Seattle – Der weltgrösste Online-Händler Amazon hat den Umsatz im zweiten Quartal trotz hoher Inflation und Rezessionssorgen deutlich gesteigert. Die Erlöse legten im Jahresvergleich um sieben Prozent auf 121,2 Milliarden Dollar (119 Mrd Euro) zu, wie der Konzern am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Der Betriebsgewinn sank zwar von 7,7 Milliarden auf 3,3 Milliarden Dollar, übertraf jedoch die Erwartungen der Experten.
Auch wenn der von der Pandemie beflügelte Shopping-Boom im Internet zu Ende ist, erhöhten Amazons Abo-Dienste die Umsätze um zehn Prozent auf 8,7 Milliarden Dollar. Trotz Preiserhöhungen gelang es Amazon, neue Kunden für seinen Prime-Service mit kostenlosem Versand und Streaming-Diensten anzulocken, die in der Regel deutlich mehr Geld auf der E-Commerce-Plattform ausgeben als andere Nutzer.
Am Finanzmarkt kam der Quartalsbericht gut an, die Aktie stieg nachbörslich zeitweise um mehr als zwölf Prozent. Besonders der Geschäftsausblick auf das laufende Vierteljahr erfreute die Anleger. Amazon stellte ein Umsatzwachstum von bis zu 17 Prozent auf 125 Milliarden bis 130 Milliarden Dollar in Aussicht. Analysten hatten im Schnitt mit einer Prognose von 127 Milliarden Dollar gerechnet.
Quartalsverlust von 2 Mrd USD
Unter dem Strich verbuchte Amazon in den drei Monaten bis Ende Juni einen Nettoverlust von 2,0 Milliarden Dollar. Der Grund war aber, dass eine Beteiligung am Elektroautobauer Rivian um 3,9 Milliarden Dollar abgewertet wurde. Das Unternehmen geriet im allgemeinen Abwärtstrend der Tech-Werte heftig an der Börse unter Druck und hatte Amazon bereits im vorherigen Quartal eine 7,6 Milliarden Dollar schwere bilanzielle Wertkorrektur und rote Zahlen eingebrockt.
Trotz anhaltenden Inflationsdrucks bei Benzin, Energie und Transport mache Amazon Fortschritte bei der Kostenkontrolle, erklärte Vorstandschef Andy Jassy. So sei insbesondere die Produktivität im Lager- und Liefernetzwerk verbessert worden. Letztlich kletterten die Betriebsausgaben gegenüber dem Vorjahreswert um rund zwölf Prozent auf 117,9 Milliarden Dollar. Damit fiel die Zunahme zwar höher als beim Umsatz aus, aber geringer als von Finanzexperten befürchtet.
Das für Amazon wegen seiner hohen Profitmargen äusserst wichtige Cloud-Geschäft mit Speicherplatz und Anwendungen im Internet florierte weiter. Das Flaggschiff Amazon Web Services steigerte die Erlöse um knapp ein Drittel auf 19,7 Milliarden Dollar. Der Betriebsgewinn der Cloud-Plattform nahm um rund 32 Prozent auf 5,7 Milliarden Dollar zu. Amazons immer wichtigeres Online-Werbegeschäft erhöhte die Erlöse um 18 Prozent auf 8,8 Milliarden Dollar. (awp/mc/ps)