Agilita: Frischluft als Service, der Geld und Energie spart

Sandra Völler

Sandra Völler, Geschäftsführerin AGILITA AG. (Foto: zvg)

Wie reduziert man Energie und Kosten, sorgt für frische Luft, und zwar ohne grossen Aufwand? Die Antwort: mit dem «Frischluftmanager». Doch was macht der genau?

Es gibt in der Schweiz und anderswo wohl kaum einen Betrieb, der sich nicht fragen muss, wie man all diese Probleme unter einen Hut bringt: Energie und Kosten sparen, Corona-taugliche Bedingungen sicherstellen, nachhaltiger aufgestellt sein und sich die Möglichkeiten digitaler Innovation zunutze machen.

Die «Mobiliar Arena» in Gümligen bei Bern mit Platz für 2350 Zuschauerinnen und Zuschauer inklusive 1450 Sitzplätze sowie einiger Nebenräume auch für Business-Veranstaltungen wird betrieben von der Stiftung Jugendförderung Sport for Kids. Für den Betrieb der Arena ist frische, gesunde Luft ein zentrales Thema. Beim Bau der Halle 2018 wurde auch eine Lüftungsanlage installiert, und es wurden entsprechende Sollwerte definiert. Doch dieses klassische, statische Vorgehen hat zwei Nachteile: Erstens weiss man nicht genau, wie es um die Luftqualität steht, und das schon gar nicht in Echtzeit. Man spürt es vielleicht, kann auch die Temperatur oder den Kohlendioxidanteil messen, aber wer will schon ständig an den Reglern drehen, um bei maximaler Belegung nicht zu wenig zu filtern und während der Ruhezeiten nicht zu viel?

Dazu kommen meist fixe Intervalle für den Wechsel der Verbrauchsmaterialien, vor allem der Luftfilter. Hier gibt es ein grosses Optimierungspotenzial bei den Energiekosten und der Luftqualität. Denn wechselt man die Filter zu oft, kostet das viel Geld und schont die Umwelt nicht. Wechselt man zu wenig, muss das Lüftungssystem die Leistung hochschrauben und mehr Energie aufwenden, um den eingestellten Luftumsatz zu schaffen, wenn die Filter zunehmend verstopft sind, ähnlich wie bei Staubsaugern. Mit vernetzten Sensoren in Echtzeit messen, visualisieren und alarmieren Die Lösung für dieses komplexe Anforderungsprofil punkto Luftqualität, Energie- und Kostensenkung ist der Einsatz digitaler, innovativer Sensoren im Verbund mit einem Regelsystem, das unzählige Werte der Luftqualität kontinuierlich misst, sie in Echtzeit grafisch darstellt und bei Bedarf sofort nötige Massnahmen anzeigt – sozusagen «das Unsichtbare sichtbar macht».

Die Verantwortlichen der Mobiliar Arena waren sofort bereit, die Tests zu unterstützen, als ihnen die Firma actoVent in Grossaffoltern im Berner Seeland das Projekt präsentiert hatte. actoVent seinerseits kombiniert die Vorteile der digitalen Transformation zum Vorteil seiner Kundschaft mit denen für das eigene Unternehmen. actoVent-Geschäftsführer Franz Penka: «Die Idee war, nicht einfach weiterhin als grosses B2B-Handelsportal für verschiedenste Produkte zu fungieren, sondern sozusagen ‹Frischluft as a Service› anzubieten. Also alle Lieferanten auf einer Plattform einzubinden und unsere Kunden nicht nur mit Einzelprodukten, sondern mit einem Gesamtsystem auszustatten, das den ganzen Lüftungsbetrieb effizienter macht und ihnen viel Arbeit abnimmt.» Die Idee kommt nicht aus dem Nichts: Die Schwesterfirma penka GmbH Luft – Klimatechnik im deutschen Weinstadt bei Stuttgart hat bereits 30 Jahre Erfahrung in der Luft- und Klimatechnik.

actoVent-Geschäftsführer Franz Penka. (Foto: zvg)

