Unterpremstätten – Für den Halbleiterhersteller AMS Osram steht nach dem überraschenden Abbruch eines Schlüsselprojekts Ende Februar ein grosser Umbruch an. Die komplette microLED-Strategie soll überarbeitet werden, ein hoher Abschreiber sorgte im ersten Quartal für rote Zahlen. Die Wachstumsaussichten blieben aber positiv.
«Die Branchendynamik in unseren LED-Märkten hat sich mit der Absage des Schlüsselprojekts für microLED verändert», wird CEO Aldo Kamper in der Mitteilung vom Freitag zitiert. AMS Osram will sich nun auf LEDs für die Automobilindustrie konzentrieren und für die 8-Zoll-Fabrik in Malaysia soll ein neuer Mieter gefunden werden.
Von den geplanten Restrukturierungen seien über alle Standorte rund 500 Mitarbeitende betroffen. Sofern sich allerdings rechtzeitig ein neuer Hauptkunde für eine Finanzierung entscheiden sollte, könne die Entwicklung von microLEDs ohne grössere Auswirkungen auf Cashflow und EBIT fortgesetzt werden.
Aktuell soll die angepasste Strategie zu einer starken Verbesserung des Free Cashflows um mehr als 100 Millionen Euro und des bereinigten EBIT um bis zu 100 Millionen in 2025 führen. Im laufenden Jahr könnten allerdings nochmals Transformationskosten von bis zu 70 Millionen anfallen.
Einmalige Kosten führen zu Verlust
Die reinen Zahlen rücken angesichts der anstehenden Restrukturierung fast schon in den Hintergrund. Auf den Umsatz hatte das Ende des Grossprojekts noch keinen Einfluss, dieser sank saisonbedingt um 9 Prozent unter dem Vorjahr bei 847 Millionen Euro. Das bereinigte EBITDA sank um 18 Prozent auf 124 Millionen, die Marge lag mit 14,6 Prozent um 1,7 Prozentpunkte unter dem Vorjahr.
Der bereinigte Betriebsgewinn (EBIT) ging um 13 Prozent auf 44 Millionen zurück. Die passende EBIT-Marge lag mit 5,2 Prozent ebenfalls tiefer als die 5,4 Prozent des Vorjahres.
Unter dem Strich stand ein bereinigter Verlust von 35 Millionen nach einem Gewinn von 6,0 Millionen Euro im Vorjahr. Die einmaligen Kosten für das Ende der microLED-Fabrik beliefen sich auf 700 Millionen Euro. Dies führte zu einem happigen Nettoverlust nach IFRS in Höhe von 710 Millionen Euro nach einem Fehlbetrag von 134 Millionen im Vorjahr.
Aussichten robust
Für die weitere Entwicklung gibt sich AMS soweit zuversichtlich. Für die Halbleitersegmente werde aus dem Automobilsektor eine robuste Nachfrage erwartet. Derweil bleibe die Nachfrage aus Industrie und Medizintechnik schwach, im Konsumgütermarkt sei man vorsichtig optimistisch.
Für das zweite Quartal peilt das Unternehmen einen Umsatz von 770 bis 870 Millionen Euro mit einer bereinigten EBITDA-Marge von 14 bis 17 Prozent an.
Für die zweite Jahreshälfte wird mit einer Verbesserung der Geschäftsaussichten gerechnet. Es sollen weiterhin Aktivitäten, die nicht zum Kerngeschäft gehören, im Umfang von 300 bis 400 Millionen Euro veräussert werden.
Der Cashflow aus Investitionstätigkeit soll nur noch bei 450 Millionen nach bislang erwarteten 700 Millionen liegen. Der Free Cashflow ohne Nettozinszahlungen wird 2024 weiterhin positiv erwartet. (awp/mc/pg)