Amtierender Apple-CEO Tim Cook.
New York – 625,5 Millionen Dollar sind auch für Apple kein Pappenstiel: Eine der grössten Patentklagen aller Zeiten hätte den US-Elektronikkonzern beinahe soviel gekostet. Erst in letzter Minute hat ein Richter in Texas das teure Urteil einer Jury gekippt – und Apple damit neben dem Verlust des Geldes auch den Verlust des Gesichts erspart.
«Ganz gleich wie ansprechend eine Partei eine Fassade in ihrem Fall aufbaut, sie ist wertlos ohne das notwendige Fundament», erklärte Richter Leonard Davis am Montag (Ortszeit) in seiner schriftlichen Urteilsbegründung. Die kleine Firma Mirror Worlds hatte Apple vorgeworfen, drei ihrer Erfindungen gestohlen zu haben und in Mac-Computern sowie iPhone-Handys, iPod-Musikspielern und iPad-Tabletcomputern zu benutzen.
Drei Funktionen im Visier
Mirror Worlds hatte die Klage im März 2008 eingereicht; sie drehte sich um drei Apple-Funktionen: Um «Cover Flow», bei der man Fotos oder CD-Cover visuell auf dem Bildschirm «durchblättern» kann, um die Mac-Suche «Spotlight» sowie um das ebenfalls im Mac-Betriebssystem integrierte Backup-Werkzeug «Time Machine». Hinter Mirror Worlds steht der Computerwissenschaftler David Gelernter. Er hatte Anfang der 90er Jahre ein visionäres Buch zur Zukunft der Computertechnik veröffentlicht. Zu trauriger Berühmtheit gelangte er 1993 als Opfer des berüchtigten «Unabombers», der dem damals 38-Jährigen eine Briefbombe schickte. Gelernter erlitt schwere Verletzungen an Bauch, Brust, Gesicht und Händen. (awp/mc/ss)