Tim Cook reagiert auf Flop mit eigenem Kartendienst.
Cupertino – Apple-Chef Tim Cook hat mitten in einer grossen Produktoffensive die Führungsspitze des Konzerns umgekrempelt. Dabei bekommt Design-Guru Jony Ive noch mehr Macht. Dagegen geht der einflussreiche Chef der iOS-Softwareplattform für iPhone und iPad, Scott Forstall, nach dem misslungenen Start des ersten eigenen Kartendienstes von Apple. Zudem hat sich der aus Grossbritannien geholte Chef der Apple Stores, John Browett, nur wenige Monate gehalten. Der Umbau zeigt, dass Cook die Zügel fest in der Hand hat.
Der Brite Ive, seit der Rückkehr von Gründer Steve Jobs vor 15 Jahren für das Design von Apple verantwortlich, wird nun zur kreativen Schlüsselfigur. Er soll zusätzlich konzernweit für das «Human Interface» zuständig sein – also für die Gestaltung der Software und letztlich das Zusammenspiel von Mensch und Gerät. Ive, der mehrfach durchblicken liess, dass er sich oft zu sehr im Schatten von Jobs fühlte, bekam in der Mitteilung eine ausdrückliche Würdigung.
Cue übernimmt Verantwortung für Kartendienste und Siri
Mit dem Führungsumbau solle die Zusammenarbeit zwischen den Bereichen Hardware, Software und Dienste verbessert werden, teilte Apple mit. Die Aufgaben Forstalls, der 2013 geht, werden entsprechend zwischen mehreren Managern aufgeteilt. So wird der Chef der Online-Plattform iTunes, Eddy Cue, die Verantwortung für die Kartendienste und den persönlichen Assistenten Siri übernehmen.
Öffentliche Entschuldigung
Die Karten, auf die Apple im Herbst mit dem Marktstart des iPhone 5 umstieg, hatten heftige Kritik der Nutzer ausgelöst, weil sie zu fehlerhaft und ungenau sind. Tim Cook entschuldigte sich öffentlich dafür. Forstall trug als iOS-Chef auch die Verantwortung für den Kartendienst. Ihm wurden von Apple-Kennern auch Ambitionen auf den Chefposten nachgesagt. Das Magazin «Bloomberg Businessweek» bezeichnete ihn einmal als «Zauberlehrling» des legendären Apple-Gründers Steve Jobs.
Nun legt Apple die Verantwortung für seine beiden Betriebssysteme – iOS für mobile Geräte und OS X für die Mac-Computer – zusammen. Der bisherige OS-X-Chef Craig Federighi wird auch iOS übernehmen. Die Mac-Software hatte in den vergangenen Jahren immer mehr Anleihen aus der verwandten mobilen Version bekommen, auch weil iPhone und iPad mehr Nutzer als die Macs haben.
Mansfield leitet neue Technologie-Sparte
Hardware-Chef Bob Mansfield, der eigentlich Apple verlassen wollte und von Cook zum Bleiben überredet wurde, leitet künftig eine neugegründete Technologie-Sparte, die für Mobilfunk-Technik und Chip-Entwicklung zuständig sein wird.
Kurzes Gastspiel von John Browett
Apple-Store-Manager Browett kam zu Apple Anfang dieses Jahres von der britischen Elektro-Handelskette Dixons und arbeitete zuvor beim Supermarkt-Konzern Tesco. Er war eine der ersten grossen Personalentscheidungen von Tim Cook nach dem Tod von Gründer Steve Jobs vor gut einem Jahr. Browett sorgte relativ schnell für eine Kontroverse mit Sparplänen für die Apple Stores, die rasch zurückgenommen wurden. Nach einem Nachfolger für ihn werde bereits gesucht, bis dahin werde Cook selbst die Führung übernehmen, hiess es.
Vor Browett war das Apple-Imperium aus mehreren hundert durchgestylten Geschäften monatelang unbesetzt. Ron Johnson, der das Netz der Apple Stores aufgebaut und geleitet hatte, wechselte in den Chefsessel der amerikanischen Warenhaus-Kette J.C. Penney. Dort startete er einen radikalen Neuanfang, der für tiefrote Zahlen sorgte. (awp/mc/pg)