Unterpremstätten – Der Halbleiter- und Leuchtenhersteller AMS Osram unterzieht sich einer tiefgreifenden Restrukturierung. Das Unternehmen streicht im Halbleitergeschäft einen Geschäftsbereich und nimmt einen Milliardenabschreiber vor. Dies führt zu einem Riesenverlust.
AMS Osram werde sich auf sein profitables Halbleiterportfolio mit intelligenten Sensor- und Emitter-Komponenten konzentrieren, teilte der an der Schweizer Börse kotierte österreichische Konzern am Donnerstagabend überraschend mit. «Das Unternehmen wird sich von nicht zum Kerngeschäft gehörenden und weniger leistungsstarken Bereichen mit einem Umsatz von 300 bis 400 Millionen Euro trennen. Dazu gehören unter anderem passive optische Komponenten.»
Damit werde es im Halbleitergeschäft nur noch zwei Geschäftsbereiche statt bisher drei: Es gibt einen Bereich für Emitter, während sich der andere auf Sensoren und analoge Mixed-Signal-Chips fokussiert. Im Konsumgütergeschäft werde man sich auf jene Technologie-Plattformen konzentrieren, mit denen man sich nachhaltig von der Konkurrenz unterscheiden könne.
Rosskur und Milliardenabschreiber
Grund für die Rosskur sei die Analyse der Aussichten für die verschiedenen Geschäftsfelder. Diese habe insbesondere für die weniger erfolgreichen Geschäfte ergeben, dass deren Prognose neu aufgestellt werden müsse, hiess es weiter. Das habe zu einer Firmenwertabschreibung von 1,3 Milliarden Euro geführt, erklärte der Konzern: «Die Aussichten für unser Kerngeschäft bleiben indes positiv.»
Das Autogeschäft werde weiterhin einen bedeutenden Beitrag zur Profitabilität der Gruppe leisten, hiess es. AMS Osram werde seine führenden Positionen in den Märkten Automotive, Industrie und Medizintechnik (AIM) ausbauen.
Das Umbauprogramm werde das bereinigte EBIT bis Ende 2025 um 150 Millionen Euro verbessern, die Hälfte davon werde bereits im kommenden Jahr erreicht. Dafür werden Einmalkosten von 50 Millionen Euro erwartet.
Das Unternehmen erwartet auf Grund der neuen, tieferen Basisstruktur nun ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 6 bis 10 Prozent in den Jahren 2023 bis 2026. Auf diesem Umsatzniveau und dank des Umbauprogramms will AMS Osram eine jährliche bereinigte operative Marge (bereinigtes EBIT) von etwa 15 Prozent ab 2026 erreichen.
Da der unternehmerische Ansatz auf der Ebene der Geschäftsbereiche gestärkt wird, stutzt das Unternehmen seine Konzernleitung: Diese besteht ab dem 1. Januar nur noch aus Konzern- und Finanzchef.
Riesenverlust unter dem Strich
Im zweiten Quartal hat AMS Osram einen deutlichen Umsatzrückgang von 28 Prozent auf 851 Millionen Euro erlitten. Dazu trug der Verkauf einer Geschäftsfeldes bei.
Der um Sonderfaktoren bereinigte Betriebsgewinn halbierte sich gegenüber dem Vorjahresquartal auf 50 Millionen Euro. Die bereinigte operative Marge schmolz auf 5,9 Prozent nach 8,8 Prozent im Vorjahr.
Ohne die Sonderfaktoren hätte AMS Osram einen bereinigten Reingewinn von 32 Millionen Euro erzielt. Im Vorjahr hatte der Konzern noch einen Verlust von 54 Millionen erlitten.
Aber mit dem Milliardenabschreiber steht nun unter dem Strich insgesamt ein Nettoverlust im zweiten Quartal 2023 von 1,3 Milliarden Euro.
Mit den Zahlen hat AMS Osram die Erwartungen der Analysten bei Umsatz verfehlt, bei der Bruttomarge erfüllt und beim EBIT und bei der EBIT-Marge übertroffen.
Steigende Nachfrage im Auto-Geschäft
Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Auto-Produkten erwartet die Gruppe für das dritte Quartal einen Umsatzanstieg auf 840 bis 940 Millionen Euro. Die bereinigte EBIT-Marge werde voraussichtlich bei 5 bis 8 Prozent liegen.
Für 2024 erwartet das Unternehmen auch einen leicht positiven Free Cash Flow und deutlich reduzierte Investitionen in Sachanlagen verglichen mit dem Vorjahr, sofern sich die Endmärkte stabilisieren. (awp/mc/pg)