ist wenig, verglichen mit den 50 bis 70 Milliarden US-Dollar, die Kreditinstitute jedes Jahr in interne Digitalisierungs- und Technologieinitiativen stecken.
„Banken sollten weit stärker externe Fintech-Entwicklungen analysieren und deren Einsatz für das eigene Geschäftsmodell prüfen. Dieser Schritt ermöglicht die Entwicklung digitaler, kundenzentrierter Innovationen und eine signifikante Verbesserung der Wettbewerbsposition“, sagt George H. Schmidt.
Weitere Ergebnisse der Analyse
- In Europa haben sich die Fintech-Investitionen zwischen 2014 und 2015 mehr als verdoppelt (plus 120 Prozent), auf rund 2,9 Milliarden US-Dollar.
- Im asiatisch-pazifischen Raum vervierfachten sich die Investitionen in Fintech-Startups 2015 auf 4,3 Milliarden US-Dollar. Getrieben von einem robusten chinesischen Markt wuchsen die Investitionen im ersten Quartal 2016 um 517 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum an, von 445 Millionen auf 2,7 Milliarden US-Dollar.
- Dagegen verlangsamte sich das Wachstum im nordamerikanischen Markt, wo das Fintech-Investmentvolumen 2015 nur noch um 44 Prozent auf 14,8 Milliarden US-Dollar anstieg. Nach wie vor dominant sind hierbei die USA, in denen sich die Zahl der Transaktionen 2015 um 16 Prozent auf 667 erhöhte.
- Mit zunehmendem Reifegrad des Marktes wächst die Anzahl grossvolumiger Fintech-Deals. 2015 überstiegen 94 Transaktionen ein Volumen von 50 Millionen US-Dollar, im Vergleich zu 52 im Jahr zuvor und lediglich 15 im Jahr 2013.
(Accenture/mc/ps)
Über die Studie
Die Analyse basiert auf Fintech-Investmentdaten von CB Insights. Sie umfasst neben den internationalen Finanzaktivitäten von Venture Capital- und Private Equity-Firmen auch die Engagements von Unternehmen, deren Investment-Einheiten, Hedgefonds, Accelerators sowie staatlich unterstützten Initiativen und Fonds. Der Analysezeitraum reicht von 2010 bis ins erste Quartal 2016. Als Fintechs gelten hierbei Unternehmen, die Technologien rund um die Segmente Banking, Corporate Finance, Kapitalmärkte, Finanzdatenanalyse, Zahlungsverkehr und Personal Finance Management anbieten. Weitere Informationen unter www.fintechinnovationlablondon.co.uk/fintech-evolving-landscape.aspx.
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