Konkret passiert das über den Frischluftmanager von actoVent, einer digitalen Plattform, die alle am Prozess beteiligten Firmen zusammenbringt, die gemessenen Werte in einem Dashboard darstellt und die Prozesse rund um saubere Luft datenbasiert optimiert. Roman Bühler, Hallenmanager der Mobiliar Arena, ist mit dem actoVent-Projekt bisher mehr als zufrieden: «Wir haben nur schon bisher gut 20 Prozent an Energie eingespart – pro Monat verbrauchen wir in den Sommermonaten nur noch 5500 statt 7000 Kilowattstunden.» Der Return on Investment der Halle mit actoVent sei «erstaunlich», ein Weiterausbau wahrscheinlich. actoVent habe hier, so Bühler, vermutlich eine Marktlücke gefunden.

Gebäudeversicherung Bern: «Es lohnt sich!»
Eine weitere actoVent-Kundin ist die Gebäudeversicherung Bern mit Sitz in Ittigen. Dort wurde in einem ersten Schritt ein Stockwerk mit acht Sensoren ausgerüstet, und die Mitarbeitenden können mittels QR-Code am Sensor immer die aktuellen Werte in ihrer Arbeitsumgebung abrufen. Corinne Fleury, Leiterin Innovation und von Hause aus Architektin: «Wir sind stets daran interessiert, Neues auszuprobieren und unser Gebäude energetisch zu optimieren. Durch den geschickten Abgleich von Wärme- und Lüftungserzeugung lässt sich nicht nur eine gesunde und behagliche Arbeitsumgebung erschaffen, sondern auch Energie einsparen.» So werde beispielsweise auch schnell deutlich, wann ein Raum zu warm werde, und die Wärme gehe so sprichwörtlich nicht mehr einfach zum Fenster hinaus.

Wie die schnelle Kundendatenverarbeitung funktioniert actoVent hat die Aufgabe, aus fast einer Million Produkte von über tausend Partnerfirmen für die Kundinnen das jeweils Passende zu organisieren, und das mittels einer einzigen Plattform. Ausserdem müssen sämtliche Kundendaten verarbeitet werden und im Bedarfsfall sofort die Produkte und Servicetechniker zu den Kundinnen gebracht werden. Franz Penka: «Natürlich könnte man das auch mit herkömmlicher IT erledigen. Aber das wäre vom Aufwand her schlicht nicht zu bewältigen. Da wir bereits SAP im Unternehmen nutzen, lag es auf der Hand, mit der SAP-Business-Technology-Platform (BTP) und der HANA-Datenbank zu arbeiten, um unsere Plattform in wenigen Monaten bauen zu können. Und wir wollten nicht ewig auf die ‹perfekte› Lösung warten, sondern zügig und schrittweise live gehen.» Dank der SAP BTP musste die actoVent-Plattform nicht extra aufwendig programmiert werden.

Das Plattform-Geschäftsmodell der Zukunft – auch für KMU
actoVent, das im Mai dieses Jahres bei den Deutschen Digital Awards in Berlin in der Kategorie «Digital Commerce: Innovation & Creative Commerce» mit dem Bronze-Award ausgezeichnet wurde, arbeitet mit AGILITA zusammen. Dieses SAP-Systemhaus in Zürich hilft KMU dabei, SAP-Lösungen nicht nur schnell und effizient umzusetzen, sondern auch Begeisterung dafür zu schaffen, was mit SAP alles möglich ist. So widerspricht Geschäftsführerin Sandra Völler dem Vorurteil, SAP sei nur etwas für die Grossen: «Wir sind der Partner unserer KMU-Kunden in ihrer digitalen Transformation. Wir bringen Ideen, Prozesse und Technologien zu ihnen, die zu Innovationen am Markt führen.» Mit der Service-Plattform des Frischluftmanagers haben AGILITA und actoVent also eine wirklich nachhaltige Lösung marktfähig gemacht. (AGILITA/mc)

Dieser Artikel ist erstmals in der Handelszeitung vom 24.11.2022 erschienen.

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