IBM-CEO Ginni Rometty und Apple-CEO Tim Cook. (Foto: Foto Apple/Paul Sakuma)
Cupertino – Apple will über eine Partnerschaft mit IBM stärker ins Geschäft mit Unternehmen vorstossen. Mehr als 100 neue Apps für iPhone und iPad sollen verschiedene Geschäftsprozess abbilden, wie die einstigen Rivalen am Dienstag ankündigten. IBM wird zudem speziell auf Apple-Geräte angepasste Cloud-Dienste anbieten sowie seinen Kunden iPhones und iPads verkaufen. Die Partner nehmen damit eine Bastion des Windows-Riesen Microsoft ins Visier, die dieser gerade mit seinen neuen Surface-Tablets absichern will.
Es gehe darum, Apples Smartphones und Tablets fest in die Entscheidungsprozesse einzubinden, sagte IBM-Chefin Ginni Rometty der «New York Times». Dafür sollen spezielle Programme zur Auswertung von Firmendaten mit Anbindung an IBMs Cloud-Dienste entwickelt werden. Sie würden im Herbst mit dem Start des neuen Betriebssystems iOS 8 verfügbar sein. Apple-Chef Tim Cook sprach von einem Meilenstein.
«Neu definieren, wie Arbeit erledigt wird»
IBM kann Apple die Tür in Unternehmen weit aufstossen: Der Konzern ist ein wichtiger Anbieter von IT-Diensten und Technik-Ausrüster. Damit könnte es für Apple auch ein wichtiger Vertriebskanal werden. Die Partner scheuen keine grossen Worte: Sie wollen «neu definieren, wie Arbeit erledigt wird». Dabei soll der Fokus auf mobile Geräte den Wandel prägen. Den Unternehmen wird zudem in Kooperation mit IBM Service für Apple-Geräte rund um die Uhr versprochen.
IBM seinerseits verzeichnete zuletzt stagnierende Umsätze und kann neue Impulse gut gebrauchen. Apples Geräte könnten als Zugpferd für den Verkauf von IBM-Diensten dienen. IBM entwickelt im Rahmen seines Programms MobileFirst Software auch für andere Plattformen wie Googles Android – aber der gleichzeitige Verkauf von Apple-Geräten gibt dem iPhone-Konzern eine Sonderstellung.
Einstige Rivalen
Die Partnerschaft ist umso spektakulärer, da Apple einst auf dem Kriegsfuss mit IBM stand. Als Apple ab Mitte der 70er Jahre seine ersten Personal Computer entwickelte, galt das Branchen-Urgestein als übermächtiger Rivale – es war noch nicht absehbar, dass am Ende Microsoft mit Windows die PC-Industrie dominieren würde. Vor 30 Jahren richtete sich Apples legendärer «1984»-Werbespot gegen eine IBM-Diktatur, der junge Gründer Steve Jobs liess sich mit Stinkefinger unter einem IBM-Logo ablichten.
Inzwischen gibt es zwischen dem Geschäft der beiden Unternehmen aber keine Überschneidungen mehr, wie auch Cook und Rometty betonten. IBM gab seine PC-Sparte vor rund einem Jahrzehnt an den chinesischen Konzern Lenovo ab. Apple verkauft zwar seine Geräte an Firmen, bietet aber keine Unternehmenssoftware an. Cook sagte dem Technologie-Blog «Recode», Apple und IBM passten zusammen wie Puzzle-Teile.
Von den Börsianern wurde die Partnerschaft wohlwollend aufgenommen. Die Apple-Aktie legte nachbörslich um 1,55 Prozent zu, für das IBM-Papier ging es um rund zwei Prozent aufwärts. (awp/mc/pg)